Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Notizen.

spreche" völligen Veiseitelcissens aller Rücksichten auf jene einstmalige Schul¬
genossenschaft, sich dazu verstanden, bis zum voraussichtlich nicht fernen Tode
der Freundin ihr, <Mg.si als Kammerjungfer, zur Seite zu bleiben. Die
Sterbende, voll Sympathie für ihre Pflegerin und Vertraute, war kurz vor
ihrem Ende auf eine Versorgung der letztern ernstlich bedacht gewesen; die von
ihr getroffene Verfügung entbehrte aber der gesetzlich vorgeschriebenen Form und
wurde auch durch den Umstand wertlos, daß über die Namensänderung vor
Gericht Aufklärungen hätten gegeben werden müssen, die für die Pflegerin
schmerzlicher gewesen wären als selbst Not und Mangel. Gegen Aufklärungen
dieser Art auch ferner geschützt zu sein, bot ihr damals, wie sie glaubte, der
Übertritt in die Dienste des Fräuleins von Mockritz einige Gewähr, und so
suchte sie, in der Hoffnung auf eine gelegentliche bessere Verwertung ihrer
Kräfte und ihres guten Willens, in Geduld ihres Amtes zu warten.

Es folgte die Verlobung Hermionens mit dem Adoptivsohne des Hartigfchen
Ehepaares; es folgte die nächtliche Schreckensszene, in welcher es ihr vergönnt
gewesen war, vielleicht ein schweres Verhängnis von dem Haupte Bertholds
abzuwenden; es folgte seine Entfremdung vou ihrer jungen Herrin, es folgte
die Zurücknahme des Verlöbnisses.

Und da glcinbte, zu ihrer Bestürzung, die trotz ihrer Jugend doch fast schon
zu einem dienstlichen Uhrwerk Gewordue plötzlich heißblutige Wünsche und
Hoffnungen in ihrem Busen zu entdecken, die -- sie wußte es -- "le und
nimmer zu Worte kommen durften.

(Fortsetzung folgt.)




Notizen.
Das preußische Beamtentum unter Friedrich Wilhelm I.

Wer das
wunderbare Schicksal der brandenburg-Preußischen Monarchie betrachtet, wie sie sich
von der kleinen Mark im Havellcmde bis zu dem großen, den Hauptkern ccht-
dcntscher Bevölkerung umfassenden Staate entwickelt hat, der muß begierig sein,
die Gründe zu ermitteln, welche diesem Staate einen solchen Aufschwung gegeben
haben. Nun ist es schon jetzt unbestritten, daß die preußische Monarchie ihre
Macht und Stärke, das Preußische Volk seine Wohlfahrt, Rechtssicherheit und Kultur
vor allen andern Dingen der Thntkraft des hohenzollcrnschen Königshauses, dein
Eifer und der opfervoller Hingebung seiner Fürsten verdankt. Und daß unter
diesen Fürsten, gerade was den innern Ausbau des Landes und die ganze große
Organisation der bewegenden und leitenden Kräfte betrifft, Friedrich Wilhelm I.
in der vordersten Reihe zu nennen ist, das ist schon längst klar geworden, seit


Grenzboten I. 1384. so
Notizen.

spreche» völligen Veiseitelcissens aller Rücksichten auf jene einstmalige Schul¬
genossenschaft, sich dazu verstanden, bis zum voraussichtlich nicht fernen Tode
der Freundin ihr, <Mg.si als Kammerjungfer, zur Seite zu bleiben. Die
Sterbende, voll Sympathie für ihre Pflegerin und Vertraute, war kurz vor
ihrem Ende auf eine Versorgung der letztern ernstlich bedacht gewesen; die von
ihr getroffene Verfügung entbehrte aber der gesetzlich vorgeschriebenen Form und
wurde auch durch den Umstand wertlos, daß über die Namensänderung vor
Gericht Aufklärungen hätten gegeben werden müssen, die für die Pflegerin
schmerzlicher gewesen wären als selbst Not und Mangel. Gegen Aufklärungen
dieser Art auch ferner geschützt zu sein, bot ihr damals, wie sie glaubte, der
Übertritt in die Dienste des Fräuleins von Mockritz einige Gewähr, und so
suchte sie, in der Hoffnung auf eine gelegentliche bessere Verwertung ihrer
Kräfte und ihres guten Willens, in Geduld ihres Amtes zu warten.

