Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.seiner "Allgemeinen Musikalischen Zeitung," und unciblüssig suchte er ster die Um dieselbe Zeit regte es sich mich im Musikalieiwerlage für Bach. Der Dann kommt wieder ein Stillstand, den nur die Herausgabe der Kantate Grenzboten II. 188.?, 26
seiner „Allgemeinen Musikalischen Zeitung," und unciblüssig suchte er ster die Um dieselbe Zeit regte es sich mich im Musikalieiwerlage für Bach. Der Dann kommt wieder ein Stillstand, den nur die Herausgabe der Kantate Grenzboten II. 188.?, 26
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0206" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195595"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_707" prev="#ID_706"> seiner „Allgemeinen Musikalischen Zeitung," und unciblüssig suchte er ster die<lb/> Werke Bachs zu werben, bald sonst er durch ausgeführte Kommentare, bald<lb/> durch gelegentliche Hinweise für dieses Ziel. Ganz besonders möchten wir ans<lb/> die schönen, warmen Worte aufmerksam machen, die Rochlitz (im Jahrgange 1803,<lb/> S. 247 der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung") über Bachs Kantate» geschrieben<lb/> hat. Den Anlaß hierzu gab ihm der damalige Leipziger Thvmaskcmtor A. E.<lb/> Müller, welcher eine Reihe dieser zu jener Zeit ganz vergessenen Werke in der<lb/> Kirche sowohl als im Konzert zur Aufführung brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_708"> Um dieselbe Zeit regte es sich mich im Musikalieiwerlage für Bach. Der<lb/> Organist Kollmann in London besorgte die erste Ausgabe des „Wohltemperirtcn<lb/> Klaviers" im Jahre 1300. Nägeli in Zürich gab die „Sechs Klaviersvnaten mit<lb/> Violinbcglcitung" heraus. Im Jahre 1802 erschien in Wien ein Teil der<lb/> „Klavierübnng." Breitkopf und AudrS veröffentlichten Jnstrumentalwerke, und<lb/> die Kühnelsche Verlagshandlung in Leipzig (jetzt Peters) begann im Jahre<lb/> 1801 die Herausgabe der sämtlichen Klavier- und Orgelwerke. Im Jahre<lb/> 1806 erschienen von Schicht herausgegeben die bekannten sechs Motetten von<lb/> I. S. Bach — darunter „Ich lasse dich nicht," die nicht von Sebastian Bach<lb/> herrührt.</p><lb/> <p xml:id="ID_709"> Dann kommt wieder ein Stillstand, den nur die Herausgabe der Kantate<lb/> „Ein' feste Burg" im Jahre 1820 unterbricht. Zwar reichen die Anfänge des<lb/> bekannten Bachkatalogs von Franz Hanser in die zwanziger Jahre zurück. Doch<lb/> entzog sich diese Arbeit damals noch der öffentlichen Aufmerksamkeit. Thibaut<lb/> in seiner „Reinheit der Tonkunst," welche im Jahre 1825 erschien, verhielt sich<lb/> gegen Bach lau. Einen neuen, sehr kräftigen Anstoß erhielt die Bachfrage erst<lb/> am Ende des Jahrzehnts durch die schon erwähnte Aufführung der Matthäus¬<lb/> passion am 12, März 1829 in Berlin (Dirigent F. Mendelssohn, Christus<lb/> Ed. Devrient, Evangelist H. Stümer), eine mutige, frische That des jungen<lb/> Mendelssohn, welche das gesamte in Deutschland vorhandne Interesse für Bach<lb/> nenbclebte und in Bewegung brachte. Von dem damals künstlerisch sehr an¬<lb/> geregten und bcgcisternngsfrohen Berlin aus uneben die Passion verhältnismäßig<lb/> schnell ihren Weg nach Breslau, Königsberg, Dresden, Frankfurt a. M. Bald<lb/> wurde das Werk auch gedruckt und von Mosewius mit einer in vielfacher Be¬<lb/> ziehung vortrefflichen Exegese versehen, aus deren Umständlichkeit man freilich<lb/> schließen kann, wie fremd Bach dem vormärzlichen Geschlechte war. Auch eine<lb/> kleine Kantatcnsammlung erschien 1831 im Drucke. Der Herausgeber war<lb/> A. B. Marx, der auch in seiner „Berliner Allgemeinen Zeitung" der Propaganda<lb/> für Bach einen neuen Mittelpunkt zu bieten suchte. In seinen „Erinnerungen"<lb/> erzählt er, daß einzelne der lebenden Komponisten seine Agitation für Bach übel<lb/> aufgenommen hätten. Er nennt ausdrücklich F. Schneider, dessen Oratorien in<lb/> der That auch einige Jahrzehnte später vor den Meisterwerken der Händel und<lb/> Bach von der Vildslciche verschwanden.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 188.?, 26</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0206]
seiner „Allgemeinen Musikalischen Zeitung," und unciblüssig suchte er ster die
Werke Bachs zu werben, bald sonst er durch ausgeführte Kommentare, bald
durch gelegentliche Hinweise für dieses Ziel. Ganz besonders möchten wir ans
die schönen, warmen Worte aufmerksam machen, die Rochlitz (im Jahrgange 1803,
S. 247 der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung") über Bachs Kantate» geschrieben
hat. Den Anlaß hierzu gab ihm der damalige Leipziger Thvmaskcmtor A. E.
