Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Um eine Perle. Er öffnete ein Schreibpult und fand bald das Schächtelchen, in welchem Ein Vorwurf schwebte auf Giaeintas Lippen. Solange hatte Antonio Kind, sagte Antonio Maria, du hast dich nicht in der Gewalt. Hier ist Ich werde ihn langsam vorbereiten, beteuerte Giaeinta. D" bist deiner selbst nicht sicher. 0 "iLM'o! "le-um! Verlaßt Euch ans mich! Er sah sich nach dem Fläschchen um. Hier ist, was um? dienen kann, Dann reichte er es ihr mit möglichst argloser Miene, indem er sie an¬ Sie mußte ihm seine Worte wiederholen, wobei er die Angen bald nieder¬ Er schloß die äußere Thür auf und sagte leise: Die innere Thür ist offen; Und er entfernte sich lautlosen Schrittes. Um eine Perle. Er öffnete ein Schreibpult und fand bald das Schächtelchen, in welchem Ein Vorwurf schwebte auf Giaeintas Lippen. Solange hatte Antonio Kind, sagte Antonio Maria, du hast dich nicht in der Gewalt. Hier ist Ich werde ihn langsam vorbereiten, beteuerte Giaeinta. D» bist deiner selbst nicht sicher. 0 »iLM'o! «le-um! Verlaßt Euch ans mich! Er sah sich nach dem Fläschchen um. Hier ist, was um? dienen kann, Dann reichte er es ihr mit möglichst argloser Miene, indem er sie an¬ Sie mußte ihm seine Worte wiederholen, wobei er die Angen bald nieder¬ Er schloß die äußere Thür auf und sagte leise: Die innere Thür ist offen; Und er entfernte sich lautlosen Schrittes. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196196"/> <fw type="header" place="top"> Um eine Perle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_306"> Er öffnete ein Schreibpult und fand bald das Schächtelchen, in welchem<lb/> er das goldne Ringlein verwahrt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_307"> Ein Vorwurf schwebte auf Giaeintas Lippen. Solange hatte Antonio<lb/> Maria den Raub Colas behalten! Aber ihre Spannung duldete leinen Verzug.<lb/> Gebt, gebt! bat sie, o endlich lau» ich selbst ihm alles aufklären! Der Arme!<lb/> Wie gelange ich zu ihm?</p><lb/> <p xml:id="ID_308"> Kind, sagte Antonio Maria, du hast dich nicht in der Gewalt. Hier ist<lb/> das Ringlein, aber bedenke, daß dn zu einem immer noch Schwerkranken gehst.<lb/> Jede Aufregung kann ihm den Tod bringen. Was thun wir, um ihn einiger¬<lb/> maßen zu behüten? Denn ich sehe dir's an, du wirst dich nicht in der Gewalt<lb/> haben, und wer weiß, wie sehr die Frende über das Wiedererlangen des kleinen<lb/> Andenkens sein Blut plötzlich in Wallung bringt.</p><lb/> <p xml:id="ID_309"> Ich werde ihn langsam vorbereiten, beteuerte Giaeinta.</p><lb/> <p xml:id="ID_310"> D» bist deiner selbst nicht sicher.</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> 0 »iLM'o! «le-um! Verlaßt Euch ans mich!</p><lb/> <p xml:id="ID_312"> Er sah sich nach dem Fläschchen um. Hier ist, was um? dienen kann,<lb/> sagte er, und schickte sich an, den verhängnisvollen Inhalt in ein mit Wasser<lb/> halb gestilltes Glas zu schütten. Er vermied dabei, den Atem einzuziehen und<lb/> schloß die Augen, um anch seine Sehkraft nicht von dem etwa ans dem Glase<lb/> aufsteigenden Dünste Schaden nehmen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_313"> Dann reichte er es ihr mit möglichst argloser Miene, indem er sie an¬<lb/> wies, beim Eintreten zu sagen: Signor Gheddiui — beileibe nicht Signor<lb/> Antonio Maria, den dürfe sie nicht erwähnen — Signor Gheddini also habe<lb/> ihr erlaubt, dem Signor Giuseppe ein Andenken wieder einzuhändigen; der<lb/> Doktor besorge jedoch, die freudige Aufregung könne dem Signor Giuseppe<lb/> Schaden zufügen, und so solle der Signor Giuseppe zuvor das Glas hier aus-<lb/> trinken; sie habe dein guten Signor Gheddini versprochen, sich keinen Verstoß<lb/> gegen die Vorschrift des Doktors zu Schulden kommen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_314"> Sie mußte ihm seine Worte wiederholen, wobei er die Angen bald nieder¬<lb/> schlug, bald mit scheuem Blick auf das jetzt leere Fläschchen und den daneben<lb/> liegende« Traktat richtete. Dann schloß er behutsam eine Tapetenthür auf und<lb/> führte die mit klopfendem Herzen und wogender Brust mit ihrem Ringlein und<lb/> ihrem Glase ihm Folgende durch einen langen, kalten und halbfinstern Gang<lb/> bis an Giuseppes einige Stufen tiefer gelegenes Gemach.</p><lb/> <p xml:id="ID_315"> Er schloß die äußere Thür auf und sagte leise: Die innere Thür ist offen;<lb/> bereite ihm keine Szene; thu genau, was du mir versprochen hast zu thun; in<lb/> lnugsteus fünf Minuten erscheinst dn wieder in meinem Zimmer. Jetzt geh.</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Und er entfernte sich lautlosen Schrittes.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
Um eine Perle.
Er öffnete ein Schreibpult und fand bald das Schächtelchen, in welchem
er das goldne Ringlein verwahrt hatte.
Ein Vorwurf schwebte auf Giaeintas Lippen. Solange hatte Antonio
Maria den Raub Colas behalten! Aber ihre Spannung duldete leinen Verzug.
Gebt, gebt! bat sie, o endlich lau» ich selbst ihm alles aufklären! Der Arme!
Wie gelange ich zu ihm?
Kind, sagte Antonio Maria, du hast dich nicht in der Gewalt. Hier ist
das Ringlein, aber bedenke, daß dn zu einem immer noch Schwerkranken gehst.
Jede Aufregung kann ihm den Tod bringen. Was thun wir, um ihn einiger¬
maßen zu behüten? Denn ich sehe dir's an, du wirst dich nicht in der Gewalt
haben, und wer weiß, wie sehr die Frende über das Wiedererlangen des kleinen
Andenkens sein Blut plötzlich in Wallung bringt.
Ich werde ihn langsam vorbereiten, beteuerte Giaeinta.
D» bist deiner selbst nicht sicher.
0 »iLM'o! «le-um! Verlaßt Euch ans mich!
Er sah sich nach dem Fläschchen um. Hier ist, was um? dienen kann,
sagte er, und schickte sich an, den verhängnisvollen Inhalt in ein mit Wasser
halb gestilltes Glas zu schütten. Er vermied dabei, den Atem einzuziehen und
schloß die Augen, um anch seine Sehkraft nicht von dem etwa ans dem Glase
aufsteigenden Dünste Schaden nehmen zu lassen.
Dann reichte er es ihr mit möglichst argloser Miene, indem er sie an¬
wies, beim Eintreten zu sagen: Signor Gheddiui — beileibe nicht Signor
Antonio Maria, den dürfe sie nicht erwähnen — Signor Gheddini also habe
ihr erlaubt, dem Signor Giuseppe ein Andenken wieder einzuhändigen; der
Doktor besorge jedoch, die freudige Aufregung könne dem Signor Giuseppe
Schaden zufügen, und so solle der Signor Giuseppe zuvor das Glas hier aus-
trinken; sie habe dein guten Signor Gheddini versprochen, sich keinen Verstoß
gegen die Vorschrift des Doktors zu Schulden kommen zu lassen.
Sie mußte ihm seine Worte wiederholen, wobei er die Angen bald nieder¬
schlug, bald mit scheuem Blick auf das jetzt leere Fläschchen und den daneben
liegende« Traktat richtete. Dann schloß er behutsam eine Tapetenthür auf und
führte die mit klopfendem Herzen und wogender Brust mit ihrem Ringlein und
ihrem Glase ihm Folgende durch einen langen, kalten und halbfinstern Gang
bis an Giuseppes einige Stufen tiefer gelegenes Gemach.
Er schloß die äußere Thür auf und sagte leise: Die innere Thür ist offen;
bereite ihm keine Szene; thu genau, was du mir versprochen hast zu thun; in
lnugsteus fünf Minuten erscheinst dn wieder in meinem Zimmer. Jetzt geh.
Und er entfernte sich lautlosen Schrittes.
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