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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte währenö ses letzten Jahrzehnts.

Neprodnttionsinitteln etwas zu leisten, was vereint mit genauen, zuverlässigen
Beschreibungen einen festen Baden für die Forschung zu schaffen geeignet ist,
auch für solche, welche nicht in der Lage sind, sämmtliche Museen Europas
gründlich in längerem Aufenthalte zu studiren. Auch eine gute Publikation der
römischen historischen Reliefs wäre sicherlich am Platze. Unter all den Denk¬
mälern, um die es sich hier handelt, besitzen wir (von einigen kleineren Resten
abgesehen) streng genommen nur von der Trajanssäule eine würdige, den An¬
forderungen der heutigen Zeit entsprechende Publikation: Fröhners Lolcmno
Ir-Milo. Hingegen ist mau bei den stilistisch wie inhaltlich so interessanten
Reliefs der verschiedenen Triumphbogen Roms und der Provinzen, bei der An-
toninsäule n. a. in. durchweg auf die stilistisch verfehlten und sachlich ungenauen
Publikationen des siebzehnten Jahrhunderts angewiesen. Das wird manchem
kaum glaublich erscheinen. Aber was soll man gar dazu sagen, daß die zwei
Hauptwerke antiker Malerei: die Alexanderschlacht und die Aldobrandiuische Hoch¬
zeit, heutigen Tages noch auf eine wirklich treue, künstlerisch ausgeführte Repro¬
duktion warten?

Endlich wollen wir noch einiger kleineren, aber in ihrer Art wertvollen und
auch kunsthistvrisch wichtigen Publikationen gedenken. N. Schönes "Griechische
Reliefs aus athenischen Sammlungen" (Leipzig, Breitkopf H Härtel, 1872) geben
zwar nicht die schönen Grabreliefs, aber eine große Menge kleinerer und sachlich
interessanter, namentlich von Dekreten, Dedikationen u. s. w., vielfach mich mit
Inschriften versehen, in anspruchslosen, aber zuverlässigen Umrißzeichnungen und
mit kündigen, auch für die Technik der Neliefskulptur belehrenden Erläuterungen.
Ferner nennen wir noch die "Griechischen und sicilischen Vasenbilder," hcrnns-
gcgeben von O. Benndorf (Berlin, Guttentag), deren erste Lieferung allerdings
bereits 1869 erschienen ist, die dritte, bisher letzte, 1877; die vortrefflich aus¬
geführten Tafeln bieten in Stil und Vorstellungen reiche Abwechslung, und
namentlich die schönen Gefäße attischer Herkunft sind Wohl geeignet, auch das
Interesse des Nichtfachmcmns zu erregen.

(Fortsetzung folgt.)




Die Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte währenö ses letzten Jahrzehnts.

Neprodnttionsinitteln etwas zu leisten, was vereint mit genauen, zuverlässigen
Beschreibungen einen festen Baden für die Forschung zu schaffen geeignet ist,
auch für solche, welche nicht in der Lage sind, sämmtliche Museen Europas
gründlich in längerem Aufenthalte zu studiren. Auch eine gute Publikation der
römischen historischen Reliefs wäre sicherlich am Platze. Unter all den Denk¬
mälern, um die es sich hier handelt, besitzen wir (von einigen kleineren Resten
abgesehen) streng genommen nur von der Trajanssäule eine würdige, den An¬
forderungen der heutigen Zeit entsprechende Publikation: Fröhners Lolcmno
Ir-Milo. Hingegen ist mau bei den stilistisch wie inhaltlich so interessanten
Reliefs der verschiedenen Triumphbogen Roms und der Provinzen, bei der An-
toninsäule n. a. in. durchweg auf die stilistisch verfehlten und sachlich ungenauen
Publikationen des siebzehnten Jahrhunderts angewiesen. Das wird manchem
kaum glaublich erscheinen. Aber was soll man gar dazu sagen, daß die zwei
Hauptwerke antiker Malerei: die Alexanderschlacht und die Aldobrandiuische Hoch¬
zeit, heutigen Tages noch auf eine wirklich treue, künstlerisch ausgeführte Repro¬
duktion warten?

