Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Berlin, wie es wächst und verschlingt. Bezirk bald obenan stehen. Noch weiter südlich, die Spree hinauf, geht es aus Was existirt also noch von wirklich freiem, einigermaßen für jedermann zum Berlin, wie es wächst und verschlingt. Bezirk bald obenan stehen. Noch weiter südlich, die Spree hinauf, geht es aus Was existirt also noch von wirklich freiem, einigermaßen für jedermann zum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0424" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197158"/> <fw type="header" place="top"> Berlin, wie es wächst und verschlingt.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1386" prev="#ID_1385"> Bezirk bald obenan stehen. Noch weiter südlich, die Spree hinauf, geht es aus<lb/> den schon angegebenen Gründen langsamer; das Terrain ist hier sozusagen<lb/> vergriffen und darum sehr teuer. Auf dem linken Spreeufer ist Treptow jetzt<lb/> schon so gut wie mit Berlin zusammengewachsen, und mächtig wird daran ge¬<lb/> arbeitet, den gegen Rixdorf hin, sowie zwischen der Hasenhaide und Berlin noch<lb/> vorhandenen Zwischenraum auszufüllen und Kolvnienarme an Köpenick vorüber<lb/> bis hin nach Grünau am Laugen See auszustrecken. Hier muß und kann noch<lb/> einige Entwicklung stattfinden; auf dem Terrain des eigentlichen Südens von<lb/> Berlin aber, zwischen dem Tempelhofer Felde oder dem Kreuzberge und der<lb/> Stadt, ist jetzt schon so gut wie nichts mehr übrig. Dasselbe gilt vom Süd¬<lb/> westen, wo die Strecke bis Schöneberg und bis zum Zoologischen Garten jetzt<lb/> vollständig verschlungen und das Zusammenstoßen mit Charlottenburg bewerk¬<lb/> stelligt ist, sodaß jetzt schon an Ausfüllung des Gebietes bis zur Kaiserstraße,<lb/> die vom Zoologischen Garten her an Wilmersdorf vorüber nach Friedenau und<lb/> Steglitz führt, gearbeitet wird. In dieser Gegend setzt auch der vielbesprochene<lb/> „Kurfürstendamm" an, welcher deu Zoologischen Garten direkt mit dem Grüne-<lb/> wald und dessen schönsten nördlichen Partien (Halensee und Hundekehlensee) in<lb/> Verbindung bringen und sich zu einer prachtvollen Straße ersten Ranges aus¬<lb/> bilden soll; bekanntlich ist die ihn durchziehende Pferdebahn schon im Bau be¬<lb/> griffen. Für das hier gelegene, sowie das gegen Charlotteulmrg hin anstoßende Ter¬<lb/> rain werden jetzt schon die höchsten Preise (1000 bis 1200 Mark pro Quadratrute)<lb/> bezahlt. Von allen Seiten streckt Charlottenburg in dieser Richtung seine Arme<lb/> aus, und es wird nicht mehr viele Jahre dauern, so ist hier bis zum Kurfürsten¬<lb/> damme südlich und bis zur Kaiserstraße westlich alles vergriffen. Nun bleibt<lb/> noch Moabit übrig. Auch hier ist in der Nähe der Stadt, bis zu dem neuen<lb/> kolossalen Justizgebäude, uicht mehr viel vorhanden; westlich gegen Charlotten¬<lb/> burg ist noch Entwicklungsfähigkeit da, aber die Meuge des nicht allzu entlegenen<lb/> Terrains ist doch auch hier schon eine beschränkte geworden. Was noch südlich<lb/> von Moabit, in der Nähe der Spree und des Tiergartens, übrig war, ist eben<lb/> im Begriffe zu verschwinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1387" next="#ID_1388"> Was existirt also noch von wirklich freiem, einigermaßen für jedermann zum<lb/> Kaufe stehendem Terrain? Noch viel im Norden, ziemlich viel im Osten und<lb/> Nordosten, einiges im Südosten (um die Hasenhaide herum und gegen Rixdorf<lb/> hin), einiges im Südwesten (gegen die Kaiserstraße zu) und einiges im Nord-<lb/> Westen (in den hintern Theilen von Moabit); das ist alles. In dem durch<lb/> augenehme und bequeme Lage besonders begünstigten Südwesten ist auch noch<lb/> das Gebiet über die Kaiserstraße hinaus, bis Schmargendorf und Dahlcm, in<lb/> Betracht zu ziehen; dann hört's auf — und der Grünewald fängt an. Nun<lb/> weiß jedermann, daß Norden und Osten diejenigen Richtungen sind, nach denen<lb/> die bauliche Entwicklung nur für die geringeren Bcvölkerungsklassen sich voll¬<lb/> zieht; bei den östlichen Stadtteilen ist dies schon aus dem bekannten Grunde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0424]
Berlin, wie es wächst und verschlingt.
