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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Dodsley und Compagnie.

ferner zuziehen würde, wenn man einen dergleichen unerlaubten Handel länger ge¬
statten wollte. Es ist dieses der verwittibten Frau vxokin längstens und zu
wiederholtenmalen vorgestellet worden, sie hat aber allemal die Sache auf ihren
Bedienten, Schwickcrt, geschoben und dabey eine völlige Unwissenheit afsectiret, da
es doch notorisch ist und in die Augen fällt, daß kein Bedienter ohne Vorwissen
und Bewilligung seines Principals jemalen dergleichen Unternehmen anfangen, viel¬
weniger solches so lange fortsetzen könne. ... Es ergehet also an Ew. Magnifi¬
cenz , . , unser gehorsamstes Bitten, diesem Unfug durch angemessene Mittel zu
steuern, die Drusche Wittib und ihren Bedienten, Schwickcrt, zur Entdeckung der
fingirten voclslö^ und voiux. nicht nur anzuhalten, sondern sie auch überhaupt nach
den Gesetzen zu behandeln.

Einen Monat (!) nach Eingabe dieses Schreibens, Ende März 1770, wurde
die Witwe Dyk vor die Bücherkommission gefordert. Sie räumte ein, daß
in ihrer Handlung Bücher unter den Namen Dodsley und Compagnie und
Buchhändlergesellschaft verkauft würden; es geschehe das, wie in andern hiesigen
Handlungen auch. Dagegen stellte sie in Abrede, daß sie selbst ein Mitglied
dieser Compagnie sei oder wisse, wer die Compagnie vorstelle. Ihr Handlungs¬
diener Schwickert habe sie bereits vor Jahren gebeten, ihm einige Kommissionen
zu erlauben, und dies habe sie. da er dieselben blos; für sich hätte haben wollen,
auf Anraten Reichs, des Vormundes ihrer Kinder, ihm auch zugestanden; sie
selbst habe an diesen Kommissionen keinen Anteil, wisse auch von keinem der
unter den erwähnten Firmen erschienenen Bücher, wer ihr Verfasser oder Ver¬
leger sei.

Gleich im Anschluß an diese Aussage wurde auch Schwickert nochmals
verhört, blieb aber in allen Stücken bei seinem frühern Leugnen stehen. Er
versicherte wiederum, daß er die Kommissionen der unter der Firma Dodsley
und Compagnie erschienenen Bücher von Ccmter in Königsberg und Hartknoch
in Riga erhalten habe und daß er niemals aus eigne Rechnung unter jenem Namen
etwas habe drucken lassen. Den Musenalmanach habe er wahrscheinlich auch
von Ccmter bekommen, der Verleger habe sich zur Zeit noch nicht gemeldet.
Übrigens sei er willens, um solche Verdrießlichkeiten in Zukunft zu vermeiden,
nächste Ostermesse alle Kommissionen aufzugeben.

Nachdem diese Aussagen den beschwerdeführenden Leipziger Buchhändlern
vorgelegt worden waren, wandten sich diese Anfang Mai mit einem zweiten, noch
geharnischteren Schreiben an die Bücherkommission. Sie erklärten aufs entschiedenste,
daß weder Ccmter noch Hartknoch irgend etwas mit der Dvdsleyischen Compagnie
zu thun hätten, wie deren Vernehmung nächste Ostermesse, um die sie ausdrücklich
baten, ausweisen würde. Es sei von diesen Männern nicht zu vermuten, daß
sie sich so vieler Frevel, wie sie alle Handlungen des verkappten Dodsley be¬
zeichneten, teilhaftig machen sollten; wenn sie wirklich Eigentümer oder Mit-
'nteressenten der Buchhändlergesellschaft wären, so würden sie den Verlag durch
eignen Umsatz viel besser nutzen als durch die Hände eines Kommissionärs wie


Dodsley und Compagnie.

ferner zuziehen würde, wenn man einen dergleichen unerlaubten Handel länger ge¬
statten wollte. Es ist dieses der verwittibten Frau vxokin längstens und zu
wiederholtenmalen vorgestellet worden, sie hat aber allemal die Sache auf ihren
Bedienten, Schwickcrt, geschoben und dabey eine völlige Unwissenheit afsectiret, da
es doch notorisch ist und in die Augen fällt, daß kein Bedienter ohne Vorwissen
und Bewilligung seines Principals jemalen dergleichen Unternehmen anfangen, viel¬
weniger solches so lange fortsetzen könne. ... Es ergehet also an Ew. Magnifi¬
cenz , . , unser gehorsamstes Bitten, diesem Unfug durch angemessene Mittel zu
steuern, die Drusche Wittib und ihren Bedienten, Schwickcrt, zur Entdeckung der
fingirten voclslö^ und voiux. nicht nur anzuhalten, sondern sie auch überhaupt nach
den Gesetzen zu behandeln.

Einen Monat (!) nach Eingabe dieses Schreibens, Ende März 1770, wurde
die Witwe Dyk vor die Bücherkommission gefordert. Sie räumte ein, daß
in ihrer Handlung Bücher unter den Namen Dodsley und Compagnie und
Buchhändlergesellschaft verkauft würden; es geschehe das, wie in andern hiesigen
Handlungen auch. Dagegen stellte sie in Abrede, daß sie selbst ein Mitglied
dieser Compagnie sei oder wisse, wer die Compagnie vorstelle. Ihr Handlungs¬
diener Schwickert habe sie bereits vor Jahren gebeten, ihm einige Kommissionen
zu erlauben, und dies habe sie. da er dieselben blos; für sich hätte haben wollen,
auf Anraten Reichs, des Vormundes ihrer Kinder, ihm auch zugestanden; sie
selbst habe an diesen Kommissionen keinen Anteil, wisse auch von keinem der
unter den erwähnten Firmen erschienenen Bücher, wer ihr Verfasser oder Ver¬
leger sei.

Gleich im Anschluß an diese Aussage wurde auch Schwickert nochmals
verhört, blieb aber in allen Stücken bei seinem frühern Leugnen stehen. Er
versicherte wiederum, daß er die Kommissionen der unter der Firma Dodsley
und Compagnie erschienenen Bücher von Ccmter in Königsberg und Hartknoch
in Riga erhalten habe und daß er niemals aus eigne Rechnung unter jenem Namen
etwas habe drucken lassen. Den Musenalmanach habe er wahrscheinlich auch
von Ccmter bekommen, der Verleger habe sich zur Zeit noch nicht gemeldet.
Übrigens sei er willens, um solche Verdrießlichkeiten in Zukunft zu vermeiden,
nächste Ostermesse alle Kommissionen aufzugeben.

Nachdem diese Aussagen den beschwerdeführenden Leipziger Buchhändlern
vorgelegt worden waren, wandten sich diese Anfang Mai mit einem zweiten, noch
geharnischteren Schreiben an die Bücherkommission. Sie erklärten aufs entschiedenste,
daß weder Ccmter noch Hartknoch irgend etwas mit der Dvdsleyischen Compagnie
zu thun hätten, wie deren Vernehmung nächste Ostermesse, um die sie ausdrücklich
baten, ausweisen würde. Es sei von diesen Männern nicht zu vermuten, daß
sie sich so vieler Frevel, wie sie alle Handlungen des verkappten Dodsley be¬
zeichneten, teilhaftig machen sollten; wenn sie wirklich Eigentümer oder Mit-
'nteressenten der Buchhändlergesellschaft wären, so würden sie den Verlag durch
eignen Umsatz viel besser nutzen als durch die Hände eines Kommissionärs wie


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/565>, abgerufen am 22.07.2024.