Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Laß uns diesen Weg gehen, Oskar, sagte sie, seinen Arm nehmend. Sie bog in eine Seitenallec ein, in welcher sie sich von dem SchießplaKc Ist es dir denn garnicht möglich, ohne das Geld fertig zu werden? fragte Du hast mich schon einige male auf meine Erniedrigung aufmerksam ge¬ Gut, entgegnete sie, ich will versuchen, es vom Baron zu erhalten. Das war vernünftig gesprochen, sagte er. Laß uus umkehren, fuhr sie fort. Ich will dir den Scheibenstand zeigen. Sie gingen die Allee entlang zurück und näherten sich dem Schießplatz. Einige hundert Schritte von dem Pavillon entfernt, wo die Schützen sich Es ist das beste, unangenehme Sachen so schnell als möglich abzuthun, Vortrefflich, sagte er, die Uhr ziehend. Es ist jetzt halb vier. Ich habe Willst du nicht Dietrich begrüßen? fragte sie. Es wird langweilig für Für eine Sekunde heftete sich sein Blick mißtrauisch auf ihre dunkeln Augen, Wie du willst, sagte er dann. Ich will nicht indiskret sein. Auf Wiedersehen also! Er zog mit höflichem Gruß seinen Hut, wandte sich ab und ging dein Laß uns diesen Weg gehen, Oskar, sagte sie, seinen Arm nehmend. Sie bog in eine Seitenallec ein, in welcher sie sich von dem SchießplaKc Ist es dir denn garnicht möglich, ohne das Geld fertig zu werden? fragte Du hast mich schon einige male auf meine Erniedrigung aufmerksam ge¬ Gut, entgegnete sie, ich will versuchen, es vom Baron zu erhalten. Das war vernünftig gesprochen, sagte er. Laß uus umkehren, fuhr sie fort. Ich will dir den Scheibenstand zeigen. Sie gingen die Allee entlang zurück und näherten sich dem Schießplatz. Einige hundert Schritte von dem Pavillon entfernt, wo die Schützen sich Es ist das beste, unangenehme Sachen so schnell als möglich abzuthun, Vortrefflich, sagte er, die Uhr ziehend. Es ist jetzt halb vier. Ich habe Willst du nicht Dietrich begrüßen? fragte sie. Es wird langweilig für Für eine Sekunde heftete sich sein Blick mißtrauisch auf ihre dunkeln Augen, Wie du willst, sagte er dann. Ich will nicht indiskret sein. Auf Wiedersehen also! Er zog mit höflichem Gruß seinen Hut, wandte sich ab und ging dein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153772"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1432"> Laß uns diesen Weg gehen, Oskar, sagte sie, seinen Arm nehmend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1433"> Sie bog in eine Seitenallec ein, in welcher sie sich von dem SchießplaKc<lb/> entfernten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1434"> Ist es dir denn garnicht möglich, ohne das Geld fertig zu werden? fragte<lb/> sie. Weißt du denn nur keinen ehrenhaften Ausweg? Bedenke, in welche Lage<lb/> du mich bringst und wie du dich selbst erniedrigst.</p><lb/> <p xml:id="ID_1435"> Du hast mich schon einige male auf meine Erniedrigung aufmerksam ge¬<lb/> macht. Aber meinst du nicht, daß das etwas pharisäisch ist? Ich gebe dir<lb/> die Versicherung, daß ich keinen Pfennig von dir verlangen würde, wenn ich<lb/> die Revenüen des Herzogs von Westminster besäße. Leute, welche eine aus¬<lb/> kömmliche Rente zu verzehren haben, brauchen sich freilich nicht zu erniedrigen und<lb/> haben es leicht, ehrenhaft zu sein. Ich denke nicht, daß es einem Manne, der<lb/> mich nur tausend Thaler jährlich hat, einfallen wird, ein Brot aus einem Bäcker¬<lb/> laden zu nehmen ohne es zu bezahlen, oder sich in eine Wohnung einzuschleichen<lb/> und silberne Löffel zu mausen. Ich denke, die Ehrenhaftigkeit ist eine Geld¬<lb/> frage, und deshalb möchte ich gerade das mehrfach erwähnte Geld von dir<lb/> haben. Ich beabsichtige, alsdann tugendhaft zu werdeu. Ich werde nach Paris<lb/> ziehen, denn das ist doch schließlich der einzige Ort, wo ein Mann von Ge¬<lb/> schmack leben kann. Wenn ich die fünfzigtausend Mark in fnnfprvzentiger fran¬<lb/> zösischer Rente anlege, werde ich jährlich so etwa dreitausendfünfhnndert Franken<lb/> zu verzehren haben, und damit werde ich auskommen. Ich bin ein Mann von<lb/> mäßigen Gewohnheiten und wenig abhängig von guten Jahrgängen besserer<lb/> Weinsorten. Rote Nasen und dicke Bäuche sind mir zuwider. Du thust also<lb/> ein gutes Werk, wenn du mir hilfst. Und nun laß dies nicht mehr Frage sein<lb/> und setze mich nicht in die fatale Lage, das Geld von jemand anders zu er¬<lb/> bitten, der fernen Vorteil besser versteht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1436"> Gut, entgegnete sie, ich will versuchen, es vom Baron zu erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1437"> Das war vernünftig gesprochen, sagte er.</p><lb/> <p xml:id="ID_1438"> Laß uus umkehren, fuhr sie fort. Ich will dir den Scheibenstand zeigen.<lb/> Wir finden dort die Gesellschaft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1439"> Sie gingen die Allee entlang zurück und näherten sich dem Schießplatz.<lb/> Das kurze scharfe Krachen der Pistolen schallte deutlich herüber.</p><lb/> <p xml:id="ID_1440"> Einige hundert Schritte von dem Pavillon entfernt, wo die Schützen sich<lb/> befanden, blieb Gräfin Sibhlle stehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1441"> Es ist das beste, unangenehme Sachen so schnell als möglich abzuthun,<lb/> M^.sie, zu Boden blickend/ Um diese Zeit pflegt Baron Sextus in seinem<lb/> Arbeitszimmer zu sein, und ich kann ihn dort am ungestörtesten sprechen. Ich<lb/> werde jetzt gleich mit ihm wegen der Summe reden. Es ist mir etwas ein¬<lb/> gefallen. Dann erhältst du heute noch Bescheid.</p><lb/> <p xml:id="ID_1442"> Vortrefflich, sagte er, die Uhr ziehend. Es ist jetzt halb vier. Ich habe<lb/> darauf gerechnet hier zu bleiben, und deshalb meinen Koffer mitgebracht. Sollte<lb/> es aber nicht passen, so kann ich auch wieder zurückfahren. Ich begleite dich<lb/> und bleibe auf deinem Zimmer, bis dn mir Mitteilung machst.</p><lb/> <p xml:id="ID_1443"> Willst du nicht Dietrich begrüßen? fragte sie. Es wird langweilig für<lb/> dich sein, in meiner Wohnung allein zu sitzen, und hier findest dn Unterhaltung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1444"> Für eine Sekunde heftete sich sein Blick mißtrauisch auf ihre dunkeln Augen,<lb/> mit denen sie ihn jetzt eigentümlich fixirte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1445"> Wie du willst, sagte er dann. Ich will nicht indiskret sein. Auf Wiedersehen also!</p><lb/> <p xml:id="ID_1446" next="#ID_1447"> Er zog mit höflichem Gruß seinen Hut, wandte sich ab und ging dein<lb/> Schießplatz zu. Sie that einige Schritte in der entgegengesetzten Richtung, nach</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
Laß uns diesen Weg gehen, Oskar, sagte sie, seinen Arm nehmend.
Sie bog in eine Seitenallec ein, in welcher sie sich von dem SchießplaKc
entfernten.
Ist es dir denn garnicht möglich, ohne das Geld fertig zu werden? fragte
sie. Weißt du denn nur keinen ehrenhaften Ausweg? Bedenke, in welche Lage
du mich bringst und wie du dich selbst erniedrigst.
Du hast mich schon einige male auf meine Erniedrigung aufmerksam ge¬
macht. Aber meinst du nicht, daß das etwas pharisäisch ist? Ich gebe dir
die Versicherung, daß ich keinen Pfennig von dir verlangen würde, wenn ich
die Revenüen des Herzogs von Westminster besäße. Leute, welche eine aus¬
kömmliche Rente zu verzehren haben, brauchen sich freilich nicht zu erniedrigen und
haben es leicht, ehrenhaft zu sein. Ich denke nicht, daß es einem Manne, der
mich nur tausend Thaler jährlich hat, einfallen wird, ein Brot aus einem Bäcker¬
laden zu nehmen ohne es zu bezahlen, oder sich in eine Wohnung einzuschleichen
und silberne Löffel zu mausen. Ich denke, die Ehrenhaftigkeit ist eine Geld¬
frage, und deshalb möchte ich gerade das mehrfach erwähnte Geld von dir
haben. Ich beabsichtige, alsdann tugendhaft zu werdeu. Ich werde nach Paris
ziehen, denn das ist doch schließlich der einzige Ort, wo ein Mann von Ge¬
schmack leben kann. Wenn ich die fünfzigtausend Mark in fnnfprvzentiger fran¬
zösischer Rente anlege, werde ich jährlich so etwa dreitausendfünfhnndert Franken
zu verzehren haben, und damit werde ich auskommen. Ich bin ein Mann von
mäßigen Gewohnheiten und wenig abhängig von guten Jahrgängen besserer
Weinsorten. Rote Nasen und dicke Bäuche sind mir zuwider. Du thust also
ein gutes Werk, wenn du mir hilfst. Und nun laß dies nicht mehr Frage sein
und setze mich nicht in die fatale Lage, das Geld von jemand anders zu er¬
bitten, der fernen Vorteil besser versteht.
Gut, entgegnete sie, ich will versuchen, es vom Baron zu erhalten.
Das war vernünftig gesprochen, sagte er.
Laß uus umkehren, fuhr sie fort. Ich will dir den Scheibenstand zeigen.
Wir finden dort die Gesellschaft.
Sie gingen die Allee entlang zurück und näherten sich dem Schießplatz.
Das kurze scharfe Krachen der Pistolen schallte deutlich herüber.
Einige hundert Schritte von dem Pavillon entfernt, wo die Schützen sich
befanden, blieb Gräfin Sibhlle stehen.
Es ist das beste, unangenehme Sachen so schnell als möglich abzuthun,
M^.sie, zu Boden blickend/ Um diese Zeit pflegt Baron Sextus in seinem
Arbeitszimmer zu sein, und ich kann ihn dort am ungestörtesten sprechen. Ich
werde jetzt gleich mit ihm wegen der Summe reden. Es ist mir etwas ein¬
gefallen. Dann erhältst du heute noch Bescheid.
Vortrefflich, sagte er, die Uhr ziehend. Es ist jetzt halb vier. Ich habe
darauf gerechnet hier zu bleiben, und deshalb meinen Koffer mitgebracht. Sollte
es aber nicht passen, so kann ich auch wieder zurückfahren. Ich begleite dich
und bleibe auf deinem Zimmer, bis dn mir Mitteilung machst.
Willst du nicht Dietrich begrüßen? fragte sie. Es wird langweilig für
dich sein, in meiner Wohnung allein zu sitzen, und hier findest dn Unterhaltung.
Für eine Sekunde heftete sich sein Blick mißtrauisch auf ihre dunkeln Augen,
mit denen sie ihn jetzt eigentümlich fixirte.
Wie du willst, sagte er dann. Ich will nicht indiskret sein. Auf Wiedersehen also!
Er zog mit höflichem Gruß seinen Hut, wandte sich ab und ging dein
Schießplatz zu. Sie that einige Schritte in der entgegengesetzten Richtung, nach
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