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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Die Grafen von Altenschwerdt.

Er drehte sich unter solchen Gedanken eine frische Cigarrette, zündete sie
an, rauchte mit Wohlbehagen und zog den Brief Odettens wieder hervor. Aber
er hatte keine Ruhe beim Lesen. Wie er so dasaß in seinem bequemen Stuhle
und die schwere" Wolken vor sich hinblies, trug seine Stirn das Gepräge des
Nachdenkens, und seine Angen hafteten beharrlich ans derselben Stelle der feinen
kritzlichen Handschrift. Er las nicht, sondern er grübelte.

Endlich warf er den Rest der Cigarrette weg, faltete den Brief zusammen
und erhob sich.

Ich habe keine Ruhe, sagte er sich, ich werde den Adjutanten aufsuchen.
Er kann mir etwas Vorspielen, daß meine Nerven sich beruhigen. Es war ein
prächtiger Gedanke von Mama, den Adjutanten wiederkommen zu lassen.

(Fortsetzung folgt.)




Der Direktor der Berliner Kunstakademie, Herr Anton von Werner, macht
uns in einer Zuschrift vom 2. Februar darauf aufmerksam, daß in dem zweite"
Artikel unsers geschätzten Mitarbeiters, des Herrn or. A. Rosenberg, über die
Pflege der Monumentalmalerei in Preußen (Grenzboten 1883, Heft 2) sich hin¬
sichtlich der Entstehung der Fresken von Hermann Prell in, Berliner Architekten-
Hause eine irrtümliche Angabe befindet, deren Berichtigung in sachlichen Interesse
wünschenswert erscheint.

Es ist nicht richtig, daß "das Vertrauen der Staatsregierung Herrn Prell
jene umfassende Aufgabe zuwendete," sondern die Entstehung dieser Arbeiten ist
zunächst der Initiative eines Kunstfreundes, des Barons vou Biel-Kalkhorst,
zu danken, welcher eine Stiftung von jährlich 3000 Mark zur Förderung der
Freskomalerei in Privaträumen errichtet hat, mit der Bestimmung, daß ab¬
wechselnd Schüler der Akademien oder Kunstschulen von Berlin, München,
Düsseldorf, Dresden und Karlsruhe die betreffenden Arbeiten ausführen sollen.
In München ist in dieser Weise das Freskobild im Treppenflur der Wimmerschen
Kunsthandlung entstanden. In Berlin hat, da die Aufgabe, die gesamten Wand-
flächen des Architektenhauses iwseo zu malen, zu umfangreich war, als daß sie
für 3000 Mark hätte ausgeführt werden können, der Architektenverein aus seineu
Mitteln 3000 Mark und die Staatsregierung den Rest (3000 oder 4000 Mark)
zugeschossen, die letztere nicht ohne Bedenken darüber, ob es wohl korrekt sei,
Stnatsgelder zur künstlerischen Ausschmückung von Privatbesitz zu bewillige".

Herr von Werner deutet am Schlüsse seiner Zuschrift noch an, daß die von
unserm Herrn Mitarbeiter ausgesprochnen Bedeuten gegen die Anwendung der
Freskvtcchnik -- welche auch Herr von Werner als ungeeignet für die Dekoration
von Jnnenrüumc" ansieht -- sowie die wegen einer gewissen Jugendlichkeit in
der künstlerischen Auffassungsweise der Prellschcn Bilder sich durch den Charakter
der Stiftung wohl erledigen dürften.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Mnranart in Rcndmtz-Leipzig.
Die Grafen von Altenschwerdt.

Er drehte sich unter solchen Gedanken eine frische Cigarrette, zündete sie
an, rauchte mit Wohlbehagen und zog den Brief Odettens wieder hervor. Aber
er hatte keine Ruhe beim Lesen. Wie er so dasaß in seinem bequemen Stuhle
und die schwere» Wolken vor sich hinblies, trug seine Stirn das Gepräge des
Nachdenkens, und seine Angen hafteten beharrlich ans derselben Stelle der feinen
kritzlichen Handschrift. Er las nicht, sondern er grübelte.

Endlich warf er den Rest der Cigarrette weg, faltete den Brief zusammen
und erhob sich.

Ich habe keine Ruhe, sagte er sich, ich werde den Adjutanten aufsuchen.
Er kann mir etwas Vorspielen, daß meine Nerven sich beruhigen. Es war ein
prächtiger Gedanke von Mama, den Adjutanten wiederkommen zu lassen.

(Fortsetzung folgt.)




Der Direktor der Berliner Kunstakademie, Herr Anton von Werner, macht
uns in einer Zuschrift vom 2. Februar darauf aufmerksam, daß in dem zweite»
Artikel unsers geschätzten Mitarbeiters, des Herrn or. A. Rosenberg, über die
Pflege der Monumentalmalerei in Preußen (Grenzboten 1883, Heft 2) sich hin¬
sichtlich der Entstehung der Fresken von Hermann Prell in, Berliner Architekten-
Hause eine irrtümliche Angabe befindet, deren Berichtigung in sachlichen Interesse
wünschenswert erscheint.

