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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Literatur

Im übrigen, bemerkte er, sich selbst unterbrechend, sind Ihnen, lieber Baron,
ja unsre Finanzen besser bekannt als uns selbst, Sie sehen, lieber Baron, so
schloß der Fürst, wie außerordentlich zweckmäßig die neuesten Maßregeln unsres
Ministers sind, und es wird Ihnen gewiß ein leichtes sein, eine neue Anleihe
von fünfhundert Millionen Rubeln, welche sich im Laufe des Jahres nötig macheu
wird, durch ihr angesehenes Haus im Verein mit dem Sticglitzschen zu emittircn.

Der Bankier erhob sich.

Kommen Sie herein, kommen Sie herein, sagte er, den Fürsten unter den
Arm fassend, Excellenz werden ein Glas echten Madeira nehmen. Es wächst
nur noch wenig auf der Insel, aber ich und die Königin von England be¬
kommen davon.

Der Fürst ließ sich von seinein Sitz in die Höhe ziehen und durch den Saal
in ein drittes Gemach führen, in dem eine gedeckte Tafel stand und auf dem Büffet
verschiedene Speisen unter silbernen Glocken auf silbernen Kohlenbecken dampften.
Das Zimmer war ganz mit Cedernholz getäfelt, und von der Decke hingen goldene
und silberne Früchte aus plastisch dargestellten Guirlanden herab.

Die Diener schoben den vier Herren schwere geschnitzte Stühle unter, und
so ließen sie sich am FrülMickstische nieder. Der Botschafter warf seinem Be¬
gleiter einen Blick zu, welchen dieser lächelnd und achselzuckend erwiederte.

Sie werden sehen, sagte der Bankier, ich habe schon vorgearbeitet für die
Anleihe, Sie wird gezeichnet werden beinahe vollständig in Deutschland. Ich
habe lassen schreiben in den größten Zeitungen seit Monaten eine Reihe von
Artikeln über die wirtschaftlichen Zustünde Rußlands, und Sie werden sehen den
Erfolg,

Der Fürst nickte höflich, spielte mit dem Caviar auf seinem goldenen Teller,
trank ein Tröpfchen Madeira aus dem venetianischen Glase und ließ sich dann
in eine Verhandlung über die Bedingungen ein, unter denen das Hans Lvvendal
das Geschäft übernehmen wollte.

(Fortsetzung folgt.)




Literatur.
Die physikalischen Kräfte im Dienste der Gewerbe, der Kunst und der Wissenschaft,
Frei nach Guillemin von Professor Dr. Rudo is Schulze, Oberlehrer um der Kgl, Realschule
zu Döbel". Mit 410 Holzschnitten, 15 großen Abbildungen außerhalb des Textes und 3 Bunt-
drnctkarten. Leipzig, Paul Frohbcrg, 1880.

Die Verwendung der physikalischen Kräfte in den Gewerben, oder mit andern
Worten die physikalische Technik, hat in neuerer Zeit bedeutend ein Umfang ge¬
wonnen, das Interesse des Publikums ist dadurch nach dieser Richtung von neuem


Literatur

Im übrigen, bemerkte er, sich selbst unterbrechend, sind Ihnen, lieber Baron,
ja unsre Finanzen besser bekannt als uns selbst, Sie sehen, lieber Baron, so
schloß der Fürst, wie außerordentlich zweckmäßig die neuesten Maßregeln unsres
Ministers sind, und es wird Ihnen gewiß ein leichtes sein, eine neue Anleihe
von fünfhundert Millionen Rubeln, welche sich im Laufe des Jahres nötig macheu
wird, durch ihr angesehenes Haus im Verein mit dem Sticglitzschen zu emittircn.

Der Bankier erhob sich.

Kommen Sie herein, kommen Sie herein, sagte er, den Fürsten unter den
Arm fassend, Excellenz werden ein Glas echten Madeira nehmen. Es wächst
nur noch wenig auf der Insel, aber ich und die Königin von England be¬
kommen davon.

Der Fürst ließ sich von seinein Sitz in die Höhe ziehen und durch den Saal
in ein drittes Gemach führen, in dem eine gedeckte Tafel stand und auf dem Büffet
verschiedene Speisen unter silbernen Glocken auf silbernen Kohlenbecken dampften.
Das Zimmer war ganz mit Cedernholz getäfelt, und von der Decke hingen goldene
und silberne Früchte aus plastisch dargestellten Guirlanden herab.

Die Diener schoben den vier Herren schwere geschnitzte Stühle unter, und
so ließen sie sich am FrülMickstische nieder. Der Botschafter warf seinem Be¬
gleiter einen Blick zu, welchen dieser lächelnd und achselzuckend erwiederte.

Sie werden sehen, sagte der Bankier, ich habe schon vorgearbeitet für die
Anleihe, Sie wird gezeichnet werden beinahe vollständig in Deutschland. Ich
habe lassen schreiben in den größten Zeitungen seit Monaten eine Reihe von
Artikeln über die wirtschaftlichen Zustünde Rußlands, und Sie werden sehen den
Erfolg,

Der Fürst nickte höflich, spielte mit dem Caviar auf seinem goldenen Teller,
trank ein Tröpfchen Madeira aus dem venetianischen Glase und ließ sich dann
in eine Verhandlung über die Bedingungen ein, unter denen das Hans Lvvendal
das Geschäft übernehmen wollte.

(Fortsetzung folgt.)




Literatur.
Die physikalischen Kräfte im Dienste der Gewerbe, der Kunst und der Wissenschaft,
Frei nach Guillemin von Professor Dr. Rudo is Schulze, Oberlehrer um der Kgl, Realschule
zu Döbel». Mit 410 Holzschnitten, 15 großen Abbildungen außerhalb des Textes und 3 Bunt-
drnctkarten. Leipzig, Paul Frohbcrg, 1880.

Die Verwendung der physikalischen Kräfte in den Gewerben, oder mit andern
Worten die physikalische Technik, hat in neuerer Zeit bedeutend ein Umfang ge¬
wonnen, das Interesse des Publikums ist dadurch nach dieser Richtung von neuem


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[0486] Literatur Im übrigen, bemerkte er, sich selbst unterbrechend, sind Ihnen, lieber Baron, ja unsre Finanzen besser bekannt als uns selbst, Sie sehen, lieber Baron, so schloß der Fürst, wie außerordentlich zweckmäßig die neuesten Maßregeln unsres Ministers sind, und es wird Ihnen gewiß ein leichtes sein, eine neue Anleihe von fünfhundert Millionen Rubeln, welche sich im Laufe des Jahres nötig macheu wird, durch ihr angesehenes Haus im Verein mit dem Sticglitzschen zu emittircn. Der Bankier erhob sich. Kommen Sie herein, kommen Sie herein, sagte er, den Fürsten unter den Arm fassend, Excellenz werden ein Glas echten Madeira nehmen. Es wächst nur noch wenig auf der Insel, aber ich und die Königin von England be¬ kommen davon. Der Fürst ließ sich von seinein Sitz in die Höhe ziehen und durch den Saal in ein drittes Gemach führen, in dem eine gedeckte Tafel stand und auf dem Büffet verschiedene Speisen unter silbernen Glocken auf silbernen Kohlenbecken dampften. Das Zimmer war ganz mit Cedernholz getäfelt, und von der Decke hingen goldene und silberne Früchte aus plastisch dargestellten Guirlanden herab. Die Diener schoben den vier Herren schwere geschnitzte Stühle unter, und so ließen sie sich am FrülMickstische nieder. Der Botschafter warf seinem Be¬ gleiter einen Blick zu, welchen dieser lächelnd und achselzuckend erwiederte. Sie werden sehen, sagte der Bankier, ich habe schon vorgearbeitet für die Anleihe, Sie wird gezeichnet werden beinahe vollständig in Deutschland. Ich habe lassen schreiben in den größten Zeitungen seit Monaten eine Reihe von Artikeln über die wirtschaftlichen Zustünde Rußlands, und Sie werden sehen den Erfolg, Der Fürst nickte höflich, spielte mit dem Caviar auf seinem goldenen Teller, trank ein Tröpfchen Madeira aus dem venetianischen Glase und ließ sich dann in eine Verhandlung über die Bedingungen ein, unter denen das Hans Lvvendal das Geschäft übernehmen wollte. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Die physikalischen Kräfte im Dienste der Gewerbe, der Kunst und der Wissenschaft, Frei nach Guillemin von Professor Dr. Rudo is Schulze, Oberlehrer um der Kgl, Realschule zu Döbel». Mit 410 Holzschnitten, 15 großen Abbildungen außerhalb des Textes und 3 Bunt- drnctkarten. Leipzig, Paul Frohbcrg, 1880. Die Verwendung der physikalischen Kräfte in den Gewerben, oder mit andern Worten die physikalische Technik, hat in neuerer Zeit bedeutend ein Umfang ge¬ wonnen, das Interesse des Publikums ist dadurch nach dieser Richtung von neuem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/486>, abgerufen am 26.06.2024.