Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Berlin, wie es wächst und verschlingt. Preßgesetzes den Burschen das Handwerk erschwert wird, welche ihr schamloses Berlin, wie es wächst und verschlingt. is ich im Jahre 1871 zum erstenmale nach Berlin kam, hatte Wie ist es heute? Die Potsdamer Straße, damals jenseits der Pots¬ Berlin, wie es wächst und verschlingt. Preßgesetzes den Burschen das Handwerk erschwert wird, welche ihr schamloses Berlin, wie es wächst und verschlingt. is ich im Jahre 1871 zum erstenmale nach Berlin kam, hatte Wie ist es heute? Die Potsdamer Straße, damals jenseits der Pots¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197154"/> <fw type="header" place="top"> Berlin, wie es wächst und verschlingt.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1377" prev="#ID_1376"> Preßgesetzes den Burschen das Handwerk erschwert wird, welche ihr schamloses<lb/> Gewerbe mittelst der Presse betreiben, so hat doch wahrhaftig kein anständiger<lb/> Mensch einen Grund, die angestrebte Verbesserung des Gesetzes zu bekämpfen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Berlin, wie es wächst und verschlingt.</head><lb/> <p xml:id="ID_1378"> is ich im Jahre 1871 zum erstenmale nach Berlin kam, hatte<lb/> ich auch einen Bestich in der Lützowstraße zu machen. Diese<lb/> existirte also bereits; aber wie? Fertige Häuser, im Entstehen<lb/> befindliche Bauten und wüste Plätze kosten einander in buntem<lb/> Wechsel ab; vollständig bewohnt waren erst einige Gebäude, und<lb/> die Leute, die man dort fand, machten im allgemeinen stark den Eindruck von<lb/> „Trockenwohnern." Der nördlichere Teil, gegen den Tiergarten zu, war natürlich<lb/> noch vollständig öde, und ebenso war an die heute so freundlichen und vornehm<lb/> angehauchten Zwischenstraßen nach dem Landwehrkanal zu noch nicht zu denken.<lb/> Man konnte damals den Kanal westlich bis zur Potsdamer Brücke als Grenze<lb/> des eigentlichen Stadtgebietes betrachten; weiterhin gab es auch auf der nörd¬<lb/> lichen Seite des Kanals, da wo sich jetzt eine ununterbrochene Reihe von<lb/> Prachtstraßen bis zur Höhe des Zoologischen Gartens und darüber hinaus<lb/> hinzieht, wohl verschiedne Straßenansätze, aber noch wenig fertiges und zum<lb/> Beziehen einladendes.</p><lb/> <p xml:id="ID_1379" next="#ID_1380"> Wie ist es heute? Die Potsdamer Straße, damals jenseits der Pots¬<lb/> damer Brücke noch sehr lückenhaft, geht heute ununterbrochen bis nach Schöne¬<lb/> berg hinein, derart, daß die Grenze dieses Ortes gar nicht zu erkennen wäre,<lb/> wenn nicht der Botanische Garten und die prächtige, in weitgedehnten, schattigem<lb/> Parke liegende Villa eines der Schöneberger „Millivuenbauern" sie bezeichnete.<lb/> Rechtwinklig durchschnitten aber wird die Potsdamer Straße jetzt außer von<lb/> der Lützowstraße noch von der Steglitzer, der Kurfürsten-, der Bülow-, der<lb/> Alvensleben-Straße; ein hochentwickeltes System von Verbindungsstraßen ist<lb/> zwischen den vorstehend genannten entstanden, und das ganze ungeheure,<lb/> damals noch größtenteils wüste Gebiet bis zum Zoologischen Garten kann<lb/> als bebaut betrachtet werden. Der Lützowplatz liegt heute „mitten in Berlin,"<lb/> der Magdeburgische Platz an der Lützowstraße ist ein gewaltiger städtischer Ver¬<lb/> kehrsmittelpunkt geworden, und der Kanal geht heute aus einem der vornehmsten<lb/> und schönsten Stadtteile in nächster Nähe des Zoologischen Gartens unmittelbar</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
Berlin, wie es wächst und verschlingt.
Preßgesetzes den Burschen das Handwerk erschwert wird, welche ihr schamloses
Gewerbe mittelst der Presse betreiben, so hat doch wahrhaftig kein anständiger
Mensch einen Grund, die angestrebte Verbesserung des Gesetzes zu bekämpfen.
Berlin, wie es wächst und verschlingt.
is ich im Jahre 1871 zum erstenmale nach Berlin kam, hatte
ich auch einen Bestich in der Lützowstraße zu machen. Diese
existirte also bereits; aber wie? Fertige Häuser, im Entstehen
befindliche Bauten und wüste Plätze kosten einander in buntem
Wechsel ab; vollständig bewohnt waren erst einige Gebäude, und
die Leute, die man dort fand, machten im allgemeinen stark den Eindruck von
„Trockenwohnern." Der nördlichere Teil, gegen den Tiergarten zu, war natürlich
noch vollständig öde, und ebenso war an die heute so freundlichen und vornehm
angehauchten Zwischenstraßen nach dem Landwehrkanal zu noch nicht zu denken.
Man konnte damals den Kanal westlich bis zur Potsdamer Brücke als Grenze
des eigentlichen Stadtgebietes betrachten; weiterhin gab es auch auf der nörd¬
lichen Seite des Kanals, da wo sich jetzt eine ununterbrochene Reihe von
Prachtstraßen bis zur Höhe des Zoologischen Gartens und darüber hinaus
hinzieht, wohl verschiedne Straßenansätze, aber noch wenig fertiges und zum
Beziehen einladendes.
Wie ist es heute? Die Potsdamer Straße, damals jenseits der Pots¬
damer Brücke noch sehr lückenhaft, geht heute ununterbrochen bis nach Schöne¬
berg hinein, derart, daß die Grenze dieses Ortes gar nicht zu erkennen wäre,
wenn nicht der Botanische Garten und die prächtige, in weitgedehnten, schattigem
Parke liegende Villa eines der Schöneberger „Millivuenbauern" sie bezeichnete.
Rechtwinklig durchschnitten aber wird die Potsdamer Straße jetzt außer von
der Lützowstraße noch von der Steglitzer, der Kurfürsten-, der Bülow-, der
Alvensleben-Straße; ein hochentwickeltes System von Verbindungsstraßen ist
zwischen den vorstehend genannten entstanden, und das ganze ungeheure,
damals noch größtenteils wüste Gebiet bis zum Zoologischen Garten kann
als bebaut betrachtet werden. Der Lützowplatz liegt heute „mitten in Berlin,"
der Magdeburgische Platz an der Lützowstraße ist ein gewaltiger städtischer Ver¬
kehrsmittelpunkt geworden, und der Kanal geht heute aus einem der vornehmsten
und schönsten Stadtteile in nächster Nähe des Zoologischen Gartens unmittelbar
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