Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Deutsche Kolonialpolitik. des Vorstandes des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Die Subvention, welche die Negierung gewähren wollte, wurde von Herrn Deutsche Kolonialpolitik. des Vorstandes des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Die Subvention, welche die Negierung gewähren wollte, wurde von Herrn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0167" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156438"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Kolonialpolitik.</fw><lb/> <p xml:id="ID_706" prev="#ID_705"> des Vorstandes des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen<lb/> Interessen in Rheinland und Westfalen, die in einstimmigem Auftrage einer<lb/> außerordentlichen Generalversammlung desselben, welche am 20. Juni in Düssel¬<lb/> dorf stattgefunden, an den Reichstag abging. Es hieß in diesem Schriftstücke: „Die<lb/> mit dem in Rede stehenden Entwürfe bekundete ernste Absicht der verbündeten<lb/> Regierungen, die Hilfe und Unterstützung der ganzen Nation der Nhederei<lb/> zuzuwenden und sie damit zu befähigen, ihre wichtige Aufgabe vollkommener<lb/> als bisher zu erfüllen, mußte hohe Befriedigung und Freude in allen Kreisen<lb/> hervorrufen, in denen die Grundbedingungen für das wirtschaftliche Gedeihen<lb/> und der innige Zusammenhang desselben mit der Gesamtwohlfahrt, dem Bestände<lb/> und der Machtstellung des Staates erkannt werden. Groß war daher das<lb/> Befremden dieser Kreise über die Stellung, welche die Majorität des Reichstages<lb/> dem Gesetzentwurfe gegenüber einnahm. Für den Geschäfts- und Gewerbestand<lb/> der Nation, dessen Angehörige so häufig gezwungen sind, unter Verzicht auf<lb/> sofortige Reute, Kapitalanlagen zu machen, um spätere Gewinne zu erzielen,<lb/> war es namentlich unfaßbar, wie der Hinweis auf die voraussichtlich jahre¬<lb/> lange Ertragslosigkeit der zu verwendenden Staatsgelder als Grund für die<lb/> ablehnende Haltung angesehen werden konnte. Die Notwendigkeit wird allgemein<lb/> anerkannt, den Export thunlichst zu fördern, zwischen dem Mutterlande und<lb/> seinen Vertretern im Auslande die möglichst besten Verbindungen herzustellen,<lb/> Schutz und Ansehen, auf welche jeder Deutsche jetzt in erhöhtem Maße Anspruch<lb/> hat, auch auf die an überseeischen Plätzen arbeitenden Söhne des Vaterlandes<lb/> zu übertragen, die deutschen Handelsniederlassungen zu fördern und die Be¬<lb/> strebungen zur Errichtung deutscher Kolonien ihrem Ziele näher zu führen.<lb/> Von Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten wird in übergroßer Mehrzahl<lb/> anerkannt, daß der mit der Gesetzesvorlage bezeichnete Weg, daß dieser erste<lb/> Schritt auf demselben von höchster Bedeutung für die Erreichung der vor¬<lb/> bezeichneten Ziele ist, daß die Nation einen, freilich nur sehr kleinen Teil ihrer<lb/> Mittel kaum einem Unternehmen zuwenden könnte, welches segensreichere Früchte<lb/> zu zeitigen verspricht."</p><lb/> <p xml:id="ID_707" next="#ID_708"> Die Subvention, welche die Negierung gewähren wollte, wurde von Herrn<lb/> Windthorst im Gegensatze gegen diese Eingabe als „große Ausgabe" bezeichnet,<lb/> und der Herr Abgeordnete that, als ob er dabei an den Beutel der Steuer¬<lb/> zahler dächte. Die vier Millionen Mark aber, die jährlich auf die Unterstützung<lb/> der Postdampferlinien verwendet werden sollten, bildeten in der That nur einen<lb/> sehr kleinen Teil der nationalen Mittel, namentlich wenn man damit verglich,<lb/> was mit dieser Summe verhütet und gebessert werden sollte, und was andre<lb/> Staaten nach dieser Seite hin ausgaben. Wenn man sich nur einigermaßen<lb/> vergegenwärtigte, wie wenig Deutschland bisher pekuniär dafür gethan hatte,<lb/> auch jenseits der Meere zu zeigen, daß wir eine große Nation darstellen, und<lb/> wenn man erwägt, welche Störungen und Verluste dadurch entstehen mußten,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0167]
Deutsche Kolonialpolitik.
