Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Die Engel auf LrdeN. ihn fest, denn ich fühle durchaus nicht den Beruf, ihm zur Mahlzeit zu Devannis, welchem ein Verdacht wegen des Mannes aufgestiegen war, setzte Was ist das? dachte Devannis. Auf welche von beiden hat es dieser Paul beeilte sich den beiden Frauen entgegenzugehen, um sie zu beruhigen, Devannis blieb zurück. Nun also, nahm der Doktor das Wort, was kann ich für Euch thun? Ich heiße Baldomor Carajo. Das ist kein heimischer Name. Ich bin ein Spanier. Für einen Ausländer sprecht Ihr auffallend gut italienisch. Mit piemontesischen Accent, fügte Devannis hinzu. Carajo warf verstohlen einen hämischen Blick auf den Riesen, dann schlug Nicht doch; wir sind ja keine Gensdarmen, sagte der Doktor ungeduldig. Ich möchte hier im Badeetablissement eine Reihe von Vorstellungen geben, Cerci erteilte seine Bewilligung, und der Gaukler ging dankend davon. In Devannis. welcher mit Cerci wieder zur Gesellschaft gestoßen war, nahm Hast du diesen Menschen wiedererkannt? Wen? Den Gaukler? Er ist derselbe, dem ich schon einmal auf der Land¬ Die Engel auf LrdeN. ihn fest, denn ich fühle durchaus nicht den Beruf, ihm zur Mahlzeit zu Devannis, welchem ein Verdacht wegen des Mannes aufgestiegen war, setzte Was ist das? dachte Devannis. Auf welche von beiden hat es dieser Paul beeilte sich den beiden Frauen entgegenzugehen, um sie zu beruhigen, Devannis blieb zurück. Nun also, nahm der Doktor das Wort, was kann ich für Euch thun? Ich heiße Baldomor Carajo. Das ist kein heimischer Name. Ich bin ein Spanier. Für einen Ausländer sprecht Ihr auffallend gut italienisch. Mit piemontesischen Accent, fügte Devannis hinzu. Carajo warf verstohlen einen hämischen Blick auf den Riesen, dann schlug Nicht doch; wir sind ja keine Gensdarmen, sagte der Doktor ungeduldig. Ich möchte hier im Badeetablissement eine Reihe von Vorstellungen geben, Cerci erteilte seine Bewilligung, und der Gaukler ging dankend davon. In Devannis. welcher mit Cerci wieder zur Gesellschaft gestoßen war, nahm Hast du diesen Menschen wiedererkannt? Wen? Den Gaukler? Er ist derselbe, dem ich schon einmal auf der Land¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156521"/> <fw type="header" place="top"> Die Engel auf LrdeN.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1063" prev="#ID_1062"> ihn fest, denn ich fühle durchaus nicht den Beruf, ihm zur Mahlzeit zu<lb/> dienen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1064"> Devannis, welchem ein Verdacht wegen des Mannes aufgestiegen war, setzte<lb/> seine Beobachtungen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit fort. Auf einmal<lb/> bemerkte er, daß der Mensch in vie Höhe fuhr, daß sein nach dem Kiosk ge¬<lb/> richtetes Auge plötzlich erglühte, daß seine Gesichtszüge sich verzogen und,<lb/> obgleich er seine Aufregung sofort beherrschte, von einer fahlen Blässe bedeckt<lb/> wurden. Devannis wandte sein Auge nach derselben Richtung und bemerkte<lb/> Rina und Adele, welche, durch das wütende Bellen Moschillos beunruhigt, aus<lb/> dem Pavillon getreten waren und sehen wollten, was es gäbe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1065"> Was ist das? dachte Devannis. Auf welche von beiden hat es dieser<lb/> Mensch abgesehen? Was für ein Geheimnis steckt dahinter?</p><lb/> <p xml:id="ID_1066"> Paul beeilte sich den beiden Frauen entgegenzugehen, um sie zu beruhigen,<lb/> entfernte sich dann mit ihnen und mußte mit Gewalt den Hund fortziehen, welcher<lb/> sich fortwährend umdrehte und gegen den Unbekannten die Zähne fletschte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1067"> Devannis blieb zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1068"> Nun also, nahm der Doktor das Wort, was kann ich für Euch thun?<lb/> Und vor allem andern, wie nennt Ihr Euch, Herr Direktor der akrobatischen<lb/> Gesellschaft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1069"> Ich heiße Baldomor Carajo.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070"> Das ist kein heimischer Name.</p><lb/> <p xml:id="ID_1071"> Ich bin ein Spanier.</p><lb/> <p xml:id="ID_1072"> Für einen Ausländer sprecht Ihr auffallend gut italienisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_1073"> Mit piemontesischen Accent, fügte Devannis hinzu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1074"> Carajo warf verstohlen einen hämischen Blick auf den Riesen, dann schlug<lb/> er demütig seine Angen nieder und antwortete: Das kommt daher, daß ich schon<lb/> seit langer Zeit Piemont durchwandre. Meine Papiere sind in bester Ordnung.<lb/> Wollen Sie sie sehen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1075"> Nicht doch; wir sind ja keine Gensdarmen, sagte der Doktor ungeduldig.