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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Der Buchdruck vor Gutenberg.

Maria gefertigte Bildnis des Heilandes, welches, während der Maler schlief, von
Engeln vollendet wurde.

Das letzte in diesem Zusammenhange zu erwähnende Werk ist die aus vier¬
undzwanzig Blättern bestehende "Kunst Chiromcmtia," ein Anweisung, aus den
Linien der Hand zu wahrsagen, welche Dr. Johann Hartlieb, der Leibarzt Herzog
Albrechts des Frommen von Baiern, verfaßt hat. Der erste Holzschnitt zeigt,
wie Hartlieb der Gemahlin seines Herrn knieend das Buch überreicht. Dann
kommen Abbildungen verschiedner Hände mit chiromantischen Linien. Den Schluß
macht eine Bildtafel, auf welcher verschiedne Ereignisse des Lebens dargestellt
sind, je nachdem die Linien der Hand dieselbe" angedeutet hatten. Wem die
Linien Böses prophezeien, der wird gehenkt oder gerädert, während auf einen
andern, der eine glückliche Handlinie hat, der himmlische Vater Gold regnen läßt.

Dies ist der Stoffkreis, welchen die Blockbücher umspannen. Ihre Zahl ist,
wie man sieht, nicht unbedeutend; im ganzen können wir siebenunddreißig nach¬
weisen. Und sie müssen im fünfzehnten Jahrhundert weit verbreitet gewesen
sei", da uns noch jetzt fast von jeder Schrift verschiedne Ausgaben erhalten
sind. Von der ^rs lnorienäi sind nicht weniger als elf, von der Livia pau-
1)LrnrQ sieben, von der Apokalypse sechs, vom lüll-utivunr vier, vom Paternoster drei,
vom Dskönsoriurn. und von der ^.rg lnenrorNM zwei Ausgaben bekannt, von
denen jede von der andern in Einzelheiten abweicht. Auch die Zahl der Exem¬
plare, die von jeder Ausgabe erhalten sind, läßt auf die weite Verbreitung
jedes einzelnen Buches schließen. Von der ^.rs morisucli befinden sich Exem¬
plare der erste Ausgabe in London und Paris, der zweiten in Wolfenbüttel,
Memmingen, Paris und München, der dritten in Paris, Althorp, München
und London, der vierten in Gottweich und München, der fünften in Hannover,
der sechsten in Wolfenbüttel, der siebenten in Paris und München, der achten
in Zwickau, der neunten in Paris, Mailand und München, der zehnten in
München, der elften in Lille; vom O^ntivum Exemplare der ersten Ausgabe in
Althorp und Paris, der zweiten in Harlem und London, der dritten in Paris
und Oxford, der vierten in London; vom Vaterunser Exemplare der ersten Aus¬
gabe in Paris, der zweiten in London, der dritten in Mons; von der ^rs
M6nu)i'g.mal Exemplare beider Ausgabe" in München und Dresden.*) Von
andern Büchern wiederum kennen wir mir mehrere Exemplare einer Ausgabe.
Von dem geistlichen und weltlichen Rom z. B. befinden sich Exemplare in
Althorp, London, Paris, Gotha und München, von der Chiromantie in Wien,
München, Wolfenbüttel, Memmingen und Paris, von dem Kalender des Regio-
montanus in Dresden und München, von der Meinradslegende in München
und Einsiedeln. Wieder andre sind überhaupt nur in einem einzigen Exemplare



*) Auch die Leipziger Stadtbibliothek besitzt eine Ausgabe der WM" x-mxornm und der
D, Red. ^rs ahnen-emal.
Der Buchdruck vor Gutenberg.

Maria gefertigte Bildnis des Heilandes, welches, während der Maler schlief, von
Engeln vollendet wurde.

Das letzte in diesem Zusammenhange zu erwähnende Werk ist die aus vier¬
undzwanzig Blättern bestehende „Kunst Chiromcmtia," ein Anweisung, aus den
Linien der Hand zu wahrsagen, welche Dr. Johann Hartlieb, der Leibarzt Herzog
Albrechts des Frommen von Baiern, verfaßt hat. Der erste Holzschnitt zeigt,
wie Hartlieb der Gemahlin seines Herrn knieend das Buch überreicht. Dann
kommen Abbildungen verschiedner Hände mit chiromantischen Linien. Den Schluß
macht eine Bildtafel, auf welcher verschiedne Ereignisse des Lebens dargestellt
sind, je nachdem die Linien der Hand dieselbe» angedeutet hatten. Wem die
Linien Böses prophezeien, der wird gehenkt oder gerädert, während auf einen
andern, der eine glückliche Handlinie hat, der himmlische Vater Gold regnen läßt.

