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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Kaiser Maximilian I. als Kunstfreund,

luxus verbreitet. Eine der glänzendsten derartigen Leistungen ist ohne Zweifel
Kaiser Maximilians Denkmal in der Hofkirche zu Innsbruck.

Der Plan des Werkes wurde um 1508 vom Kaiser selbst gefaßt und mit
dem gelehrten Konrad Peutinger in Augsburg festgestellt. Der Beginn der
eigentlichen Arbeiten fällt in das Jahr 1509. Maximilian berief in diesem
Jahre den Bildhauer Jörg Muschgat aus Augsburg an seinen Hof, um mit
ihm das nötige zu besprechen. Dieser hatte in Augsburg die Modelle zu den
Statuen anzufertigen- In Augsburg sollte dann noch in demselben Jahre rin
dem Guß der einzelnen Standbilder begonnen werden, welcher Hans und Lanx
Zotman, sowie Lorenz sartor übertragen wurde. Gleichzeitig wurde auch in
Innsbruck eine Gußhütte unterhalten und mit der Oberaufsicht über sie des
Kaisers früherer Hofmaler Gilg Sesselschreiber von Augsburg betraut. Aber
man verfuhr in Innsbruck sehr saumselig. Noch 1511 fehlte es dem Künstler
an den nötigen Einrichtungen, und 1513 hatte man erst ein Bild gegossen und
sechs entworfen. Da man bei diesem langsamen Betriebe nicht rasch genug
vorwärts kam, so wurde im Jahre 1513 noch an einem dritten Orte, in Nürn¬
berg, gearbeitet. Peter Bischer wurde mit Aufträgen für das Grabmal beschäftigt.
Er war eifrig bei der Arbeit und hatte schon im Juli desselben Jahres eine
Statue beinahe vollendet. Mit der Bezahlung mußte er freilich lange warten.
Erst im Juli 1517 unterhandelte der Nürnberger Gesandte mit dem Kaiser
wegen Bezahlung Peter Wischers. Bei der Geldverlegenheit, in welche Maximilian
gerade um 1512 infolge des unglücklichen italienischen Krieges geraten war,
darf man sich über nachlässige Bezahlung der Künstler nicht wundern. Ebenso
ist es klar, daß diese vielfache Geldverlegenheit den Fortgang der Sache
hemmen mußte. 1516 nahm man einen neuen Anlauf. In Innsbruck wurde
der mit der Leitung des Unternehmens betraute Gilg Sesselschreiber von neuem
mit großen Aufträgen bedacht, da er sich aber als unzuverlässig erwies, 1518
der Arbeit enthoben. Außer in Innsbruck ließ man anch in Augsburg weiter
arbeiten, wo Muschgat die Modelle herzustellen hatte. Freilich kam auch hier
die Geldnot des Kaisers störend dazwischen, und Muschgat sah sich schließlich
genötigt, Bilder zu versetzen. Trotzdem war man noch in der regsten Thätigkeit,
als im Januar 1519 Kaiser Maximilian starb. Durch dieses Ereignis war
die Arbeit am Grabmal bis auf weiteres unterbrochen. Max konnte nicht,
wie er gewünscht hatte, in demselben beigesetzt werden, sondern wurde in der
Wiener Neustadt begraben. Erst Kaiser Ferdinand hat das Grabmal seines
Großvaters beendet. Auch jetzt noch, obwohl es nicht in der von Kaiser
Maximilian beabsichtigten Form auf uns gekommen ist, macht es einen feier¬
lichen, glänzenden Eindruck. Ein gewaltiger Marmorsarg erhebt sich inmitten
der Kirche, umgeben von 28 überlebensgroßen ehernen Standbildern berühmter
Helden, Ahnen und Verwandten des österreichischen Hauses. Diese Statuen
sind nach der Zeit, in der sie entstanden, und nach den Künstlern, von denen


Kaiser Maximilian I. als Kunstfreund,

luxus verbreitet. Eine der glänzendsten derartigen Leistungen ist ohne Zweifel
Kaiser Maximilians Denkmal in der Hofkirche zu Innsbruck.