Bezirk bald obenan stehen. Noch weiter südlich, die Spree hinauf, geht es aus
den schon angegebenen Gründen langsamer; das Terrain ist hier sozusagen
vergriffen und darum sehr teuer. Auf dem linken Spreeufer ist Treptow jetzt
schon so gut wie mit Berlin zusammengewachsen, und mächtig wird daran ge¬
arbeitet, den gegen Rixdorf hin, sowie zwischen der Hasenhaide und Berlin noch
vorhandenen Zwischenraum auszufüllen und Kolvnienarme an Köpenick vorüber
bis hin nach Grünau am Laugen See auszustrecken. Hier muß und kann noch
einige Entwicklung stattfinden; auf dem Terrain des eigentlichen Südens von
Berlin aber, zwischen dem Tempelhofer Felde oder dem Kreuzberge und der
Stadt, ist jetzt schon so gut wie nichts mehr übrig. Dasselbe gilt vom Süd¬
westen, wo die Strecke bis Schöneberg und bis zum Zoologischen Garten jetzt
vollständig verschlungen und das Zusammenstoßen mit Charlottenburg bewerk¬
stelligt ist, sodaß jetzt schon an Ausfüllung des Gebietes bis zur Kaiserstraße,
die vom Zoologischen Garten her an Wilmersdorf vorüber nach Friedenau und
Steglitz führt, gearbeitet wird. In dieser Gegend setzt auch der vielbesprochene
„Kurfürstendamm" an, welcher deu Zoologischen Garten direkt mit dem Grüne-
wald und dessen schönsten nördlichen Partien (Halensee und Hundekehlensee) in
Verbindung bringen und sich zu einer prachtvollen Straße ersten Ranges aus¬
bilden soll; bekanntlich ist die ihn durchziehende Pferdebahn schon im Bau be¬
griffen. Für das hier gelegene, sowie das gegen Charlotteulmrg hin anstoßende Ter¬
rain werden jetzt schon die höchsten Preise (1000 bis 1200 Mark pro Quadratrute)
bezahlt. Von allen Seiten streckt Charlottenburg in dieser Richtung seine Arme
aus, und es wird nicht mehr viele Jahre dauern, so ist hier bis zum Kurfürsten¬
damme südlich und bis zur Kaiserstraße westlich alles vergriffen. Nun bleibt
noch Moabit übrig. Auch hier ist in der Nähe der Stadt, bis zu dem neuen
kolossalen Justizgebäude, uicht mehr viel vorhanden; westlich gegen Charlotten¬
burg ist noch Entwicklungsfähigkeit da, aber die Meuge des nicht allzu entlegenen
Terrains ist doch auch hier schon eine beschränkte geworden. Was noch südlich
von Moabit, in der Nähe der Spree und des Tiergartens, übrig war, ist eben
im Begriffe zu verschwinden.
Was existirt also noch von wirklich freiem, einigermaßen für jedermann zum
Kaufe stehendem Terrain? Noch viel im Norden, ziemlich viel im Osten und
Nordosten, einiges im Südosten (um die Hasenhaide herum und gegen Rixdorf
hin), einiges im Südwesten (gegen die Kaiserstraße zu) und einiges im Nord-
Westen (in den hintern Theilen von Moabit); das ist alles. In dem durch
augenehme und bequeme Lage besonders begünstigten Südwesten ist auch noch
das Gebiet über die Kaiserstraße hinaus, bis Schmargendorf und Dahlcm, in
Betracht zu ziehen; dann hört's auf — und der Grünewald fängt an. Nun
weiß jedermann, daß Norden und Osten diejenigen Richtungen sind, nach denen
die bauliche Entwicklung nur für die geringeren Bcvölkerungsklassen sich voll¬
zieht; bei den östlichen Stadtteilen ist dies schon aus dem bekannten Grunde
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