des Vorstandes des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen
Interessen in Rheinland und Westfalen, die in einstimmigem Auftrage einer
außerordentlichen Generalversammlung desselben, welche am 20. Juni in Düssel¬
dorf stattgefunden, an den Reichstag abging. Es hieß in diesem Schriftstücke: „Die
mit dem in Rede stehenden Entwürfe bekundete ernste Absicht der verbündeten
Regierungen, die Hilfe und Unterstützung der ganzen Nation der Nhederei
zuzuwenden und sie damit zu befähigen, ihre wichtige Aufgabe vollkommener
als bisher zu erfüllen, mußte hohe Befriedigung und Freude in allen Kreisen
hervorrufen, in denen die Grundbedingungen für das wirtschaftliche Gedeihen
und der innige Zusammenhang desselben mit der Gesamtwohlfahrt, dem Bestände
und der Machtstellung des Staates erkannt werden. Groß war daher das
Befremden dieser Kreise über die Stellung, welche die Majorität des Reichstages
dem Gesetzentwurfe gegenüber einnahm. Für den Geschäfts- und Gewerbestand
der Nation, dessen Angehörige so häufig gezwungen sind, unter Verzicht auf
sofortige Reute, Kapitalanlagen zu machen, um spätere Gewinne zu erzielen,
war es namentlich unfaßbar, wie der Hinweis auf die voraussichtlich jahre¬
lange Ertragslosigkeit der zu verwendenden Staatsgelder als Grund für die
ablehnende Haltung angesehen werden konnte. Die Notwendigkeit wird allgemein
anerkannt, den Export thunlichst zu fördern, zwischen dem Mutterlande und
seinen Vertretern im Auslande die möglichst besten Verbindungen herzustellen,
Schutz und Ansehen, auf welche jeder Deutsche jetzt in erhöhtem Maße Anspruch
hat, auch auf die an überseeischen Plätzen arbeitenden Söhne des Vaterlandes
zu übertragen, die deutschen Handelsniederlassungen zu fördern und die Be¬
strebungen zur Errichtung deutscher Kolonien ihrem Ziele näher zu führen.
Von Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten wird in übergroßer Mehrzahl
anerkannt, daß der mit der Gesetzesvorlage bezeichnete Weg, daß dieser erste
Schritt auf demselben von höchster Bedeutung für die Erreichung der vor¬
bezeichneten Ziele ist, daß die Nation einen, freilich nur sehr kleinen Teil ihrer
Mittel kaum einem Unternehmen zuwenden könnte, welches segensreichere Früchte
zu zeitigen verspricht."
Die Subvention, welche die Negierung gewähren wollte, wurde von Herrn
Windthorst im Gegensatze gegen diese Eingabe als „große Ausgabe" bezeichnet,
und der Herr Abgeordnete that, als ob er dabei an den Beutel der Steuer¬
zahler dächte. Die vier Millionen Mark aber, die jährlich auf die Unterstützung
der Postdampferlinien verwendet werden sollten, bildeten in der That nur einen
sehr kleinen Teil der nationalen Mittel, namentlich wenn man damit verglich,
was mit dieser Summe verhütet und gebessert werden sollte, und was andre
Staaten nach dieser Seite hin ausgaben. Wenn man sich nur einigermaßen
vergegenwärtigte, wie wenig Deutschland bisher pekuniär dafür gethan hatte,
auch jenseits der Meere zu zeigen, daß wir eine große Nation darstellen, und
wenn man erwägt, welche Störungen und Verluste dadurch entstehen mußten,
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