Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Wollenstein? verrät. an Sachsen -- kühne Pläne, welche die Macht der Habsburger zertrümmert Daß Wallenstein, als die Dinge zur Krisis trieben, von Pilsen aus mit Über diese letzten Verhandlungen teilt Gädeke eine Reihe von Aktenstücken Daß Wallensteins Pläne für die Evangelischen höchst vorteilhaft waren Gelo Rammel. ') Hildebrand, Ur. 47, 49.
Wollenstein? verrät. an Sachsen — kühne Pläne, welche die Macht der Habsburger zertrümmert Daß Wallenstein, als die Dinge zur Krisis trieben, von Pilsen aus mit Über diese letzten Verhandlungen teilt Gädeke eine Reihe von Aktenstücken Daß Wallensteins Pläne für die Evangelischen höchst vorteilhaft waren Gelo Rammel. ') Hildebrand, Ur. 47, 49.
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Wollenstein? verrät.
an Sachsen — kühne Pläne, welche die Macht der Habsburger zertrümmert
und der Geschichte Deutschlands einen ganz andern Gang gegeben haben würden.
Die Forderung Wallensteins, welche doch wieder den Abbruch der Unterhand¬
lungen herbeiführte, die Evangelischen möchten zunächst mit ihm die Schweden
„herausschmeißen," bestätigt Arnim in Briefen an Oxenstjerna und Thurn vom
16./26. und 17./27. Septembers)
Daß Wallenstein, als die Dinge zur Krisis trieben, von Pilsen aus mit
den Schweden angeknüpft habe, ist nie bestritten worden. Naschin wurde damals
(4. Februar 1634) von ihm zu Bubna nach Halle geschickt, um sich mit diesem
zu Oxenstjerna nach Halberstadt zu begeben, der sich aber erst nach längerm
Sträuben dazu entschloß. Auch der Kanzler wollte nur dann etwas für Wallenstein
thun, wenn er zuvor offen abfiele. Als Raschiu mit dieser Antwort über Dresden
zurückreisen, erfuhr er hier, daß Wallenstein Pilsen schon verlassen, also den
Abfall vollzogen habe; zwei Meilen vor Zwickau erreichte ihn die Nachricht von
der blutigen Katastrophe in Eger.
Über diese letzten Verhandlungen teilt Gädeke eine Reihe von Aktenstücken
mit, die sich besonders auf die Stellung Sachsens, namentlich auf die Sendung
Franz Alberts von Sachsen-Lauenburg uach Pilsen, wo er 8./18. Januar 1634
anlangte, und Arnims beabsichtigte Reise nach Eger 17./27. Februar beziehen.
Man war darnach in Dresden und Berlin über Wallensteins Abfall sehr erfreut,
obwohl das Heer ihn verlassen hatte, traf aber trotzdem keinerlei militärische
Vorkehrungen, um den Herzog und seine Truppen aufzunehmen, und wurde von
seiner Ermordung aufs tiefste erschüttert, denn sie machte allen Friedens-
hvffnungen ein jähes Ende.
Daß Wallensteins Pläne für die Evangelischen höchst vorteilhaft waren
und einen billigen Friede» verhießen, also an sich nicht einer innern Berechtigung
entbehrten, bedarf keiner Bemerkung. Aber ebenso wenig läßt sich doch leugnen,
daß er dabei auch von Ehrgeiz und Rachsucht geleitet wurde und in der That
einen Hochverrat beging, wenn er für sich selbst Böhmen erwerben und die
Armee des Kaisers gegen ihren Kriegsherrn brauchen wollte. Mit diesem Er¬
gebnisse schließt Gädeke seine Ausführungen, welche tue vielumstrittene Frage
nach dieser Seite hin wohl vorläufig zum Abschluß bringen dürften.
Gelo Rammel.
') Hildebrand, Ur. 47, 49.
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