Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Wahl- und Denksprücho. ÄsiuÄs MäsuÄnin, Erst hören, dann wagen; He xotig-r, xg-tior, Um zu erringen, Nicht geringes Interesse erregen endlich die persönlichen Devisen, da mau Wahl- und Denksprücho. ÄsiuÄs MäsuÄnin, Erst hören, dann wagen; He xotig-r, xg-tior, Um zu erringen, Nicht geringes Interesse erregen endlich die persönlichen Devisen, da mau <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0133" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157058"/> <fw type="header" place="top"> Wahl- und Denksprücho.</fw><lb/> <p xml:id="ID_418" prev="#ID_417"> ÄsiuÄs MäsuÄnin, Erst hören, dann wagen; He xotig-r, xg-tior, Um zu erringen,<lb/> dulde ich; Vglllauss gvg.nov 1'uora.ins, Tapferkeit fördert den Mann. Glücklich<lb/> vereinigen sich Form und Inhalt in dem Wahlspruch der Familie Beauvoir:<lb/> Viclso uso iuviäso, Ich sehe, beneide aber darum nicht, dessen vielseitige An¬<lb/> spielungen in der Übersetzung garnicht wiederzugeben find. Oft ist auch die in<lb/> England und Frankreich übliche Aussprache des Lateinischen in Betracht zu ziehen,<lb/> wie bei den Devisen der Secondat: Hortung, virwtsrn. 8ösnnÄg.t, Das Glück<lb/> folgt der Tugend, und der Sarsfield: Virws non vsrtrwr, Die Tugend ist<lb/> dem Wandel nicht unterworfen. Geistvoll gedacht ist der Wahlspruch der Familie<lb/> Benavent: ^gro.gi8 grrisrs, Niemals rückwärts, wozu der Familienname den<lb/> selbstverständlichen Folgesatz bildet: Lisa s,og,rak. Ebenso sinnig stellt sich der<lb/> Familienname Lejeune dem Motto lug. vertu us visillit xg>8, Die Tugend altert<lb/> nicht, gegenüber. Die Lombarden, die Bankiers des Mittelalters, standen in<lb/> dem wohlverdienten Rufe des Wuchers; die Devise einer Familie Lombaert lautet<lb/> um: Laus usurs, also ein Lombarde, aber: Ohne Wucher. Ziemlich gesucht<lb/> ist es, wenn der Wahlspruch das Anagramm des Namens bildet, wie in dein<lb/> des Nikolaus de Vio: Liv Iguäs vwoo, So siege ich durch den Ruhm.</p><lb/> <p xml:id="ID_419" next="#ID_420"> Nicht geringes Interesse erregen endlich die persönlichen Devisen, da mau<lb/> in ihnen doch wohl die Lebensanschauungen des Trägers, das Ziel seiner<lb/> Thätigkeit zu suchen berechtigt ist. Imxgviäura tsrisrck ruing-s, Über einen Un¬<lb/> erschrockenen werden die Trümmer zusammenstürzen, hatte sich der Kanzler Michel<lb/> de L'Hopitcil, der in der Zeit der Religionskriege Frankreich leitete, zur Devise<lb/> erkoren. Die zielbewußte Politik, die Kardinal Richelieu im Innern wie nach<lb/> außen verfolgte, kennzeichnet treffend sein Wahlspruch: Aso inoraörcknrn. Zins<lb/> liusg., Auch nicht einen Augenblick ohne Richtung. Den echten Diplomaten<lb/> verrät des spanischen Ministers, Kardinal Alberonis Devise: 0M 1r1v.öd.08,<lb/> IsuZug, mnZrma,, Viele Augen, keine Zunge. Unser Reichskanzler führt bekannt¬<lb/> lich seit 1871 den Spruch: ?gtrigs in8srvisriäc> ocmsumor, Im Dienste des<lb/> Vaterlandes verzehre ich mich. Versacko su clssäisligK, Im Unglück zu Hause,<lb/> ist das durch die Schicksale des Dichters nur allzuwahr gewordene Motto des<lb/> Michael Cervantes. Oomiiiö, nig>, räh no88s es, 11088S räh, U088S mnriäuiri,<lb/> Herr, verleihe, daß ich dich, mich und die Welt erkenne, bittet Balthasar Schuppius,<lb/> der in seinen Satiren soviel Menschenkenntnis zeigt. Albrecht von Hallers<lb/> Wahlspruch: ^et simMoitg.dörn. rsclirs, Rückkehr zur Einfachheit, stimmt genau<lb/> mit den in den „Alpen" niedergelegten Anschauungen überein; dort entwirft er<lb/> ein Bild von den einfachen Sitten der Schweizer und preist die Reize eines<lb/> ungekünstelten Naturlebens. Über das Rätsel des Daseins sinnend, gelangen<lb/> Dante und Milton, zwei in so vielen Beziehungen verwandte Geister, zu der<lb/> zweifelnden Frage: Wer weiß es? (OKI 1c> 8g. und ^Vile> Knovss). Der ritter¬<lb/> liche Marchese von Pcscara führt einen Schild im Wappen mit dem alten<lb/> spartanischen Spruch: ^.ut ouin Kos gut in nos, Entweder mit ihm oder auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0133]
Wahl- und Denksprücho.
