Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Die Russen in Zentrcilafien. dasjenige, welches den größten Monarchen mit dem größten Staatsmanne unsrer Greif hat durch seinen "Prinz Engen" glänzend bewiesen, daß das vater¬ Die Russen in Jentralasien. 2. ir haben zu Ende des ersten Abschnittes dieser Darstellung gesehen, Die Russen in Zentrcilafien. dasjenige, welches den größten Monarchen mit dem größten Staatsmanne unsrer Greif hat durch seinen „Prinz Engen" glänzend bewiesen, daß das vater¬ Die Russen in Jentralasien. 2. ir haben zu Ende des ersten Abschnittes dieser Darstellung gesehen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0328" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196428"/> <fw type="header" place="top"> Die Russen in Zentrcilafien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1297" prev="#ID_1296"> dasjenige, welches den größten Monarchen mit dem größten Staatsmanne unsrer<lb/> Zeit, der Welt zum erhebenden Schauspiel, so innig verknüpft. Mit den herz¬<lb/> lichen lobpreisenden Worten, die der dankbare menschliche Fürst an seinen<lb/> treuesten Diener vor allem Volke richtet, schließt das Stück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1298"> Greif hat durch seinen „Prinz Engen" glänzend bewiesen, daß das vater¬<lb/> ländische Drama sein eigenstes Gebiet ist. Möchte er doch den so glücklich be¬<lb/> tretenen Boden weiter bebauen, und möchte dann auch dem edeln Dichter, der,<lb/> wie wir hören, vou körperlichem Leid vielfach heimgesucht, in keineswegs sorgen¬<lb/> freier Lage zu München lebt, die lange entbehrte allgemeine Anerkennung der<lb/> Nation zuteil werden, für welche er das Beste, das in seiner reinen Dichterseele<lb/> lebt und webt, seit Jahren schon zutage fördert, ein echter Priester seiner Kunst.<lb/> Denn wie mannichfache Modifikationen auch das ästhetische Urteil über seine<lb/> Dichtungen im einzelnen noch erfahren mag, eines steht fest: Greif zeigt in<lb/> allen seinen Werken eine deutlich ausgeprägte Physiognomie — ein ernstes<lb/> Männerantlitz mit kräftigen, etwas herben Zügen; dieser Umstand allein schon<lb/> unterscheidet ihn aufs schärfste von unsern Alltagspoeten, die mit ihren Durch¬<lb/> schnittsgesichtern einander so kläglich ähnlich sehen; mögen sie nun lächeln wie<lb/> Faune oder starr blicken wie ägyptische Mumien, mögen sie das Monocle ins<lb/> Auge kneifen oder Locken und Bart ^ ig. Spielmann wallen lassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Russen in Jentralasien.<lb/> 2. </head><lb/> <p xml:id="ID_1299" next="#ID_1300"> ir haben zu Ende des ersten Abschnittes dieser Darstellung gesehen,<lb/> daß Rußland nach mehrjährigen Kämpfen mit Kokand und Buchara<lb/> im Jahre 1869 zu beiden Staaten in freundnachbarliche Beziehungen<lb/> getreten war, die vertragsmäßig gesichert wurden. Anders verhielt<lb/> es sich mit Chiwa, wo der Chan Seid Muhammed Rachim Bcchadnr<lb/> die Politik seiner Vorgänger fortsetzte, im russischen Kirgisenlande Aufstände zu<lb/> schüren und zu unterstützen und die Nomaden der Steppe immer von neuem<lb/> Raubzüge nach russischem Gebiet unternehmen, Posten und Karawanen plündern<lb/> und Unterthanen des Zaren als Sklaven fortschleppen ließ. Vorstellungen<lb/> fruchteten nichts, auch militärische Maßregeln wie die Besetzung von Krasnowodsk<lb/> am Golfe von Balkan und verschiedne Nckognoszirungen in die chiwcstschen<lb/> Turkmcnengebiete hinein schreckten ihn nicht; denn er hielt sich auf Grund der<lb/> Erfahrungen bei den frühern Expeditionen gegen die Oase, die das Kern- und<lb/> Hauptland seines Reiches war, für unnahbar. Es erschien unbedingt notwendig,<lb/> ihn praktisch zu überzeugen, daß er hierin irre, und so wurde in Petersburg im<lb/> Oktober 1872 ein neuer Feldzug gegen Chiwa beschlossen, der im folgenden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0328]
Die Russen in Zentrcilafien.
dasjenige, welches den größten Monarchen mit dem größten Staatsmanne unsrer
Zeit, der Welt zum erhebenden Schauspiel, so innig verknüpft. Mit den herz¬
lichen lobpreisenden Worten, die der dankbare menschliche Fürst an seinen
treuesten Diener vor allem Volke richtet, schließt das Stück.
Greif hat durch seinen „Prinz Engen" glänzend bewiesen, daß das vater¬
ländische Drama sein eigenstes Gebiet ist. Möchte er doch den so glücklich be¬
tretenen Boden weiter bebauen, und möchte dann auch dem edeln Dichter, der,
wie wir hören, vou körperlichem Leid vielfach heimgesucht, in keineswegs sorgen¬
freier Lage zu München lebt, die lange entbehrte allgemeine Anerkennung der
Nation zuteil werden, für welche er das Beste, das in seiner reinen Dichterseele
lebt und webt, seit Jahren schon zutage fördert, ein echter Priester seiner Kunst.
Denn wie mannichfache Modifikationen auch das ästhetische Urteil über seine
Dichtungen im einzelnen noch erfahren mag, eines steht fest: Greif zeigt in
allen seinen Werken eine deutlich ausgeprägte Physiognomie — ein ernstes
Männerantlitz mit kräftigen, etwas herben Zügen; dieser Umstand allein schon
unterscheidet ihn aufs schärfste von unsern Alltagspoeten, die mit ihren Durch¬
schnittsgesichtern einander so kläglich ähnlich sehen; mögen sie nun lächeln wie
Faune oder starr blicken wie ägyptische Mumien, mögen sie das Monocle ins
Auge kneifen oder Locken und Bart ^ ig. Spielmann wallen lassen.
Die Russen in Jentralasien.
2.
ir haben zu Ende des ersten Abschnittes dieser Darstellung gesehen,
daß Rußland nach mehrjährigen Kämpfen mit Kokand und Buchara
im Jahre 1869 zu beiden Staaten in freundnachbarliche Beziehungen
getreten war, die vertragsmäßig gesichert wurden. Anders verhielt
es sich mit Chiwa, wo der Chan Seid Muhammed Rachim Bcchadnr
die Politik seiner Vorgänger fortsetzte, im russischen Kirgisenlande Aufstände zu
schüren und zu unterstützen und die Nomaden der Steppe immer von neuem
Raubzüge nach russischem Gebiet unternehmen, Posten und Karawanen plündern
und Unterthanen des Zaren als Sklaven fortschleppen ließ. Vorstellungen
fruchteten nichts, auch militärische Maßregeln wie die Besetzung von Krasnowodsk
am Golfe von Balkan und verschiedne Nckognoszirungen in die chiwcstschen
Turkmcnengebiete hinein schreckten ihn nicht; denn er hielt sich auf Grund der
Erfahrungen bei den frühern Expeditionen gegen die Oase, die das Kern- und
Hauptland seines Reiches war, für unnahbar. Es erschien unbedingt notwendig,
ihn praktisch zu überzeugen, daß er hierin irre, und so wurde in Petersburg im
Oktober 1872 ein neuer Feldzug gegen Chiwa beschlossen, der im folgenden
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