Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Das Malerische in der Plastik. ihm überall die schlimmsten Absichten untergeschoben hat. Von seinen herrlichen Das Malerische in der Plastik. von Hermann Lücke. le Frage nach den Grenzen zwischen Malerei und Plastik, ins¬ Die Grenzen zwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des Reliefs. Rede am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs in der Aula der königlichen technischen Grenzboten IV. 1885. 42
Das Malerische in der Plastik. ihm überall die schlimmsten Absichten untergeschoben hat. Von seinen herrlichen Das Malerische in der Plastik. von Hermann Lücke. le Frage nach den Grenzen zwischen Malerei und Plastik, ins¬ Die Grenzen zwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des Reliefs. Rede am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs in der Aula der königlichen technischen Grenzboten IV. 1885. 42
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Das Malerische in der Plastik.
ihm überall die schlimmsten Absichten untergeschoben hat. Von seinen herrlichen
Gottesgaben, seinem frischen Gottvertrauen, seiner demütigen Bescheidenheit, seinem
gewissenhaften Ernste, seiner Entsngungskraft, seinem reinen Herzen, seiner hohen
Wahrheitsliebe, seiner Menschenfreundlichkeit, dem Bewußtsein des Einheitspnnktes
seiner so verschiedenartigen Bestrebungen, und allen Tugenden, welche die Blüte
einer edeln, guten Seele sind, findet sich in dieser Jnqnisitionsschrift keine Spur;
alle Lichter sind ausgelöscht, alles Hohe ins Gemeine herabgezogen und der
ganze Ton unwürdig, oft possenhaft. So heißt es S. 316, Goethe sei „mit
Schulden und einem sogenannten Korbe" in Weimar angekommen. Wußte
Baumgartner etwa nicht, daß Goethe ein wohlhabender Bürgerssohn, ein Enkel
des Schultheißen war und ehrenvoll in einem herzoglichen Wagen in Weimar
eintraf, versehen mit allem, was zu einer Reise nach Italien erforderlich war?
wußte er nicht, daß Goethe sich mit schwerem Herzen bestimmen ließ, in
Weimar zu bleiben? Selbst daß Lenz und Klinger „Hungerleider" geschimpft
werden, muß jedes edle Herz empören. Auch als Dichter hat Baumgartner
Goethe selten Gerechtigkeit widerfahren lassen, und selbst die Anerkennung,
die er der „Iphigenie" und dem „Tasso" zollt, kommt nicht von Herzen und ist
nicht rein. Erklärt er doch sogar erstere, wie es schon der halbheilige Stolberg
gethan, für keine selbständige Dichtung, obgleich Goethe so frei wie die großen
attischen Dichter die Sage künstlerisch gestaltet und ihr echt christlichen Geist ein¬
gehaucht hat. Baumgartner wirft ihm sogar vor (und er weiß sich viel damit),
er habe „die konkrete patriotisch-religiöse Beziehung der Sage zu einem bestimmten
Heiligtum" aufgeopfert; als ob daran etwas sittliches hinge, und der deutsche
Dichter nicht das höchste Lob verdiente, weil er die Gottheit nicht den Raub
befehlen und beschützen ließ. Doch über derartige Dinge wollen wir mit einem
Recht und Wahrheit höhnenden Gegner des edeln Menschen und großen Dichters
nicht rechten.
Das Malerische in der Plastik.
von Hermann Lücke.
le Frage nach den Grenzen zwischen Malerei und Plastik, ins¬
besondre der Neliefplastik, bildet den Gegenstand einer sehr beach¬
tenswerten, vor nicht langer Zeit publizirten Abhandlung von Guido
Hauck.*) Den nächsten Anlaß zur Erörterung des interessanten
Problems gaben dem Verfasser die pergamenischen Reliefs des Ber¬
liner Museums; er bemerkt gleich zu Anfang der Abhandlung: „Die Forschungen,
Die Grenzen zwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des Reliefs. Rede
am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs in der Aula der königlichen technischen
Grenzboten IV. 1885. 42
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