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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Bakchen und Thyrsostrciger,

klein und voll, von dunkler Haut, durch die das Blut hindurchschimmerte, mit
blauschwarzen Augen und Haaren, Sie trug ein gelbes seidenes Kleid mit roten
Rosen, und um die Schultern ein schwarzes Spitzentuch. Die andere war schlank
und überragte die Spanierin um einen ganzen Kopf, Sie hatte eine blasse Ge¬
sichtsfarbe, etwa wie Elfenbein, uur mehr ins Graue spielend, oder wie eine
verwelkte Theerose, Auch ihre Augen waren dunkel, doch konnte man nicht sagen,
in welcher Farbe, Sie hatten einen sonderbar aus Müdigkeit und Leidenschaft
gemischten Ausdruck und leuchteten beinahe unheimlich, als sie suchend die Ge¬
sellschaft durchstreifte!?, Ihr Haar hatte jenes dunkle Blond, das in der Masse
schwarz aussieht, während die einzelnen Haare wie Bronze schimmern. Sie war
ganz in Schwarz gekleidet und trug in ihrer hoch aufgetürmten Frisur einige
funkelnde Steine.

Herr von Blankendorsf folgte den beiden Damen. Er war ein Mann mit
undurchdringlichem Gesicht, starker Glatze und blondem Vollbart.

Die Erscheinung der Sängerin, der zu Ehren die Vereinigung stattfand,
rief eine gewisse Sensation hervor, und außer Alfons, der ihr sogleich entgegen¬
ging, umdrängte eine große Menge von Herren die Eintretenden. Andre tauschten
in der Ferne ihre Bemerkungen über die kontrastirenden Schönheiten aus.

Zu diesen gehörten zwei hervorragende Mitglieder des Klubs, der Prinz
Meriadec von Parolignac, Graf von Lissa, und der Freiherr Amadeus von
Lovendal.

Der Prinz, aus einer französischen Familie stammend, die dem ehemaligen
deutschen Reichsfürsten-Stande angehörte und in Deutschland begütert war, trug
in seiner Figur die charakteristischen Züge der Abstammung von Männern, die
mit der Faust am Schwertgriff ihr Leben im Sattel und unter der Rüstung
zugebracht haben. Er war von hoher Gestalt, eleganter Haltung, hatte einen
wohlgeformten kleinen Kopf und vornehme Züge. Doch hatten seine blauen
Augen einen unsichern und melancholischen Ausdruck, während die Lippen, von
einem kleinen blonden Schnurbart beschattet, einen spöttischen Zug verrieten,
und es fehlte den: Gesicht der Stempel echter Männlichkeit.

Der Freiherr von Lovendal, wohl zehn Jahre jünger als der Prinz und
höchstens fünfundzwanzig zählend, war klein und zeigte in seinen schnellen Be¬
wegungen eine sprühende Lebenslust im Vergleich zu des Prinzen passivem Wesen.
Seine schwarzen Augen funkelten gleich Sternen in dem hübschen Gesicht von
gelblichem Teint und orientalischem Schnitt. (Fortsetzung folgt.)




Bakchen und Thyrsostrciger,

klein und voll, von dunkler Haut, durch die das Blut hindurchschimmerte, mit
blauschwarzen Augen und Haaren, Sie trug ein gelbes seidenes Kleid mit roten
Rosen, und um die Schultern ein schwarzes Spitzentuch. Die andere war schlank
und überragte die Spanierin um einen ganzen Kopf, Sie hatte eine blasse Ge¬
sichtsfarbe, etwa wie Elfenbein, uur mehr ins Graue spielend, oder wie eine
verwelkte Theerose, Auch ihre Augen waren dunkel, doch konnte man nicht sagen,
in welcher Farbe, Sie hatten einen sonderbar aus Müdigkeit und Leidenschaft
gemischten Ausdruck und leuchteten beinahe unheimlich, als sie suchend die Ge¬
sellschaft durchstreifte!?, Ihr Haar hatte jenes dunkle Blond, das in der Masse
schwarz aussieht, während die einzelnen Haare wie Bronze schimmern. Sie war
ganz in Schwarz gekleidet und trug in ihrer hoch aufgetürmten Frisur einige
funkelnde Steine.

Herr von Blankendorsf folgte den beiden Damen. Er war ein Mann mit
undurchdringlichem Gesicht, starker Glatze und blondem Vollbart.

Die Erscheinung der Sängerin, der zu Ehren die Vereinigung stattfand,
rief eine gewisse Sensation hervor, und außer Alfons, der ihr sogleich entgegen¬
ging, umdrängte eine große Menge von Herren die Eintretenden. Andre tauschten
in der Ferne ihre Bemerkungen über die kontrastirenden Schönheiten aus.

Zu diesen gehörten zwei hervorragende Mitglieder des Klubs, der Prinz
Meriadec von Parolignac, Graf von Lissa, und der Freiherr Amadeus von
Lovendal.

Der Prinz, aus einer französischen Familie stammend, die dem ehemaligen
deutschen Reichsfürsten-Stande angehörte und in Deutschland begütert war, trug
in seiner Figur die charakteristischen Züge der Abstammung von Männern, die
mit der Faust am Schwertgriff ihr Leben im Sattel und unter der Rüstung
zugebracht haben. Er war von hoher Gestalt, eleganter Haltung, hatte einen
wohlgeformten kleinen Kopf und vornehme Züge. Doch hatten seine blauen
Augen einen unsichern und melancholischen Ausdruck, während die Lippen, von
einem kleinen blonden Schnurbart beschattet, einen spöttischen Zug verrieten,
und es fehlte den: Gesicht der Stempel echter Männlichkeit.

Der Freiherr von Lovendal, wohl zehn Jahre jünger als der Prinz und
höchstens fünfundzwanzig zählend, war klein und zeigte in seinen schnellen Be¬
wegungen eine sprühende Lebenslust im Vergleich zu des Prinzen passivem Wesen.
Seine schwarzen Augen funkelten gleich Sternen in dem hübschen Gesicht von
gelblichem Teint und orientalischem Schnitt. (Fortsetzung folgt.)




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[0062] Bakchen und Thyrsostrciger, klein und voll, von dunkler Haut, durch die das Blut hindurchschimmerte, mit blauschwarzen Augen und Haaren, Sie trug ein gelbes seidenes Kleid mit roten Rosen, und um die Schultern ein schwarzes Spitzentuch. Die andere war schlank und überragte die Spanierin um einen ganzen Kopf, Sie hatte eine blasse Ge¬ sichtsfarbe, etwa wie Elfenbein, uur mehr ins Graue spielend, oder wie eine verwelkte Theerose, Auch ihre Augen waren dunkel, doch konnte man nicht sagen, in welcher Farbe, Sie hatten einen sonderbar aus Müdigkeit und Leidenschaft gemischten Ausdruck und leuchteten beinahe unheimlich, als sie suchend die Ge¬ sellschaft durchstreifte!?, Ihr Haar hatte jenes dunkle Blond, das in der Masse schwarz aussieht, während die einzelnen Haare wie Bronze schimmern. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und trug in ihrer hoch aufgetürmten Frisur einige funkelnde Steine. Herr von Blankendorsf folgte den beiden Damen. Er war ein Mann mit undurchdringlichem Gesicht, starker Glatze und blondem Vollbart. Die Erscheinung der Sängerin, der zu Ehren die Vereinigung stattfand, rief eine gewisse Sensation hervor, und außer Alfons, der ihr sogleich entgegen¬ ging, umdrängte eine große Menge von Herren die Eintretenden. Andre tauschten in der Ferne ihre Bemerkungen über die kontrastirenden Schönheiten aus. Zu diesen gehörten zwei hervorragende Mitglieder des Klubs, der Prinz Meriadec von Parolignac, Graf von Lissa, und der Freiherr Amadeus von Lovendal. Der Prinz, aus einer französischen Familie stammend, die dem ehemaligen deutschen Reichsfürsten-Stande angehörte und in Deutschland begütert war, trug in seiner Figur die charakteristischen Züge der Abstammung von Männern, die mit der Faust am Schwertgriff ihr Leben im Sattel und unter der Rüstung zugebracht haben. Er war von hoher Gestalt, eleganter Haltung, hatte einen wohlgeformten kleinen Kopf und vornehme Züge. Doch hatten seine blauen Augen einen unsichern und melancholischen Ausdruck, während die Lippen, von einem kleinen blonden Schnurbart beschattet, einen spöttischen Zug verrieten, und es fehlte den: Gesicht der Stempel echter Männlichkeit. Der Freiherr von Lovendal, wohl zehn Jahre jünger als der Prinz und höchstens fünfundzwanzig zählend, war klein und zeigte in seinen schnellen Be¬ wegungen eine sprühende Lebenslust im Vergleich zu des Prinzen passivem Wesen. Seine schwarzen Augen funkelten gleich Sternen in dem hübschen Gesicht von gelblichem Teint und orientalischem Schnitt. (Fortsetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/62>, abgerufen am 26.06.2024.