Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Lin llnoxf von Goethe. im "Armen Heinrich" zwar beibehalten, aber auf einen rein menschlich rührenden Max Koch. Sir Knopf von Goethe. eun ich einen Knopf von Goethe einmal zufällig bekäme, ich Aber -- ist er, wäre er wirklich von ihm? Nicht von irgend einem All¬ Und Goethe hat doch sicherlich auch Knöpfe an sich getragen, viel mehr Lin llnoxf von Goethe. im „Armen Heinrich" zwar beibehalten, aber auf einen rein menschlich rührenden Max Koch. Sir Knopf von Goethe. eun ich einen Knopf von Goethe einmal zufällig bekäme, ich Aber — ist er, wäre er wirklich von ihm? Nicht von irgend einem All¬ Und Goethe hat doch sicherlich auch Knöpfe an sich getragen, viel mehr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196516"/> <fw type="header" place="top"> Lin llnoxf von Goethe.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1649" prev="#ID_1648"> im „Armen Heinrich" zwar beibehalten, aber auf einen rein menschlich rührenden<lb/> Stoff angewandt hat, giebt diesem Gedichte seine eigentümlich bevorzugte Stel¬<lb/> lung im Kreise seiner und der mittelalterlichen Erzählungskunst überhaupt.</p><lb/> <note type="byline"> Max Koch.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Sir Knopf von Goethe.</head><lb/> <p xml:id="ID_1650"> eun ich einen Knopf von Goethe einmal zufällig bekäme, ich<lb/> glaube, ich würde ihn aufheben — wer von Gebildeten würde das<lb/> nicht thun? — und vielleicht sorgfältig, vielleicht heilig aufheben,<lb/> würde ih» mit Vergnügen, vielleicht mit Wichtigkeit zeigen, würde<lb/> mir wohl auch gegen Spott, der zu erwarten wäre, Waffen zu¬<lb/> rechtlegen — das wäre eine schöne Aufgabe, sie konnte mich zur Ausführung<lb/> reizen auch ohne den wirklichen Knopf. Ich weiß das ja nicht sicher, da ich<lb/> eben keinen habe, aber ich kann mirs so lebhaft denken, daß es mir so ergehen<lb/> würde, nud wahrlich, der besessene Knopf von Goethe ist mir unter der Hand<lb/> schon wie ein wirklicher geworden!</p><lb/> <p xml:id="ID_1651"> Aber — ist er, wäre er wirklich von ihm? Nicht von irgend einem All¬<lb/> tagsmenschenlinde? Allenfalls von einem Schreiber von ihm? Dann hätte ihn<lb/> Goethe Wohl aber wenigstens gesehen, wenigstens einmal mit den Augen ge¬<lb/> streift — aber wer beweist oder bewiese dies oder jenes? Er müßte von einem<lb/> Manne oder einer Frau herrühren, die ihn etwa von einem abgelegten Rocke<lb/> oder einer Weste (warum nicht im Notfall "auch von Beinkleidern?) an sich<lb/> genommen hätte als Andenken. Hat man doch von Schiller eine ganze Weste<lb/> im Schillerhanse in Gohlis mit einer ganzen Garnitur von Knöpfen, warum<lb/> nicht von Goethe einen Knopf?</p><lb/> <p xml:id="ID_1652" next="#ID_1653"> Und Goethe hat doch sicherlich auch Knöpfe an sich getragen, viel mehr<lb/> als Schiller — wie viel? Die Frage ist wohl uoch nicht aufgeworfen, nicht<lb/> einmal von Düntzer — sie wäre aber nicht ganz gleichgiltig, denn in dem Maße,<lb/> wie die ermittelte Zahl der von ihm getragenen Knöpfe wüchse, wüchse auch<lb/> die Möglichkeit, daß der betreffende Knopf ein Goethe-Knopf wäre; ist das nicht<lb/> statistisch logisch sicher? Statistik und Logik aber sind die allersichersten, wo<lb/> nicht die einzig sichern Werkzeuge zur Constatirung eines Satzes, den einer an¬<lb/> gezweifelt; das ist ja eine der glücklichsten Errungenschaften der Jetztzeit, die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0416]
Lin llnoxf von Goethe.
im „Armen Heinrich" zwar beibehalten, aber auf einen rein menschlich rührenden
Stoff angewandt hat, giebt diesem Gedichte seine eigentümlich bevorzugte Stel¬
lung im Kreise seiner und der mittelalterlichen Erzählungskunst überhaupt.
Max Koch.
Sir Knopf von Goethe.
eun ich einen Knopf von Goethe einmal zufällig bekäme, ich
glaube, ich würde ihn aufheben — wer von Gebildeten würde das
nicht thun? — und vielleicht sorgfältig, vielleicht heilig aufheben,
würde ih» mit Vergnügen, vielleicht mit Wichtigkeit zeigen, würde
mir wohl auch gegen Spott, der zu erwarten wäre, Waffen zu¬
rechtlegen — das wäre eine schöne Aufgabe, sie konnte mich zur Ausführung
reizen auch ohne den wirklichen Knopf. Ich weiß das ja nicht sicher, da ich
eben keinen habe, aber ich kann mirs so lebhaft denken, daß es mir so ergehen
würde, nud wahrlich, der besessene Knopf von Goethe ist mir unter der Hand
schon wie ein wirklicher geworden!
Aber — ist er, wäre er wirklich von ihm? Nicht von irgend einem All¬
tagsmenschenlinde? Allenfalls von einem Schreiber von ihm? Dann hätte ihn
Goethe Wohl aber wenigstens gesehen, wenigstens einmal mit den Augen ge¬
streift — aber wer beweist oder bewiese dies oder jenes? Er müßte von einem
Manne oder einer Frau herrühren, die ihn etwa von einem abgelegten Rocke
oder einer Weste (warum nicht im Notfall "auch von Beinkleidern?) an sich
genommen hätte als Andenken. Hat man doch von Schiller eine ganze Weste
im Schillerhanse in Gohlis mit einer ganzen Garnitur von Knöpfen, warum
nicht von Goethe einen Knopf?
Und Goethe hat doch sicherlich auch Knöpfe an sich getragen, viel mehr
als Schiller — wie viel? Die Frage ist wohl uoch nicht aufgeworfen, nicht
einmal von Düntzer — sie wäre aber nicht ganz gleichgiltig, denn in dem Maße,
wie die ermittelte Zahl der von ihm getragenen Knöpfe wüchse, wüchse auch
die Möglichkeit, daß der betreffende Knopf ein Goethe-Knopf wäre; ist das nicht
statistisch logisch sicher? Statistik und Logik aber sind die allersichersten, wo
nicht die einzig sichern Werkzeuge zur Constatirung eines Satzes, den einer an¬
gezweifelt; das ist ja eine der glücklichsten Errungenschaften der Jetztzeit, die
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