Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Großbnlgcirien. läufer des Nhodvpegebirges gebildet sein und am Schwarzen Meere die Bai Wir glauben aber, die Bulgaren haben diesmal ihre Rechnung ohne den Großbnlgcirien. läufer des Nhodvpegebirges gebildet sein und am Schwarzen Meere die Bai Wir glauben aber, die Bulgaren haben diesmal ihre Rechnung ohne den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196788"/> <fw type="header" place="top"> Großbnlgcirien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_127" prev="#ID_126"> läufer des Nhodvpegebirges gebildet sein und am Schwarzen Meere die Bai<lb/> von Burgas und den Hafen von Sisepvli einschließen. Auch auf dem Wege<lb/> nach dem Ägeischcn Meere hätte das Fürstentum Bulgarien einen bedeutenden<lb/> Schritt nach vorwärts gethan, und der Traum der Bulgaren von der Errichtung<lb/> eines Königreiches Macedonien wäre der Verwirklichung ebenfalls eine gute<lb/> Strecke näher gerückt.</p><lb/> <p xml:id="ID_128" next="#ID_129"> Wir glauben aber, die Bulgaren haben diesmal ihre Rechnung ohne den<lb/> Wirt gemacht, und ihre Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Sie<lb/> könnten sich möglicherweise der Türken erwehren, obwohl dies sehr wenig Wahr¬<lb/> scheinlichkeit für sich hat. Aber sie haben den Einspruch der übrigen Signatar¬<lb/> mächte des Berliner Friedens gegen ihren flagranten Bruch eines völkerrechtlichen<lb/> Vertrages gegen sich, und sie werdeu sich demselben zu beugen und abzuwarten<lb/> haben, was dieselben beschließen und ob sie vielleicht sich bewogen finden werden,<lb/> in Anbetracht der Verhältnisse ihren Wünschen einige Zugeständnisse zu machen<lb/> und an dem 1878 Vereinbarten Abänderungen vorzunehmen, die sie dann dem<lb/> Sultan zur Annahme empfehlen würden. Die Pforte wird, obwohl sie nach<lb/> Artikel 16 des Berliner Friedensvertrnges unstreitig das Recht hat, mit mili¬<lb/> tärischen Mitteln die bisherige Ordnung in Ostrumelien wiederherzustellen, nicht<lb/> interveniren, es sei denn, daß die Signatarmächte jenes Vertrages sie dazu<lb/> auffordern. Sie erwartet von diesen, daß sie den Fürsten Alexander zur Achtung<lb/> seiner Verpflichtungen anhalten werden, und hat dies durch Rundschreiben vom<lb/> 23. September, das sich im übrigen auf eiuen bloßen Protest gegen das Ver¬<lb/> fahren des Fürsten beschränkte, den Höfen ausgesprochen. Die Bulgaren haben<lb/> mit ihrem Vorgehen nicht bloß die Türkei, sondern alle Großmächte verletzt und<lb/> dadurch keine rein türkische, sondern eine europäische Frage geschaffen. Der<lb/> Berliner Vertrag besteht fort, und wenn er eiuer Abänderung bedarf, so haben<lb/> nicht die Bulgaren, sondern die Mächte dieselbe vorzunehmen und zwar im Ein¬<lb/> vernehmen mit dem Sultan. Sie werden sich im Interesse des Friedens und<lb/> des Völkerrechtes, zugleich aber unter Berücksichtigung der Verhältnisse in dem<lb/> Gebieten der Bulgaren über eine passende Lösung der Frage zu verständigen<lb/> haben, und das wird ohne Zweifel gelingen, da allem Anscheine nach bei denen,<lb/> ans welche es zunächst ankommt, guter Wille vorhanden ist. Das gilt auch von<lb/> Rußland. Die Panslawisten mögen dem ostrumelischen Aufstände Vorschub ge¬<lb/> leistet haben, die Regierung aber ist von ihm überrascht worden und hat ihn<lb/> entschieden gemißbilligt und dann durch Nbberusuug der russischen Offiziere, welche<lb/> die bulgarische Armee erheblich schwächen mußte, entschiednen Ausdruck gegeben.<lb/> Wenn sie die Union erstrebt, so will sie dieselbe nicht durch andre, sondern durch<lb/> ihre eigne Initiative zustande bringen und zwar auf diplomatischem Wege.<lb/> Zwischen ihr und dem Fürsten Alexander bestand schon seit Jahren ein An¬<lb/> tagonismus, der es sehr unwahrscheinlich macht, daß sie dessen ehrgeizige Ab¬<lb/> sichten gefördert haben sollte. Ebensowenig endlich sind Dr. Stranzki und die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
Großbnlgcirien.