Es folgte die Verlobung Hermionens mit dem Adoptivsohne des Hartigfchen
Ehepaares; es folgte die nächtliche Schreckensszene, in welcher es ihr vergönnt
gewesen war, vielleicht ein schweres Verhängnis von dem Haupte Bertholds
abzuwenden; es folgte seine Entfremdung vou ihrer jungen Herrin, es folgte
die Zurücknahme des Verlöbnisses.

Und da glcinbte, zu ihrer Bestürzung, die trotz ihrer Jugend doch fast schon
zu einem dienstlichen Uhrwerk Gewordue plötzlich heißblutige Wünsche und
Hoffnungen in ihrem Busen zu entdecken, die — sie wußte es — »le und
nimmer zu Worte kommen durften.

(Fortsetzung folgt.)




Notizen.
Das preußische Beamtentum unter Friedrich Wilhelm I.

Wer das
wunderbare Schicksal der brandenburg-Preußischen Monarchie betrachtet, wie sie sich
von der kleinen Mark im Havellcmde bis zu dem großen, den Hauptkern ccht-
dcntscher Bevölkerung umfassenden Staate entwickelt hat, der muß begierig sein,
die Gründe zu ermitteln, welche diesem Staate einen solchen Aufschwung gegeben
haben. Nun ist es schon jetzt unbestritten, daß die preußische Monarchie ihre
Macht und Stärke, das Preußische Volk seine Wohlfahrt, Rechtssicherheit und Kultur
vor allen andern Dingen der Thntkraft des hohenzollcrnschen Königshauses, dein
Eifer und der opfervoller Hingebung seiner Fürsten verdankt. Und daß unter
diesen Fürsten, gerade was den innern Ausbau des Landes und die ganze große
Organisation der bewegenden und leitenden Kräfte betrifft, Friedrich Wilhelm I.
in der vordersten Reihe zu nennen ist, das ist schon längst klar geworden, seit


Grenzboten I. 1384. so
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0531" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155414"/>
            <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2154" prev="#ID_2153"> spreche» völligen Veiseitelcissens aller Rücksichten auf jene einstmalige Schul¬<lb/>
genossenschaft, sich dazu verstanden, bis zum voraussichtlich nicht fernen Tode<lb/>
der Freundin ihr, &lt;Mg.si als Kammerjungfer, zur Seite zu bleiben. Die<lb/>
Sterbende, voll Sympathie für ihre Pflegerin und Vertraute, war kurz vor<lb/>
ihrem Ende auf eine Versorgung der letztern ernstlich bedacht gewesen; die von<lb/>
ihr getroffene Verfügung entbehrte aber der gesetzlich vorgeschriebenen Form und<lb/>
wurde auch durch den Umstand wertlos, daß über die Namensänderung vor<lb/>
Gericht Aufklärungen hätten gegeben werden müssen, die für die Pflegerin<lb/>
schmerzlicher gewesen wären als selbst Not und Mangel. Gegen Aufklärungen<lb/>
dieser Art auch ferner geschützt zu sein, bot ihr damals, wie sie glaubte, der<lb/>
Übertritt in die Dienste des Fräuleins von Mockritz einige Gewähr, und so<lb/>
suchte sie, in der Hoffnung auf eine gelegentliche bessere Verwertung ihrer<lb/>
Kräfte und ihres guten Willens, in Geduld ihres Amtes zu warten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2155"> Es folgte die Verlobung Hermionens mit dem Adoptivsohne des Hartigfchen<lb/>
Ehepaares; es folgte die nächtliche Schreckensszene, in welcher es ihr vergönnt<lb/>
gewesen war, vielleicht ein schweres Verhängnis von dem Haupte Bertholds<lb/>
abzuwenden; es folgte seine Entfremdung vou ihrer jungen Herrin, es folgte<lb/>
die Zurücknahme des Verlöbnisses.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2156"> Und da glcinbte, zu ihrer Bestürzung, die trotz ihrer Jugend doch fast schon<lb/>
zu einem dienstlichen Uhrwerk Gewordue plötzlich heißblutige Wünsche und<lb/>
Hoffnungen in ihrem Busen zu entdecken, die &#x2014; sie wußte es &#x2014; »le und<lb/>
nimmer zu Worte kommen durften.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2157"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Notizen.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Das preußische Beamtentum unter Friedrich Wilhelm I.</head>
            <p xml:id="ID_2158" next="#ID_2159"> Wer das<lb/>
wunderbare Schicksal der brandenburg-Preußischen Monarchie betrachtet, wie sie sich<lb/>
von der kleinen Mark im Havellcmde bis zu dem großen, den Hauptkern ccht-<lb/>
dcntscher Bevölkerung umfassenden Staate entwickelt hat, der muß begierig sein,<lb/>
die Gründe zu ermitteln, welche diesem Staate einen solchen Aufschwung gegeben<lb/>
haben. Nun ist es schon jetzt unbestritten, daß die preußische Monarchie ihre<lb/>
Macht und Stärke, das Preußische Volk seine Wohlfahrt, Rechtssicherheit und Kultur<lb/>
vor allen andern Dingen der Thntkraft des hohenzollcrnschen Königshauses, dein<lb/>
Eifer und der opfervoller Hingebung seiner Fürsten verdankt. Und daß unter<lb/>
diesen Fürsten, gerade was den innern Ausbau des Landes und die ganze große<lb/>
Organisation der bewegenden und leitenden Kräfte betrifft, Friedrich Wilhelm I.<lb/>
in der vordersten Reihe zu nennen ist, das ist schon längst klar geworden, seit</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1384. so</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0531] Notizen. spreche» völligen Veiseitelcissens aller Rücksichten auf jene einstmalige Schul¬ genossenschaft, sich dazu verstanden, bis zum voraussichtlich nicht fernen Tode der Freundin ihr, <Mg.si als Kammerjungfer, zur Seite zu bleiben. Die Sterbende, voll Sympathie für ihre Pflegerin und Vertraute, war kurz vor ihrem Ende auf eine Versorgung der letztern ernstlich bedacht gewesen; die von ihr getroffene Verfügung entbehrte aber der gesetzlich vorgeschriebenen Form und wurde auch durch den Umstand wertlos, daß über die Namensänderung vor Gericht Aufklärungen hätten gegeben werden müssen, die für die Pflegerin schmerzlicher gewesen wären als selbst Not und Mangel. Gegen Aufklärungen dieser Art auch ferner geschützt zu sein, bot ihr damals, wie sie glaubte, der Übertritt in die Dienste des Fräuleins von Mockritz einige Gewähr, und so suchte sie, in der Hoffnung auf eine gelegentliche bessere Verwertung ihrer Kräfte und ihres guten Willens, in Geduld ihres Amtes zu warten. Es folgte die Verlobung Hermionens mit dem Adoptivsohne des Hartigfchen Ehepaares; es folgte die nächtliche Schreckensszene, in welcher es ihr vergönnt gewesen war, vielleicht ein schweres Verhängnis von dem Haupte Bertholds abzuwenden; es folgte seine Entfremdung vou ihrer jungen Herrin, es folgte die Zurücknahme des Verlöbnisses. Und da glcinbte, zu ihrer Bestürzung, die trotz ihrer Jugend doch fast schon zu einem dienstlichen Uhrwerk Gewordue plötzlich heißblutige Wünsche und Hoffnungen in ihrem Busen zu entdecken, die — sie wußte es — »le und nimmer zu Worte kommen durften. (Fortsetzung folgt.) Notizen. Das preußische Beamtentum unter Friedrich Wilhelm I. Wer das wunderbare Schicksal der brandenburg-Preußischen Monarchie betrachtet, wie sie sich von der kleinen Mark im Havellcmde bis zu dem großen, den Hauptkern ccht- dcntscher Bevölkerung umfassenden Staate entwickelt hat, der muß begierig sein, die Gründe zu ermitteln, welche diesem Staate einen solchen Aufschwung gegeben haben. Nun ist es schon jetzt unbestritten, daß die preußische Monarchie ihre Macht und Stärke, das Preußische Volk seine Wohlfahrt, Rechtssicherheit und Kultur vor allen andern Dingen der Thntkraft des hohenzollcrnschen Königshauses, dein Eifer und der opfervoller Hingebung seiner Fürsten verdankt. Und daß unter diesen Fürsten, gerade was den innern Ausbau des Landes und die ganze große Organisation der bewegenden und leitenden Kräfte betrifft, Friedrich Wilhelm I. in der vordersten Reihe zu nennen ist, das ist schon längst klar geworden, seit Grenzboten I. 1384. so

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/531
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/531>, abgerufen am 04.07.2024.