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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Dodsley und Compagnie.

habe. Er wurde also vorgeladen (25. November 1768) und sagte aus, daß
er in der Michaelismesse zu Ende der Zahlwoche etwa 150 Exemplare der
Gedichte erhalten und acht Tage nach Empfang derselben, einige Tage vor
dem Verbot, dieselben zu debitiren angefangen habe. Wer ihm die Exemplare
zugesandt, wollte er nicht wissen, präsentirte indeß einen an ihn gerichteten
anonymen Brief -- Hochgeehrtester Herr! Auf Begehren H. Dodsleys und
Compagnie übersende anbey 150 Stück Rosts Gedichte 6 gr. ora. Bitte gütigst
zu befördern. Wegen des Abzugs bin schon mit denenselben einig geworden,
d. 6. 8br. 1768. -- den er als Begleitschreiben der Exemplare erhalten haben
wollte. Auf die Frage, wie es denn komme, daß das Packet auf Herrn Dods-
ley und Compagnie Begehren gerade an ihn gelangt sei, antwortete er, er
habe die Kommission von Dodsley und Compagnie, und auf die weitere Frage,
wer denn diese wärein dies sei ihm unbekannt, er habe die Kommission von
dem Buchhändler Carter in Königsberg bekommen.

Die Bücherkommission ließ sich damit nicht abspeisen. Sie hielt Schwickert
vor, daß das Buch, wie Papier und Druck ergäben, in Leipzig gedruckt worden
sei, daß er es also jedenfalls selbst habe drucken lassen und derjenige sei, welcher
den Namen Dodsley und Compagnie angenommen habe. Schwickert leugnete
dies; auf die Zwischenfrage, wie lange Dodsley und Compagnie existire, erwiederte
er: ein paar Jahre, insofern es von der Bekanntschaft des Namens zu ver¬
stehen sei. Als er schließlich noch Auskunft geben sollte, was er denn mit den
150 Exemplaren angefangen habe, sagte er, er habe sie hier und auswärts de-
bitirt, bis auf 24, die er an Carter zurückgeschickt habe.

Einige Tage darauf verlautete, der Leipziger Buchhändler Hilscher werde
über die Sache umständliche Nachricht geben können. Er wurde also gleichfalls
vorgeladen und vernommen und sagte aus, er habe von Dodsley und Com¬
pagnie ein Packet erhalten, zur Zeit aber noch keine Satisfaktion dafür gegeben,
weil er trotz aller Mühe nicht habe erfahren können, wo Dodsley und Com¬
pagnie sich eigentlich aufhielten. Letzte Michaelismesse wären ihm die Zettel
ihres Verlags durch Hartknoch aus Riga und Carter aus Königsberg zuge¬
schickt worden, worauf er mit beiden gesprochen, in der Meinung, daß sie die
Firma Dodsley und Compagnie ausmachten. Allein keiner von beiden habe
etwas davon wissen wollen, Hartknoch habe ihm auch durch eine auswärtige
Rechnung bewiesen, daß er keinen Anteil an der Compagnie habe. Übrigens habe
er von Hartknoch gehört, daß Schwickert den Verlagszettel an diesen abgeschickt
habe, und vou seinem Burschen wisse er, daß die Rostschen Gedichte in der Dyki-
sehen Handlung zu bekommen wären.

Da sonach alle Anzeichen ans Schwickert deuteten, auf dem schon von
vornherein der Verdacht geruht hatte, so wurde er nochmals vorgeladen, um
eidlich zu versichern, daß er die Rostschen Gedichte nicht habe drücke" lassen,
nicht derjenige sei, welcher den Namen Dodsley und Compagnie angenommen


Dodsley und Compagnie.

habe. Er wurde also vorgeladen (25. November 1768) und sagte aus, daß
er in der Michaelismesse zu Ende der Zahlwoche etwa 150 Exemplare der
Gedichte erhalten und acht Tage nach Empfang derselben, einige Tage vor
dem Verbot, dieselben zu debitiren angefangen habe. Wer ihm die Exemplare
zugesandt, wollte er nicht wissen, präsentirte indeß einen an ihn gerichteten
anonymen Brief — Hochgeehrtester Herr! Auf Begehren H. Dodsleys und
Compagnie übersende anbey 150 Stück Rosts Gedichte 6 gr. ora. Bitte gütigst
zu befördern. Wegen des Abzugs bin schon mit denenselben einig geworden,
d. 6. 8br. 1768. — den er als Begleitschreiben der Exemplare erhalten haben
wollte. Auf die Frage, wie es denn komme, daß das Packet auf Herrn Dods-
ley und Compagnie Begehren gerade an ihn gelangt sei, antwortete er, er
habe die Kommission von Dodsley und Compagnie, und auf die weitere Frage,
wer denn diese wärein dies sei ihm unbekannt, er habe die Kommission von
dem Buchhändler Carter in Königsberg bekommen.

Die Bücherkommission ließ sich damit nicht abspeisen. Sie hielt Schwickert
vor, daß das Buch, wie Papier und Druck ergäben, in Leipzig gedruckt worden
sei, daß er es also jedenfalls selbst habe drucken lassen und derjenige sei, welcher
den Namen Dodsley und Compagnie angenommen habe. Schwickert leugnete
dies; auf die Zwischenfrage, wie lange Dodsley und Compagnie existire, erwiederte
er: ein paar Jahre, insofern es von der Bekanntschaft des Namens zu ver¬
stehen sei. Als er schließlich noch Auskunft geben sollte, was er denn mit den
150 Exemplaren angefangen habe, sagte er, er habe sie hier und auswärts de-
bitirt, bis auf 24, die er an Carter zurückgeschickt habe.

