Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Neu-Deutschland. Ins ruz^v <AsrinWy, das neue Deutschland, wie sich die Publikation betitelt, Im Eingange giebt der Verfasser der Ansicht Raum, daß das dritte Vierten Zu Anfang dieses Zeitabschnittes wurde Deutschland durch zwei Mächte ge¬ Dieser erstaunliche Aufschwung ist nicht hervorgerufen worden durch irgend In kurzen und scharf gezeichneten Umrissen entwickelt der Verfasser dann Neu-Deutschland. Ins ruz^v <AsrinWy, das neue Deutschland, wie sich die Publikation betitelt, Im Eingange giebt der Verfasser der Ansicht Raum, daß das dritte Vierten Zu Anfang dieses Zeitabschnittes wurde Deutschland durch zwei Mächte ge¬ Dieser erstaunliche Aufschwung ist nicht hervorgerufen worden durch irgend In kurzen und scharf gezeichneten Umrissen entwickelt der Verfasser dann <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153889"/> <fw type="header" place="top"> Neu-Deutschland.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1967"> Ins ruz^v <AsrinWy, das neue Deutschland, wie sich die Publikation betitelt,<lb/> ist natürlich zunächst dazu bestimmt, die Landsleute des Verfassers, die „smarten<lb/> Jankees," über deutsche Verhältnisse und Zustände aufzuklären, und wird gewiß<lb/> dazu beitragen, jenseits des Ozeans manches Vorurteil zu zerstreuen, welches<lb/> der realistisch gesinnte Amerikaner dem idealer gearteten vntonman noch immer<lb/> entgegenbringt. Doch auch in Deutschland verdienen die mit gründlicher Kenntnis<lb/> deutscher Wissenschaft und deutscher Geschichte geschriebenen Blätter Verbreitung<lb/> und Würdigung, und da ihre Ausdehnung über mehr als fünfzig Oktavseiten<lb/> die wortgetreue Übertragung den Raum dieser Zeitschrift zu sehr in Anspruch<lb/> nehmen würde, so wollen wir in nachstehendem unsre Leser wenigstens mit den<lb/> Hauptpunkten der unbefangen und wohlwollend urteilenden Broschüre bekannt<lb/> machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1968"> Im Eingange giebt der Verfasser der Ansicht Raum, daß das dritte Vierten<lb/> des neunzehnten Jahrhunderts in der Geschichte der Menschheit sich stets als<lb/> eine Periode von höchster Bedeutsamkeit kennzeichnen werde. Niemals vorher<lb/> seien derartig durchgreifende Veränderungen während eines beschränkten Zeit¬<lb/> raumes vor sich gegangen. Nach Aufzählung dieser Veränderungen in den ver¬<lb/> schiedenen Ländern, in Großbritannien, Frankreich, Italien, Rußland und seinem<lb/> eignen Vaterlande, kommt White zu dem Schlüsse, daß die Entwicklung Deutsch¬<lb/> lands am überraschendsten fortgeschritten sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1969"> Zu Anfang dieses Zeitabschnittes wurde Deutschland durch zwei Mächte ge¬<lb/> lähmt und auseinandergehalten, vou denen jede die Bestrebungen der andern zu<lb/> nationaler Einigung fortwährend kreuzte. Beide benutzten ihren Einfluß auf eine<lb/> Menge kleiner Staaten, deren kleinliche Interessen die allgemeine Verwirrung noch<lb/> vergrößerten, zu eigner Förderung. So war Deutschland nicht fähig, weder der<lb/> Einmischung Frankreichs von der einen Seite, noch derjenigen Rußlands von der<lb/> andern Seite Widerstand zu leisten. Jetzt aber hat Deutschland infolge einer<lb/> erstaunlichen Verkettung von Ereignissen seinen Platz unter den Großmächten ein¬<lb/> genommen und kann einen jener großartigen Erfolge verzeichnen, von denen die<lb/> Geschichte aller Zeiten reden wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1970"> Dieser erstaunliche Aufschwung ist nicht hervorgerufen worden durch irgend<lb/> einen glücklichen Zufall, durch die kühnen Maßnahmen eines despotischen Herrschers<lb/> oder die gelegentliche Laune eines erregten Volkes, sondern bildet den Preis lang-<lb/> andauernder Kämpfe, Opfer und Anstrengungen. Deutschlands Ruhm ist uicht so sehr<lb/> begründet durch den Sieg über andre Mächte, sondern vielmehr dnrch den Sieg<lb/> über sich selbst — über die Neigung zur Trägheit, Unbotmäßigkeit, Unvernunft<lb/> und Selbstgefälligkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1971" next="#ID_1972"> In kurzen und scharf gezeichneten Umrissen entwickelt der Verfasser dann<lb/> die Ursachen, welche den Weg Deutschlands zu Größe und Ruhm lang¬<lb/> wieriger und ernster gestalteten als den andrer Völker, und die Schwierigkeiten<lb/> und Gefahren, welche aus seiner geographischen Lage im Herzen Europas ent¬<lb/> springen. Er hebt die politischen Intriguen der Schwedenkönige, der russischen<lb/> Kaiser und der verschiednen Herrscher Frankreichs hervor, die verheerenden Wir-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0442]
Neu-Deutschland.
