Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die Grafen von Altenschwerdt. August Niemann Roman von (Gotha). (Fortsetzung.) Siebenundzwanzigstes Aapitel. cWs In den erwartungsvollen Stunden, welche heute bis zu dem Augenblicke Mit sehnenden Herzen lenkte er am Abend seine Schritte zum Schlosse Die Grafen von Altenschwerdt. August Niemann Roman von (Gotha). (Fortsetzung.) Siebenundzwanzigstes Aapitel. cWs In den erwartungsvollen Stunden, welche heute bis zu dem Augenblicke Mit sehnenden Herzen lenkte er am Abend seine Schritte zum Schlosse <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153276"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341837_152756/figures/grenzboten_341837_152756_153276_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Grafen von Altenschwerdt.<lb/><note type="byline"> August Niemann </note> Roman von (Gotha).<lb/> (Fortsetzung.)</head><lb/> <div n="2"> <head> Siebenundzwanzigstes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_2050"> cWs<lb/> «cum die Unterredung mit dein General auch nicht die Wirkung<lb/> gehabt hatte, Eberhardt zu einer Anschauung herüberzuziehen,<lb/> welche mehr dem geläuterten Geiste eines Mannes, der mit der<lb/> Welt abgeschlossen hatte als der thatkräftigen Natur eines Jüng¬<lb/> lings entsprach, so hatte sie doch nicht verfehlt, eine Gedanken¬<lb/> richtung in ihm hervorzurufen, welche ihn unter den Eindrücken der<lb/> Gegenwart in seinem frühern Entschlüsse bestärkte, unter allen Umständen seinem<lb/> Versprechen und dem Wunsche der Mutter tren zu bleiben. Wohl nicht seine<lb/> Überzeugung, aber doch seinen Stolz beeinflußte sein Gespräch mit dem alten<lb/> Herrn. Ja es flößte die erhabene Anschauung des Grafen von dem Lohne,<lb/> den die Tugend in sich selber trägt, ihm eine bisher ungekannte Zuversicht auf<lb/> die Vorsehung ein, jenes feste Vertrauen auf eine gütige und gerechte Lenkung<lb/> alles menschlichen Schicksals, welche den reinen Seelen ebenso gewiß, süß und<lb/> tröstlich, wie den irrenden peinlich und unsicher erscheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_2051"> In den erwartungsvollen Stunden, welche heute bis zu dem Augenblicke<lb/> langsam dahinschlichen, wo „er an dem vorgeschriebenen Orte erscheinen sollte,<lb/> und in dem Tumult von Überlegungen und Wünschen, welche die Mitteilung<lb/> des Generals in ihm erweckt hatte, war ihm sein fester Wille, sich durch keine<lb/> Umstände von dem Festhalten an seinem Worte abwendig machen zu lassen, eine<lb/> feste Stütze. In diesem unerschütterlichen Entschluß allein schon fand er eine<lb/> Beruhigung gegenüber dem Schwarm von Gedanken, die ihn bei der Idee<lb/> überfielen, er könne sein Recht geltend machen und durch den Beginn eines<lb/> Prozesses sich selbst in ein andres Licht und ein andres Verhältnis gegenüber<lb/> den Menschen setzen, die er während seines Aufenthalts an dieser Küste hatte<lb/> schätzen und lieben lernen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2052" next="#ID_2053"> Mit sehnenden Herzen lenkte er am Abend seine Schritte zum Schlosse<lb/> hin und spähte von fern nach dem Fenster der Geliebten. Der Mond hatte<lb/> sich über den Wipfeln der Waldbäume erhoben und warf seinen silbernen Schein<lb/> über die Landschaft hin, er ließ das Fenster dort über dem Altan hell wie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0527]
[Abbildung]
Die Grafen von Altenschwerdt.
August Niemann Roman von (Gotha).
(Fortsetzung.)
Siebenundzwanzigstes Aapitel.
cWs
«cum die Unterredung mit dein General auch nicht die Wirkung
gehabt hatte, Eberhardt zu einer Anschauung herüberzuziehen,
welche mehr dem geläuterten Geiste eines Mannes, der mit der
Welt abgeschlossen hatte als der thatkräftigen Natur eines Jüng¬
lings entsprach, so hatte sie doch nicht verfehlt, eine Gedanken¬
richtung in ihm hervorzurufen, welche ihn unter den Eindrücken der
Gegenwart in seinem frühern Entschlüsse bestärkte, unter allen Umständen seinem
Versprechen und dem Wunsche der Mutter tren zu bleiben. Wohl nicht seine
Überzeugung, aber doch seinen Stolz beeinflußte sein Gespräch mit dem alten
Herrn. Ja es flößte die erhabene Anschauung des Grafen von dem Lohne,
den die Tugend in sich selber trägt, ihm eine bisher ungekannte Zuversicht auf
die Vorsehung ein, jenes feste Vertrauen auf eine gütige und gerechte Lenkung
alles menschlichen Schicksals, welche den reinen Seelen ebenso gewiß, süß und
tröstlich, wie den irrenden peinlich und unsicher erscheint.
In den erwartungsvollen Stunden, welche heute bis zu dem Augenblicke
langsam dahinschlichen, wo „er an dem vorgeschriebenen Orte erscheinen sollte,
und in dem Tumult von Überlegungen und Wünschen, welche die Mitteilung
des Generals in ihm erweckt hatte, war ihm sein fester Wille, sich durch keine
Umstände von dem Festhalten an seinem Worte abwendig machen zu lassen, eine
feste Stütze. In diesem unerschütterlichen Entschluß allein schon fand er eine
Beruhigung gegenüber dem Schwarm von Gedanken, die ihn bei der Idee
überfielen, er könne sein Recht geltend machen und durch den Beginn eines
Prozesses sich selbst in ein andres Licht und ein andres Verhältnis gegenüber
den Menschen setzen, die er während seines Aufenthalts an dieser Küste hatte
schätzen und lieben lernen.
Mit sehnenden Herzen lenkte er am Abend seine Schritte zum Schlosse
hin und spähte von fern nach dem Fenster der Geliebten. Der Mond hatte
sich über den Wipfeln der Waldbäume erhoben und warf seinen silbernen Schein
über die Landschaft hin, er ließ das Fenster dort über dem Altan hell wie
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |