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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Um eine perle.
Roman von Robert Maldmnller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.)

HHMD^
AN
BMKn den Ofterien Mantuas die Wirtsleute nach einem Manne
von Beppos Aussehen auszufragen, dazu war es zu spät.
Alle Weinsäufer waren geschlossen, einige nur noch für Vita-
licmv zugänglich. Es gab jedoch Schlupfwinkel in großer Anzahl,
denen Vitaliano eine gewisse Licenz einräumte, um das Treiben
der nächtlichen Schwärmer Mantuas nicht ganz ans seinem Gesichtskreise zu ver¬
lieren, denn der Vorgänger Frcmceseos hatte beide Angen zugedrückt, wo immer
die jungen Mantnaner Nobili ihren Vergnügungen nachgingen, war er -- Vin-
cento -- doch selbst ein so leidenschaftlicher Hazardspieler gewesen, daß er einst
in Florenz in einem geheimen Spielhausc alles, was er an Golde bei sich
führte, ja selbst den Orden des goldenen Vließes und den ihm von Sixtus
dem Fünften verehrten geweihten Degen verspielt hatte, ein sensationelles Er¬
eignis, welches den Großherzog von Toscana damals veranlaßte, alles Hcizcird-
spiel in seinem Staate zu verbieten; und Francesco, obschon anders als sein
Vater und Vorgänger geartet, hatte, bei seiner Furcht vor Verschwörern, den
Vorstellungen Vitaliauos nachgegeben, Mantuas geheime Polizei nicht ganz
dieser bequemen Handhabe zum Überwachen dessen, was sich in sicherm Versteck
glaube, zu berauben.

Nicht in allen diesen über ganz Mantua verstreuten Häusern und Häuschen
klapperten die Würfel oder rollte die Kugel auf dem mit Zahlen beschriebenen
Glückstische. Hie und da wurde gezecht oder Maskenspiel getrieben, oft noch
selbst mitten in der Fastenzeit. Aber auch burleske Komödien hatten sich seit
kurzem eingebürgert, denn das von Francesco aus dem herzoglichen Dienst ent¬
lassene Komödiautenvölkchen nagte am Hungertuch, und Sängerinnen wie Tän¬
zerinnen, welche früher, wie Prinzessinnen geputzt, in herzoglichen Sänften ge-




Um eine perle.
Roman von Robert Maldmnller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.)

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AN
BMKn den Ofterien Mantuas die Wirtsleute nach einem Manne
von Beppos Aussehen auszufragen, dazu war es zu spät.
Alle Weinsäufer waren geschlossen, einige nur noch für Vita-
licmv zugänglich. Es gab jedoch Schlupfwinkel in großer Anzahl,
denen Vitaliano eine gewisse Licenz einräumte, um das Treiben
der nächtlichen Schwärmer Mantuas nicht ganz ans seinem Gesichtskreise zu ver¬
lieren, denn der Vorgänger Frcmceseos hatte beide Angen zugedrückt, wo immer
die jungen Mantnaner Nobili ihren Vergnügungen nachgingen, war er — Vin-
cento — doch selbst ein so leidenschaftlicher Hazardspieler gewesen, daß er einst
in Florenz in einem geheimen Spielhausc alles, was er an Golde bei sich
führte, ja selbst den Orden des goldenen Vließes und den ihm von Sixtus
dem Fünften verehrten geweihten Degen verspielt hatte, ein sensationelles Er¬
eignis, welches den Großherzog von Toscana damals veranlaßte, alles Hcizcird-
spiel in seinem Staate zu verbieten; und Francesco, obschon anders als sein
Vater und Vorgänger geartet, hatte, bei seiner Furcht vor Verschwörern, den
Vorstellungen Vitaliauos nachgegeben, Mantuas geheime Polizei nicht ganz
dieser bequemen Handhabe zum Überwachen dessen, was sich in sicherm Versteck
glaube, zu berauben.

Nicht in allen diesen über ganz Mantua verstreuten Häusern und Häuschen
klapperten die Würfel oder rollte die Kugel auf dem mit Zahlen beschriebenen
Glückstische. Hie und da wurde gezecht oder Maskenspiel getrieben, oft noch
selbst mitten in der Fastenzeit. Aber auch burleske Komödien hatten sich seit
kurzem eingebürgert, denn das von Francesco aus dem herzoglichen Dienst ent¬
lassene Komödiautenvölkchen nagte am Hungertuch, und Sängerinnen wie Tän¬
zerinnen, welche früher, wie Prinzessinnen geputzt, in herzoglichen Sänften ge-


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[0151] [Abbildung] Um eine perle. Roman von Robert Maldmnller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.) HHMD^ AN BMKn den Ofterien Mantuas die Wirtsleute nach einem Manne von Beppos Aussehen auszufragen, dazu war es zu spät. Alle Weinsäufer waren geschlossen, einige nur noch für Vita- licmv zugänglich. Es gab jedoch Schlupfwinkel in großer Anzahl, denen Vitaliano eine gewisse Licenz einräumte, um das Treiben der nächtlichen Schwärmer Mantuas nicht ganz ans seinem Gesichtskreise zu ver¬ lieren, denn der Vorgänger Frcmceseos hatte beide Angen zugedrückt, wo immer die jungen Mantnaner Nobili ihren Vergnügungen nachgingen, war er — Vin- cento — doch selbst ein so leidenschaftlicher Hazardspieler gewesen, daß er einst in Florenz in einem geheimen Spielhausc alles, was er an Golde bei sich führte, ja selbst den Orden des goldenen Vließes und den ihm von Sixtus dem Fünften verehrten geweihten Degen verspielt hatte, ein sensationelles Er¬ eignis, welches den Großherzog von Toscana damals veranlaßte, alles Hcizcird- spiel in seinem Staate zu verbieten; und Francesco, obschon anders als sein Vater und Vorgänger geartet, hatte, bei seiner Furcht vor Verschwörern, den Vorstellungen Vitaliauos nachgegeben, Mantuas geheime Polizei nicht ganz dieser bequemen Handhabe zum Überwachen dessen, was sich in sicherm Versteck glaube, zu berauben. Nicht in allen diesen über ganz Mantua verstreuten Häusern und Häuschen klapperten die Würfel oder rollte die Kugel auf dem mit Zahlen beschriebenen Glückstische. Hie und da wurde gezecht oder Maskenspiel getrieben, oft noch selbst mitten in der Fastenzeit. Aber auch burleske Komödien hatten sich seit kurzem eingebürgert, denn das von Francesco aus dem herzoglichen Dienst ent¬ lassene Komödiautenvölkchen nagte am Hungertuch, und Sängerinnen wie Tän¬ zerinnen, welche früher, wie Prinzessinnen geputzt, in herzoglichen Sänften ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/151>, abgerufen am 22.07.2024.