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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Bestrebungen für eine wissenschaftliche Landeskunde Deutschlands.

wurde betont, beiß es vor alleil Dingen auf die Herstellung einer umfassenden
landeskundlichen Bibliographie ankomme, damit zunächst klar werde, was von
brauchbaren Schriften und Aufsätzen bereits vorliege. Der Erfolg war ein
außerordentlicher: von Privatleuten, Vereinen und Behörden wurde eine solche
Unmasse Material eingesendet, daß es angemessen erschien, von einer sofortigen
Herausgabe des bibliographischen Materials von Gesäme-Deutschland abzusehen,
da die Kräfte der Kommission für diese Riesenarbeit nicht ausreichten. Man
denke sich, daß etwa nach folgendem Schema: "Schmid, E. E. Die hydrau¬
lischen Verhältnisse Thüringens und ihre Entwicklung. Mitteilungen der geo¬
graphischen Gesellschaft zu Jena I, 55 bis 60 (Jena 1882)" aus ganz Deutsch¬
land tausende und abertciusende von Zetteln einliefen. Wer ist imstande,
solche Literaturangaben auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen! Und bloße Massen
von Material zu geben, damit kann niemand gedient sein. Die Kommission er¬
achtete es daher für das einzige zum Ziele führende Mittel, wenn mit der
Bibliographie zunächst in den einzelnen deutschen Landschaften selbständig vor¬
gegangen würde, so daß in jeder derselben ein Verein die Sache besonders in
die Hand nähme und sich zu diesem Zwecke mit andern Vereinen der Landschaft
in Verbindung setzte, oder auch mehrere Vereine gemeinsam einen landeskund¬
lichen Ausschuß bildeten. Durch dies Verfahren, meinte man, würde die Lust
zur Sache erhöht und die Prüfung des auszuwählenden Materials leichter
möglich werden.

Dieser Vorschlag erwies sich als ungemein praktisch: in Jena, Königs¬
berg i. Pr., Greifswald, Lübeck, Dresden, Halle a. S., Elberfeld, München,
Karlsruhe, Metz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, Hermannstadt u. s. w. ist
man für die Sache thätig, sammelt und sichtet, und binnen kurzem werden wir
landeskundliche Kataloge besitzen, d. h. Bücher, in denen alles, was über irgend¬
welche Landschaft Deutschlands geschrieben worden ist, nach gewissen Prinzipien
gesammelt und geordnet dasteht. Wie man sich das zu denken hat, zeigt am
besten die von der Gesellschaft für Erdkunde in Halle a. S. zusammengestellte
"Bibliographie für Nordthüringen, den Harz und den Provinz-sächsischen, sowie
anhaltischen Anteil an der norddeutschen Tiefebene." Die Arbeit umfaßt
KP/2 Druckbogen in Großvktav und ist, um eine beliebige Partie heraus¬
zugreifen, in folgender Weise gegliedert:

Nordthüringen.
^. Natur.
1. Allgemeines.
2. Oberflächengestaltung und Geologie.
g,) Geodätisches und Höhenmessung.
d) Orographisches und Geologisches,
v) Formationen,
et) Oertlich Geologisches.
3. Gewässer.

Bestrebungen für eine wissenschaftliche Landeskunde Deutschlands.

wurde betont, beiß es vor alleil Dingen auf die Herstellung einer umfassenden
landeskundlichen Bibliographie ankomme, damit zunächst klar werde, was von
brauchbaren Schriften und Aufsätzen bereits vorliege. Der Erfolg war ein
außerordentlicher: von Privatleuten, Vereinen und Behörden wurde eine solche
Unmasse Material eingesendet, daß es angemessen erschien, von einer sofortigen
Herausgabe des bibliographischen Materials von Gesäme-Deutschland abzusehen,
da die Kräfte der Kommission für diese Riesenarbeit nicht ausreichten. Man
denke sich, daß etwa nach folgendem Schema: „Schmid, E. E. Die hydrau¬
lischen Verhältnisse Thüringens und ihre Entwicklung. Mitteilungen der geo¬
graphischen Gesellschaft zu Jena I, 55 bis 60 (Jena 1882)" aus ganz Deutsch¬
land tausende und abertciusende von Zetteln einliefen. Wer ist imstande,
solche Literaturangaben auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen! Und bloße Massen
von Material zu geben, damit kann niemand gedient sein. Die Kommission er¬
achtete es daher für das einzige zum Ziele führende Mittel, wenn mit der
Bibliographie zunächst in den einzelnen deutschen Landschaften selbständig vor¬
gegangen würde, so daß in jeder derselben ein Verein die Sache besonders in
die Hand nähme und sich zu diesem Zwecke mit andern Vereinen der Landschaft
in Verbindung setzte, oder auch mehrere Vereine gemeinsam einen landeskund¬
lichen Ausschuß bildeten. Durch dies Verfahren, meinte man, würde die Lust
zur Sache erhöht und die Prüfung des auszuwählenden Materials leichter
möglich werden.

Dieser Vorschlag erwies sich als ungemein praktisch: in Jena, Königs¬
berg i. Pr., Greifswald, Lübeck, Dresden, Halle a. S., Elberfeld, München,
Karlsruhe, Metz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, Hermannstadt u. s. w. ist
man für die Sache thätig, sammelt und sichtet, und binnen kurzem werden wir
landeskundliche Kataloge besitzen, d. h. Bücher, in denen alles, was über irgend¬
welche Landschaft Deutschlands geschrieben worden ist, nach gewissen Prinzipien
gesammelt und geordnet dasteht. Wie man sich das zu denken hat, zeigt am
besten die von der Gesellschaft für Erdkunde in Halle a. S. zusammengestellte
„Bibliographie für Nordthüringen, den Harz und den Provinz-sächsischen, sowie
anhaltischen Anteil an der norddeutschen Tiefebene." Die Arbeit umfaßt
KP/2 Druckbogen in Großvktav und ist, um eine beliebige Partie heraus¬
zugreifen, in folgender Weise gegliedert:

Nordthüringen.
^. Natur.
1. Allgemeines.
2. Oberflächengestaltung und Geologie.
g,) Geodätisches und Höhenmessung.
d) Orographisches und Geologisches,
v) Formationen,
et) Oertlich Geologisches.
3. Gewässer.

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[0025] Bestrebungen für eine wissenschaftliche Landeskunde Deutschlands. wurde betont, beiß es vor alleil Dingen auf die Herstellung einer umfassenden landeskundlichen Bibliographie ankomme, damit zunächst klar werde, was von brauchbaren Schriften und Aufsätzen bereits vorliege. Der Erfolg war ein außerordentlicher: von Privatleuten, Vereinen und Behörden wurde eine solche Unmasse Material eingesendet, daß es angemessen erschien, von einer sofortigen Herausgabe des bibliographischen Materials von Gesäme-Deutschland abzusehen, da die Kräfte der Kommission für diese Riesenarbeit nicht ausreichten. Man denke sich, daß etwa nach folgendem Schema: „Schmid, E. E. Die hydrau¬ lischen Verhältnisse Thüringens und ihre Entwicklung. Mitteilungen der geo¬ graphischen Gesellschaft zu Jena I, 55 bis 60 (Jena 1882)" aus ganz Deutsch¬ land tausende und abertciusende von Zetteln einliefen. Wer ist imstande, solche Literaturangaben auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen! Und bloße Massen von Material zu geben, damit kann niemand gedient sein. Die Kommission er¬ achtete es daher für das einzige zum Ziele führende Mittel, wenn mit der Bibliographie zunächst in den einzelnen deutschen Landschaften selbständig vor¬ gegangen würde, so daß in jeder derselben ein Verein die Sache besonders in die Hand nähme und sich zu diesem Zwecke mit andern Vereinen der Landschaft in Verbindung setzte, oder auch mehrere Vereine gemeinsam einen landeskund¬ lichen Ausschuß bildeten. Durch dies Verfahren, meinte man, würde die Lust zur Sache erhöht und die Prüfung des auszuwählenden Materials leichter möglich werden. Dieser Vorschlag erwies sich als ungemein praktisch: in Jena, Königs¬ berg i. Pr., Greifswald, Lübeck, Dresden, Halle a. S., Elberfeld, München, Karlsruhe, Metz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, Hermannstadt u. s. w. ist man für die Sache thätig, sammelt und sichtet, und binnen kurzem werden wir landeskundliche Kataloge besitzen, d. h. Bücher, in denen alles, was über irgend¬ welche Landschaft Deutschlands geschrieben worden ist, nach gewissen Prinzipien gesammelt und geordnet dasteht. Wie man sich das zu denken hat, zeigt am besten die von der Gesellschaft für Erdkunde in Halle a. S. zusammengestellte „Bibliographie für Nordthüringen, den Harz und den Provinz-sächsischen, sowie anhaltischen Anteil an der norddeutschen Tiefebene." Die Arbeit umfaßt KP/2 Druckbogen in Großvktav und ist, um eine beliebige Partie heraus¬ zugreifen, in folgender Weise gegliedert: Nordthüringen. ^. Natur. 1. Allgemeines. 2. Oberflächengestaltung und Geologie. g,) Geodätisches und Höhenmessung. d) Orographisches und Geologisches, v) Formationen, et) Oertlich Geologisches. 3. Gewässer.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/25>, abgerufen am 22.07.2024.