Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Um eine Perle. ist es ebensowenig, diejenigen Männer dazu als Helfer sich gefallen zu lassen, Marcello bedeckte seine Augen mit den Händen, Höre ans! murmelte er. Ihr wußtet nicht darum, Vater, fuhr Florida, nähertretend, fort, Euch Sie war an seinem Sessel niedergesunken, denn er hatte mit abgewandtem Noch immer sträubte sich etwas von dem alten Bnvnaeolsi-Trotze in ihm, So ließ er sie ihr; und Florida, welche fühlte, daß die Eisrinde seines Mein Vater, sagte sie sanften Tones, ich atme zum erstenmale seit langer, Sie blickte sich nach dem Verzeichnis um, welches deu Anlaß zu ihres Ich möchte, fuhr sie fort, auch für jene Perle und für das, was ich bei Um eine Perle. ist es ebensowenig, diejenigen Männer dazu als Helfer sich gefallen zu lassen, Marcello bedeckte seine Augen mit den Händen, Höre ans! murmelte er. Ihr wußtet nicht darum, Vater, fuhr Florida, nähertretend, fort, Euch Sie war an seinem Sessel niedergesunken, denn er hatte mit abgewandtem Noch immer sträubte sich etwas von dem alten Bnvnaeolsi-Trotze in ihm, So ließ er sie ihr; und Florida, welche fühlte, daß die Eisrinde seines Mein Vater, sagte sie sanften Tones, ich atme zum erstenmale seit langer, Sie blickte sich nach dem Verzeichnis um, welches deu Anlaß zu ihres Ich möchte, fuhr sie fort, auch für jene Perle und für das, was ich bei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0427" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196527"/> <fw type="header" place="top"> Um eine Perle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1691" prev="#ID_1690"> ist es ebensowenig, diejenigen Männer dazu als Helfer sich gefallen zu lassen,<lb/> die sich dazu erbieten. Ein solcher, setzte sie mit thränenerstickter Stimme hinzu,<lb/> ein solcher war mein Gatte — und Ihr, Vater, gäbet ihm den Tod!</p><lb/> <p xml:id="ID_1692"> Marcello bedeckte seine Augen mit den Händen, Höre ans! murmelte er.</p><lb/> <p xml:id="ID_1693"> Ihr wußtet nicht darum, Vater, fuhr Florida, nähertretend, fort, Euch<lb/> trifft kein Vorwurf; Ihr glaubtet einen Entführer Eurer Tochter zu erschlagen,<lb/> und zu einem Entführer hatte Euer mir verhaßtes Vorhaben mit meinem Vetter<lb/> Abbvudio — Gott habe ihn selig — ja in der That Giuseppe Gonzaga ge¬<lb/> macht. Aber nun er seine Liebe zu Eurer Tochter, nun er seine Absicht, für<lb/> Eure Rechte, Vater, eintreten zu wollen, mit dem Tode gebüßt hat, warum ver¬<lb/> folgt Ihr ihn jetzt uoch mit Euerm Hasse, warum Schnabel Ihr Eure Tochter,<lb/> der es nur beschieden war, die Ängste und Schmerzen der Liebe zu kosten, nicht<lb/> ihre Wonnen, warum vergiftet Ihr deu Daseinsrest, der Euch und mir hienieden<lb/> noch zugemessen ist, statt daß Ihr mir, der Trauernden, Trost spendet, statt<lb/> daß Ihr aus dem Quell meiner kindlichen Liebe Frieden Schöpfet, Frieden, endlich,<lb/> endlich, mit Gott und deu Menschen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1694"> Sie war an seinem Sessel niedergesunken, denn er hatte mit abgewandtem<lb/> Gesichte seine zitternde Hand nach ihr ausgestreckt, halb unbewußt, fast wider<lb/> Willen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1695"> Noch immer sträubte sich etwas von dem alten Bnvnaeolsi-Trotze in ihm,<lb/> er wollte sich nicht für besiegt erklären, er stemmte sich gegen seine eigne Bewegung,<lb/> er hätte ihr seine Hand, die sie ergriffen hatte, wieder entzogen, wäre er nicht<lb/> mit sich selbst im Zwiespalt gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1696"> So ließ er sie ihr; und Florida, welche fühlte, daß die Eisrinde seines<lb/> Herzens dcchinschmolz, schlang den Arm um seinen gebeugten Nacken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1697"> Mein Vater, sagte sie sanften Tones, ich atme zum erstenmale seit langer,<lb/> langer Zeit wieder aus dem Grunde meines Herzens. Habet Dank für diese<lb/> große Wohlthat, nicht viele Wochen oder Monde mehr Hütte ich ihrer entbehren<lb/> können. Wir werden uicht beglückte, uicht frohe Tage von der Gunst des<lb/> Himmels erbitten wollen — das hieße verunehren, was wir heilig halten<lb/> sollen —, aber wir werden unsre Stirne entrunzeln und den Dingen, wo es<lb/> irgend möglich ist, einen freundlichen Schimmer gönnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1698"> Sie blickte sich nach dem Verzeichnis um, welches deu Anlaß zu ihres<lb/> Vaters heftigem Ausbruch gegeben hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1699" next="#ID_1700"> Ich möchte, fuhr sie fort, auch für jene Perle und für das, was ich bei<lb/> ihrem Aublick künftig empfinden darf, eine versöhnliche Auffassung finden. Ja<lb/> um eine Perle, mein Vater, haben wir den Ritt nach dem schönen Verona<lb/> gemacht, und viele Thränen hat mir dieser Ritt um eine Perle gekostet. Aber<lb/> darf sie mir nicht zu einem Symbol der köstlichen Perle werden, nach der so<lb/> manches arme Menschenherz vergebens in die unermeßlichsten Tiefen hinab¬<lb/> taucht und die nach dem Ratschluß des Himmels mir zu heben beschieden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
Um eine Perle.
