Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Johannes Bngenhagen und die Reformation in der Stadt Braunschweig. is, overs weddernmme, renard gedenket, dat uns nicht alleync bevalcn is, de Gern hätten die zu Braunschweig -- nunmehr auch weitaus die Majorität Wie schwer es beiden wurde, das so kräftig und glücklich begonnene Werk Johannes Bngenhagen und die Reformation in der Stadt Braunschweig. is, overs weddernmme, renard gedenket, dat uns nicht alleync bevalcn is, de Gern hätten die zu Braunschweig — nunmehr auch weitaus die Majorität Wie schwer es beiden wurde, das so kräftig und glücklich begonnene Werk <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0677" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196066"/> <fw type="header" place="top"> Johannes Bngenhagen und die Reformation in der Stadt Braunschweig.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2484" prev="#ID_2483"> is, overs weddernmme, renard gedenket, dat uns nicht alleync bevalcn is, de<lb/> untere to boyer, sunder ol, wenn de eyk kümpt, to leren, aise gescreven is<lb/> tovvrnc van der dope. De gedovten unterem lever in der gnaden Gades, aise<lb/> Adam unde Eva vor der Sünden inne paradyse, locken inchtes gutes noch<lb/> böses, wowol se van unser suntlilen nature halven to torre unde tome bösen<lb/> gereget sint. Se hebben de tosage Christi: Snller is dat ryke Gades. Wenn<lb/> vvers de eyk kümpt, dat se vornunflich beginnen to werden, so kümpt ok de<lb/> Stange aise to Adam unde Even, unde beginnet de untere to leren alle nndoget,<lb/> unde darto de vvrnuft darben to leydcn, dat se lestere de artilele des christlilen<lb/> lovcns unde vorachtc den vvrbunt, mit Christo gemalet in der dope. Demme<lb/> is it eyk, denne wert von uns gevordert, dat me se leren schal."</p><lb/> <p xml:id="ID_2485"> Gern hätten die zu Braunschweig — nunmehr auch weitaus die Majorität<lb/> des Rates — ihren erprobten Führer als Superattendenteu behalten, denn daß<lb/> mit der Niederschrift der Ordnung noch uicht jeder Unordnung vorgebeugt sei,<lb/> daß vielmehr in so unruhigen Zeitläuften eine Persönlichkeit vom Schlage des<lb/> Doktor Pommer an der Spitze des Kirchenwesens auch ferner notthuu würde,<lb/> sah jeder, der sehen wollte. Aber Bugenhagen konnte und mochte sich nicht länger<lb/> als unumgänglich nötig fesseln lassen, umsoweniger, da er bereits die Berufung<lb/> nach Hamburg erhalten hatte. So schied er Ende September oder Anfang<lb/> Oktober aus der Stadt, nachdem er zuvor an seiner Stelle den aus Torgau<lb/> berufenen Martin Görlitz feierlich hatte einführe» und verpflichten sehen. Über<lb/> diesem sollte als Coadjutur oder „hulper" der treue Winkel wirken, der neidlos,<lb/> wie er Bugenhagen bewundert hatte, sich jetzt anch Görlitz unterordnete.</p><lb/> <p xml:id="ID_2486" next="#ID_2487"> Wie schwer es beiden wurde, das so kräftig und glücklich begonnene Werk<lb/> fortzuführen, das zu berichten liegt außerhalb meiner Aufgabe und gehört auf<lb/> ein andres Blatt. Nur erwähnen muß ich es, um zu zeigen, welcher Abstand<lb/> auch die besten unter diesen Reformatoren zweiten und dritten Ranges von einem<lb/> Bngenhagen trennte. Noch zweimal kehrte der letztere in den folgenden Jahren<lb/> nach Braunschweig zurück, das erstemal im Mai 1529, von Görlitz und Winkel<lb/> zu Hilfe gerufen, um gegen die Heterodoxen, namentlich Zmiuglischer Richtung,<lb/> zu predigen und mit ihren Führern zu disputiren. Sechs Wochen wandte er<lb/> daran, der Erfolg war ein unbestrittner, aber nach seinem Weggange brach der<lb/> Unfug von neuem los, und zeitweilig schien es, als wolle das ganze Werk noch<lb/> jetzt wieder in sich zerfallen. Nicht die von Görlitz veranstalteten Colloquien<lb/> der Geistlichen schufen endlich Ausgleich und Einheit, wie die ältern Darstellungen<lb/> dieser Ereignisse uns glauben machen wollen — der äußere Fortgang der evange¬<lb/> lischen Sache in deutschen Landen, die politische Bedeutung und Geschlossenheit,<lb/> welche dieselbe mehr und mehr gewann, gaben den Ausschlag. Am Sonntag<lb/> Trinitatis 1631 trat Braunschweig dem Schmalkaldischen Verständnis bei und<lb/> verriegelte damit ein für allemal dem Papsttum wie dem Sektenwesen die Thore.<lb/> Als Bugenhagen 1532, auf der Heinireife von Lübeck begriffen, zum letztenmal</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0677]
Johannes Bngenhagen und die Reformation in der Stadt Braunschweig.
is, overs weddernmme, renard gedenket, dat uns nicht alleync bevalcn is, de
untere to boyer, sunder ol, wenn de eyk kümpt, to leren, aise gescreven is
tovvrnc van der dope. De gedovten unterem lever in der gnaden Gades, aise
Adam unde Eva vor der Sünden inne paradyse, locken inchtes gutes noch
böses, wowol se van unser suntlilen nature halven to torre unde tome bösen
gereget sint. Se hebben de tosage Christi: Snller is dat ryke Gades. Wenn
vvers de eyk kümpt, dat se vornunflich beginnen to werden, so kümpt ok de
Stange aise to Adam unde Even, unde beginnet de untere to leren alle nndoget,
unde darto de vvrnuft darben to leydcn, dat se lestere de artilele des christlilen
lovcns unde vorachtc den vvrbunt, mit Christo gemalet in der dope. Demme
is it eyk, denne wert von uns gevordert, dat me se leren schal."
Gern hätten die zu Braunschweig — nunmehr auch weitaus die Majorität
des Rates — ihren erprobten Führer als Superattendenteu behalten, denn daß
mit der Niederschrift der Ordnung noch uicht jeder Unordnung vorgebeugt sei,
daß vielmehr in so unruhigen Zeitläuften eine Persönlichkeit vom Schlage des
Doktor Pommer an der Spitze des Kirchenwesens auch ferner notthuu würde,
sah jeder, der sehen wollte. Aber Bugenhagen konnte und mochte sich nicht länger
als unumgänglich nötig fesseln lassen, umsoweniger, da er bereits die Berufung
nach Hamburg erhalten hatte. So schied er Ende September oder Anfang
Oktober aus der Stadt, nachdem er zuvor an seiner Stelle den aus Torgau
berufenen Martin Görlitz feierlich hatte einführe» und verpflichten sehen. Über
diesem sollte als Coadjutur oder „hulper" der treue Winkel wirken, der neidlos,
wie er Bugenhagen bewundert hatte, sich jetzt anch Görlitz unterordnete.
Wie schwer es beiden wurde, das so kräftig und glücklich begonnene Werk
fortzuführen, das zu berichten liegt außerhalb meiner Aufgabe und gehört auf
ein andres Blatt. Nur erwähnen muß ich es, um zu zeigen, welcher Abstand
auch die besten unter diesen Reformatoren zweiten und dritten Ranges von einem
Bngenhagen trennte. Noch zweimal kehrte der letztere in den folgenden Jahren
nach Braunschweig zurück, das erstemal im Mai 1529, von Görlitz und Winkel
zu Hilfe gerufen, um gegen die Heterodoxen, namentlich Zmiuglischer Richtung,
zu predigen und mit ihren Führern zu disputiren. Sechs Wochen wandte er
daran, der Erfolg war ein unbestrittner, aber nach seinem Weggange brach der
Unfug von neuem los, und zeitweilig schien es, als wolle das ganze Werk noch
jetzt wieder in sich zerfallen. Nicht die von Görlitz veranstalteten Colloquien
der Geistlichen schufen endlich Ausgleich und Einheit, wie die ältern Darstellungen
dieser Ereignisse uns glauben machen wollen — der äußere Fortgang der evange¬
lischen Sache in deutschen Landen, die politische Bedeutung und Geschlossenheit,
welche dieselbe mehr und mehr gewann, gaben den Ausschlag. Am Sonntag
Trinitatis 1631 trat Braunschweig dem Schmalkaldischen Verständnis bei und
verriegelte damit ein für allemal dem Papsttum wie dem Sektenwesen die Thore.
Als Bugenhagen 1532, auf der Heinireife von Lübeck begriffen, zum letztenmal
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