Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Die deutsche Flotte. Gesichtspunkte vergegenwärtigen, welche bei dem Bau jedes einzelnen Schiffes Zunächst bedarf jede Flotte einer Anzahl Schlachtschiffe, welche bestimmt Neben den Panzern führt jede Flotte noch eine Anzahl ungepanzerter Schiffe Dem speziellen Zwecke der Küstenverteidigung dienen Fahrzeuge, die nur Die deutsche Flotte. Gesichtspunkte vergegenwärtigen, welche bei dem Bau jedes einzelnen Schiffes Zunächst bedarf jede Flotte einer Anzahl Schlachtschiffe, welche bestimmt Neben den Panzern führt jede Flotte noch eine Anzahl ungepanzerter Schiffe Dem speziellen Zwecke der Küstenverteidigung dienen Fahrzeuge, die nur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0463" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152236"/> <fw type="header" place="top"> Die deutsche Flotte.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1757" prev="#ID_1756"> Gesichtspunkte vergegenwärtigen, welche bei dem Bau jedes einzelnen Schiffes<lb/> oder Fahrzeuges maßgebend sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1758"> Zunächst bedarf jede Flotte einer Anzahl Schlachtschiffe, welche bestimmt<lb/> sind, den Feind auf hoher See aufzusuchen und anzugreifen. Sie sind nach<lb/> jetzigen Anschauungen sämtlich gepanzert, besitzen genügende Seetüchtigkeit, um<lb/> auf längere Zeit den Hafen verlassen zu können, sollen aus demselben Grunde<lb/> Raum genug bieten zu Vorräten aller Art, namentlich auch an Kohlen, und<lb/> führen eine volle Takelung, um der Kohlenersparniß wegen und im Falle der<lb/> Not die Segel aufhissen zu können. Für den Gebrauch im Kriege verlangt<lb/> indeß die Panzerflotte bei dem bedeutenden Kohlenverbrauch nach Art des<lb/> Trains bei der Landarmee eine begleitende Transportflotte, deren Schiffszahl<lb/> etwa der Stärke des Panzergeschwaders entsprechen muß. Die deutsche Flotte<lb/> besitzt solcher gepanzerten Schlachtschiffe zwölf, zu denen demnächst noch ein im<lb/> Bau befindliches hinzutreten wird. Für die Zwecke dieser Darstellung ist es dabei<lb/> gleichgiltig, welche von diesen Schiffen als Vreitseitenschiffe ihre Geschütze unter<lb/> Deck in den Breitseitenbatterien führen, bei welchen die geringere Zahl der dafür<lb/> desto schwereren Geschütze ihren Platz innerhalb eines stark gepanzerten Reduits<lb/> Platz findet, die sogenannten Kasemattschiffe, oder welche als Thurmschiffe die<lb/> Kanonen in zwei drehbaren Thürmen bergen. Ebenso liegt die Beschreibung der<lb/> verschiedenen Arten schwerer Geschütze, wie sie unter veränderten Verhältnissen<lb/> zur Anwendung kommen, außerhalb des Rahmens dieser Skizze. Dagegen darf<lb/> nicht unerwähnt bleiben, daß die unter die Schlachtschiffe zählenden Panzerkorvetten<lb/> Sachsen, Baiern, Württemberg und Baden als sogenannte Ausfallskorvetten<lb/> lediglich in den heimischen Gewässern, namentlich in der Ostsee, Verwendung<lb/> finden sollen, deshalb im Gegensatze zu den für den Typus der Schlachtschiffe<lb/> allgemein giltigen Regeln nur genügen Tiefgang haben, aber sehr starke Panzerung<lb/> führen und mit Ausnahme eines Signalmastes vollständig ohne Takelage sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1759"> Neben den Panzern führt jede Flotte noch eine Anzahl ungepanzerter Schiffe<lb/> welche im Kriege zum Kundschafter- und Vorpostendienste, zu Friedenszeiten im<lb/> gewöhnlichen auswärtigen Dienste Verwendung finden. Die Zahl solcher Kreuzer<lb/> beläuft sich in vier, als gedeckte Korvetten, Glattdeckskorvetten, Kanonenboote<lb/> der Albatroßklafse und Kanonenboote erster Klasse bezeichneten Uiüerabteilungen,<lb/> auf 27, wird sich aber nach Vollendung von vier noch im Bau befindlichen auf<lb/> 31 erhöhen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1760" next="#ID_1761"> Dem speziellen Zwecke der Küstenverteidigung dienen Fahrzeuge, die nur<lb/> geringen Tiefgang beanspruchen und den Hafen anch nicht auf längere Zeit<lb/> verlassen. Ihre Seetüchtigkeit kommt deshalb erst in zweiter Linie in Frage,<lb/> und die durch den Wegfall voller Takelung und die Beschränkung der anzu¬<lb/> führenden Vorräte erzielte Gewichtsersparnis wird bei ihnen zur Verstärkung<lb/> des Panzers benutzt. In diese Kategorie fallen deshalb nicht die größten Schiffe,<lb/> aber die schwersten Panzerungen. Deutschland hat außer dem Panzerfahrzeug</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0463]
Die deutsche Flotte.
