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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Literatur.

gewerbliche Bewegung der Gegenwart mit jedem Jahre kräftiger zu. Mein ver¬
gleiche das Schaufenster einer Gypsabgußhandluug von heute mit einem vor zehn
Jahren: damals ein Fenster voll lauter weißer Figuren, heute ein Fenster, in dem
die weißen Figuren zwar nicht ganz fehlen, daneben aber brouzirte Köpfe und
Statuetten, rote und bunte Terrakotten, zartgetöntc Porzellan- und farbenprächtige
Majolikafiguren das Auge des Beschauers auf sich ziehen. Diese Thatsache berührt
natürlich auch Treu, wenn er in der Einleitung sagt: "Wir thun alles mögliche,
um uns mit Teppichen und Geräten, Pflanzen und Gemälden eine koloristisch ge¬
stimmte Umgebung zu schaffen: wir haben den weißen Decken nud Öfen den Krieg
erklärt jMd den Kupferstichen an der Wand, fügen wir hinzuj -- merken wir denn
gar nicht, wie die zuckrige Weiße unsrer Marmorstatuen, die kreidige Oberfläche
unsrer Gypsbüsten in grellem Mißton aus der farbigen Stimmung unsrer Jnnen-
rciume herausschreit?"

Die Proben von bemalten antiken Skulpturen, die der Verfasser zur Unter¬
stützung seines Vortrags vou Dresdener Künstlern hatte anfertigen lassen, haben
wir in Leipzig mit lebhaftester Freude betrachtet, und mit Spannung sehen wir
der Erfüllung seines Versprechens entgegen, nnn zunächst bunte Exemplare von
dem Hermes des Praxiteles und von der milonischen Venus herstellen zu lassen.
Inzwischen empfehlen wir allen Kunstfreunden aufs angelegentlichste die vorliegende
Schrift und gratuliren der Verlagshandlung zu dieser ihrer neuesten , "ästhetischen
Ketzerei"; die frühere" stehen uns noch in guter Erinnerung,




Literatur.

Sommerblumen, Von Carus Sterne, Mit 77 Abbildungen in Farbendruck nach der
Natur gemalt von Jenny Schermaul, nebst viele" Holzstichen, Verlag von F, TempÄ"
in Prag und <B, Freytag in Leipzig, 1883,

Die "Sommerblumen" bilden wie die in demselben Verlage in gleicher Aus¬
stattung erschienenen "Frühlingsblumen" von Aglaja Enderes ein Prachtwerk, wie
es bisher noch nicht existirt hat. Der durch sein Buch "Werde" und Vergehen"
auch in weitere" Kreise" rühmlichst bekannte Verfasser versteht es wie wenige,
seinen Darstellungen eine anmutige Form zu geben und das Interesse des Lesers
dauernd zu fesseln. Er schildert zunächst die kulturgeschichtliche Bedeutung der
Pflanzen und betrachtet dann ihre shstematische Stellung und ihre verwandtschaft¬
lichem Beziehungen. Noch mehr als in deu "Frühlingsblumen" wird hier auf
das Verhältnis der Pflanzen zu den Tieren hingewiesen und die Bedeutung der
Jusekten für die Blütcnbestänbnng hervorgehoben. Die in den Text eingedruckte"
Holzschnitte geben nicht mir Abbildungen ganzer Pflanzen, sondern auch vollstän¬
dige Diagnosen der Blüten, Die Abbildungen in Farbendruck gehöre" zu dem
Reizendsten, was je i" dieser Art hergestellt worden ist. Alle" Blumenfreunden
und Blumenfreundinnen sei das schöne Werk nachdrücklich empfohlen.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunow in Leipzig,
Verlag von F, L, Herbig in Leipzig, -- Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.
Literatur.

gewerbliche Bewegung der Gegenwart mit jedem Jahre kräftiger zu. Mein ver¬
gleiche das Schaufenster einer Gypsabgußhandluug von heute mit einem vor zehn
Jahren: damals ein Fenster voll lauter weißer Figuren, heute ein Fenster, in dem
die weißen Figuren zwar nicht ganz fehlen, daneben aber brouzirte Köpfe und
Statuetten, rote und bunte Terrakotten, zartgetöntc Porzellan- und farbenprächtige
Majolikafiguren das Auge des Beschauers auf sich ziehen. Diese Thatsache berührt
natürlich auch Treu, wenn er in der Einleitung sagt: „Wir thun alles mögliche,
um uns mit Teppichen und Geräten, Pflanzen und Gemälden eine koloristisch ge¬
stimmte Umgebung zu schaffen: wir haben den weißen Decken nud Öfen den Krieg
erklärt jMd den Kupferstichen an der Wand, fügen wir hinzuj — merken wir denn
gar nicht, wie die zuckrige Weiße unsrer Marmorstatuen, die kreidige Oberfläche
unsrer Gypsbüsten in grellem Mißton aus der farbigen Stimmung unsrer Jnnen-
rciume herausschreit?"

Die Proben von bemalten antiken Skulpturen, die der Verfasser zur Unter¬
stützung seines Vortrags vou Dresdener Künstlern hatte anfertigen lassen, haben
wir in Leipzig mit lebhaftester Freude betrachtet, und mit Spannung sehen wir
der Erfüllung seines Versprechens entgegen, nnn zunächst bunte Exemplare von
dem Hermes des Praxiteles und von der milonischen Venus herstellen zu lassen.
Inzwischen empfehlen wir allen Kunstfreunden aufs angelegentlichste die vorliegende
Schrift und gratuliren der Verlagshandlung zu dieser ihrer neuesten , „ästhetischen
Ketzerei"; die frühere» stehen uns noch in guter Erinnerung,




Literatur.

