Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Goethe und Lcix'zow. darin Entschluß nicht fassen. Als jedoch die Nachricht gebracht wird, daß Goethe und Lcix'zow. darin Entschluß nicht fassen. Als jedoch die Nachricht gebracht wird, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0573" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195962"/> <fw type="header" place="top"> Goethe und Lcix'zow.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2036" prev="#ID_2035" next="#ID_2037"> darin Entschluß nicht fassen. Als jedoch die Nachricht gebracht wird, daß<lb/> plötzlicher Tod die edelsten Helden hinwcgrasfe, erkennt Agamemnon die un¬<lb/> verbrüchliche Pflicht und befiehlt dein Ulyß, das Opfer ans Argos zu holen,<lb/> Jphigenicns Bräutigam Achill, empört über den blutigen Plan, giebt dem<lb/> Autvmedon den Auftrag, sofort gleichfalls nach Argos zu eilen und den<lb/> Mördern zuvorzukommen. Der zweite Akt spielt in Argos, Iphigenie erscheint<lb/> in freiester Sorglosigkeit, während Klytämnestra, von bösen Träumen geängstigt,<lb/> fürchtet, es möge einst auch auf die Tochter der alte Fluch des Tantaliden-<lb/> geschlechts fallen; diese aber glaubt, daß nur das schuldige Haupt vernichtet<lb/> werde, während sie durch Gebet, Opfer, Hymnen und gute That stets die Huld<lb/> der Unsterblichen erfleht habe. Aber durch der Mutter Trübsinn ernster ge¬<lb/> stimmt, betet sie nun zu den Göttern, von dem Vater jeden Unfall fernzuhalten.<lb/> Da naht Ulysses: er erzählt, daß Agamemnon lebe, daß die Abfahrt nach Troja<lb/> aber verzögert werde; er entwirft ein Bild von dem bunten Lagerleben, rühmt<lb/> die einzelnen Fürsten, und als er des Achill gedenkt, feiert Iphigenie begeistert<lb/> deu geliebten Helden. Darauf meldet er beiden Frauen die Botschaft: die<lb/> verletzte Gottheit solle durch die Hochzeit der Iphigenie mit Achill versöhnt<lb/> werden, er erhärtet seine Aussagen durch Überreichung von Agamenmons<lb/> Siegelring, er übergiebt einen angeblich von Achill geschenkten Schleier an die<lb/> beglückte Braut, und jedes Zweifels bar will man dem Abgesandten folgen.<lb/> Dieser allein erblickt hierauf deu nahenden Antvmcdvn: nach heftigem Wort¬<lb/> streit erschlägt Ulyß den Gegner und beseitigt hierdurch das wichtigste Hindernis,<lb/> welches dem bedeutungsvollen Opfer sich entgegenstellte, Zu Anfang des dritten<lb/> Aktes, der, wie die folgenden, wieder in Antis spielt, macht Achill zunächst den<lb/> Versuch, Agamemnon umzustimmen, als aber seine Bemühungen vergeblich<lb/> bleiben, will er zum Aufruhr greifen und die Wahl eines andern Feldherrn<lb/> anregen. Da nahen die Frauen, begrüßt von: Jubel des Volkes. Klytämnestra<lb/> bringt reichste Gaben für den künftigen Eidam. Dein erschütterte!? Agamemnon<lb/> merkt jedoch Iphigenie die geheime Qual nur zu sehr an; scheu und betroffen,<lb/> eilt sie in Aedilis Arme, denen sie aber Kalchas als gottgeweihtes Opfer wieder<lb/> entreißt. Achill bebt entsetzt zurück, den Franc» vergehen die Sinne bei diesem<lb/> furchtbaren Wechsel des Geschicks. Im vierten Akte erblicken wir zunächst<lb/> Agamemnon verstört in dem Jammer seiner Lage. Den Bitten der Gattin<lb/> kann er nicht nachgeben, und eine neue, von Achill angeregte Fürstenberatung<lb/> hat auf der Ausführung des Opfers bestanden. Auch Jphigcuieus Seele ist<lb/> vou tiefstem Schmerze ergriffen: aus der Fülle ihres Liebesglückes soll sie<lb/> plötzlich scheiden, kein Trost will ihr erscheinen und die Weisungen des Kalchas,<lb/> sich in Vernunft zu fassen, verschmäht sie. Als aber der Scher ihr darlegt,<lb/> daß durch ihren Tod das Vaterland gerettet und Griechenlands Gedeihen auf<lb/> Jahrhunderte hinaus ermöglicht werde, wandelt sich ihre Gesinnung, und in<lb/> einem begeisterten Monologe gelobt sie ihr Leben den Göttern. Bevor sie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0573]
Goethe und Lcix'zow.
