Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Notizen. Mitgliedern des Vereins sofort mitgeteilt und verfolgt. Es ist zu hoffen, daß schon Ein schönes Zeichen für die Einrichtung und Wirkung der Amtsgerichte ist, Schon haben einige Gemeinden begonnen, sich in der Art selbst zu helfen, Die öffentlichen Kassen mit den Kreditbedürfnisscn der Bauern in geeignete Die ganze Einführung des Vereins ist mit einer Vorsicht geschehen, die auf Die Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin. Bekanntlich war Nun ist das vor kurzem bekannt gemachte Urteil des Preisgerichts doch so aus¬ Kein Unbefangner wird zugeben, daß der Entwurf, welcher den ersten Preis Notizen. Mitgliedern des Vereins sofort mitgeteilt und verfolgt. Es ist zu hoffen, daß schon Ein schönes Zeichen für die Einrichtung und Wirkung der Amtsgerichte ist, Schon haben einige Gemeinden begonnen, sich in der Art selbst zu helfen, Die öffentlichen Kassen mit den Kreditbedürfnisscn der Bauern in geeignete Die ganze Einführung des Vereins ist mit einer Vorsicht geschehen, die auf Die Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin. Bekanntlich war Nun ist das vor kurzem bekannt gemachte Urteil des Preisgerichts doch so aus¬ Kein Unbefangner wird zugeben, daß der Entwurf, welcher den ersten Preis <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197146"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1351" prev="#ID_1350"> Mitgliedern des Vereins sofort mitgeteilt und verfolgt. Es ist zu hoffen, daß schon<lb/> diese Öffentlichkeit der Sache heilsam wirke.</p><lb/> <p xml:id="ID_1352"> Ein schönes Zeichen für die Einrichtung und Wirkung der Amtsgerichte ist,<lb/> daß die meisten Amtsrichter ihre lebhafte Mitwirkung bei der Austilgung jenes<lb/> Krebsschadens zugesagt haben. Sie sind eben die natürlichen Anwälte gegen die<lb/> Wucherer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1353"> Schon haben einige Gemeinden begonnen, sich in der Art selbst zu helfen,<lb/> daß, wenn ein Wucherer eine Versteigerung abhält, niemand hinkommt und niemand<lb/> bietet. Aber das setzt schon eine gewisse Selbständigkeit der armen Leute voraus,<lb/> und der Wucherer reicht mit seiner Macht auch in die Nachbargemeinde hinein.<lb/> So ist denn die moralische und materielle Stärkung der Gemeinden durch den<lb/> Verein noch sehr nötig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1354"> Die öffentlichen Kassen mit den Kreditbedürfnisscn der Bauern in geeignete<lb/> Verbindung zu bringen, sodaß sie „Protokolle" ohne Abzug übernehmen und ähn¬<lb/> liches leisten, wird noch eine schwierige Aufgabe sein und zum Teil eine Umänderung<lb/> der Geschäftsordnung dieser Kassen erfordern. Aber besonders seit durch das Gesetz<lb/> vom 1. Juli dieses Jahres das Hypothekenwescu der Rheinprovinz eine wesentliche<lb/> Verbesserung erfahren hat, wird die Sache nicht mehr zu schwierig sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1355"> Die ganze Einführung des Vereins ist mit einer Vorsicht geschehen, die auf<lb/> rheinischem Boden doppelt geboten war. Alle Politische und religiöse Parteiung<lb/> ist streng beiseite gelassen. Mau weiß hier so gut als anderswo, wer die meisten<lb/> Mitglieder der Wucherzunft stellt. Aber da mau doch keine Kategorien, sondern<lb/> nur Einzelne und von Fall zu Fall verfolgen kann, so ist die Rasseufrage wenig¬<lb/> stens nicht praktisch. Man würde dem Berein eine unwillkommene Färbung ge¬<lb/> geben und ihm geschadet haben, wenn man ihm judenfeindliche Absichten, wenn auch<lb/> uur in der abgeschwächten Form Stöckers, mit ans den Weg gegeben hätte. Alles<lb/> der Art soll fern bleiben, alle »vollen auf neutralem Boden nur auf den einen<lb/> Gegenstand die Augen richten, der sie gemeinsam beschäftigt. So werden sie hoffen<lb/> dürfen, diesen einen Gegner, den Wucher, besonders den landwirtschaftlichen Wucher,<lb/> in alleu seinen Schlupfwinkeln zu entdecken und zu fassen. Es ist ein ziemlich<lb/> neues Stück Arbeit. Desto herzlicher siud unsre Wünsche für ihr Gedeihen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1356"> Die Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin. Bekanntlich war<lb/> man bei der Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin insofern vom Herkömm¬<lb/> lichen abgewichen, als man die Koukurrenzentwürfe, bevor das Preisgericht sein<lb/> Urteil fällte, zwei Wochen lang öffentlich ausstellte. Durch diese Einrichtung, die<lb/> allgemeine Anerkennung fand, sollte der öffentlichen Meinung Gelegenheit geboten<lb/> werden, sich vor der Entscheidung geltend zu machen, die Jury sollte in der Lage<lb/> sein, das öffentliche Urteil bei ihren Beratungen in Erwägung zu ziehen, und es<lb/> schien somit für die Richtigkeit der endgiltigen Entscheidung eine Garantie mehr<lb/> gewonnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1357"> Nun ist das vor kurzem bekannt gemachte Urteil des Preisgerichts doch so aus¬<lb/> gefallen, daß es zu ernsthaften Bedenken Anlaß giebt. Ob oder inwieweit es sich<lb/> mit der öffentlichen Meinung in Berlin in Uebereinstimmung befindet, vermag ich<lb/> nicht zu sagen; in öffentlichen Blättern ist mir eine Kritik über den Spruch der<lb/> Jury uoch nicht zu Gesicht gekommen. Auf jeden Fall aber wäre es nicht eben<lb/> erfreulich, wenn eine solche Uebereinstimmung stattfände.</p><lb/> <p xml:id="ID_1358" next="#ID_1359"> Kein Unbefangner wird zugeben, daß der Entwurf, welcher den ersten Preis<lb/> erhalten hat, auf diesen Preis genügenden Anspruch gehabt habe. Nicht bloß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0412]
Notizen.
