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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

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Teile beschäftigen, indem wir uns die Entwicklung unsrer Ansicht über die psycho¬
logische Bedeutung dieses Phänomens für den Schluß vorbehalten.

Von vier Gesichtspunkten, dem philosophischen, dem urgeschichtlichen, dem
politischen und pädagogischen, ausgehend, findet der Verfasser d>.is Wesen der
Jsolirten in der Nichtentwicklung der Verminst, in den: Beharren auf sprach¬
loser Stufe. Sie sichren uns Bilder vor Augen, die uus an die frühesten An¬
fänge unsers Geschlechtes erinnern. Ihre hervorragendste Bedeutung ist die
politische. Sie bilden den vollendetsten Gegensatz zu jeden: politischen Verbände.
Dasselbe gilt von ihrem pädagogischen Standpunkt. Sie bieten uns den Zustand
absoluter Nichterziehnng dar. Und bis zu diesem müssen wir herabsteigen, um
über die Möglichkeit und Berechtigung, den Wert und das Wesen, den Stoff
und die Zeit, die Methoden und die Fehler der Erziehung lind des Unterrichts
gründliche Anschauung zu gewinnen. Dies sind die leitenden Fnndamentalsätze,
welche die Tendenz der Schrift verkünden. Es bleibt uns nnr noch übrig, die
wichtigsten Einzelheiten der weiteren Ausführung hervorzuheben.

Aus den biologischen Untersuchungen, aus der Betrachtung des pflanzlichen
und tierischen Organismus, dessen einzelne Teile nicht für sich, sondern für
das Ganze arbeiten, begreifen wir, daß der Staat das höchste Besitztum des
Menschen ist. Denn er ist die naturgemäße Vereinigung der Individuen zu
einem in sich geschlossenen lebensfähigen Organismus mit der obersten Aufgabe,
deu Menschen aus einem Vernunft-, kultur- und sprachlosen Wesen zu einem
vernünftig denkenden und handelnden zu macheu, die Menschlichkeit zu erzeugen,
zu erhalten und weiter zu führen. Um ohne Staat bestehen zu können, sagt
schon Aristoteles, müßte der Mensch entweder höher oder viel niedriger orga-
nisirt, entweder ein Gott oder ein Tier sein.

Zu dieser nachdrücklichen Aceentnirung der großen Bedeutung des Staats¬
begriffs veranlaßte den Verfasser das moderne Darniederliegen des Staats¬
gefühls und Staatsgedankens, wie es aus so vielen sozialen Erscheinungen,
namentlich aus den Verhandlungen der Parlamente und zahlreichen literarischen
Kundgebungen, ersichtlich ist.

Im Hinblick auf die Jsolirten und die Urgeschichte des Menschengeschlechts
stellt der Verfasser fest, daß das gegenwärtige, allgemeine Schulsystem insofern
einen schweren Fehler begehe, als es einen Erwerb, welcher in der menschlichen
Kulturentwicklung so spät erst aufgetreten ist, das Lesen und Schreiben, dem
in die Schule eintretende!: Kinde an: frühesten zu vermitteln strebt. Die unaus¬
bleibliche Folge dieses Mißgriffs tritt in zwei Haupterscheiuungeu hervor: in
der bedenklich zunehmenden Augenschwäche und in dem frühzeitigen geistige,:
Abwelken der Jugend. Die pädagogischen Vorschläge des Verfassers zielen nun
dahin, diesem Doppelgebrechen der modernen Menschheit vorzubeugen und darauf
bedacht zu sein, daß für die vor allem andern zu erstrebende Vernunftbildung
ohne Vermehrung der Unterrichtsstunden Zeit gewonnen werde, zugleich aber


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/183>, abgerufen am 24.01.2025.