ist es ebensowenig, diejenigen Männer dazu als Helfer sich gefallen zu lassen,
die sich dazu erbieten. Ein solcher, setzte sie mit thränenerstickter Stimme hinzu,
ein solcher war mein Gatte — und Ihr, Vater, gäbet ihm den Tod!
Marcello bedeckte seine Augen mit den Händen, Höre ans! murmelte er.
Ihr wußtet nicht darum, Vater, fuhr Florida, nähertretend, fort, Euch
trifft kein Vorwurf; Ihr glaubtet einen Entführer Eurer Tochter zu erschlagen,
und zu einem Entführer hatte Euer mir verhaßtes Vorhaben mit meinem Vetter
Abbvudio — Gott habe ihn selig — ja in der That Giuseppe Gonzaga ge¬
macht. Aber nun er seine Liebe zu Eurer Tochter, nun er seine Absicht, für
Eure Rechte, Vater, eintreten zu wollen, mit dem Tode gebüßt hat, warum ver¬
folgt Ihr ihn jetzt uoch mit Euerm Hasse, warum Schnabel Ihr Eure Tochter,
der es nur beschieden war, die Ängste und Schmerzen der Liebe zu kosten, nicht
ihre Wonnen, warum vergiftet Ihr deu Daseinsrest, der Euch und mir hienieden
noch zugemessen ist, statt daß Ihr mir, der Trauernden, Trost spendet, statt
daß Ihr aus dem Quell meiner kindlichen Liebe Frieden Schöpfet, Frieden, endlich,
endlich, mit Gott und deu Menschen?
Sie war an seinem Sessel niedergesunken, denn er hatte mit abgewandtem
Gesichte seine zitternde Hand nach ihr ausgestreckt, halb unbewußt, fast wider
Willen.
Noch immer sträubte sich etwas von dem alten Bnvnaeolsi-Trotze in ihm,
er wollte sich nicht für besiegt erklären, er stemmte sich gegen seine eigne Bewegung,
er hätte ihr seine Hand, die sie ergriffen hatte, wieder entzogen, wäre er nicht
mit sich selbst im Zwiespalt gewesen.
So ließ er sie ihr; und Florida, welche fühlte, daß die Eisrinde seines
Herzens dcchinschmolz, schlang den Arm um seinen gebeugten Nacken.
Mein Vater, sagte sie sanften Tones, ich atme zum erstenmale seit langer,
langer Zeit wieder aus dem Grunde meines Herzens. Habet Dank für diese
große Wohlthat, nicht viele Wochen oder Monde mehr Hütte ich ihrer entbehren
können. Wir werden uicht beglückte, uicht frohe Tage von der Gunst des
Himmels erbitten wollen — das hieße verunehren, was wir heilig halten
sollen —, aber wir werden unsre Stirne entrunzeln und den Dingen, wo es
irgend möglich ist, einen freundlichen Schimmer gönnen.
Sie blickte sich nach dem Verzeichnis um, welches deu Anlaß zu ihres
Vaters heftigem Ausbruch gegeben hatte.
Ich möchte, fuhr sie fort, auch für jene Perle und für das, was ich bei
ihrem Aublick künftig empfinden darf, eine versöhnliche Auffassung finden. Ja
um eine Perle, mein Vater, haben wir den Ritt nach dem schönen Verona
gemacht, und viele Thränen hat mir dieser Ritt um eine Perle gekostet. Aber
darf sie mir nicht zu einem Symbol der köstlichen Perle werden, nach der so
manches arme Menschenherz vergebens in die unermeßlichsten Tiefen hinab¬
taucht und die nach dem Ratschluß des Himmels mir zu heben beschieden
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