<lb/> Sagt mir nur, was Ihr von mir wünscht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1076"> Ich möchte hier im Badeetablissement eine Reihe von Vorstellungen geben,<lb/> es sind jetzt viele Fremden hier, und meine Gesellschaft würde einen schönen<lb/> Gewinn haben. Ich bin zu dem Pächter der Bäder gegangen und habe um<lb/> die Erlaubnis gebeten, mein Theater im großen Garten aufzuschlagen. Da hat<lb/> man mir gesagt, daß Sie der Direktor seien und daß ich mich daher an Sie<lb/> zu wenden habe. Nun bin ich hier und wollte Sie um Ihre Erlaubnis bitten,<lb/> Ihnen kostet sie nichts, mir und meiner Gesellschaft kann sie auf zwei Monate<lb/> Unterhalt gewähren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077"> Cerci erteilte seine Bewilligung, und der Gaukler ging dankend davon. In<lb/> dem Augenblicke, wo er seinen Fuß ans dem Garten setzte und der Doktor<lb/> hinter seinem Rücken die Gitterthür verschloß, erschien wieder Moschillo, welcher<lb/> sich aus Pauls Händen losgemacht hatte, warf sich wütend gegen die eisernen<lb/> Barren und bellte hinter dem Manne, der sich entfernte, mit solchem Ingrimm,<lb/> wie er ihn noch gegen niemand an den Tag gelegt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1078"> Devannis. welcher mit Cerci wieder zur Gesellschaft gestoßen war, nahm<lb/> Paul beim Arme und zog ihn beiseite.</p><lb/> <p xml:id="ID_1079"> Hast du diesen Menschen wiedererkannt?</p><lb/> <p xml:id="ID_1080"> Wen? Den Gaukler? Er ist derselbe, dem ich schon einmal auf der Land¬<lb/> straße nach .L. begegnet bin.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
Die Engel auf LrdeN.
ihn fest, denn ich fühle durchaus nicht den Beruf, ihm zur Mahlzeit zu
dienen.
Devannis, welchem ein Verdacht wegen des Mannes aufgestiegen war, setzte
seine Beobachtungen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit fort. Auf einmal
bemerkte er, daß der Mensch in vie Höhe fuhr, daß sein nach dem Kiosk ge¬
richtetes Auge plötzlich erglühte, daß seine Gesichtszüge sich verzogen und,
obgleich er seine Aufregung sofort beherrschte, von einer fahlen Blässe bedeckt
wurden. Devannis wandte sein Auge nach derselben Richtung und bemerkte
Rina und Adele, welche, durch das wütende Bellen Moschillos beunruhigt, aus
dem Pavillon getreten waren und sehen wollten, was es gäbe.
Was ist das? dachte Devannis. Auf welche von beiden hat es dieser
Mensch abgesehen? Was für ein Geheimnis steckt dahinter?
Paul beeilte sich den beiden Frauen entgegenzugehen, um sie zu beruhigen,
entfernte sich dann mit ihnen und mußte mit Gewalt den Hund fortziehen, welcher
sich fortwährend umdrehte und gegen den Unbekannten die Zähne fletschte.
Devannis blieb zurück.
Nun also, nahm der Doktor das Wort, was kann ich für Euch thun?
Und vor allem andern, wie nennt Ihr Euch, Herr Direktor der akrobatischen
Gesellschaft.
Ich heiße Baldomor Carajo.
Das ist kein heimischer Name.
Ich bin ein Spanier.
Für einen Ausländer sprecht Ihr auffallend gut italienisch.
Mit piemontesischen Accent, fügte Devannis hinzu.
Carajo warf verstohlen einen hämischen Blick auf den Riesen, dann schlug
er demütig seine Angen nieder und antwortete: Das kommt daher, daß ich schon
seit langer Zeit Piemont durchwandre. Meine Papiere sind in bester Ordnung.
Wollen Sie sie sehen?
Nicht doch; wir sind ja keine Gensdarmen, sagte der Doktor ungeduldig.
Sagt mir nur, was Ihr von mir wünscht.
Ich möchte hier im Badeetablissement eine Reihe von Vorstellungen geben,
es sind jetzt viele Fremden hier, und meine Gesellschaft würde einen schönen
Gewinn haben. Ich bin zu dem Pächter der Bäder gegangen und habe um
die Erlaubnis gebeten, mein Theater im großen Garten aufzuschlagen. Da hat
man mir gesagt, daß Sie der Direktor seien und daß ich mich daher an Sie
zu wenden habe. Nun bin ich hier und wollte Sie um Ihre Erlaubnis bitten,
Ihnen kostet sie nichts, mir und meiner Gesellschaft kann sie auf zwei Monate
Unterhalt gewähren.
Cerci erteilte seine Bewilligung, und der Gaukler ging dankend davon. In
dem Augenblicke, wo er seinen Fuß ans dem Garten setzte und der Doktor
hinter seinem Rücken die Gitterthür verschloß, erschien wieder Moschillo, welcher
sich aus Pauls Händen losgemacht hatte, warf sich wütend gegen die eisernen
Barren und bellte hinter dem Manne, der sich entfernte, mit solchem Ingrimm,
wie er ihn noch gegen niemand an den Tag gelegt hatte.
Devannis. welcher mit Cerci wieder zur Gesellschaft gestoßen war, nahm
Paul beim Arme und zog ihn beiseite.
Hast du diesen Menschen wiedererkannt?
Wen? Den Gaukler? Er ist derselbe, dem ich schon einmal auf der Land¬
straße nach .L. begegnet bin.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |