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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Sollen wir unsre Statuen bemalen?

und Schluss, wie es deun in dem gegenwärtigem Falle ganz eigentlich gefordert
wurde,

Nur so viel sage ich gleich nach meiner Rückkunft vom Rhein und Mayn,
dankbar für das übersendete dramaturgische Blatt, ^) für welches vielleicht bald etwas
einsende. Des Herrn Graf. v. Brühl Hochgeb. bitte meine gehorsamste Empfehlung
auszurichten, mit Entschuldigung dass ich nicht auch seinen Brief sogleich beant¬
wortend erwiedere. ergebenst"


JWvGoethe)

Weimar d. 15 Oetbr 1815.

Zum Schluß mag noch ein kleines Billet von Goethes eigner Hand hier
abgedruckt werden, das sich unter Lcvezows Papieren gefunden hat, von dem
es aber fraglich ist, ob es an ihn gerichtet worden war. Es ist ein Blatt in
Quart, an der linken Seite ist deutlich zu sehen, daß etwas abgerissen worden ist;
jedenfalls ist es also nnr das Ende eines länger" Briefes. Das Billet lautet:

Leider habe ich gegenwärtig das Stück nicht zu Hause, sobald ich es wieder
erhalte steht es mit Vergnügen zu Diensten. Ich wünsche nur daß nähere Be¬
kanntschaft die lebhafte Theilnahme nicht vermindern möge, wodurch Sie mir eine
so besondere Freude gemacht haben.

Der ich mich, mit aufrichtigen Wünschen für Ihr Wohl u mit wahrer Hoch¬
achtung unterzeichne Ew Wohlgeb.

W. d. 26 Juli
1303.


ganz ergebenster Diener
Goethe


Sollen wir unsre Statuen bemalen?

er Umstand, daß diese Frage in neuerer Zeit, welche doch ästhe¬
tischen Interessen im ganzen nur geringe Aufmerksamkeit zu
schenken geneigt ist, zur brennenden Tagesfrage geworden ist und
durch praktische Versuche beantwortet zu werden beginnt, muß
uns dieselbe hochbedeutsam für unsre 5tuusteutwickluug erscheinen
lassen. Umsomehr haben wir die Verpflichtung, in der Diskussion die Frage
möglichst vorurteilslos zu prüfen und allen Standpunkten Gerechtigkeit wider¬
fahren zu lassen, bevor wir durch agitative Parteinahme die Grundlage der
Diskussion verrücken. G. Treu, der wohl zuerst in unsern Tagen die Frage
in der in der Überschrift zitirten Form in die allgemeine Diskussion gezogen
hat, nachdem ihre wissenschaftlich historische Erörterung über das Stadium der




2) Das "Dramaturgische Wochenblatt," herausgegeben von Levezow.
'"
) Ein kräftiger Schnörkel und die Worte "ergebenst JWvGoethe von des Dichters Hand-
Sollen wir unsre Statuen bemalen?

und Schluss, wie es deun in dem gegenwärtigem Falle ganz eigentlich gefordert
wurde,

Nur so viel sage ich gleich nach meiner Rückkunft vom Rhein und Mayn,
dankbar für das übersendete dramaturgische Blatt, ^) für welches vielleicht bald etwas
einsende. Des Herrn Graf. v. Brühl Hochgeb. bitte meine gehorsamste Empfehlung
auszurichten, mit Entschuldigung dass ich nicht auch seinen Brief sogleich beant¬
wortend erwiedere. ergebenst"


JWvGoethe)

Weimar d. 15 Oetbr 1815.

Zum Schluß mag noch ein kleines Billet von Goethes eigner Hand hier
abgedruckt werden, das sich unter Lcvezows Papieren gefunden hat, von dem
es aber fraglich ist, ob es an ihn gerichtet worden war. Es ist ein Blatt in
Quart, an der linken Seite ist deutlich zu sehen, daß etwas abgerissen worden ist;
jedenfalls ist es also nnr das Ende eines länger» Briefes. Das Billet lautet:

Leider habe ich gegenwärtig das Stück nicht zu Hause, sobald ich es wieder
erhalte steht es mit Vergnügen zu Diensten. Ich wünsche nur daß nähere Be¬
kanntschaft die lebhafte Theilnahme nicht vermindern möge, wodurch Sie mir eine
so besondere Freude gemacht haben.

Der ich mich, mit aufrichtigen Wünschen für Ihr Wohl u mit wahrer Hoch¬
achtung unterzeichne Ew Wohlgeb.

W. d. 26 Juli
1303.


ganz ergebenster Diener
Goethe


Sollen wir unsre Statuen bemalen?

er Umstand, daß diese Frage in neuerer Zeit, welche doch ästhe¬
tischen Interessen im ganzen nur geringe Aufmerksamkeit zu
schenken geneigt ist, zur brennenden Tagesfrage geworden ist und
durch praktische Versuche beantwortet zu werden beginnt, muß
uns dieselbe hochbedeutsam für unsre 5tuusteutwickluug erscheinen
lassen. Umsomehr haben wir die Verpflichtung, in der Diskussion die Frage
möglichst vorurteilslos zu prüfen und allen Standpunkten Gerechtigkeit wider¬
fahren zu lassen, bevor wir durch agitative Parteinahme die Grundlage der
Diskussion verrücken. G. Treu, der wohl zuerst in unsern Tagen die Frage
in der in der Überschrift zitirten Form in die allgemeine Diskussion gezogen
hat, nachdem ihre wissenschaftlich historische Erörterung über das Stadium der




2) Das „Dramaturgische Wochenblatt," herausgegeben von Levezow.
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) Ein kräftiger Schnörkel und die Worte „ergebenst JWvGoethe von des Dichters Hand-
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[0631] Sollen wir unsre Statuen bemalen? und Schluss, wie es deun in dem gegenwärtigem Falle ganz eigentlich gefordert wurde, Nur so viel sage ich gleich nach meiner Rückkunft vom Rhein und Mayn, dankbar für das übersendete dramaturgische Blatt, ^) für welches vielleicht bald etwas einsende. Des Herrn Graf. v. Brühl Hochgeb. bitte meine gehorsamste Empfehlung auszurichten, mit Entschuldigung dass ich nicht auch seinen Brief sogleich beant¬ wortend erwiedere. ergebenst" JWvGoethe) Weimar d. 15 Oetbr 1815. Zum Schluß mag noch ein kleines Billet von Goethes eigner Hand hier abgedruckt werden, das sich unter Lcvezows Papieren gefunden hat, von dem es aber fraglich ist, ob es an ihn gerichtet worden war. Es ist ein Blatt in Quart, an der linken Seite ist deutlich zu sehen, daß etwas abgerissen worden ist; jedenfalls ist es also nnr das Ende eines länger» Briefes. Das Billet lautet: Leider habe ich gegenwärtig das Stück nicht zu Hause, sobald ich es wieder erhalte steht es mit Vergnügen zu Diensten. Ich wünsche nur daß nähere Be¬ kanntschaft die lebhafte Theilnahme nicht vermindern möge, wodurch Sie mir eine so besondere Freude gemacht haben. Der ich mich, mit aufrichtigen Wünschen für Ihr Wohl u mit wahrer Hoch¬ achtung unterzeichne Ew Wohlgeb. W. d. 26 Juli 1303. ganz ergebenster Diener Goethe Sollen wir unsre Statuen bemalen? er Umstand, daß diese Frage in neuerer Zeit, welche doch ästhe¬ tischen Interessen im ganzen nur geringe Aufmerksamkeit zu schenken geneigt ist, zur brennenden Tagesfrage geworden ist und durch praktische Versuche beantwortet zu werden beginnt, muß uns dieselbe hochbedeutsam für unsre 5tuusteutwickluug erscheinen lassen. Umsomehr haben wir die Verpflichtung, in der Diskussion die Frage möglichst vorurteilslos zu prüfen und allen Standpunkten Gerechtigkeit wider¬ fahren zu lassen, bevor wir durch agitative Parteinahme die Grundlage der Diskussion verrücken. G. Treu, der wohl zuerst in unsern Tagen die Frage in der in der Überschrift zitirten Form in die allgemeine Diskussion gezogen hat, nachdem ihre wissenschaftlich historische Erörterung über das Stadium der 2) Das „Dramaturgische Wochenblatt," herausgegeben von Levezow. '" ) Ein kräftiger Schnörkel und die Worte „ergebenst JWvGoethe von des Dichters Hand-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/631>, abgerufen am 22.07.2024.