ÄsiuÄs MäsuÄnin, Erst hören, dann wagen; He xotig-r, xg-tior, Um zu erringen,
dulde ich; Vglllauss gvg.nov 1'uora.ins, Tapferkeit fördert den Mann. Glücklich
vereinigen sich Form und Inhalt in dem Wahlspruch der Familie Beauvoir:
Viclso uso iuviäso, Ich sehe, beneide aber darum nicht, dessen vielseitige An¬
spielungen in der Übersetzung garnicht wiederzugeben find. Oft ist auch die in
England und Frankreich übliche Aussprache des Lateinischen in Betracht zu ziehen,
wie bei den Devisen der Secondat: Hortung, virwtsrn. 8ösnnÄg.t, Das Glück
folgt der Tugend, und der Sarsfield: Virws non vsrtrwr, Die Tugend ist
dem Wandel nicht unterworfen. Geistvoll gedacht ist der Wahlspruch der Familie
Benavent: ^gro.gi8 grrisrs, Niemals rückwärts, wozu der Familienname den
selbstverständlichen Folgesatz bildet: Lisa s,og,rak. Ebenso sinnig stellt sich der
Familienname Lejeune dem Motto lug. vertu us visillit xg>8, Die Tugend altert
nicht, gegenüber. Die Lombarden, die Bankiers des Mittelalters, standen in
dem wohlverdienten Rufe des Wuchers; die Devise einer Familie Lombaert lautet
um: Laus usurs, also ein Lombarde, aber: Ohne Wucher. Ziemlich gesucht
ist es, wenn der Wahlspruch das Anagramm des Namens bildet, wie in dein
des Nikolaus de Vio: Liv Iguäs vwoo, So siege ich durch den Ruhm.
Nicht geringes Interesse erregen endlich die persönlichen Devisen, da mau
in ihnen doch wohl die Lebensanschauungen des Trägers, das Ziel seiner
Thätigkeit zu suchen berechtigt ist. Imxgviäura tsrisrck ruing-s, Über einen Un¬
erschrockenen werden die Trümmer zusammenstürzen, hatte sich der Kanzler Michel
de L'Hopitcil, der in der Zeit der Religionskriege Frankreich leitete, zur Devise
erkoren. Die zielbewußte Politik, die Kardinal Richelieu im Innern wie nach
außen verfolgte, kennzeichnet treffend sein Wahlspruch: Aso inoraörcknrn. Zins
liusg., Auch nicht einen Augenblick ohne Richtung. Den echten Diplomaten
verrät des spanischen Ministers, Kardinal Alberonis Devise: 0M 1r1v.öd.08,
IsuZug, mnZrma,, Viele Augen, keine Zunge. Unser Reichskanzler führt bekannt¬
lich seit 1871 den Spruch: ?gtrigs in8srvisriäc> ocmsumor, Im Dienste des
Vaterlandes verzehre ich mich. Versacko su clssäisligK, Im Unglück zu Hause,
ist das durch die Schicksale des Dichters nur allzuwahr gewordene Motto des
Michael Cervantes. Oomiiiö, nig>, räh no88s es, 11088S räh, U088S mnriäuiri,
Herr, verleihe, daß ich dich, mich und die Welt erkenne, bittet Balthasar Schuppius,
der in seinen Satiren soviel Menschenkenntnis zeigt. Albrecht von Hallers
Wahlspruch: ^et simMoitg.dörn. rsclirs, Rückkehr zur Einfachheit, stimmt genau
mit den in den „Alpen" niedergelegten Anschauungen überein; dort entwirft er
ein Bild von den einfachen Sitten der Schweizer und preist die Reize eines
ungekünstelten Naturlebens. Über das Rätsel des Daseins sinnend, gelangen
Dante und Milton, zwei in so vielen Beziehungen verwandte Geister, zu der
zweifelnden Frage: Wer weiß es? (OKI 1c> 8g. und ^Vile> Knovss). Der ritter¬
liche Marchese von Pcscara führt einen Schild im Wappen mit dem alten
spartanischen Spruch: ^.ut ouin Kos gut in nos, Entweder mit ihm oder auf
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