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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Die Lucia-Bucht.

afrikanische Republik," das Gebiet der Boers jenseits des Vaalflusses. Das
Naiualand und das der Hereros, in welchem sich die englische Walsischbai befindet,
werden im Westen vom Atlantischen Meere bespült. Im Nordosten der Kap¬
kolonie folgen einander die Küstengebiete des indischen Ozeans: Trcmskei, Tcmbu-
land, Pondoland, die britische Kolonie Raten, das Land der Zulus mit der
Lucia-Bucht und die den Portugiesen gehörige Delagoa-Bai. An die Kap¬
kolonie schließt sich, rein im Norden, der Oranje-Freistaat an, welcher östlich
an das Gebiet der Basutos und der Griquas stößt und weiter nach Nordosten
an Natal grenzt, das seinerseits als Keil zwischen jenen Boerenstaat und die
"Südafrikanische Republik" hineinragt. Die letztere hat wieder im Osten die
Zulus zu Nachbarn und weiter nördlich die Portugiesen der Delagoci-Bai.

Über das Pondoland hat die britische Ncichsregierung erst in diesem Jahre
ihre Schutzherrschaft in aller Form ausgedehnt; doch stand hier am Ausflüsse
des Se. Johns-River, dem Handelswege vom indischen Ozean nach den Ländern
der Griqnas und Basntos, schon früher ein englisches Zollhaus, und die
britische Autorität wurde deshalb nicht weiter geltend gemacht, weil das Pondo¬
land weiße Ansiedler nicht anlockte und andrerseits nicht wie das Transkei und
das Basutolaud während der Streitigkeiten mit deu Boers deu Truppen der
Kapkolonie Beschäftigung gab. Es ist, ganz wie Natal und die übrigen be¬
nachbarten Küstenländer, dicht von eingebornen Stämmen bewohnt, deren
Menschenzahl in den letzten Jahrzehnten nicht nur nicht abgenommen hat
sondern fortwährend gewachsen ist. In Natal z. B. Verhalten sich die Zulus
zu den Weißen ungefähr wie zwanzig zu eins, es befinden sich hier ueben einer
halben Million Zulus nur etwas mehr als fünfundzwanzigtausend weiße An¬
siedler, von denen die große Mehrzahl holländischer Abkunft ist. Wenn mau
jetzt das britische Protektorat über das Pondoland erklärt hat, so geschah es,
um "Ungewißheiten ein Ende zu machen und Britisch-Südafrika abzurunden,
dessen Küste sich nunmehr vou der Mündung des Oranjeflusses ununterbrochen
bis an die Grenze zwischen Natal lind Zululcmd erstreckt." Wir bemerken zu
dieser notwendigen Einschaltung noch, daß dieses neue englische Kvlonialgebiet
vom Tembulande durch den Umtata- und von Natal durch den Umtavnnafluß
geschieden ist, daß die Bevölkerung von Pondoland auf 200000 Eingeborne
geschützt wird, und daß man "zu hoffen berechtigt ist, Umbiquela, der Häuptling
der Pondos, werde mit seinem Volke die Einsetzung der Herrschaft Englands
willkommen heißen."

Wesentlich anders verhält es sich mit der Lucia-Bucht, die weit nördlich
von Natal im Znlulaude liegt, und zwar nicht fern vou den Orten Ulundi und
Jsandnla, deren man sich ans den Kämpfen der Engländer mit Tschetwäjo er¬
innern wird. Diese erweitert sich landeinwärts zu einem bedeutenden See und
würde den Bewohnern der "südafrikanischen Republik" unter Umständen durch
deutsche Vermittlung den Zugang zum Indischen Ozean schassen. Ja es ist


Die Lucia-Bucht.

afrikanische Republik," das Gebiet der Boers jenseits des Vaalflusses. Das
Naiualand und das der Hereros, in welchem sich die englische Walsischbai befindet,
werden im Westen vom Atlantischen Meere bespült. Im Nordosten der Kap¬
kolonie folgen einander die Küstengebiete des indischen Ozeans: Trcmskei, Tcmbu-
land, Pondoland, die britische Kolonie Raten, das Land der Zulus mit der
Lucia-Bucht und die den Portugiesen gehörige Delagoa-Bai. An die Kap¬
kolonie schließt sich, rein im Norden, der Oranje-Freistaat an, welcher östlich
an das Gebiet der Basutos und der Griquas stößt und weiter nach Nordosten
an Natal grenzt, das seinerseits als Keil zwischen jenen Boerenstaat und die
„Südafrikanische Republik" hineinragt. Die letztere hat wieder im Osten die
Zulus zu Nachbarn und weiter nördlich die Portugiesen der Delagoci-Bai.