Es ist nicht richtig, daß „das Vertrauen der Staatsregierung Herrn Prell
jene umfassende Aufgabe zuwendete," sondern die Entstehung dieser Arbeiten ist
zunächst der Initiative eines Kunstfreundes, des Barons vou Biel-Kalkhorst,
zu danken, welcher eine Stiftung von jährlich 3000 Mark zur Förderung der
Freskomalerei in Privaträumen errichtet hat, mit der Bestimmung, daß ab¬
wechselnd Schüler der Akademien oder Kunstschulen von Berlin, München,
Düsseldorf, Dresden und Karlsruhe die betreffenden Arbeiten ausführen sollen.
In München ist in dieser Weise das Freskobild im Treppenflur der Wimmerschen
Kunsthandlung entstanden. In Berlin hat, da die Aufgabe, die gesamten Wand-
flächen des Architektenhauses iwseo zu malen, zu umfangreich war, als daß sie
für 3000 Mark hätte ausgeführt werden können, der Architektenverein aus seineu
Mitteln 3000 Mark und die Staatsregierung den Rest (3000 oder 4000 Mark)
zugeschossen, die letztere nicht ohne Bedenken darüber, ob es wohl korrekt sei,
Stnatsgelder zur künstlerischen Ausschmückung von Privatbesitz zu bewillige».

Herr von Werner deutet am Schlüsse seiner Zuschrift noch an, daß die von
unserm Herrn Mitarbeiter ausgesprochnen Bedeuten gegen die Anwendung der
Freskvtcchnik — welche auch Herr von Werner als ungeeignet für die Dekoration
von Jnnenrüumc» ansieht — sowie die wegen einer gewissen Jugendlichkeit in
der künstlerischen Auffassungsweise der Prellschcn Bilder sich durch den Charakter
der Stiftung wohl erledigen dürften.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Mnranart in Rcndmtz-Leipzig.
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[0392] Die Grafen von Altenschwerdt. Er drehte sich unter solchen Gedanken eine frische Cigarrette, zündete sie an, rauchte mit Wohlbehagen und zog den Brief Odettens wieder hervor. Aber er hatte keine Ruhe beim Lesen. Wie er so dasaß in seinem bequemen Stuhle und die schwere» Wolken vor sich hinblies, trug seine Stirn das Gepräge des Nachdenkens, und seine Angen hafteten beharrlich ans derselben Stelle der feinen kritzlichen Handschrift. Er las nicht, sondern er grübelte. Endlich warf er den Rest der Cigarrette weg, faltete den Brief zusammen und erhob sich. Ich habe keine Ruhe, sagte er sich, ich werde den Adjutanten aufsuchen. Er kann mir etwas Vorspielen, daß meine Nerven sich beruhigen. Es war ein prächtiger Gedanke von Mama, den Adjutanten wiederkommen zu lassen. (Fortsetzung folgt.) Der Direktor der Berliner Kunstakademie, Herr Anton von Werner, macht uns in einer Zuschrift vom 2. Februar darauf aufmerksam, daß in dem zweite» Artikel unsers geschätzten Mitarbeiters, des Herrn or. A. Rosenberg, über die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen (Grenzboten 1883, Heft 2) sich hin¬ sichtlich der Entstehung der Fresken von Hermann Prell in, Berliner Architekten- Hause eine irrtümliche Angabe befindet, deren Berichtigung in sachlichen Interesse wünschenswert erscheint. Es ist nicht richtig, daß „das Vertrauen der Staatsregierung Herrn Prell jene umfassende Aufgabe zuwendete," sondern die Entstehung dieser Arbeiten ist zunächst der Initiative eines Kunstfreundes, des Barons vou Biel-Kalkhorst, zu danken, welcher eine Stiftung von jährlich 3000 Mark zur Förderung der Freskomalerei in Privaträumen errichtet hat, mit der Bestimmung, daß ab¬ wechselnd Schüler der Akademien oder Kunstschulen von Berlin, München, Düsseldorf, Dresden und Karlsruhe die betreffenden Arbeiten ausführen sollen. In München ist in dieser Weise das Freskobild im Treppenflur der Wimmerschen Kunsthandlung entstanden. In Berlin hat, da die Aufgabe, die gesamten Wand- flächen des Architektenhauses iwseo zu malen, zu umfangreich war, als daß sie für 3000 Mark hätte ausgeführt werden können, der Architektenverein aus seineu Mitteln 3000 Mark und die Staatsregierung den Rest (3000 oder 4000 Mark) zugeschossen, die letztere nicht ohne Bedenken darüber, ob es wohl korrekt sei, Stnatsgelder zur künstlerischen Ausschmückung von Privatbesitz zu bewillige». Herr von Werner deutet am Schlüsse seiner Zuschrift noch an, daß die von unserm Herrn Mitarbeiter ausgesprochnen Bedeuten gegen die Anwendung der Freskvtcchnik — welche auch Herr von Werner als ungeeignet für die Dekoration von Jnnenrüumc» ansieht — sowie die wegen einer gewissen Jugendlichkeit in der künstlerischen Auffassungsweise der Prellschcn Bilder sich durch den Charakter der Stiftung wohl erledigen dürften. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Mnranart in Rcndmtz-Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/392>, abgerufen am 23.07.2024.