Gesichtspunkte vergegenwärtigen, welche bei dem Bau jedes einzelnen Schiffes
oder Fahrzeuges maßgebend sind.
Zunächst bedarf jede Flotte einer Anzahl Schlachtschiffe, welche bestimmt
sind, den Feind auf hoher See aufzusuchen und anzugreifen. Sie sind nach
jetzigen Anschauungen sämtlich gepanzert, besitzen genügende Seetüchtigkeit, um
auf längere Zeit den Hafen verlassen zu können, sollen aus demselben Grunde
Raum genug bieten zu Vorräten aller Art, namentlich auch an Kohlen, und
führen eine volle Takelung, um der Kohlenersparniß wegen und im Falle der
Not die Segel aufhissen zu können. Für den Gebrauch im Kriege verlangt
indeß die Panzerflotte bei dem bedeutenden Kohlenverbrauch nach Art des
Trains bei der Landarmee eine begleitende Transportflotte, deren Schiffszahl
etwa der Stärke des Panzergeschwaders entsprechen muß. Die deutsche Flotte
besitzt solcher gepanzerten Schlachtschiffe zwölf, zu denen demnächst noch ein im
Bau befindliches hinzutreten wird. Für die Zwecke dieser Darstellung ist es dabei
gleichgiltig, welche von diesen Schiffen als Vreitseitenschiffe ihre Geschütze unter
Deck in den Breitseitenbatterien führen, bei welchen die geringere Zahl der dafür
desto schwereren Geschütze ihren Platz innerhalb eines stark gepanzerten Reduits
Platz findet, die sogenannten Kasemattschiffe, oder welche als Thurmschiffe die
Kanonen in zwei drehbaren Thürmen bergen. Ebenso liegt die Beschreibung der
verschiedenen Arten schwerer Geschütze, wie sie unter veränderten Verhältnissen
zur Anwendung kommen, außerhalb des Rahmens dieser Skizze. Dagegen darf
nicht unerwähnt bleiben, daß die unter die Schlachtschiffe zählenden Panzerkorvetten
Sachsen, Baiern, Württemberg und Baden als sogenannte Ausfallskorvetten
lediglich in den heimischen Gewässern, namentlich in der Ostsee, Verwendung
finden sollen, deshalb im Gegensatze zu den für den Typus der Schlachtschiffe
allgemein giltigen Regeln nur genügen Tiefgang haben, aber sehr starke Panzerung
führen und mit Ausnahme eines Signalmastes vollständig ohne Takelage sind.
Neben den Panzern führt jede Flotte noch eine Anzahl ungepanzerter Schiffe
welche im Kriege zum Kundschafter- und Vorpostendienste, zu Friedenszeiten im
gewöhnlichen auswärtigen Dienste Verwendung finden. Die Zahl solcher Kreuzer
beläuft sich in vier, als gedeckte Korvetten, Glattdeckskorvetten, Kanonenboote
der Albatroßklafse und Kanonenboote erster Klasse bezeichneten Uiüerabteilungen,
auf 27, wird sich aber nach Vollendung von vier noch im Bau befindlichen auf
31 erhöhen.
Dem speziellen Zwecke der Küstenverteidigung dienen Fahrzeuge, die nur
geringen Tiefgang beanspruchen und den Hafen anch nicht auf längere Zeit
verlassen. Ihre Seetüchtigkeit kommt deshalb erst in zweiter Linie in Frage,
und die durch den Wegfall voller Takelung und die Beschränkung der anzu¬
führenden Vorräte erzielte Gewichtsersparnis wird bei ihnen zur Verstärkung
des Panzers benutzt. In diese Kategorie fallen deshalb nicht die größten Schiffe,
aber die schwersten Panzerungen. Deutschland hat außer dem Panzerfahrzeug
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