darin Entschluß nicht fassen. Als jedoch die Nachricht gebracht wird, daß
plötzlicher Tod die edelsten Helden hinwcgrasfe, erkennt Agamemnon die un¬
verbrüchliche Pflicht und befiehlt dein Ulyß, das Opfer ans Argos zu holen,
Jphigenicns Bräutigam Achill, empört über den blutigen Plan, giebt dem
Autvmedon den Auftrag, sofort gleichfalls nach Argos zu eilen und den
Mördern zuvorzukommen. Der zweite Akt spielt in Argos, Iphigenie erscheint
in freiester Sorglosigkeit, während Klytämnestra, von bösen Träumen geängstigt,
fürchtet, es möge einst auch auf die Tochter der alte Fluch des Tantaliden-
geschlechts fallen; diese aber glaubt, daß nur das schuldige Haupt vernichtet
werde, während sie durch Gebet, Opfer, Hymnen und gute That stets die Huld
der Unsterblichen erfleht habe. Aber durch der Mutter Trübsinn ernster ge¬
stimmt, betet sie nun zu den Göttern, von dem Vater jeden Unfall fernzuhalten.
Da naht Ulysses: er erzählt, daß Agamemnon lebe, daß die Abfahrt nach Troja
aber verzögert werde; er entwirft ein Bild von dem bunten Lagerleben, rühmt
die einzelnen Fürsten, und als er des Achill gedenkt, feiert Iphigenie begeistert
deu geliebten Helden. Darauf meldet er beiden Frauen die Botschaft: die
verletzte Gottheit solle durch die Hochzeit der Iphigenie mit Achill versöhnt
werden, er erhärtet seine Aussagen durch Überreichung von Agamenmons
Siegelring, er übergiebt einen angeblich von Achill geschenkten Schleier an die
beglückte Braut, und jedes Zweifels bar will man dem Abgesandten folgen.
Dieser allein erblickt hierauf deu nahenden Antvmcdvn: nach heftigem Wort¬
streit erschlägt Ulyß den Gegner und beseitigt hierdurch das wichtigste Hindernis,
welches dem bedeutungsvollen Opfer sich entgegenstellte, Zu Anfang des dritten
Aktes, der, wie die folgenden, wieder in Antis spielt, macht Achill zunächst den
Versuch, Agamemnon umzustimmen, als aber seine Bemühungen vergeblich
bleiben, will er zum Aufruhr greifen und die Wahl eines andern Feldherrn
anregen. Da nahen die Frauen, begrüßt von: Jubel des Volkes. Klytämnestra
bringt reichste Gaben für den künftigen Eidam. Dein erschütterte!? Agamemnon
merkt jedoch Iphigenie die geheime Qual nur zu sehr an; scheu und betroffen,
eilt sie in Aedilis Arme, denen sie aber Kalchas als gottgeweihtes Opfer wieder
entreißt. Achill bebt entsetzt zurück, den Franc» vergehen die Sinne bei diesem
furchtbaren Wechsel des Geschicks. Im vierten Akte erblicken wir zunächst
Agamemnon verstört in dem Jammer seiner Lage. Den Bitten der Gattin
kann er nicht nachgeben, und eine neue, von Achill angeregte Fürstenberatung
hat auf der Ausführung des Opfers bestanden. Auch Jphigcuieus Seele ist
vou tiefstem Schmerze ergriffen: aus der Fülle ihres Liebesglückes soll sie
plötzlich scheiden, kein Trost will ihr erscheinen und die Weisungen des Kalchas,
sich in Vernunft zu fassen, verschmäht sie. Als aber der Scher ihr darlegt,
daß durch ihren Tod das Vaterland gerettet und Griechenlands Gedeihen auf
Jahrhunderte hinaus ermöglicht werde, wandelt sich ihre Gesinnung, und in
einem begeisterten Monologe gelobt sie ihr Leben den Göttern. Bevor sie
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