Über das Pondoland hat die britische Ncichsregierung erst in diesem Jahre
ihre Schutzherrschaft in aller Form ausgedehnt; doch stand hier am Ausflüsse
des Se. Johns-River, dem Handelswege vom indischen Ozean nach den Ländern
der Griqnas und Basntos, schon früher ein englisches Zollhaus, und die
britische Autorität wurde deshalb nicht weiter geltend gemacht, weil das Pondo¬
land weiße Ansiedler nicht anlockte und andrerseits nicht wie das Transkei und
das Basutolaud während der Streitigkeiten mit deu Boers deu Truppen der
Kapkolonie Beschäftigung gab. Es ist, ganz wie Natal und die übrigen be¬
nachbarten Küstenländer, dicht von eingebornen Stämmen bewohnt, deren
Menschenzahl in den letzten Jahrzehnten nicht nur nicht abgenommen hat
sondern fortwährend gewachsen ist. In Natal z. B. Verhalten sich die Zulus
zu den Weißen ungefähr wie zwanzig zu eins, es befinden sich hier ueben einer
halben Million Zulus nur etwas mehr als fünfundzwanzigtausend weiße An¬
siedler, von denen die große Mehrzahl holländischer Abkunft ist. Wenn mau
jetzt das britische Protektorat über das Pondoland erklärt hat, so geschah es,
um „Ungewißheiten ein Ende zu machen und Britisch-Südafrika abzurunden,
dessen Küste sich nunmehr vou der Mündung des Oranjeflusses ununterbrochen
bis an die Grenze zwischen Natal lind Zululcmd erstreckt." Wir bemerken zu
dieser notwendigen Einschaltung noch, daß dieses neue englische Kvlonialgebiet
vom Tembulande durch den Umtata- und von Natal durch den Umtavnnafluß
geschieden ist, daß die Bevölkerung von Pondoland auf 200000 Eingeborne
geschützt wird, und daß man „zu hoffen berechtigt ist, Umbiquela, der Häuptling
der Pondos, werde mit seinem Volke die Einsetzung der Herrschaft Englands
willkommen heißen."

Wesentlich anders verhält es sich mit der Lucia-Bucht, die weit nördlich
von Natal im Znlulaude liegt, und zwar nicht fern vou den Orten Ulundi und
Jsandnla, deren man sich ans den Kämpfen der Engländer mit Tschetwäjo er¬
innern wird. Diese erweitert sich landeinwärts zu einem bedeutenden See und
würde den Bewohnern der „südafrikanischen Republik" unter Umständen durch
deutsche Vermittlung den Zugang zum Indischen Ozean schassen. Ja es ist


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[0175] Die Lucia-Bucht. afrikanische Republik," das Gebiet der Boers jenseits des Vaalflusses. Das Naiualand und das der Hereros, in welchem sich die englische Walsischbai befindet, werden im Westen vom Atlantischen Meere bespült. Im Nordosten der Kap¬ kolonie folgen einander die Küstengebiete des indischen Ozeans: Trcmskei, Tcmbu- land, Pondoland, die britische Kolonie Raten, das Land der Zulus mit der Lucia-Bucht und die den Portugiesen gehörige Delagoa-Bai. An die Kap¬ kolonie schließt sich, rein im Norden, der Oranje-Freistaat an, welcher östlich an das Gebiet der Basutos und der Griquas stößt und weiter nach Nordosten an Natal grenzt, das seinerseits als Keil zwischen jenen Boerenstaat und die „Südafrikanische Republik" hineinragt. Die letztere hat wieder im Osten die Zulus zu Nachbarn und weiter nördlich die Portugiesen der Delagoci-Bai. Über das Pondoland hat die britische Ncichsregierung erst in diesem Jahre ihre Schutzherrschaft in aller Form ausgedehnt; doch stand hier am Ausflüsse des Se. Johns-River, dem Handelswege vom indischen Ozean nach den Ländern der Griqnas und Basntos, schon früher ein englisches Zollhaus, und die britische Autorität wurde deshalb nicht weiter geltend gemacht, weil das Pondo¬ land weiße Ansiedler nicht anlockte und andrerseits nicht wie das Transkei und das Basutolaud während der Streitigkeiten mit deu Boers deu Truppen der Kapkolonie Beschäftigung gab. Es ist, ganz wie Natal und die übrigen be¬ nachbarten Küstenländer, dicht von eingebornen Stämmen bewohnt, deren Menschenzahl in den letzten Jahrzehnten nicht nur nicht abgenommen hat sondern fortwährend gewachsen ist. In Natal z. B. Verhalten sich die Zulus zu den Weißen ungefähr wie zwanzig zu eins, es befinden sich hier ueben einer halben Million Zulus nur etwas mehr als fünfundzwanzigtausend weiße An¬ siedler, von denen die große Mehrzahl holländischer Abkunft ist. Wenn mau jetzt das britische Protektorat über das Pondoland erklärt hat, so geschah es, um „Ungewißheiten ein Ende zu machen und Britisch-Südafrika abzurunden, dessen Küste sich nunmehr vou der Mündung des Oranjeflusses ununterbrochen bis an die Grenze zwischen Natal lind Zululcmd erstreckt." Wir bemerken zu dieser notwendigen Einschaltung noch, daß dieses neue englische Kvlonialgebiet vom Tembulande durch den Umtata- und von Natal durch den Umtavnnafluß geschieden ist, daß die Bevölkerung von Pondoland auf 200000 Eingeborne geschützt wird, und daß man „zu hoffen berechtigt ist, Umbiquela, der Häuptling der Pondos, werde mit seinem Volke die Einsetzung der Herrschaft Englands willkommen heißen." Wesentlich anders verhält es sich mit der Lucia-Bucht, die weit nördlich von Natal im Znlulaude liegt, und zwar nicht fern vou den Orten Ulundi und Jsandnla, deren man sich ans den Kämpfen der Engländer mit Tschetwäjo er¬ innern wird. Diese erweitert sich landeinwärts zu einem bedeutenden See und würde den Bewohnern der „südafrikanischen Republik" unter Umständen durch deutsche Vermittlung den Zugang zum Indischen Ozean schassen. Ja es ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/175>, abgerufen am 22.07.2024.