Ins ruz^v <AsrinWy, das neue Deutschland, wie sich die Publikation betitelt,
ist natürlich zunächst dazu bestimmt, die Landsleute des Verfassers, die „smarten
Jankees," über deutsche Verhältnisse und Zustände aufzuklären, und wird gewiß
dazu beitragen, jenseits des Ozeans manches Vorurteil zu zerstreuen, welches
der realistisch gesinnte Amerikaner dem idealer gearteten vntonman noch immer
entgegenbringt. Doch auch in Deutschland verdienen die mit gründlicher Kenntnis
deutscher Wissenschaft und deutscher Geschichte geschriebenen Blätter Verbreitung
und Würdigung, und da ihre Ausdehnung über mehr als fünfzig Oktavseiten
die wortgetreue Übertragung den Raum dieser Zeitschrift zu sehr in Anspruch
nehmen würde, so wollen wir in nachstehendem unsre Leser wenigstens mit den
Hauptpunkten der unbefangen und wohlwollend urteilenden Broschüre bekannt
machen.
Im Eingange giebt der Verfasser der Ansicht Raum, daß das dritte Vierten
des neunzehnten Jahrhunderts in der Geschichte der Menschheit sich stets als
eine Periode von höchster Bedeutsamkeit kennzeichnen werde. Niemals vorher
seien derartig durchgreifende Veränderungen während eines beschränkten Zeit¬
raumes vor sich gegangen. Nach Aufzählung dieser Veränderungen in den ver¬
schiedenen Ländern, in Großbritannien, Frankreich, Italien, Rußland und seinem
eignen Vaterlande, kommt White zu dem Schlüsse, daß die Entwicklung Deutsch¬
lands am überraschendsten fortgeschritten sei.
Zu Anfang dieses Zeitabschnittes wurde Deutschland durch zwei Mächte ge¬
lähmt und auseinandergehalten, vou denen jede die Bestrebungen der andern zu
nationaler Einigung fortwährend kreuzte. Beide benutzten ihren Einfluß auf eine
Menge kleiner Staaten, deren kleinliche Interessen die allgemeine Verwirrung noch
vergrößerten, zu eigner Förderung. So war Deutschland nicht fähig, weder der
Einmischung Frankreichs von der einen Seite, noch derjenigen Rußlands von der
andern Seite Widerstand zu leisten. Jetzt aber hat Deutschland infolge einer
erstaunlichen Verkettung von Ereignissen seinen Platz unter den Großmächten ein¬
genommen und kann einen jener großartigen Erfolge verzeichnen, von denen die
Geschichte aller Zeiten reden wird.
Dieser erstaunliche Aufschwung ist nicht hervorgerufen worden durch irgend
einen glücklichen Zufall, durch die kühnen Maßnahmen eines despotischen Herrschers
oder die gelegentliche Laune eines erregten Volkes, sondern bildet den Preis lang-
andauernder Kämpfe, Opfer und Anstrengungen. Deutschlands Ruhm ist uicht so sehr
begründet durch den Sieg über andre Mächte, sondern vielmehr dnrch den Sieg
über sich selbst — über die Neigung zur Trägheit, Unbotmäßigkeit, Unvernunft
und Selbstgefälligkeit.
In kurzen und scharf gezeichneten Umrissen entwickelt der Verfasser dann
die Ursachen, welche den Weg Deutschlands zu Größe und Ruhm lang¬
wieriger und ernster gestalteten als den andrer Völker, und die Schwierigkeiten
und Gefahren, welche aus seiner geographischen Lage im Herzen Europas ent¬
springen. Er hebt die politischen Intriguen der Schwedenkönige, der russischen
Kaiser und der verschiednen Herrscher Frankreichs hervor, die verheerenden Wir-
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