Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Das Programm des Torykabinets. Seiten der ernste Wunsch nach freundschaftlicher Lösung der Frage ob. Übrigens Was dann die ägyptische Frage angeht, so war der Gedankengang in Das Programm des Torykabinets. Seiten der ernste Wunsch nach freundschaftlicher Lösung der Frage ob. Übrigens Was dann die ägyptische Frage angeht, so war der Gedankengang in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196206"/> <fw type="header" place="top"> Das Programm des Torykabinets.</fw><lb/> <p xml:id="ID_380" prev="#ID_379"> Seiten der ernste Wunsch nach freundschaftlicher Lösung der Frage ob. Übrigens<lb/> ist — hier beginnt der wichtigere Teil der Äußerung Salisburys über diesen<lb/> Punkt — einer Übereinkunft, mit welcher diese Unterhandlungen endigen werden,<lb/> keine entscheidende Bedeutung beizulegen. England darf bei der Unsicherheit der<lb/> Zustände Asiens auf Verträge, welche dessen Fürsten einzugehen geneigt sind,<lb/> bei der Abwägung seiner asiatischen Interessen sich nicht verlasse!?. Die Re¬<lb/> gierung muß, obwohl sie sich das Vertrauen und die Freundschaft des Emirs<lb/> von Afghanistan zu erhalten suchen wird, doch zum Schutze der britischen Be¬<lb/> sitzungen mit Geschick entworfene, rasch und energisch auszuführende Maßregeln<lb/> treffen, mit denen sich die Grenze an ihren jetzt schwachen Stellen verteidigen<lb/> läßt. Es sind Bollwerke notwendig, die nicht nur die Grenze schützen, sondern<lb/> weit genug über sie hinausreichen, um verhindern zu können, daß der Kriegs¬<lb/> strom ihre Füße bespüle. Wir hoffen, daß Vorbereitungen dieser Art — unter<lb/> denen die Erhebungen der uordafghauischen Städte Maimene, Kcmduz u. a. zu<lb/> starken Festungen und Belegung derselben mit englischen Garnisonen verstanden<lb/> wird — nie werden aufgegeben oder vernachlässigt werden, gleichviel, welche<lb/> Partei am Nuder sein wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_381" next="#ID_382"> Was dann die ägyptische Frage angeht, so war der Gedankengang in<lb/> dem von Salisbury entwickelten Programm im wesentlichen folgender. Die<lb/> Schwierigkeiten, denen wir hier gegenüberstehen, sind sehr groß. Bevor wir<lb/> uns über ein definitives Verfahren entscheiden, sind alle bisher unternommenen<lb/> Experimente zu prüfen und alle neuen Pläne so abzuwägen, daß man einmal<lb/> gethane Schritte nicht zurückzuthuu nötig hat. Die Politik der Negierung muß<lb/> eine stetige sein, ohne irgendwelches Schwanken. Die erste Frage, die hier in<lb/> Betracht kommt, ist der Feind, der siegreich in Chartum und in Snakin steht;<lb/> es fragt sich, wie die Streitkräfte Ägyptens zu verwenden sind, um ein fana¬<lb/> tisches Barbarentum fernzuhalten und die etwaigen Grenzen Ägyptens derartig<lb/> zu sichern, daß die Zivilisation, die England zurückzulassen wünscht, wenn es<lb/> seine Truppen das Land räumen läßt, ungefährdet fvrtbltthe. Hier ist schon die<lb/> militärische Schwierigkeit sehr erheblich, noch größer aber die politische. Eng¬<lb/> land kann den Sudan nicht ganz seinem Schicksal überlassen, es fragt sich mir,<lb/> wieviel davon bei Ägypten bleiben und wieviel unter dessen militärischer Auf¬<lb/> sicht stehen muß. Erst nach Entscheidung dieser Frage werden wir Ägypten in<lb/> einen gesicherten Zustand versetzt haben. Weit wichtiger noch ist aber die finan¬<lb/> zielle Schwierigkeit, vor deren Überwindung nichts unternommen werden kann.<lb/> Diplomatische Hindernisse stehen einer Operation auf Grund der abgeschlossenen<lb/> Finanzkonvention im Wege, und wenn dieselben Beseitigung erhoffen lassen, so<lb/> sind sie doch dermalen noch nicht beseitigt, und solange dies nicht der Fall ist,<lb/> bleibt die finanzielle Lage mißlich und ein Hindernis für jeden Fortschritt.<lb/> Wäre die Beseitigung unmöglich, so müßten Maßregeln strenger Sparsam¬<lb/> keit ergriffen werden, um das finanzielle Gleichgewicht in befriedigenden Maße</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
Das Programm des Torykabinets.
Seiten der ernste Wunsch nach freundschaftlicher Lösung der Frage ob. Übrigens
ist — hier beginnt der wichtigere Teil der Äußerung Salisburys über diesen
Punkt — einer Übereinkunft, mit welcher diese Unterhandlungen endigen werden,
keine entscheidende Bedeutung beizulegen. England darf bei der Unsicherheit der
Zustände Asiens auf Verträge, welche dessen Fürsten einzugehen geneigt sind,
bei der Abwägung seiner asiatischen Interessen sich nicht verlasse!?. Die Re¬
gierung muß, obwohl sie sich das Vertrauen und die Freundschaft des Emirs
von Afghanistan zu erhalten suchen wird, doch zum Schutze der britischen Be¬
sitzungen mit Geschick entworfene, rasch und energisch auszuführende Maßregeln
treffen, mit denen sich die Grenze an ihren jetzt schwachen Stellen verteidigen
läßt. Es sind Bollwerke notwendig, die nicht nur die Grenze schützen, sondern
weit genug über sie hinausreichen, um verhindern zu können, daß der Kriegs¬
strom ihre Füße bespüle. Wir hoffen, daß Vorbereitungen dieser Art — unter
denen die Erhebungen der uordafghauischen Städte Maimene, Kcmduz u. a. zu
starken Festungen und Belegung derselben mit englischen Garnisonen verstanden
wird — nie werden aufgegeben oder vernachlässigt werden, gleichviel, welche
Partei am Nuder sein wird.
Was dann die ägyptische Frage angeht, so war der Gedankengang in
dem von Salisbury entwickelten Programm im wesentlichen folgender. Die
Schwierigkeiten, denen wir hier gegenüberstehen, sind sehr groß. Bevor wir
uns über ein definitives Verfahren entscheiden, sind alle bisher unternommenen
Experimente zu prüfen und alle neuen Pläne so abzuwägen, daß man einmal
gethane Schritte nicht zurückzuthuu nötig hat. Die Politik der Negierung muß
eine stetige sein, ohne irgendwelches Schwanken. Die erste Frage, die hier in
Betracht kommt, ist der Feind, der siegreich in Chartum und in Snakin steht;
es fragt sich, wie die Streitkräfte Ägyptens zu verwenden sind, um ein fana¬
tisches Barbarentum fernzuhalten und die etwaigen Grenzen Ägyptens derartig
zu sichern, daß die Zivilisation, die England zurückzulassen wünscht, wenn es
seine Truppen das Land räumen läßt, ungefährdet fvrtbltthe. Hier ist schon die
militärische Schwierigkeit sehr erheblich, noch größer aber die politische. Eng¬
land kann den Sudan nicht ganz seinem Schicksal überlassen, es fragt sich mir,
wieviel davon bei Ägypten bleiben und wieviel unter dessen militärischer Auf¬
sicht stehen muß. Erst nach Entscheidung dieser Frage werden wir Ägypten in
einen gesicherten Zustand versetzt haben. Weit wichtiger noch ist aber die finan¬
zielle Schwierigkeit, vor deren Überwindung nichts unternommen werden kann.
Diplomatische Hindernisse stehen einer Operation auf Grund der abgeschlossenen
Finanzkonvention im Wege, und wenn dieselben Beseitigung erhoffen lassen, so
sind sie doch dermalen noch nicht beseitigt, und solange dies nicht der Fall ist,
bleibt die finanzielle Lage mißlich und ein Hindernis für jeden Fortschritt.
Wäre die Beseitigung unmöglich, so müßten Maßregeln strenger Sparsam¬
keit ergriffen werden, um das finanzielle Gleichgewicht in befriedigenden Maße
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