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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie.

großes Vertrauen beim Monarchen genießen. Er wird deshalb stets einen be¬
deutenden persönlichen Einfluß haben. Jahrelang bekleidete der vielgenannte
und vielgeschmähte General der Kavallerie Graf Grünne diesen Posten. Wenn
die große Zahl seiner persönlichen Gegner ihm die Besetzung der einflußreichsten
Stellungen in der Armee mit Persönlichkeiten, die in schwerer Zeit ihrer Auf¬
gabe sich nicht gewachsen erwiesen, und damit den unglücklichen Ausgang der
Feldzüge 1859 und 1866 zum großen Teil zur Last legen will, so haben ihm
doch seine erbittertsten Feinde nie das Zeugnis des überzeugungstreuen, ehrlichen
Mannes versagt, der wohl irren konnte, aber seinem Monarchen in ureigen -
nützigster Treue ergeben war. Graf Grünne ist deshalb auch noch jahrelang
in hoher Hofstellung ein vertrauter Freund des Monarchen geblieben, als er
bei der großen Umwälzung in allen Heeresfragen sein Amt als erster General¬
adjutant in die Hände des Feldmarschallleutnants Freiherrn von Mörtel nieder¬
legte, des einzigen österreichischen Generals, der an der Spitze seiner Brigade
den preußischen Waffen am 27. Juni 1866 bei Trautenau einen Erfolg ent¬
reißen konnte. Feldmarschallleutnant von Mörtel bekleidet diese wichtige und
einflußreiche Stellung noch heute.

Die oberste Zentralbehörde des gemeinsamen Heeres ist das Reichskriegs¬
ministerium, in dessen Sektionen die Oberleitung von Organisation und Admini¬
stration, der Justiz wie auch der Truppcuverweuduug, des "operativen Dienstes,"
wie der österreichische technische Ausdruck lautet, zusammenlaufen. An die Stelle
des Generals der Kavallerie Grafen Koller, eines Veteranen aus der alten Schule,
dessen Namen noch von den Kämpfen der Jahre 1848 und 1849 in der Erinnerung
fortlebt, ist seit 1876 der Feldmarschallleutnant Graf Bylandt-Rheydt zum Reichs¬
kriegsminister ernannt, dem stets noch ein andrer höherer Offizier als Stellver¬
treter zur Seite steht. Der Kriegsminister ist dem Kaiser und den Delegationen
verantwortlich, und die Last der Geschäfte muß ihn um so härter drücke", als
er genötigt ist, jährlich das Budget vor Reichstag und Delegationen zu vertreten.
Dieses Budget ist der Natur der Sache nach gewissen Schwankungen unterworfen.
Es betrug

ordentl. außervrdentl, im ganzen
im Jahre 1831: ^ für Landarmee 90075198 11524333 101599531 Gulden
d. für Marine 7364552 900350 8 264 902
Summa: 109864 433 Gulden
im Jahre 1832: a, für Landarmee 93 881413 12 792 416 106 673 829 Gulden
d. für Marine 7 807 865 1459 473 9 267 338
Summa: 115941167 Gulden

Unter dem Extraordinarium befinden sich in beiden Jahren 8 045 000 bez.
6 338 000 Gulden als Erfordernis für die in Bosnien und der Herzegowina
stationirten Truppen, selbstverständlich aber nicht die jetzt noch nachträglich für
die Unterdrückung in der Krivoscie bewilligte" 8 Millionen Gulden.


Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie.

großes Vertrauen beim Monarchen genießen. Er wird deshalb stets einen be¬
deutenden persönlichen Einfluß haben. Jahrelang bekleidete der vielgenannte
und vielgeschmähte General der Kavallerie Graf Grünne diesen Posten. Wenn
die große Zahl seiner persönlichen Gegner ihm die Besetzung der einflußreichsten
Stellungen in der Armee mit Persönlichkeiten, die in schwerer Zeit ihrer Auf¬
gabe sich nicht gewachsen erwiesen, und damit den unglücklichen Ausgang der
Feldzüge 1859 und 1866 zum großen Teil zur Last legen will, so haben ihm
doch seine erbittertsten Feinde nie das Zeugnis des überzeugungstreuen, ehrlichen
Mannes versagt, der wohl irren konnte, aber seinem Monarchen in ureigen -
nützigster Treue ergeben war. Graf Grünne ist deshalb auch noch jahrelang
in hoher Hofstellung ein vertrauter Freund des Monarchen geblieben, als er
bei der großen Umwälzung in allen Heeresfragen sein Amt als erster General¬
adjutant in die Hände des Feldmarschallleutnants Freiherrn von Mörtel nieder¬
legte, des einzigen österreichischen Generals, der an der Spitze seiner Brigade
den preußischen Waffen am 27. Juni 1866 bei Trautenau einen Erfolg ent¬
reißen konnte. Feldmarschallleutnant von Mörtel bekleidet diese wichtige und
einflußreiche Stellung noch heute.

Die oberste Zentralbehörde des gemeinsamen Heeres ist das Reichskriegs¬
ministerium, in dessen Sektionen die Oberleitung von Organisation und Admini¬
stration, der Justiz wie auch der Truppcuverweuduug, des „operativen Dienstes,"
wie der österreichische technische Ausdruck lautet, zusammenlaufen. An die Stelle
des Generals der Kavallerie Grafen Koller, eines Veteranen aus der alten Schule,
dessen Namen noch von den Kämpfen der Jahre 1848 und 1849 in der Erinnerung
fortlebt, ist seit 1876 der Feldmarschallleutnant Graf Bylandt-Rheydt zum Reichs¬
kriegsminister ernannt, dem stets noch ein andrer höherer Offizier als Stellver¬
treter zur Seite steht. Der Kriegsminister ist dem Kaiser und den Delegationen
verantwortlich, und die Last der Geschäfte muß ihn um so härter drücke», als
er genötigt ist, jährlich das Budget vor Reichstag und Delegationen zu vertreten.
Dieses Budget ist der Natur der Sache nach gewissen Schwankungen unterworfen.
Es betrug

ordentl. außervrdentl, im ganzen
im Jahre 1831: ^ für Landarmee 90075198 11524333 101599531 Gulden
d. für Marine 7364552 900350 8 264 902
Summa: 109864 433 Gulden
im Jahre 1832: a, für Landarmee 93 881413 12 792 416 106 673 829 Gulden
d. für Marine 7 807 865 1459 473 9 267 338
Summa: 115941167 Gulden

Unter dem Extraordinarium befinden sich in beiden Jahren 8 045 000 bez.
6 338 000 Gulden als Erfordernis für die in Bosnien und der Herzegowina
stationirten Truppen, selbstverständlich aber nicht die jetzt noch nachträglich für
die Unterdrückung in der Krivoscie bewilligte» 8 Millionen Gulden.


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[0434] Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie. großes Vertrauen beim Monarchen genießen. Er wird deshalb stets einen be¬ deutenden persönlichen Einfluß haben. Jahrelang bekleidete der vielgenannte und vielgeschmähte General der Kavallerie Graf Grünne diesen Posten. Wenn die große Zahl seiner persönlichen Gegner ihm die Besetzung der einflußreichsten Stellungen in der Armee mit Persönlichkeiten, die in schwerer Zeit ihrer Auf¬ gabe sich nicht gewachsen erwiesen, und damit den unglücklichen Ausgang der Feldzüge 1859 und 1866 zum großen Teil zur Last legen will, so haben ihm doch seine erbittertsten Feinde nie das Zeugnis des überzeugungstreuen, ehrlichen Mannes versagt, der wohl irren konnte, aber seinem Monarchen in ureigen - nützigster Treue ergeben war. Graf Grünne ist deshalb auch noch jahrelang in hoher Hofstellung ein vertrauter Freund des Monarchen geblieben, als er bei der großen Umwälzung in allen Heeresfragen sein Amt als erster General¬ adjutant in die Hände des Feldmarschallleutnants Freiherrn von Mörtel nieder¬ legte, des einzigen österreichischen Generals, der an der Spitze seiner Brigade den preußischen Waffen am 27. Juni 1866 bei Trautenau einen Erfolg ent¬ reißen konnte. Feldmarschallleutnant von Mörtel bekleidet diese wichtige und einflußreiche Stellung noch heute. Die oberste Zentralbehörde des gemeinsamen Heeres ist das Reichskriegs¬ ministerium, in dessen Sektionen die Oberleitung von Organisation und Admini¬ stration, der Justiz wie auch der Truppcuverweuduug, des „operativen Dienstes," wie der österreichische technische Ausdruck lautet, zusammenlaufen. An die Stelle des Generals der Kavallerie Grafen Koller, eines Veteranen aus der alten Schule, dessen Namen noch von den Kämpfen der Jahre 1848 und 1849 in der Erinnerung fortlebt, ist seit 1876 der Feldmarschallleutnant Graf Bylandt-Rheydt zum Reichs¬ kriegsminister ernannt, dem stets noch ein andrer höherer Offizier als Stellver¬ treter zur Seite steht. Der Kriegsminister ist dem Kaiser und den Delegationen verantwortlich, und die Last der Geschäfte muß ihn um so härter drücke», als er genötigt ist, jährlich das Budget vor Reichstag und Delegationen zu vertreten. Dieses Budget ist der Natur der Sache nach gewissen Schwankungen unterworfen. Es betrug ordentl. außervrdentl, im ganzen im Jahre 1831: ^ für Landarmee 90075198 11524333 101599531 Gulden d. für Marine 7364552 900350 8 264 902 Summa: 109864 433 Gulden im Jahre 1832: a, für Landarmee 93 881413 12 792 416 106 673 829 Gulden d. für Marine 7 807 865 1459 473 9 267 338 Summa: 115941167 Gulden Unter dem Extraordinarium befinden sich in beiden Jahren 8 045 000 bez. 6 338 000 Gulden als Erfordernis für die in Bosnien und der Herzegowina stationirten Truppen, selbstverständlich aber nicht die jetzt noch nachträglich für die Unterdrückung in der Krivoscie bewilligte» 8 Millionen Gulden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/434>, abgerufen am 29.06.2024.