Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Pfisters Mühle, Laß es mit Albertinens armem Papa, bis wir zum letzten mal wieder zu Wir kamen mit dem Busch uach Hause, das heißt diesmal noch nach So blieb uns uur der letzte Abend in Pfisters Mühle übrig, wenn nicht Famos! meinte der Baumeister. Da bleibe ich auch! Und das beste ist in So sagt er! sagte ich. -- Wie hatte ich mich im tiefsten Grunde meines Herzens vor diesem aller¬ Pfisters Mühle, Laß es mit Albertinens armem Papa, bis wir zum letzten mal wieder zu Wir kamen mit dem Busch uach Hause, das heißt diesmal noch nach So blieb uns uur der letzte Abend in Pfisters Mühle übrig, wenn nicht Famos! meinte der Baumeister. Da bleibe ich auch! Und das beste ist in So sagt er! sagte ich. — Wie hatte ich mich im tiefsten Grunde meines Herzens vor diesem aller¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0602" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157527"/> <fw type="header" place="top"> Pfisters Mühle,</fw><lb/> <p xml:id="ID_2087"> Laß es mit Albertinens armem Papa, bis wir zum letzten mal wieder zu<lb/> Tisch hier nach Hause kommen, meinte das Kind. Dieser Morgen ist noch<lb/> einmal zu wonnig und die Geschichte zu traurig. O und ich hoffe, dies soll gut<lb/> anwachsen, und dann ziehen wir die Ranken um deinen dummen, langweiligen<lb/> Schreibtisch und haben so immer etwas Grünes aus deiner so lustigen nud<lb/> traurigen Heimat und von deines Vaters Mühle um uns; und ich werde dabei<lb/> ganz gewiß uoch manch liebes mal an diese im ganzen doch so reizenden Wochen<lb/> hier denken.</p><lb/> <p xml:id="ID_2088"> Wir kamen mit dem Busch uach Hause, das heißt diesmal noch nach<lb/> Pfisters Mühle heim, und fanden den Garten voll Lärm und Gezänk und den<lb/> Architekten sehr erbost inmitten seiner Fuhrleute und Bauführer. Wie war es<lb/> da möglich, unter den Kastanien, selbst auf der entlegensten Bank, zu eiueiu<lb/> stillen letzten Worte über die vergangenen Bilder des Ortes zu gelangen?<lb/> Der Nachmittag wäre vielleicht geeignet gewesen, doch den verschlief mein<lb/> Weibchen, ermüdet von dem frühen Ausflug in den Wald, vom Blumenpflücken<lb/> und Epheuciusgraben, zum größten Teil.</p><lb/> <p xml:id="ID_2089"> So blieb uns uur der letzte Abend in Pfisters Mühle übrig, wenn nicht<lb/> wiederum etwas dazwischen gekommen wäre; nämlich gegen fünf Uhr ein Billet<lb/> vom Doktor Riechci, der sich darin, wie er sich ausdrückte, uns zur Gesellschaft<lb/> für die uus vielleicht sonst ziemlich ungemütlichen letzten Stunden auf Vater<lb/> Pfisters vielbedräugtem und seinerzeit glorreich in. intsgrum restituirten Erbe<lb/> anmeldete.</p><lb/> <p xml:id="ID_2090"> Famos! meinte der Baumeister. Da bleibe ich auch! Und das beste ist in<lb/> diesem Falle, da hier doch wohl schon Schmalhans ein wenig Küchenmeister<lb/> ist, wir machen ein Picknick draus, Frau Doktor. Ich jage einen Boten in die<lb/> Stadt mit einer Notiz an unsern s.Ävooa,tu8 al^toll, einen anständigen Tropfen<lb/> mit herauszubringen. Im übrigen begnügen wir uns mit dem, was das Dorf<lb/> liefert, und damit werden sich die gnädige Frau und Jungfer Christine gern<lb/> beschäftigen. So, meine ich, kann Ihnen, lieber Eberhard, der seiger allhier<lb/> die letzten Sandkörner noch am behaglichsten ausrinnen lassen. Morgen, wenn<lb/> Sie und Frau Gemahlin uns verlassen haben, werde ich die Uhr sofort um¬<lb/> kehren und der Sand mag von neuem laufen; — und aber nach fünfhundert<lb/> Jahren will ich desselbigen Weges fahren. So sagt ja wohl der selige Rückert?</p><lb/> <p xml:id="ID_2091"> So sagt er! sagte ich. —</p><lb/> <p xml:id="ID_2092" next="#ID_2093"> Wie hatte ich mich im tiefsten Grunde meines Herzens vor diesem aller¬<lb/> letzten Abende unter dem Dache meines Vaters und meiner Väter gefürchtet!<lb/> Und nun war er da und ging vorüber in der trivialsten Weise, bei der ange¬<lb/> nehmsten, aber auch allergewöhnlichsten Unterhaltung. Die beiden Herren,<lb/> meine sehr guten Freunde, thaten das ihrige, daß das kuriose Abschiedspicknick<lb/> so vergnüglich als möglich ausfiel. Sonst begnügten sie sich gern mit dem,<lb/> was wir zu geben hatten, und waren vor allen Dingen noch einmal gesprächig<lb/> heiter in der Gewißheit, daß ich damals doch ein recht gutes Geschäft bei dem<lb/> Verkauf von meines Vaters Anwesen gemacht hätte, und daß ich, eins ins<lb/> andre genommen, heute im innersten Gemüte herzlich froh sei, es von der Seele<lb/> und aus der Hand los zu sein. Die Bereitwilligkeit des „Konsortiums," mir<lb/> und meiner Frau noch einmal einige Wochen einer vergnügten Villeggiatura in<lb/> Pfisters Mühle zu gestatten, wurde denn auch von mir von neuem gebührend<lb/> anerkannt und von Emmy auch sehr gewürdigt. Dann redeten wir Bismarck,<lb/> Kulturkampf, soziale Frage und was sonst so dazu gehört, um eiuen Abschieds-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0602]
Pfisters Mühle,
Laß es mit Albertinens armem Papa, bis wir zum letzten mal wieder zu
Tisch hier nach Hause kommen, meinte das Kind. Dieser Morgen ist noch
einmal zu wonnig und die Geschichte zu traurig. O und ich hoffe, dies soll gut
anwachsen, und dann ziehen wir die Ranken um deinen dummen, langweiligen
Schreibtisch und haben so immer etwas Grünes aus deiner so lustigen nud
traurigen Heimat und von deines Vaters Mühle um uns; und ich werde dabei
ganz gewiß uoch manch liebes mal an diese im ganzen doch so reizenden Wochen
hier denken.
Wir kamen mit dem Busch uach Hause, das heißt diesmal noch nach
Pfisters Mühle heim, und fanden den Garten voll Lärm und Gezänk und den
Architekten sehr erbost inmitten seiner Fuhrleute und Bauführer. Wie war es
da möglich, unter den Kastanien, selbst auf der entlegensten Bank, zu eiueiu
stillen letzten Worte über die vergangenen Bilder des Ortes zu gelangen?
Der Nachmittag wäre vielleicht geeignet gewesen, doch den verschlief mein
Weibchen, ermüdet von dem frühen Ausflug in den Wald, vom Blumenpflücken
und Epheuciusgraben, zum größten Teil.
So blieb uns uur der letzte Abend in Pfisters Mühle übrig, wenn nicht
wiederum etwas dazwischen gekommen wäre; nämlich gegen fünf Uhr ein Billet
vom Doktor Riechci, der sich darin, wie er sich ausdrückte, uns zur Gesellschaft
für die uus vielleicht sonst ziemlich ungemütlichen letzten Stunden auf Vater
Pfisters vielbedräugtem und seinerzeit glorreich in. intsgrum restituirten Erbe
anmeldete.
Famos! meinte der Baumeister. Da bleibe ich auch! Und das beste ist in
diesem Falle, da hier doch wohl schon Schmalhans ein wenig Küchenmeister
ist, wir machen ein Picknick draus, Frau Doktor. Ich jage einen Boten in die
Stadt mit einer Notiz an unsern s.Ävooa,tu8 al^toll, einen anständigen Tropfen
mit herauszubringen. Im übrigen begnügen wir uns mit dem, was das Dorf
liefert, und damit werden sich die gnädige Frau und Jungfer Christine gern
beschäftigen. So, meine ich, kann Ihnen, lieber Eberhard, der seiger allhier
die letzten Sandkörner noch am behaglichsten ausrinnen lassen. Morgen, wenn
Sie und Frau Gemahlin uns verlassen haben, werde ich die Uhr sofort um¬
kehren und der Sand mag von neuem laufen; — und aber nach fünfhundert
Jahren will ich desselbigen Weges fahren. So sagt ja wohl der selige Rückert?
So sagt er! sagte ich. —
Wie hatte ich mich im tiefsten Grunde meines Herzens vor diesem aller¬
letzten Abende unter dem Dache meines Vaters und meiner Väter gefürchtet!
Und nun war er da und ging vorüber in der trivialsten Weise, bei der ange¬
nehmsten, aber auch allergewöhnlichsten Unterhaltung. Die beiden Herren,
meine sehr guten Freunde, thaten das ihrige, daß das kuriose Abschiedspicknick
so vergnüglich als möglich ausfiel. Sonst begnügten sie sich gern mit dem,
was wir zu geben hatten, und waren vor allen Dingen noch einmal gesprächig
heiter in der Gewißheit, daß ich damals doch ein recht gutes Geschäft bei dem
Verkauf von meines Vaters Anwesen gemacht hätte, und daß ich, eins ins
andre genommen, heute im innersten Gemüte herzlich froh sei, es von der Seele
und aus der Hand los zu sein. Die Bereitwilligkeit des „Konsortiums," mir
und meiner Frau noch einmal einige Wochen einer vergnügten Villeggiatura in
Pfisters Mühle zu gestatten, wurde denn auch von mir von neuem gebührend
anerkannt und von Emmy auch sehr gewürdigt. Dann redeten wir Bismarck,
Kulturkampf, soziale Frage und was sonst so dazu gehört, um eiuen Abschieds-
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