Einige Tage darauf verlautete, der Leipziger Buchhändler Hilscher werde
über die Sache umständliche Nachricht geben können. Er wurde also gleichfalls
vorgeladen und vernommen und sagte aus, er habe von Dodsley und Com¬
pagnie ein Packet erhalten, zur Zeit aber noch keine Satisfaktion dafür gegeben,
weil er trotz aller Mühe nicht habe erfahren können, wo Dodsley und Com¬
pagnie sich eigentlich aufhielten. Letzte Michaelismesse wären ihm die Zettel
ihres Verlags durch Hartknoch aus Riga und Carter aus Königsberg zuge¬
schickt worden, worauf er mit beiden gesprochen, in der Meinung, daß sie die
Firma Dodsley und Compagnie ausmachten. Allein keiner von beiden habe
etwas davon wissen wollen, Hartknoch habe ihm auch durch eine auswärtige
Rechnung bewiesen, daß er keinen Anteil an der Compagnie habe. Übrigens habe
er von Hartknoch gehört, daß Schwickert den Verlagszettel an diesen abgeschickt
habe, und vou seinem Burschen wisse er, daß die Rostschen Gedichte in der Dyki-
sehen Handlung zu bekommen wären.

Da sonach alle Anzeichen ans Schwickert deuteten, auf dem schon von
vornherein der Verdacht geruht hatte, so wurde er nochmals vorgeladen, um
eidlich zu versichern, daß er die Rostschen Gedichte nicht habe drücke» lassen,
nicht derjenige sei, welcher den Namen Dodsley und Compagnie angenommen


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[0563] Dodsley und Compagnie. habe. Er wurde also vorgeladen (25. November 1768) und sagte aus, daß er in der Michaelismesse zu Ende der Zahlwoche etwa 150 Exemplare der Gedichte erhalten und acht Tage nach Empfang derselben, einige Tage vor dem Verbot, dieselben zu debitiren angefangen habe. Wer ihm die Exemplare zugesandt, wollte er nicht wissen, präsentirte indeß einen an ihn gerichteten anonymen Brief — Hochgeehrtester Herr! Auf Begehren H. Dodsleys und Compagnie übersende anbey 150 Stück Rosts Gedichte 6 gr. ora. Bitte gütigst zu befördern. Wegen des Abzugs bin schon mit denenselben einig geworden, d. 6. 8br. 1768. — den er als Begleitschreiben der Exemplare erhalten haben wollte. Auf die Frage, wie es denn komme, daß das Packet auf Herrn Dods- ley und Compagnie Begehren gerade an ihn gelangt sei, antwortete er, er habe die Kommission von Dodsley und Compagnie, und auf die weitere Frage, wer denn diese wärein dies sei ihm unbekannt, er habe die Kommission von dem Buchhändler Carter in Königsberg bekommen. Die Bücherkommission ließ sich damit nicht abspeisen. Sie hielt Schwickert vor, daß das Buch, wie Papier und Druck ergäben, in Leipzig gedruckt worden sei, daß er es also jedenfalls selbst habe drucken lassen und derjenige sei, welcher den Namen Dodsley und Compagnie angenommen habe. Schwickert leugnete dies; auf die Zwischenfrage, wie lange Dodsley und Compagnie existire, erwiederte er: ein paar Jahre, insofern es von der Bekanntschaft des Namens zu ver¬ stehen sei. Als er schließlich noch Auskunft geben sollte, was er denn mit den 150 Exemplaren angefangen habe, sagte er, er habe sie hier und auswärts de- bitirt, bis auf 24, die er an Carter zurückgeschickt habe. Einige Tage darauf verlautete, der Leipziger Buchhändler Hilscher werde über die Sache umständliche Nachricht geben können. Er wurde also gleichfalls vorgeladen und vernommen und sagte aus, er habe von Dodsley und Com¬ pagnie ein Packet erhalten, zur Zeit aber noch keine Satisfaktion dafür gegeben, weil er trotz aller Mühe nicht habe erfahren können, wo Dodsley und Com¬ pagnie sich eigentlich aufhielten. Letzte Michaelismesse wären ihm die Zettel ihres Verlags durch Hartknoch aus Riga und Carter aus Königsberg zuge¬ schickt worden, worauf er mit beiden gesprochen, in der Meinung, daß sie die Firma Dodsley und Compagnie ausmachten. Allein keiner von beiden habe etwas davon wissen wollen, Hartknoch habe ihm auch durch eine auswärtige Rechnung bewiesen, daß er keinen Anteil an der Compagnie habe. Übrigens habe er von Hartknoch gehört, daß Schwickert den Verlagszettel an diesen abgeschickt habe, und vou seinem Burschen wisse er, daß die Rostschen Gedichte in der Dyki- sehen Handlung zu bekommen wären. Da sonach alle Anzeichen ans Schwickert deuteten, auf dem schon von vornherein der Verdacht geruht hatte, so wurde er nochmals vorgeladen, um eidlich zu versichern, daß er die Rostschen Gedichte nicht habe drücke» lassen, nicht derjenige sei, welcher den Namen Dodsley und Compagnie angenommen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/563>, abgerufen am 22.07.2024.