Sommerblumen, Von Carus Sterne, Mit 77 Abbildungen in Farbendruck nach der
Natur gemalt von Jenny Schermaul, nebst viele» Holzstichen, Verlag von F, TempÄ»
in Prag und <B, Freytag in Leipzig, 1883,

Die „Sommerblumen" bilden wie die in demselben Verlage in gleicher Aus¬
stattung erschienenen „Frühlingsblumen" von Aglaja Enderes ein Prachtwerk, wie
es bisher noch nicht existirt hat. Der durch sein Buch „Werde» und Vergehen"
auch in weitere» Kreise» rühmlichst bekannte Verfasser versteht es wie wenige,
seinen Darstellungen eine anmutige Form zu geben und das Interesse des Lesers
dauernd zu fesseln. Er schildert zunächst die kulturgeschichtliche Bedeutung der
Pflanzen und betrachtet dann ihre shstematische Stellung und ihre verwandtschaft¬
lichem Beziehungen. Noch mehr als in deu „Frühlingsblumen" wird hier auf
das Verhältnis der Pflanzen zu den Tieren hingewiesen und die Bedeutung der
Jusekten für die Blütcnbestänbnng hervorgehoben. Die in den Text eingedruckte»
Holzschnitte geben nicht mir Abbildungen ganzer Pflanzen, sondern auch vollstän¬
dige Diagnosen der Blüten, Die Abbildungen in Farbendruck gehöre» zu dem
Reizendsten, was je i» dieser Art hergestellt worden ist. Alle» Blumenfreunden
und Blumenfreundinnen sei das schöne Werk nachdrücklich empfohlen.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunow in Leipzig,
Verlag von F, L, Herbig in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.
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[0434] Literatur. gewerbliche Bewegung der Gegenwart mit jedem Jahre kräftiger zu. Mein ver¬ gleiche das Schaufenster einer Gypsabgußhandluug von heute mit einem vor zehn Jahren: damals ein Fenster voll lauter weißer Figuren, heute ein Fenster, in dem die weißen Figuren zwar nicht ganz fehlen, daneben aber brouzirte Köpfe und Statuetten, rote und bunte Terrakotten, zartgetöntc Porzellan- und farbenprächtige Majolikafiguren das Auge des Beschauers auf sich ziehen. Diese Thatsache berührt natürlich auch Treu, wenn er in der Einleitung sagt: „Wir thun alles mögliche, um uns mit Teppichen und Geräten, Pflanzen und Gemälden eine koloristisch ge¬ stimmte Umgebung zu schaffen: wir haben den weißen Decken nud Öfen den Krieg erklärt jMd den Kupferstichen an der Wand, fügen wir hinzuj — merken wir denn gar nicht, wie die zuckrige Weiße unsrer Marmorstatuen, die kreidige Oberfläche unsrer Gypsbüsten in grellem Mißton aus der farbigen Stimmung unsrer Jnnen- rciume herausschreit?" Die Proben von bemalten antiken Skulpturen, die der Verfasser zur Unter¬ stützung seines Vortrags vou Dresdener Künstlern hatte anfertigen lassen, haben wir in Leipzig mit lebhaftester Freude betrachtet, und mit Spannung sehen wir der Erfüllung seines Versprechens entgegen, nnn zunächst bunte Exemplare von dem Hermes des Praxiteles und von der milonischen Venus herstellen zu lassen. Inzwischen empfehlen wir allen Kunstfreunden aufs angelegentlichste die vorliegende Schrift und gratuliren der Verlagshandlung zu dieser ihrer neuesten , „ästhetischen Ketzerei"; die frühere» stehen uns noch in guter Erinnerung, Literatur. Sommerblumen, Von Carus Sterne, Mit 77 Abbildungen in Farbendruck nach der Natur gemalt von Jenny Schermaul, nebst viele» Holzstichen, Verlag von F, TempÄ» in Prag und <B, Freytag in Leipzig, 1883, Die „Sommerblumen" bilden wie die in demselben Verlage in gleicher Aus¬ stattung erschienenen „Frühlingsblumen" von Aglaja Enderes ein Prachtwerk, wie es bisher noch nicht existirt hat. Der durch sein Buch „Werde» und Vergehen" auch in weitere» Kreise» rühmlichst bekannte Verfasser versteht es wie wenige, seinen Darstellungen eine anmutige Form zu geben und das Interesse des Lesers dauernd zu fesseln. Er schildert zunächst die kulturgeschichtliche Bedeutung der Pflanzen und betrachtet dann ihre shstematische Stellung und ihre verwandtschaft¬ lichem Beziehungen. Noch mehr als in deu „Frühlingsblumen" wird hier auf das Verhältnis der Pflanzen zu den Tieren hingewiesen und die Bedeutung der Jusekten für die Blütcnbestänbnng hervorgehoben. Die in den Text eingedruckte» Holzschnitte geben nicht mir Abbildungen ganzer Pflanzen, sondern auch vollstän¬ dige Diagnosen der Blüten, Die Abbildungen in Farbendruck gehöre» zu dem Reizendsten, was je i» dieser Art hergestellt worden ist. Alle» Blumenfreunden und Blumenfreundinnen sei das schöne Werk nachdrücklich empfohlen. Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunow in Leipzig, Verlag von F, L, Herbig in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/434>, abgerufen am 30.06.2024.