Müller, welcher eine Reihe dieser zu jener Zeit ganz vergessenen Werke in der
Kirche sowohl als im Konzert zur Aufführung brachte.
Um dieselbe Zeit regte es sich mich im Musikalieiwerlage für Bach. Der
Organist Kollmann in London besorgte die erste Ausgabe des „Wohltemperirtcn
Klaviers" im Jahre 1300. Nägeli in Zürich gab die „Sechs Klaviersvnaten mit
Violinbcglcitung" heraus. Im Jahre 1802 erschien in Wien ein Teil der
„Klavierübnng." Breitkopf und AudrS veröffentlichten Jnstrumentalwerke, und
die Kühnelsche Verlagshandlung in Leipzig (jetzt Peters) begann im Jahre
1801 die Herausgabe der sämtlichen Klavier- und Orgelwerke. Im Jahre
1806 erschienen von Schicht herausgegeben die bekannten sechs Motetten von
I. S. Bach — darunter „Ich lasse dich nicht," die nicht von Sebastian Bach
herrührt.
Dann kommt wieder ein Stillstand, den nur die Herausgabe der Kantate
„Ein' feste Burg" im Jahre 1820 unterbricht. Zwar reichen die Anfänge des
bekannten Bachkatalogs von Franz Hanser in die zwanziger Jahre zurück. Doch
entzog sich diese Arbeit damals noch der öffentlichen Aufmerksamkeit. Thibaut
in seiner „Reinheit der Tonkunst," welche im Jahre 1825 erschien, verhielt sich
gegen Bach lau. Einen neuen, sehr kräftigen Anstoß erhielt die Bachfrage erst
am Ende des Jahrzehnts durch die schon erwähnte Aufführung der Matthäus¬
passion am 12, März 1829 in Berlin (Dirigent F. Mendelssohn, Christus
Ed. Devrient, Evangelist H. Stümer), eine mutige, frische That des jungen
Mendelssohn, welche das gesamte in Deutschland vorhandne Interesse für Bach
nenbclebte und in Bewegung brachte. Von dem damals künstlerisch sehr an¬
geregten und bcgcisternngsfrohen Berlin aus uneben die Passion verhältnismäßig
schnell ihren Weg nach Breslau, Königsberg, Dresden, Frankfurt a. M. Bald
wurde das Werk auch gedruckt und von Mosewius mit einer in vielfacher Be¬
ziehung vortrefflichen Exegese versehen, aus deren Umständlichkeit man freilich
schließen kann, wie fremd Bach dem vormärzlichen Geschlechte war. Auch eine
kleine Kantatcnsammlung erschien 1831 im Drucke. Der Herausgeber war
A. B. Marx, der auch in seiner „Berliner Allgemeinen Zeitung" der Propaganda
für Bach einen neuen Mittelpunkt zu bieten suchte. In seinen „Erinnerungen"
erzählt er, daß einzelne der lebenden Komponisten seine Agitation für Bach übel
aufgenommen hätten. Er nennt ausdrücklich F. Schneider, dessen Oratorien in
der That auch einige Jahrzehnte später vor den Meisterwerken der Händel und
Bach von der Vildslciche verschwanden.
Grenzboten II. 188.?, 26
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