Dies ist der Stoffkreis, welchen die Blockbücher umspannen. Ihre Zahl ist,
wie man sieht, nicht unbedeutend; im ganzen können wir siebenunddreißig nach¬
weisen. Und sie müssen im fünfzehnten Jahrhundert weit verbreitet gewesen
sei», da uns noch jetzt fast von jeder Schrift verschiedne Ausgaben erhalten
sind. Von der ^rs lnorienäi sind nicht weniger als elf, von der Livia pau-
1)LrnrQ sieben, von der Apokalypse sechs, vom lüll-utivunr vier, vom Paternoster drei,
vom Dskönsoriurn. und von der ^.rg lnenrorNM zwei Ausgaben bekannt, von
denen jede von der andern in Einzelheiten abweicht. Auch die Zahl der Exem¬
plare, die von jeder Ausgabe erhalten sind, läßt auf die weite Verbreitung
jedes einzelnen Buches schließen. Von der ^.rs morisucli befinden sich Exem¬
plare der erste Ausgabe in London und Paris, der zweiten in Wolfenbüttel,
Memmingen, Paris und München, der dritten in Paris, Althorp, München
und London, der vierten in Gottweich und München, der fünften in Hannover,
der sechsten in Wolfenbüttel, der siebenten in Paris und München, der achten
in Zwickau, der neunten in Paris, Mailand und München, der zehnten in
München, der elften in Lille; vom O^ntivum Exemplare der ersten Ausgabe in
Althorp und Paris, der zweiten in Harlem und London, der dritten in Paris
und Oxford, der vierten in London; vom Vaterunser Exemplare der ersten Aus¬
gabe in Paris, der zweiten in London, der dritten in Mons; von der ^rs
M6nu)i'g.mal Exemplare beider Ausgabe» in München und Dresden.*) Von
andern Büchern wiederum kennen wir mir mehrere Exemplare einer Ausgabe.
Von dem geistlichen und weltlichen Rom z. B. befinden sich Exemplare in
Althorp, London, Paris, Gotha und München, von der Chiromantie in Wien,
München, Wolfenbüttel, Memmingen und Paris, von dem Kalender des Regio-
montanus in Dresden und München, von der Meinradslegende in München
und Einsiedeln. Wieder andre sind überhaupt nur in einem einzigen Exemplare



*) Auch die Leipziger Stadtbibliothek besitzt eine Ausgabe der WM» x-mxornm und der
D, Red. ^rs ahnen-emal.
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[0148] Der Buchdruck vor Gutenberg. Maria gefertigte Bildnis des Heilandes, welches, während der Maler schlief, von Engeln vollendet wurde. Das letzte in diesem Zusammenhange zu erwähnende Werk ist die aus vier¬ undzwanzig Blättern bestehende „Kunst Chiromcmtia," ein Anweisung, aus den Linien der Hand zu wahrsagen, welche Dr. Johann Hartlieb, der Leibarzt Herzog Albrechts des Frommen von Baiern, verfaßt hat. Der erste Holzschnitt zeigt, wie Hartlieb der Gemahlin seines Herrn knieend das Buch überreicht. Dann kommen Abbildungen verschiedner Hände mit chiromantischen Linien. Den Schluß macht eine Bildtafel, auf welcher verschiedne Ereignisse des Lebens dargestellt sind, je nachdem die Linien der Hand dieselbe» angedeutet hatten. Wem die Linien Böses prophezeien, der wird gehenkt oder gerädert, während auf einen andern, der eine glückliche Handlinie hat, der himmlische Vater Gold regnen läßt. Dies ist der Stoffkreis, welchen die Blockbücher umspannen. Ihre Zahl ist, wie man sieht, nicht unbedeutend; im ganzen können wir siebenunddreißig nach¬ weisen. Und sie müssen im fünfzehnten Jahrhundert weit verbreitet gewesen sei», da uns noch jetzt fast von jeder Schrift verschiedne Ausgaben erhalten sind. Von der ^rs lnorienäi sind nicht weniger als elf, von der Livia pau- 1)LrnrQ sieben, von der Apokalypse sechs, vom lüll-utivunr vier, vom Paternoster drei, vom Dskönsoriurn. und von der ^.rg lnenrorNM zwei Ausgaben bekannt, von denen jede von der andern in Einzelheiten abweicht. Auch die Zahl der Exem¬ plare, die von jeder Ausgabe erhalten sind, läßt auf die weite Verbreitung jedes einzelnen Buches schließen. Von der ^.rs morisucli befinden sich Exem¬ plare der erste Ausgabe in London und Paris, der zweiten in Wolfenbüttel, Memmingen, Paris und München, der dritten in Paris, Althorp, München und London, der vierten in Gottweich und München, der fünften in Hannover, der sechsten in Wolfenbüttel, der siebenten in Paris und München, der achten in Zwickau, der neunten in Paris, Mailand und München, der zehnten in München, der elften in Lille; vom O^ntivum Exemplare der ersten Ausgabe in Althorp und Paris, der zweiten in Harlem und London, der dritten in Paris und Oxford, der vierten in London; vom Vaterunser Exemplare der ersten Aus¬ gabe in Paris, der zweiten in London, der dritten in Mons; von der ^rs M6nu)i'g.mal Exemplare beider Ausgabe» in München und Dresden.*) Von andern Büchern wiederum kennen wir mir mehrere Exemplare einer Ausgabe. Von dem geistlichen und weltlichen Rom z. B. befinden sich Exemplare in Althorp, London, Paris, Gotha und München, von der Chiromantie in Wien, München, Wolfenbüttel, Memmingen und Paris, von dem Kalender des Regio- montanus in Dresden und München, von der Meinradslegende in München und Einsiedeln. Wieder andre sind überhaupt nur in einem einzigen Exemplare *) Auch die Leipziger Stadtbibliothek besitzt eine Ausgabe der WM» x-mxornm und der D, Red. ^rs ahnen-emal.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/148>, abgerufen am 22.07.2024.