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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Eine unbekannte Schrift Luthers über die Musik.

druckt, und nach ihm wieder I. Rambach in seiner Schrift "Über v. Martin
Luthers Verdienst um den Kirchengesang" (Anhang S. 84--90). Allein Forkel
konnte den Nachweis, daß diese Vorrede von Luther selbst ausgegangen sei, nicht
liefern. Er druckte sie "nach einer deutschen Ausgabe, die der Sprache nach
von Luther selbst herrühren muß" und die Luther, wie Forkel irgendwo gelesen zu
haben erklärt, "an die Kirchthüren zu Wittenberg öffentlich hat anschlagen lassen."

Den Lutherforschern galt Luther nur als der Verfasser einer lateinischen
Vorrede, welche sich zuerst in den Straßburger Ausgaben von Melanchthons
^rast'MonW se Orf-tionss (1544 und 1559) findet. Der neueste Herausgeber
der lateinischen Schriften Luthers, H. Schmidt, hat sie aus Luääsi Lnvvlswöntnm
existoliu-um nark>. 4,ut>üöri mit der Bemerkung abgedruckt, daß er die Llarincmmk
as xassione OnriM, zu denen Luther die Vorrede geschrieben habe, -- ein
Werk des bekannten Georg Rhau, des Wittenberger t^vosröPnu" nrusieW --,
nicht habe finden können.

Da man sich indessen schon in früherer Zeit nicht mit dem lateinischen Texte
der Lutherischen Vorrede, der unzweifelhaft Melanchthon zugeschrieben werden
muß (welcher auch andre Schriften Luthers teils ins Lateinische übersetzt, teils
wie die "an die Bürgermeister und Ratsherren der Städte in deutschen Landen"
von 1524 mit einer lateinischen Vorrede ausgestattet hat), begnügen wollte, so
lieferte Mag. Joh. Jakob Greif ejne deutsche Übersetzung, welche Walch in Luthers
Werken (T. 14, Sy. 407 ff.) veröffentlicht hat. Diese ist jedoch so ungenügend,
daß sie den lateinischen Text auch nicht annähernd erreicht.

Auch der neueste Lutherforscher, I. Kostim, hat sich in seinem Werke
"Martin Luthers Leben und Schriften" (2. Aufl., Bd. 2, S. 512) bei der Inhalts¬
angabe von Luthers Vorrede auf die lateinische Übersetzung beschränken müssen,
und in der chronologischen Reihenfolge der Schriften Luthers zum Jahre 1538
läßt er (S. 732) auf die zu Walthers Lob und Preis :c. geschriebene "Frau
Musica" gleich die Vorrede Luthers in ngrmouias Ah xaWions Onristi folgen.
Auch ihm also ist die deutsche Vorrede nicht bekannt geworden.

Nachdem der Originaltext Luthers, an dessen Echtheit nicht gezweifelt
werden kann, gefunden ist, wird von nun an, wie bei "Frau Musica" auf
Johann Walthers "Lob und Preis der löblichen Kunst Musica" vom Jahre 1538,
hinsichtlich unsrer deutschen Vorrede auf Walthers Werk von 1564 verwiesen
werden können; Johann Walther hat das unbestreitbare Verdienst, sie zuerst
veröffentlicht zu haben. Die neue kritische Gesamtausgabe von Luthers Werken,
deren erste Bände zur Lutherfeier vorliegen sollen, wird also mit einem wert¬
vollen Funde bereichert werden können.

Wir lasten nun Luthers Vorrede nach dem Originaldruck von 1564 folgen.

Walthers Werk, das er zu einer Zeit herausgab, als er schon zehn Jahre
nach Niederlegung seines Amtes als Leiter der kurfürstlichen Kapelle zu Dresden
in wohlverdientem Ruhestand in Torgau lebte, erschien unter dem Titel:


Eine unbekannte Schrift Luthers über die Musik.

druckt, und nach ihm wieder I. Rambach in seiner Schrift „Über v. Martin
Luthers Verdienst um den Kirchengesang" (Anhang S. 84—90). Allein Forkel
konnte den Nachweis, daß diese Vorrede von Luther selbst ausgegangen sei, nicht
liefern. Er druckte sie „nach einer deutschen Ausgabe, die der Sprache nach
von Luther selbst herrühren muß" und die Luther, wie Forkel irgendwo gelesen zu
haben erklärt, „an die Kirchthüren zu Wittenberg öffentlich hat anschlagen lassen."

Den Lutherforschern galt Luther nur als der Verfasser einer lateinischen
Vorrede, welche sich zuerst in den Straßburger Ausgaben von Melanchthons
^rast'MonW se Orf-tionss (1544 und 1559) findet. Der neueste Herausgeber
der lateinischen Schriften Luthers, H. Schmidt, hat sie aus Luääsi Lnvvlswöntnm
existoliu-um nark>. 4,ut>üöri mit der Bemerkung abgedruckt, daß er die Llarincmmk
as xassione OnriM, zu denen Luther die Vorrede geschrieben habe, — ein
Werk des bekannten Georg Rhau, des Wittenberger t^vosröPnu« nrusieW —,
nicht habe finden können.

Da man sich indessen schon in früherer Zeit nicht mit dem lateinischen Texte
der Lutherischen Vorrede, der unzweifelhaft Melanchthon zugeschrieben werden
muß (welcher auch andre Schriften Luthers teils ins Lateinische übersetzt, teils
wie die „an die Bürgermeister und Ratsherren der Städte in deutschen Landen"
von 1524 mit einer lateinischen Vorrede ausgestattet hat), begnügen wollte, so
lieferte Mag. Joh. Jakob Greif ejne deutsche Übersetzung, welche Walch in Luthers
Werken (T. 14, Sy. 407 ff.) veröffentlicht hat. Diese ist jedoch so ungenügend,
daß sie den lateinischen Text auch nicht annähernd erreicht.

Auch der neueste Lutherforscher, I. Kostim, hat sich in seinem Werke
„Martin Luthers Leben und Schriften" (2. Aufl., Bd. 2, S. 512) bei der Inhalts¬
angabe von Luthers Vorrede auf die lateinische Übersetzung beschränken müssen,
und in der chronologischen Reihenfolge der Schriften Luthers zum Jahre 1538
läßt er (S. 732) auf die zu Walthers Lob und Preis :c. geschriebene „Frau
Musica" gleich die Vorrede Luthers in ngrmouias Ah xaWions Onristi folgen.
Auch ihm also ist die deutsche Vorrede nicht bekannt geworden.

Nachdem der Originaltext Luthers, an dessen Echtheit nicht gezweifelt
werden kann, gefunden ist, wird von nun an, wie bei „Frau Musica" auf
Johann Walthers „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica" vom Jahre 1538,
hinsichtlich unsrer deutschen Vorrede auf Walthers Werk von 1564 verwiesen
werden können; Johann Walther hat das unbestreitbare Verdienst, sie zuerst
veröffentlicht zu haben. Die neue kritische Gesamtausgabe von Luthers Werken,
deren erste Bände zur Lutherfeier vorliegen sollen, wird also mit einem wert¬
vollen Funde bereichert werden können.

Wir lasten nun Luthers Vorrede nach dem Originaldruck von 1564 folgen.

Walthers Werk, das er zu einer Zeit herausgab, als er schon zehn Jahre
nach Niederlegung seines Amtes als Leiter der kurfürstlichen Kapelle zu Dresden
in wohlverdientem Ruhestand in Torgau lebte, erschien unter dem Titel:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/87>, abgerufen am 08.09.2024.