Der Plan des Werkes wurde um 1508 vom Kaiser selbst gefaßt und mit
dem gelehrten Konrad Peutinger in Augsburg festgestellt. Der Beginn der
eigentlichen Arbeiten fällt in das Jahr 1509. Maximilian berief in diesem
Jahre den Bildhauer Jörg Muschgat aus Augsburg an seinen Hof, um mit
ihm das nötige zu besprechen. Dieser hatte in Augsburg die Modelle zu den
Statuen anzufertigen- In Augsburg sollte dann noch in demselben Jahre rin
dem Guß der einzelnen Standbilder begonnen werden, welcher Hans und Lanx
Zotman, sowie Lorenz sartor übertragen wurde. Gleichzeitig wurde auch in
Innsbruck eine Gußhütte unterhalten und mit der Oberaufsicht über sie des
Kaisers früherer Hofmaler Gilg Sesselschreiber von Augsburg betraut. Aber
man verfuhr in Innsbruck sehr saumselig. Noch 1511 fehlte es dem Künstler
an den nötigen Einrichtungen, und 1513 hatte man erst ein Bild gegossen und
sechs entworfen. Da man bei diesem langsamen Betriebe nicht rasch genug
vorwärts kam, so wurde im Jahre 1513 noch an einem dritten Orte, in Nürn¬
berg, gearbeitet. Peter Bischer wurde mit Aufträgen für das Grabmal beschäftigt.
Er war eifrig bei der Arbeit und hatte schon im Juli desselben Jahres eine
Statue beinahe vollendet. Mit der Bezahlung mußte er freilich lange warten.
Erst im Juli 1517 unterhandelte der Nürnberger Gesandte mit dem Kaiser
wegen Bezahlung Peter Wischers. Bei der Geldverlegenheit, in welche Maximilian
gerade um 1512 infolge des unglücklichen italienischen Krieges geraten war,
darf man sich über nachlässige Bezahlung der Künstler nicht wundern. Ebenso
ist es klar, daß diese vielfache Geldverlegenheit den Fortgang der Sache
hemmen mußte. 1516 nahm man einen neuen Anlauf. In Innsbruck wurde
der mit der Leitung des Unternehmens betraute Gilg Sesselschreiber von neuem
mit großen Aufträgen bedacht, da er sich aber als unzuverlässig erwies, 1518
der Arbeit enthoben. Außer in Innsbruck ließ man anch in Augsburg weiter
arbeiten, wo Muschgat die Modelle herzustellen hatte. Freilich kam auch hier
die Geldnot des Kaisers störend dazwischen, und Muschgat sah sich schließlich
genötigt, Bilder zu versetzen. Trotzdem war man noch in der regsten Thätigkeit,
als im Januar 1519 Kaiser Maximilian starb. Durch dieses Ereignis war
die Arbeit am Grabmal bis auf weiteres unterbrochen. Max konnte nicht,
wie er gewünscht hatte, in demselben beigesetzt werden, sondern wurde in der
Wiener Neustadt begraben. Erst Kaiser Ferdinand hat das Grabmal seines
Großvaters beendet. Auch jetzt noch, obwohl es nicht in der von Kaiser
Maximilian beabsichtigten Form auf uns gekommen ist, macht es einen feier¬
lichen, glänzenden Eindruck. Ein gewaltiger Marmorsarg erhebt sich inmitten
der Kirche, umgeben von 28 überlebensgroßen ehernen Standbildern berühmter
Helden, Ahnen und Verwandten des österreichischen Hauses. Diese Statuen
sind nach der Zeit, in der sie entstanden, und nach den Künstlern, von denen


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[0140] Kaiser Maximilian I. als Kunstfreund, luxus verbreitet. Eine der glänzendsten derartigen Leistungen ist ohne Zweifel Kaiser Maximilians Denkmal in der Hofkirche zu Innsbruck. Der Plan des Werkes wurde um 1508 vom Kaiser selbst gefaßt und mit dem gelehrten Konrad Peutinger in Augsburg festgestellt. Der Beginn der eigentlichen Arbeiten fällt in das Jahr 1509. Maximilian berief in diesem Jahre den Bildhauer Jörg Muschgat aus Augsburg an seinen Hof, um mit ihm das nötige zu besprechen. Dieser hatte in Augsburg die Modelle zu den Statuen anzufertigen- In Augsburg sollte dann noch in demselben Jahre rin dem Guß der einzelnen Standbilder begonnen werden, welcher Hans und Lanx Zotman, sowie Lorenz sartor übertragen wurde. Gleichzeitig wurde auch in Innsbruck eine Gußhütte unterhalten und mit der Oberaufsicht über sie des Kaisers früherer Hofmaler Gilg Sesselschreiber von Augsburg betraut. Aber man verfuhr in Innsbruck sehr saumselig. Noch 1511 fehlte es dem Künstler an den nötigen Einrichtungen, und 1513 hatte man erst ein Bild gegossen und sechs entworfen. Da man bei diesem langsamen Betriebe nicht rasch genug vorwärts kam, so wurde im Jahre 1513 noch an einem dritten Orte, in Nürn¬ berg, gearbeitet. Peter Bischer wurde mit Aufträgen für das Grabmal beschäftigt. Er war eifrig bei der Arbeit und hatte schon im Juli desselben Jahres eine Statue beinahe vollendet. Mit der Bezahlung mußte er freilich lange warten. Erst im Juli 1517 unterhandelte der Nürnberger Gesandte mit dem Kaiser wegen Bezahlung Peter Wischers. Bei der Geldverlegenheit, in welche Maximilian gerade um 1512 infolge des unglücklichen italienischen Krieges geraten war, darf man sich über nachlässige Bezahlung der Künstler nicht wundern. Ebenso ist es klar, daß diese vielfache Geldverlegenheit den Fortgang der Sache hemmen mußte. 1516 nahm man einen neuen Anlauf. In Innsbruck wurde der mit der Leitung des Unternehmens betraute Gilg Sesselschreiber von neuem mit großen Aufträgen bedacht, da er sich aber als unzuverlässig erwies, 1518 der Arbeit enthoben. Außer in Innsbruck ließ man anch in Augsburg weiter arbeiten, wo Muschgat die Modelle herzustellen hatte. Freilich kam auch hier die Geldnot des Kaisers störend dazwischen, und Muschgat sah sich schließlich genötigt, Bilder zu versetzen. Trotzdem war man noch in der regsten Thätigkeit, als im Januar 1519 Kaiser Maximilian starb. Durch dieses Ereignis war die Arbeit am Grabmal bis auf weiteres unterbrochen. Max konnte nicht, wie er gewünscht hatte, in demselben beigesetzt werden, sondern wurde in der Wiener Neustadt begraben. Erst Kaiser Ferdinand hat das Grabmal seines Großvaters beendet. Auch jetzt noch, obwohl es nicht in der von Kaiser Maximilian beabsichtigten Form auf uns gekommen ist, macht es einen feier¬ lichen, glänzenden Eindruck. Ein gewaltiger Marmorsarg erhebt sich inmitten der Kirche, umgeben von 28 überlebensgroßen ehernen Standbildern berühmter Helden, Ahnen und Verwandten des österreichischen Hauses. Diese Statuen sind nach der Zeit, in der sie entstanden, und nach den Künstlern, von denen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/140>, abgerufen am 23.07.2024.