Mitgliedern des Vereins sofort mitgeteilt und verfolgt. Es ist zu hoffen, daß schon
diese Öffentlichkeit der Sache heilsam wirke.
Ein schönes Zeichen für die Einrichtung und Wirkung der Amtsgerichte ist,
daß die meisten Amtsrichter ihre lebhafte Mitwirkung bei der Austilgung jenes
Krebsschadens zugesagt haben. Sie sind eben die natürlichen Anwälte gegen die
Wucherer.
Schon haben einige Gemeinden begonnen, sich in der Art selbst zu helfen,
daß, wenn ein Wucherer eine Versteigerung abhält, niemand hinkommt und niemand
bietet. Aber das setzt schon eine gewisse Selbständigkeit der armen Leute voraus,
und der Wucherer reicht mit seiner Macht auch in die Nachbargemeinde hinein.
So ist denn die moralische und materielle Stärkung der Gemeinden durch den
Verein noch sehr nötig.
Die öffentlichen Kassen mit den Kreditbedürfnisscn der Bauern in geeignete
Verbindung zu bringen, sodaß sie „Protokolle" ohne Abzug übernehmen und ähn¬
liches leisten, wird noch eine schwierige Aufgabe sein und zum Teil eine Umänderung
der Geschäftsordnung dieser Kassen erfordern. Aber besonders seit durch das Gesetz
vom 1. Juli dieses Jahres das Hypothekenwescu der Rheinprovinz eine wesentliche
Verbesserung erfahren hat, wird die Sache nicht mehr zu schwierig sein.
Die ganze Einführung des Vereins ist mit einer Vorsicht geschehen, die auf
rheinischem Boden doppelt geboten war. Alle Politische und religiöse Parteiung
ist streng beiseite gelassen. Mau weiß hier so gut als anderswo, wer die meisten
Mitglieder der Wucherzunft stellt. Aber da mau doch keine Kategorien, sondern
nur Einzelne und von Fall zu Fall verfolgen kann, so ist die Rasseufrage wenig¬
stens nicht praktisch. Man würde dem Berein eine unwillkommene Färbung ge¬
geben und ihm geschadet haben, wenn man ihm judenfeindliche Absichten, wenn auch
uur in der abgeschwächten Form Stöckers, mit ans den Weg gegeben hätte. Alles
der Art soll fern bleiben, alle »vollen auf neutralem Boden nur auf den einen
Gegenstand die Augen richten, der sie gemeinsam beschäftigt. So werden sie hoffen
dürfen, diesen einen Gegner, den Wucher, besonders den landwirtschaftlichen Wucher,
in alleu seinen Schlupfwinkeln zu entdecken und zu fassen. Es ist ein ziemlich
neues Stück Arbeit. Desto herzlicher siud unsre Wünsche für ihr Gedeihen.
Die Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin. Bekanntlich war
man bei der Konkurrenz für ein Lutherdeukmal in Berlin insofern vom Herkömm¬
lichen abgewichen, als man die Koukurrenzentwürfe, bevor das Preisgericht sein
Urteil fällte, zwei Wochen lang öffentlich ausstellte. Durch diese Einrichtung, die
allgemeine Anerkennung fand, sollte der öffentlichen Meinung Gelegenheit geboten
werden, sich vor der Entscheidung geltend zu machen, die Jury sollte in der Lage
sein, das öffentliche Urteil bei ihren Beratungen in Erwägung zu ziehen, und es
schien somit für die Richtigkeit der endgiltigen Entscheidung eine Garantie mehr
gewonnen.
Nun ist das vor kurzem bekannt gemachte Urteil des Preisgerichts doch so aus¬
gefallen, daß es zu ernsthaften Bedenken Anlaß giebt. Ob oder inwieweit es sich
mit der öffentlichen Meinung in Berlin in Uebereinstimmung befindet, vermag ich
nicht zu sagen; in öffentlichen Blättern ist mir eine Kritik über den Spruch der
Jury uoch nicht zu Gesicht gekommen. Auf jeden Fall aber wäre es nicht eben
erfreulich, wenn eine solche Uebereinstimmung stattfände.
Kein Unbefangner wird zugeben, daß der Entwurf, welcher den ersten Preis
erhalten hat, auf diesen Preis genügenden Anspruch gehabt habe. Nicht bloß
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