Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.?lo Beleidigung Englands durch Admiral Pierro. Wir hoffen und glauben, sehr unwahrscheinlichen Falls einer Weigerung Frank¬ Das letztere ist, wenn man nach den französischen Zeitungen urteilen darf, ?lo Beleidigung Englands durch Admiral Pierro. Wir hoffen und glauben, sehr unwahrscheinlichen Falls einer Weigerung Frank¬ Das letztere ist, wenn man nach den französischen Zeitungen urteilen darf, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0211" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153658"/> <fw type="header" place="top"> ?lo Beleidigung Englands durch Admiral Pierro.</fw><lb/> <p xml:id="ID_853" prev="#ID_852"> Wir hoffen und glauben, sehr unwahrscheinlichen Falls einer Weigerung Frank¬<lb/> reichs, auf unsre gerechte Klage einzugehen, die Regierung Ihrer Majestät ver¬<lb/> anlaßt hat, daß Erkundigungen angestellt werden, ob wir in Bereitschaft sind,<lb/> um plötzlichen Ansprüchen an unsre materiellen Mittel zur Wahrung unsrer<lb/> Rechte und unsrer Ehre gerecht werden zu können. Daß eine solche unselige<lb/> Notwendigkeit abgewendet werden möge, ist unsrer Überzeugung nach der innige<lb/> Wunsch jedes Engländers; aber es würde unverständig sein, wenn wir die Augen<lb/> vor der Thatsache verschließen wollten, daß das französische Volk in diesem<lb/> Augenblicke in vordringlich chauvinistischer Stimmung gegen alle Welt und voll<lb/> unverständiger Aufgeregtheit besonders gegen uns ist."</p><lb/> <p xml:id="ID_854" next="#ID_855"> Das letztere ist, wenn man nach den französischen Zeitungen urteilen darf,<lb/> leider nicht unbegründet. Ein großer Teil der Pariser Presse hat auf die<lb/> Kritik der englischen Blätter über das unruhige, immer auf neue Abenteuer und<lb/> Angriffsvbjekte ausgehende Gebahren der jetzigen französischen Kolonialpolitik<lb/> im Tone bitterster Feindseligkeit erwiedert, und die Art und Weise, in welcher<lb/> manche von jenen Organen der öffentlichen Meinung Frankreichs sich bereits<lb/> über den Vorfall in Madagaskar auslassen, ist das Gegenteil einer friedfertigen<lb/> Gesinnung. Einige von ihnen haben zwar eine Haltung angenommen, nach der<lb/> man schließen darf, sie würden das Verfahren des Admirals Pierre, wenn es<lb/> in dem betreffenden Telegramme richtig geschildert wäre, mißbilligen; sie er¬<lb/> klären den Bericht, den wir bis jetzt darüber haben, für ganz und gar unglaub¬<lb/> haft. Die Klugheit und Vorsicht des Admirals nötigten, sagen sie, zu der<lb/> Annahme, die im englischen Parlament erwähnten Thatsachen würden, wenn sie<lb/> überhaupt irgendwie begründet seien, voll von Übertreibungen sein. Eine andre<lb/> Zeitnngsstimmc erinnert daran, daß die englischen Agenten zuweilen geneigt sind,<lb/> „unbedeutende Vorfälle, deren Veröffentlichung die Gemüter aufregt," zu großen<lb/> Ereignissen hinaufzuschrauben, und führt als Beispiele die häufigen Klagen der<lb/> britischen Konsuln während der tunesischen Expedition an. Die KöxrMiaus<lb/> I'iAQyÄiss aber beobachtet in Betreff der Affaire ein Schweigen, das mehr sagt<lb/> als Worte, und der offiziöse T^UM versucht eine ganz unpassende Parallele<lb/> zwischen der Behaudlung Pakenhams und dem Ungemach zu ziehen, welches<lb/> bei kriegerischen Operationen die Angehörigen neutraler Staaten trifft. Im<lb/> übrigen hält das Blatt die bis jetzt vorliegende Darstellung des Vorfalls für<lb/> übertrieben und lehnt es infolge dessen ab, eine Meinung abzugeben, bevor mehr<lb/> Licht auf die Angelegenheit gefallen sei. Der Ton vollends, in welchem die<lb/> I'rimoe, sich über das Verfahren des Admirals Pierre ausläßt, ist in hohem<lb/> Grade herausfordernd und feindselig gegen England, und die Mehrzahl der<lb/> übrigen Blätter beschäftigt sich mit rein hypothetischen Entschuldigungen des<lb/> Auftretens des Admirals und zeigt sich dabei geneigt, es unter allen Gesichts¬<lb/> punkten gerechtfertigt zu finden. Der Oberbefehlshaber der Franzosen in Tama-<lb/> tave werde, so sagen diese Journale, seine guten Gründe gehabt haben, so un-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0211]
?lo Beleidigung Englands durch Admiral Pierro.
