Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Gvethiami, Bahn l?bIogotÄon-I'Jolle.äitvb zu nennen; aber ich finde, daß so toll auch der Wenn Sie nun zu aller dieser äußeren Verwickelung noch hinzunehmen daß In solcher Stellung gegen meine alten Lieblinge urtheilen Sie nun selbst ob Gvethiami, Bahn l?bIogotÄon-I'Jolle.äitvb zu nennen; aber ich finde, daß so toll auch der Wenn Sie nun zu aller dieser äußeren Verwickelung noch hinzunehmen daß In solcher Stellung gegen meine alten Lieblinge urtheilen Sie nun selbst ob <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0571" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196671"/> <fw type="header" place="top"> Gvethiami,</fw><lb/> <p xml:id="ID_2161" prev="#ID_2160"> Bahn l?bIogotÄon-I'Jolle.äitvb zu nennen; aber ich finde, daß so toll auch der<lb/> Zustand der Litteratur wird und geworden ist, sie von einem Engländer um keinem<lb/> andern Orte als London getrieben werden kann, Durch 1'biaMtl>on-I<'Jost,MvI> also<lb/> geht unsre Bahn, und wir wollen sie mit Gottes Hülfe mit so wenig Tadel ver¬<lb/> folgen als möglich. Und so steht denn das alte Stein-Schloß Crnigenputloch hin¬<lb/> fort vereinsamt, oder bloß bewohnt von dvppelflintigen Moor-Hüner schießenden<lb/> Männern, die nichts von Weimar Nüssen. Sie müssen sich uns also künftig in<lb/> einer ganz andern Umgebung vorstellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2162"> Wenn Sie nun zu aller dieser äußeren Verwickelung noch hinzunehmen daß<lb/> ich mich seit lange in einer Art von geistiger Crisis befunden habe, von welchem<lb/> Zustande Sie ohne Zweifel aus eigner Erfahrung wissen werden, wie schrecklich es<lb/> ist eher zu reden als sein Ausgang sich entwickelt hat, so werden Sie es natürlich<lb/> finden, daß ich in diesem Fahre weniger geschrieben habe als in einem der letzten<lb/> zehn, und daß ich von dem Geschriebenen durchaus nichts habe publiciren mögen.<lb/> Indessen wenn der Himmel nur günstig ist, so werde ich noch eins und das andre<lb/> zu sagen haben. Mit der deutschen Literatur insbesondere habe ich sogut wie gar<lb/> keine Berührung gehabt, die wenigen Bücher die bis zu mir gelangt sind, sind<lb/> nichts weiter als Heyne und Börne und dergleichen, von keinem Werth, oder we¬<lb/> niger als einem. Mein Goethe dagegen und alles was zu ihm gehört, wird immer<lb/> größer, je wahrer ich mich selber entwickele; doch steht er da, wie ich sagen möchte,<lb/> als ein beendigter Gegenstand, als etwas wozu keine Fortsetzung wird gemacht<lb/> werden, ähnlich einem granitnen Vorgebirge, hoch und heiter, sich ausstreckend<lb/> weit in das wüste Chaos hinein, aber nicht hindurch. Hindurch scheint sich<lb/> die Welt einen anderen Weg zu suchen, oder Alles Ziel nach irgend einem zu ver¬<lb/> lieren. Mir höchst bedeutungsvoll! Mit ihm und den Seinigen indessen, scheint<lb/> es, daß mein Arbeiten ans dem Felde der deutschen Literatur vorteilhafter Weise<lb/> schließe» oder wenigstens eine Pause machen könne. Und was wiederum mein eignes<lb/> England betrifft, so mag mein Beruf in jener Richtung in so weit es mein Beruf<lb/> war, als vollkommen erfüllt betrachtet werden. Diene bloß dieses zum Zeugniß,<lb/> daß innerhalb der letzten zwölf Monate wir nicht weniger als drey neue Ueber-<lb/> setzungen des Faust gehabt haben, von denen zu Edinburg zwey an einem und<lb/> demselbigen Tage publicirt wurden. In der That, das Feuer ist angezündet und<lb/> es ist Rauch genug und mehr als genug. Hie und da auch eine kleine Flamme,<lb/> Wie in Madame Austin's Lb-u-aewristiLS ok (Fvotbö, welche Sie ohne Zweifel gesehen<lb/> haben. Alles ist im Gange der Natur gemäß; es wird einst alles Flamme sein<lb/> und heiteres Licht weswegen wir für jetzt den Rauch heiter begrüßen wollen. „Und<lb/> du nimm deinen Blasebalg und geh' weiter!" Dieß ist die eine Seite der geistigen<lb/> Crisis von der ich sprach: wie sie endigen wird und schon endigt, davon hoffe ich<lb/> Ihnen einige Merkmale zu geben, wenn es mir gelingen wird in London einige<lb/> Flicken meiner letzten Versuche sEssays oder wie im Original? oder bezieht sichs auf<lb/> sartor?! zu sammlen, welche letztere Art für eine lange Zeit wahrscheinlich unsre<lb/> einzige Art der Herausgabe seyn wird; wenigstens meine, so sehr ich sie säße.</p><lb/> <p xml:id="ID_2163" next="#ID_2164"> In solcher Stellung gegen meine alten Lieblinge urtheilen Sie nun selbst ob<lb/> die in Ihrem letzten Schreiben angekündigte Korrespondenz von Goethe und Zelter<lb/> mir wird willkommen seyn. Zelter selbst, der tüchtige Mann und Maurer ist eine<lb/> Figur, auf die ich, uach dem was ich vou ihm weiß, mit beinahe kindlicher Liebe<lb/> blicke. Daß Goethe ihn so geliebt hat ist mir ein abermaliger schöner Beweis von<lb/> seiner allumfassenden Tüchtigkeit. Das Buch, denke ich, wird schon in England an¬<lb/> gekommen seyn, aber ich werde dies uicht eher erfahren, als bis ich London ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0571]
Gvethiami,
Bahn l?bIogotÄon-I'Jolle.äitvb zu nennen; aber ich finde, daß so toll auch der
Zustand der Litteratur wird und geworden ist, sie von einem Engländer um keinem
andern Orte als London getrieben werden kann, Durch 1'biaMtl>on-I<'Jost,MvI> also
geht unsre Bahn, und wir wollen sie mit Gottes Hülfe mit so wenig Tadel ver¬
folgen als möglich. Und so steht denn das alte Stein-Schloß Crnigenputloch hin¬
fort vereinsamt, oder bloß bewohnt von dvppelflintigen Moor-Hüner schießenden
Männern, die nichts von Weimar Nüssen. Sie müssen sich uns also künftig in
einer ganz andern Umgebung vorstellen.