läufer des Nhodvpegebirges gebildet sein und am Schwarzen Meere die Bai
von Burgas und den Hafen von Sisepvli einschließen. Auch auf dem Wege
nach dem Ägeischcn Meere hätte das Fürstentum Bulgarien einen bedeutenden
Schritt nach vorwärts gethan, und der Traum der Bulgaren von der Errichtung
eines Königreiches Macedonien wäre der Verwirklichung ebenfalls eine gute
Strecke näher gerückt.
Wir glauben aber, die Bulgaren haben diesmal ihre Rechnung ohne den
Wirt gemacht, und ihre Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Sie
könnten sich möglicherweise der Türken erwehren, obwohl dies sehr wenig Wahr¬
scheinlichkeit für sich hat. Aber sie haben den Einspruch der übrigen Signatar¬
mächte des Berliner Friedens gegen ihren flagranten Bruch eines völkerrechtlichen
Vertrages gegen sich, und sie werdeu sich demselben zu beugen und abzuwarten
haben, was dieselben beschließen und ob sie vielleicht sich bewogen finden werden,
in Anbetracht der Verhältnisse ihren Wünschen einige Zugeständnisse zu machen
und an dem 1878 Vereinbarten Abänderungen vorzunehmen, die sie dann dem
Sultan zur Annahme empfehlen würden. Die Pforte wird, obwohl sie nach
Artikel 16 des Berliner Friedensvertrnges unstreitig das Recht hat, mit mili¬
tärischen Mitteln die bisherige Ordnung in Ostrumelien wiederherzustellen, nicht
interveniren, es sei denn, daß die Signatarmächte jenes Vertrages sie dazu
auffordern. Sie erwartet von diesen, daß sie den Fürsten Alexander zur Achtung
seiner Verpflichtungen anhalten werden, und hat dies durch Rundschreiben vom
23. September, das sich im übrigen auf eiuen bloßen Protest gegen das Ver¬
fahren des Fürsten beschränkte, den Höfen ausgesprochen. Die Bulgaren haben
mit ihrem Vorgehen nicht bloß die Türkei, sondern alle Großmächte verletzt und
dadurch keine rein türkische, sondern eine europäische Frage geschaffen. Der
Berliner Vertrag besteht fort, und wenn er eiuer Abänderung bedarf, so haben
nicht die Bulgaren, sondern die Mächte dieselbe vorzunehmen und zwar im Ein¬
vernehmen mit dem Sultan. Sie werden sich im Interesse des Friedens und
des Völkerrechtes, zugleich aber unter Berücksichtigung der Verhältnisse in dem
Gebieten der Bulgaren über eine passende Lösung der Frage zu verständigen
haben, und das wird ohne Zweifel gelingen, da allem Anscheine nach bei denen,
ans welche es zunächst ankommt, guter Wille vorhanden ist. Das gilt auch von
Rußland. Die Panslawisten mögen dem ostrumelischen Aufstände Vorschub ge¬
leistet haben, die Regierung aber ist von ihm überrascht worden und hat ihn
entschieden gemißbilligt und dann durch Nbberusuug der russischen Offiziere, welche
die bulgarische Armee erheblich schwächen mußte, entschiednen Ausdruck gegeben.
Wenn sie die Union erstrebt, so will sie dieselbe nicht durch andre, sondern durch
ihre eigne Initiative zustande bringen und zwar auf diplomatischem Wege.
Zwischen ihr und dem Fürsten Alexander bestand schon seit Jahren ein An¬
tagonismus, der es sehr unwahrscheinlich macht, daß sie dessen ehrgeizige Ab¬
sichten gefördert haben sollte. Ebensowenig endlich sind Dr. Stranzki und die
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