Endlich wollen wir noch einiger kleineren, aber in ihrer Art wertvollen und
auch kunsthistvrisch wichtigen Publikationen gedenken. N. Schönes „Griechische
Reliefs aus athenischen Sammlungen" (Leipzig, Breitkopf H Härtel, 1872) geben
zwar nicht die schönen Grabreliefs, aber eine große Menge kleinerer und sachlich
interessanter, namentlich von Dekreten, Dedikationen u. s. w., vielfach mich mit
Inschriften versehen, in anspruchslosen, aber zuverlässigen Umrißzeichnungen und
mit kündigen, auch für die Technik der Neliefskulptur belehrenden Erläuterungen.
Ferner nennen wir noch die „Griechischen und sicilischen Vasenbilder," hcrnns-
gcgeben von O. Benndorf (Berlin, Guttentag), deren erste Lieferung allerdings
bereits 1869 erschienen ist, die dritte, bisher letzte, 1877; die vortrefflich aus¬
geführten Tafeln bieten in Stil und Vorstellungen reiche Abwechslung, und
namentlich die schönen Gefäße attischer Herkunft sind Wohl geeignet, auch das
Interesse des Nichtfachmcmns zu erregen.

(Fortsetzung folgt.)




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[0348] Die Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte währenö ses letzten Jahrzehnts. Neprodnttionsinitteln etwas zu leisten, was vereint mit genauen, zuverlässigen Beschreibungen einen festen Baden für die Forschung zu schaffen geeignet ist, auch für solche, welche nicht in der Lage sind, sämmtliche Museen Europas gründlich in längerem Aufenthalte zu studiren. Auch eine gute Publikation der römischen historischen Reliefs wäre sicherlich am Platze. Unter all den Denk¬ mälern, um die es sich hier handelt, besitzen wir (von einigen kleineren Resten abgesehen) streng genommen nur von der Trajanssäule eine würdige, den An¬ forderungen der heutigen Zeit entsprechende Publikation: Fröhners Lolcmno Ir-Milo. Hingegen ist mau bei den stilistisch wie inhaltlich so interessanten Reliefs der verschiedenen Triumphbogen Roms und der Provinzen, bei der An- toninsäule n. a. in. durchweg auf die stilistisch verfehlten und sachlich ungenauen Publikationen des siebzehnten Jahrhunderts angewiesen. Das wird manchem kaum glaublich erscheinen. Aber was soll man gar dazu sagen, daß die zwei Hauptwerke antiker Malerei: die Alexanderschlacht und die Aldobrandiuische Hoch¬ zeit, heutigen Tages noch auf eine wirklich treue, künstlerisch ausgeführte Repro¬ duktion warten? Endlich wollen wir noch einiger kleineren, aber in ihrer Art wertvollen und auch kunsthistvrisch wichtigen Publikationen gedenken. N. Schönes „Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen" (Leipzig, Breitkopf H Härtel, 1872) geben zwar nicht die schönen Grabreliefs, aber eine große Menge kleinerer und sachlich interessanter, namentlich von Dekreten, Dedikationen u. s. w., vielfach mich mit Inschriften versehen, in anspruchslosen, aber zuverlässigen Umrißzeichnungen und mit kündigen, auch für die Technik der Neliefskulptur belehrenden Erläuterungen. Ferner nennen wir noch die „Griechischen und sicilischen Vasenbilder," hcrnns- gcgeben von O. Benndorf (Berlin, Guttentag), deren erste Lieferung allerdings bereits 1869 erschienen ist, die dritte, bisher letzte, 1877; die vortrefflich aus¬ geführten Tafeln bieten in Stil und Vorstellungen reiche Abwechslung, und namentlich die schönen Gefäße attischer Herkunft sind Wohl geeignet, auch das Interesse des Nichtfachmcmns zu erregen. (Fortsetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/348>, abgerufen am 29.06.2024.