Wir hoffen und glauben, sehr unwahrscheinlichen Falls einer Weigerung Frank¬
reichs, auf unsre gerechte Klage einzugehen, die Regierung Ihrer Majestät ver¬
anlaßt hat, daß Erkundigungen angestellt werden, ob wir in Bereitschaft sind,
um plötzlichen Ansprüchen an unsre materiellen Mittel zur Wahrung unsrer
Rechte und unsrer Ehre gerecht werden zu können. Daß eine solche unselige
Notwendigkeit abgewendet werden möge, ist unsrer Überzeugung nach der innige
Wunsch jedes Engländers; aber es würde unverständig sein, wenn wir die Augen
vor der Thatsache verschließen wollten, daß das französische Volk in diesem
Augenblicke in vordringlich chauvinistischer Stimmung gegen alle Welt und voll
unverständiger Aufgeregtheit besonders gegen uns ist."
Das letztere ist, wenn man nach den französischen Zeitungen urteilen darf,
leider nicht unbegründet. Ein großer Teil der Pariser Presse hat auf die
Kritik der englischen Blätter über das unruhige, immer auf neue Abenteuer und
Angriffsvbjekte ausgehende Gebahren der jetzigen französischen Kolonialpolitik
im Tone bitterster Feindseligkeit erwiedert, und die Art und Weise, in welcher
manche von jenen Organen der öffentlichen Meinung Frankreichs sich bereits
über den Vorfall in Madagaskar auslassen, ist das Gegenteil einer friedfertigen
Gesinnung. Einige von ihnen haben zwar eine Haltung angenommen, nach der
man schließen darf, sie würden das Verfahren des Admirals Pierre, wenn es
in dem betreffenden Telegramme richtig geschildert wäre, mißbilligen; sie er¬
klären den Bericht, den wir bis jetzt darüber haben, für ganz und gar unglaub¬
haft. Die Klugheit und Vorsicht des Admirals nötigten, sagen sie, zu der
Annahme, die im englischen Parlament erwähnten Thatsachen würden, wenn sie
überhaupt irgendwie begründet seien, voll von Übertreibungen sein. Eine andre
Zeitnngsstimmc erinnert daran, daß die englischen Agenten zuweilen geneigt sind,
„unbedeutende Vorfälle, deren Veröffentlichung die Gemüter aufregt," zu großen
Ereignissen hinaufzuschrauben, und führt als Beispiele die häufigen Klagen der
britischen Konsuln während der tunesischen Expedition an. Die KöxrMiaus
I'iAQyÄiss aber beobachtet in Betreff der Affaire ein Schweigen, das mehr sagt
als Worte, und der offiziöse T^UM versucht eine ganz unpassende Parallele
zwischen der Behaudlung Pakenhams und dem Ungemach zu ziehen, welches
bei kriegerischen Operationen die Angehörigen neutraler Staaten trifft. Im
übrigen hält das Blatt die bis jetzt vorliegende Darstellung des Vorfalls für
übertrieben und lehnt es infolge dessen ab, eine Meinung abzugeben, bevor mehr
Licht auf die Angelegenheit gefallen sei. Der Ton vollends, in welchem die
I'rimoe, sich über das Verfahren des Admirals Pierre ausläßt, ist in hohem
Grade herausfordernd und feindselig gegen England, und die Mehrzahl der
übrigen Blätter beschäftigt sich mit rein hypothetischen Entschuldigungen des
Auftretens des Admirals und zeigt sich dabei geneigt, es unter allen Gesichts¬
punkten gerechtfertigt zu finden. Der Oberbefehlshaber der Franzosen in Tama-
tave werde, so sagen diese Journale, seine guten Gründe gehabt haben, so un-
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