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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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England und die Boers.

derselben von jedem Vorwurfe in der Sache frei, Herr Upington tadelte
schließlich die Politik, die Sir Hereules Robinson verfolgt. Die Goseuiter
sollen über die Äußerungen des Premiers jubeln. Die Rede hat in der Kap¬
kolonie großes Aufsehen gemacht und allgemeine Entrüstung hervorgerufen."

Am 4. Dezember traf Warren in der Kapstadt ein und wurde von der
Bevölkerung begeistert empfangen. So meldete der englisch gesinnte Telegraph,
der zugleich von weiteren Zeichen des Mißvergnügens über das Verhalten der
Kvlonialregierung zu erzählen wußte und mit den Worten schloß: "Es
herrscht die Meinung vor, die Zeit sei gekommen, wo die Frage, ob
englische oder holländische Suprematie in Südafrika, endgiltig und
für allemal entschieden werden muß."

Wir lassen hier zunächst einem englische" Blatte das Wort, welches die
Meinung der konservativen Partei vertritt, und sprechen dann unsre Über¬
zeugung aus. Der van/ 1o1og'i-g.M sagt über den Schlußsatz des zuletzt er¬
wähnten Telegramms: "Die Wahrheit ist, daß die Angelegenheiten ganz Süd¬
afrikas allmählich zu einem Punkte gediehen sind, der diese Meinung vollständig
rechtfertigt. Der Ruf: Holländer oder Engländer! ist jetzt ein allgemeiner ge¬
worden. Von der gebirgigen Grenze des Zululandes bis zur Kalahariwüste
hat sich das Voer-Element beharrlich ausgebreitet oder mit offenem Trotz in
erobernder Weise weiter vorgedrängt. Die Swazis und die Zulus, desgleichen
die Betschuanen haben den harten Druck dieser gottseliger Gemeinde empfunden,
welche niemals Verträge oder Übereinkünfte achtete. Ruhte auf dem Lande der
Basutos nicht der Schatten des englischen Weltreiches, so würden die dort
wohnenden Stämme morgen schon dieselbe Plage fühlen. Viele Leute sahen
voraus, daß die jetzt sichtbaren Phänomene aus der Großmut entspringen
würden, welche die britische Autorität zeigte, als ihre Truppen drei Niederlagen
in offener Feldschlacht erlitten hatten. Die Antwort ans diese Großmut einer
Weltmacht ist von den rohen Abenteurern erteilt worden, welche die Zulugrenze
überschritten und im Betschuanenlande geplündert und gemordet haben. Selbst
der neueste der verschiedenen Pakte mit denselben ist cynisch gebrochen und
vernichtet worden. . . . Bisher jedoch hat die Negierung der Kapkolonie noch
nicht aktiv Partei in dieser Störung der Ordnung genommen; jetzt aber scheinen
wir in der Entwicklung eines Geistes, der durch den merkwürdigen Ausgang
eines militärischen Mißgriffs um Madschubabcrge wo nicht geschaffen, doch
gereizt und ermutigt wurde, ein neues Stadium erreicht zu haben. Herr
Upington, der Premier des Kapministeriums, soll sich -- wir hoffen, es ist ein
Irrtum -- öffentlich mit der holländischen Partei einverstanden erklärt, die
Politik Sir Hercules Robiusous getadelt und die im sogenannten Stellaland
und Gösen begangenen Schändlichkeiten teilweise oder ganz gerechtfertigt haben.
Die Mörder und Raubgesellen sollen mit Landschenkungen belohnt werden. . . .
Die Negierung hat nach einer beispiellosen Entwicklung von Geduld jetzt den


England und die Boers.

derselben von jedem Vorwurfe in der Sache frei, Herr Upington tadelte
schließlich die Politik, die Sir Hereules Robinson verfolgt. Die Goseuiter
sollen über die Äußerungen des Premiers jubeln. Die Rede hat in der Kap¬
kolonie großes Aufsehen gemacht und allgemeine Entrüstung hervorgerufen."

Am 4. Dezember traf Warren in der Kapstadt ein und wurde von der
Bevölkerung begeistert empfangen. So meldete der englisch gesinnte Telegraph,
der zugleich von weiteren Zeichen des Mißvergnügens über das Verhalten der
Kvlonialregierung zu erzählen wußte und mit den Worten schloß: „Es
herrscht die Meinung vor, die Zeit sei gekommen, wo die Frage, ob
englische oder holländische Suprematie in Südafrika, endgiltig und
für allemal entschieden werden muß."

Wir lassen hier zunächst einem englische» Blatte das Wort, welches die
Meinung der konservativen Partei vertritt, und sprechen dann unsre Über¬
zeugung aus. Der van/ 1o1og'i-g.M sagt über den Schlußsatz des zuletzt er¬
wähnten Telegramms: „Die Wahrheit ist, daß die Angelegenheiten ganz Süd¬
afrikas allmählich zu einem Punkte gediehen sind, der diese Meinung vollständig
rechtfertigt. Der Ruf: Holländer oder Engländer! ist jetzt ein allgemeiner ge¬
worden. Von der gebirgigen Grenze des Zululandes bis zur Kalahariwüste
hat sich das Voer-Element beharrlich ausgebreitet oder mit offenem Trotz in
erobernder Weise weiter vorgedrängt. Die Swazis und die Zulus, desgleichen
die Betschuanen haben den harten Druck dieser gottseliger Gemeinde empfunden,
welche niemals Verträge oder Übereinkünfte achtete. Ruhte auf dem Lande der
Basutos nicht der Schatten des englischen Weltreiches, so würden die dort
wohnenden Stämme morgen schon dieselbe Plage fühlen. Viele Leute sahen
voraus, daß die jetzt sichtbaren Phänomene aus der Großmut entspringen
würden, welche die britische Autorität zeigte, als ihre Truppen drei Niederlagen
in offener Feldschlacht erlitten hatten. Die Antwort ans diese Großmut einer
Weltmacht ist von den rohen Abenteurern erteilt worden, welche die Zulugrenze
überschritten und im Betschuanenlande geplündert und gemordet haben. Selbst
der neueste der verschiedenen Pakte mit denselben ist cynisch gebrochen und
vernichtet worden. . . . Bisher jedoch hat die Negierung der Kapkolonie noch
nicht aktiv Partei in dieser Störung der Ordnung genommen; jetzt aber scheinen
wir in der Entwicklung eines Geistes, der durch den merkwürdigen Ausgang
eines militärischen Mißgriffs um Madschubabcrge wo nicht geschaffen, doch
gereizt und ermutigt wurde, ein neues Stadium erreicht zu haben. Herr
Upington, der Premier des Kapministeriums, soll sich — wir hoffen, es ist ein
Irrtum — öffentlich mit der holländischen Partei einverstanden erklärt, die
Politik Sir Hercules Robiusous getadelt und die im sogenannten Stellaland
und Gösen begangenen Schändlichkeiten teilweise oder ganz gerechtfertigt haben.
Die Mörder und Raubgesellen sollen mit Landschenkungen belohnt werden. . . .
Die Negierung hat nach einer beispiellosen Entwicklung von Geduld jetzt den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/127>, abgerufen am 22.07.2024.