Wenn Sie nun zu aller dieser äußeren Verwickelung noch hinzunehmen daß
ich mich seit lange in einer Art von geistiger Crisis befunden habe, von welchem
Zustande Sie ohne Zweifel aus eigner Erfahrung wissen werden, wie schrecklich es
ist eher zu reden als sein Ausgang sich entwickelt hat, so werden Sie es natürlich
finden, daß ich in diesem Fahre weniger geschrieben habe als in einem der letzten
zehn, und daß ich von dem Geschriebenen durchaus nichts habe publiciren mögen.
Indessen wenn der Himmel nur günstig ist, so werde ich noch eins und das andre
zu sagen haben. Mit der deutschen Literatur insbesondere habe ich sogut wie gar
keine Berührung gehabt, die wenigen Bücher die bis zu mir gelangt sind, sind
nichts weiter als Heyne und Börne und dergleichen, von keinem Werth, oder we¬
niger als einem. Mein Goethe dagegen und alles was zu ihm gehört, wird immer
größer, je wahrer ich mich selber entwickele; doch steht er da, wie ich sagen möchte,
als ein beendigter Gegenstand, als etwas wozu keine Fortsetzung wird gemacht
werden, ähnlich einem granitnen Vorgebirge, hoch und heiter, sich ausstreckend
weit in das wüste Chaos hinein, aber nicht hindurch. Hindurch scheint sich
die Welt einen anderen Weg zu suchen, oder Alles Ziel nach irgend einem zu ver¬
lieren. Mir höchst bedeutungsvoll! Mit ihm und den Seinigen indessen, scheint
es, daß mein Arbeiten ans dem Felde der deutschen Literatur vorteilhafter Weise
schließe» oder wenigstens eine Pause machen könne. Und was wiederum mein eignes
England betrifft, so mag mein Beruf in jener Richtung in so weit es mein Beruf
war, als vollkommen erfüllt betrachtet werden. Diene bloß dieses zum Zeugniß,
daß innerhalb der letzten zwölf Monate wir nicht weniger als drey neue Ueber-
setzungen des Faust gehabt haben, von denen zu Edinburg zwey an einem und
demselbigen Tage publicirt wurden. In der That, das Feuer ist angezündet und
es ist Rauch genug und mehr als genug. Hie und da auch eine kleine Flamme,
Wie in Madame Austin's Lb-u-aewristiLS ok (Fvotbö, welche Sie ohne Zweifel gesehen
haben. Alles ist im Gange der Natur gemäß; es wird einst alles Flamme sein
und heiteres Licht weswegen wir für jetzt den Rauch heiter begrüßen wollen. „Und
du nimm deinen Blasebalg und geh' weiter!" Dieß ist die eine Seite der geistigen
Crisis von der ich sprach: wie sie endigen wird und schon endigt, davon hoffe ich
Ihnen einige Merkmale zu geben, wenn es mir gelingen wird in London einige
Flicken meiner letzten Versuche sEssays oder wie im Original? oder bezieht sichs auf
sartor?! zu sammlen, welche letztere Art für eine lange Zeit wahrscheinlich unsre
einzige Art der Herausgabe seyn wird; wenigstens meine, so sehr ich sie säße.
In solcher Stellung gegen meine alten Lieblinge urtheilen Sie nun selbst ob
die in Ihrem letzten Schreiben angekündigte Korrespondenz von Goethe und Zelter
mir wird willkommen seyn. Zelter selbst, der tüchtige Mann und Maurer ist eine
Figur, auf die ich, uach dem was ich vou ihm weiß, mit beinahe kindlicher Liebe
blicke. Daß Goethe ihn so geliebt hat ist mir ein abermaliger schöner Beweis von
seiner allumfassenden Tüchtigkeit. Das Buch, denke ich, wird schon in England an¬
gekommen seyn, aber ich werde dies uicht eher erfahren, als bis ich London ge-
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