Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Lin Krieg Englands in Birma. werden können. Kurz, wir befinden uns ans der indochinesischen Halbinsel in Nehmen wir den wahrscheinlichen Fall an, daß, falls der König von Birma Lin Krieg Englands in Birma. werden können. Kurz, wir befinden uns ans der indochinesischen Halbinsel in Nehmen wir den wahrscheinlichen Fall an, daß, falls der König von Birma <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197014"/> <fw type="header" place="top"> Lin Krieg Englands in Birma.</fw><lb/> <p xml:id="ID_881" prev="#ID_880"> werden können. Kurz, wir befinden uns ans der indochinesischen Halbinsel in<lb/> einer Stellung, wo Politik und Handel Hand in Hand gehen."</p><lb/> <p xml:id="ID_882"> Nehmen wir den wahrscheinlichen Fall an, daß, falls der König von Birma<lb/> nicht in letzter Stunde nachgiebt und die Forderungen der indischen Regierung<lb/> bewilligt, Oberbirma rasch erobert und dann ohne Verzug mit Britisch-Birma<lb/> vereinigt werden wird, so wird das den Verdruß der Franzosen über die über¬<lb/> seeische Politik Englands gewiß nicht vermindern und als ein Seitenstück zu<lb/> den ägyptischen Erfolgen Lord Salisburhs, die Drununono Wolffs Sendung<lb/> nach Konstantinopel herbeiführte, eine Wiedernnluüpfung der früheren Freund¬<lb/> schaft zwischen den beiden Westmächten weiter erschweren. Verdauen aber mird<lb/> der gesunde und geräumige Magen John Bulls die neue Erwerbung unzweifel¬<lb/> haft bald, und die Birmanen werden sich über den Verlust ihrer Unabhängig¬<lb/> keit ebenfalls trösten. Ihr Schicksal wird sich unter dem Union Jack verbessern.<lb/> England besitzt jetzt schon ein Stück des Landes, in welchem es drei Millionen<lb/> ihrer Landsleute beherrscht, und dieselbe« erfreuen sich eines Zustandes der<lb/> Ordnung, der Sicherheit von Habe und Leben, die dem noch unabhängigen<lb/> Teile des Volkes bis jetzt versagt waren. Die Bcwohnerzahl der britischen<lb/> Provinz hat sich in den letzten dreißig Jahren verdreifacht, meist durch Ein¬<lb/> wanderung aus Oberbirma, wo die Tyrannei der Könige viele Tausende zur<lb/> Flucht über die Grenze beivog. In Britisch-Birma herrschen Friede, Gesetz<lb/> und Fortschritt, Duldung und Zufriedenheit, in Oberbirma gebietet ein trunk¬<lb/> süchtiger, fast wahnsinniger, brudermörderischer Despot, unter dessen Druck das<lb/> Land fortwährend tiefer heruntergekommen ist, und für den nicht einmal das<lb/> Verdienst spricht, daß er über auswärtige Gegner Triumphe erfochten hat.<lb/> Man kann sich unmöglich für ihn begeistern, seine Herrschaft unmöglich, wenn<lb/> sie beseitigt wird, vermissen. Die Unterwerfung wird nicht schmerzen, wenn<lb/> man sich erinnert, wie schmerzhaft die Freiheit neben der Lage der Stamm¬<lb/> verwandten in Britisch-Birma war. Übrigens sind die Birmanen Buddhisten<lb/> und so schon durch ihre Religion auf Duldung und Ergebenheit hingewiesen.<lb/> Sie haben schon dadurch, daß sie das königliche Scheusal, welches sie bisher<lb/> würgte und plünderte, so lange ertrugen, den Beweis geliefert, daß sie ein<lb/> leicht zu regierendes Volk sind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0280]
Lin Krieg Englands in Birma.
werden können. Kurz, wir befinden uns ans der indochinesischen Halbinsel in
einer Stellung, wo Politik und Handel Hand in Hand gehen."
Nehmen wir den wahrscheinlichen Fall an, daß, falls der König von Birma
nicht in letzter Stunde nachgiebt und die Forderungen der indischen Regierung
bewilligt, Oberbirma rasch erobert und dann ohne Verzug mit Britisch-Birma
vereinigt werden wird, so wird das den Verdruß der Franzosen über die über¬
seeische Politik Englands gewiß nicht vermindern und als ein Seitenstück zu
den ägyptischen Erfolgen Lord Salisburhs, die Drununono Wolffs Sendung
nach Konstantinopel herbeiführte, eine Wiedernnluüpfung der früheren Freund¬
schaft zwischen den beiden Westmächten weiter erschweren. Verdauen aber mird
der gesunde und geräumige Magen John Bulls die neue Erwerbung unzweifel¬
haft bald, und die Birmanen werden sich über den Verlust ihrer Unabhängig¬
keit ebenfalls trösten. Ihr Schicksal wird sich unter dem Union Jack verbessern.
England besitzt jetzt schon ein Stück des Landes, in welchem es drei Millionen
ihrer Landsleute beherrscht, und dieselbe« erfreuen sich eines Zustandes der
Ordnung, der Sicherheit von Habe und Leben, die dem noch unabhängigen
Teile des Volkes bis jetzt versagt waren. Die Bcwohnerzahl der britischen
Provinz hat sich in den letzten dreißig Jahren verdreifacht, meist durch Ein¬
wanderung aus Oberbirma, wo die Tyrannei der Könige viele Tausende zur
Flucht über die Grenze beivog. In Britisch-Birma herrschen Friede, Gesetz
und Fortschritt, Duldung und Zufriedenheit, in Oberbirma gebietet ein trunk¬
süchtiger, fast wahnsinniger, brudermörderischer Despot, unter dessen Druck das
Land fortwährend tiefer heruntergekommen ist, und für den nicht einmal das
Verdienst spricht, daß er über auswärtige Gegner Triumphe erfochten hat.
Man kann sich unmöglich für ihn begeistern, seine Herrschaft unmöglich, wenn
sie beseitigt wird, vermissen. Die Unterwerfung wird nicht schmerzen, wenn
man sich erinnert, wie schmerzhaft die Freiheit neben der Lage der Stamm¬
verwandten in Britisch-Birma war. Übrigens sind die Birmanen Buddhisten
und so schon durch ihre Religion auf Duldung und Ergebenheit hingewiesen.
Sie haben schon dadurch, daß sie das königliche Scheusal, welches sie bisher
würgte und plünderte, so lange ertrugen, den Beweis geliefert, daß sie ein
leicht zu regierendes Volk sind.
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