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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Jakobiner im Lichte der Wahrheit.

bereits deutlich aus, und wenn sie nicht schon drohen, ists nur, weil ihre Zeit noch
nicht gekommen ist. So verhielt es sich auch mit dem Jakvüincrtnm. "Anfangs
war sein Hochmut nur ein Keim, und in gewöhnlichen Zeiten würde er aus Maugel
an Nahrung im Zustande der Schimmelwuchernug oder der mangelhaften Ent¬
wicklung (avortou äWLöeKö) verblieben sein. Aber das Herz keunt die seltsamen
Samenkörner nicht, die es in sich trägt, sie sehen schwach und ungefährlich aus,
brauchen aber nur Licht und Nahrung, um zu giftigen Auswüchsen zu werden und
zu einer kolossalen Ausbreitung zu gelangen. . . . Nichts hochmütiger, nichts an¬
maßender als der Ton der Jakobiner. Von Anfang an schon bricht er in den
Standreden der Klubs und in den Petitionen an die konstitnirende Versammlung
durch. Lonstalot, Fröron, Danton, Marat, Robespierre, Saint-Just sprachen nie
anders als in diesem gebieterischen Stile. . . . Jeder von ihnen ist ein Römer,
ein Retter, ein Held, ein großer Mann. "Ich war an der Spitze der Fremden,"
schreibt Anacharsis Clootz, "auf den Tribünen des Schlosses in der Eigenschaft
eines Gesandten der Menschheit, und die Minister der Tyrannen betrachteten mich
mit eifersüchtigen und zaghaften Blicken." Bei der Eröffnung des Klubs in Troyes
empfiehlt ein Schulmeister deu Frauen, "ihre Kinder vom ersten Lallen an zu be¬
lehren, daß sie Freigeborne und an Rechten den ersten Potentaten des Alls gleich
sind." Im Klub vou Lyon rief Chalier: "Wisset, daß ihr Könige und mehr als
Könige seid. Fühlt ihr uicht die Souveriinetät, die dnrch eure Adern rinnt?" . . .
In ihren Memoiren und selbst auf ihren Grabsteinen stellen sich Barbaroux, Buzot,
Pötion und Herr und Madame Roland unaufhörlich Patente auf die Tugend aus,
und wenn man ihnen glauben darf, sind sie plutarchische Persönlichkeiten. . . .
Von Anfang bis zu Ende der Revolution ist Robespierre in den Angen Robes-
pierres der einzige, der allein reine, unfehlbare, sündlvse; niemals hat sich ein
Mensch so dicht und so unablässig das Weihrauchfaß unter die Nase gehalten, das
"ach seinem Selbstlobe duftete. Ans dieser Stufe konnte der Dünkel die Theorie
bis auf die Neige hinterschlucken, so widerlich auch deren Hefe war und so tötlich
sie auch auf die wirkte, welche den Ekel davor überwanden und das Gift in sich
hineintrankeu. Denn da es die Tugend war, so konnte man ihr nicht widerstehen,
ohne ein Verbrechen zu begehen. Die Theorie teilte die Franzosen in zwei Gruppen:
die Aristokraten, die Fanatiker, die Egoisten, die verderbten Menschen, kurz die
schlechten Bürger, und auf der andern Seite die Patrioten, die Philosophen, die
tugendhaften Menschen, d- h. die Mitglieder der Sekte. Kraft dieser Reduktion
war die unermeßliche moralische und soziale Welt, mit welcher sie zu thun hatte,
dnrch eine fertige Antithese definirt. Nichts klarer jetzt als der Zweck der Re¬
gierung: sie hatte die Bösen den Guten zu unterwerfen. Zu diesem Zwecke wendete
man reichlich Konfiskationen, Einkerkerungen, Verbannungen, Erkrankungen und
die Guillotine an. Gegen die Verräter war alles erlaubt und verdienstlich, der
Jakobiner hatte seine Mordthaten heilig gesprochen, man brachte die Leute aus
reiner Menschenfreundlichkeit ums Leben.

So vollendet sich dieser Charakter gleich dem eines Theologen, der Jnquisitions-
richter wird. Die außerordentlichsten Kontraste vereinigen sich, um ihn zu bilden: ein
Narr, der Logik hat, ein Ungeheuer, welches sich für gewissenhaft hält. Besessen von
einer Doktrin und seinem Dunkel, hat er zwei Mißgestaltungen ausgebildet, eine
seines Denkens und eine seines Empfindens, er hat seinen gesunden Menschenverstand
verloren und sein sittliches Gefühl auf den Kopf gestellt. Durch die Betrachtung
seiner abstrakten Formeln ist er endlich dahin gekommen, die wirklichen Menschen
nicht mehr zu sehen, und durch unaufhörliche Bewunderung seiner selbst hat er


Äreiizlwtcn I. 1882. 42
Die Jakobiner im Lichte der Wahrheit.

bereits deutlich aus, und wenn sie nicht schon drohen, ists nur, weil ihre Zeit noch
nicht gekommen ist. So verhielt es sich auch mit dem Jakvüincrtnm. „Anfangs
war sein Hochmut nur ein Keim, und in gewöhnlichen Zeiten würde er aus Maugel
an Nahrung im Zustande der Schimmelwuchernug oder der mangelhaften Ent¬
wicklung (avortou äWLöeKö) verblieben sein. Aber das Herz keunt die seltsamen
Samenkörner nicht, die es in sich trägt, sie sehen schwach und ungefährlich aus,
brauchen aber nur Licht und Nahrung, um zu giftigen Auswüchsen zu werden und
zu einer kolossalen Ausbreitung zu gelangen. . . . Nichts hochmütiger, nichts an¬
maßender als der Ton der Jakobiner. Von Anfang an schon bricht er in den
Standreden der Klubs und in den Petitionen an die konstitnirende Versammlung
durch. Lonstalot, Fröron, Danton, Marat, Robespierre, Saint-Just sprachen nie
anders als in diesem gebieterischen Stile. . . . Jeder von ihnen ist ein Römer,
ein Retter, ein Held, ein großer Mann. «Ich war an der Spitze der Fremden,»
schreibt Anacharsis Clootz, «auf den Tribünen des Schlosses in der Eigenschaft
eines Gesandten der Menschheit, und die Minister der Tyrannen betrachteten mich
mit eifersüchtigen und zaghaften Blicken.» Bei der Eröffnung des Klubs in Troyes
empfiehlt ein Schulmeister deu Frauen, «ihre Kinder vom ersten Lallen an zu be¬
lehren, daß sie Freigeborne und an Rechten den ersten Potentaten des Alls gleich
sind.» Im Klub vou Lyon rief Chalier: »Wisset, daß ihr Könige und mehr als
Könige seid. Fühlt ihr uicht die Souveriinetät, die dnrch eure Adern rinnt?» . . .
In ihren Memoiren und selbst auf ihren Grabsteinen stellen sich Barbaroux, Buzot,
Pötion und Herr und Madame Roland unaufhörlich Patente auf die Tugend aus,
und wenn man ihnen glauben darf, sind sie plutarchische Persönlichkeiten. . . .
Von Anfang bis zu Ende der Revolution ist Robespierre in den Angen Robes-
pierres der einzige, der allein reine, unfehlbare, sündlvse; niemals hat sich ein
Mensch so dicht und so unablässig das Weihrauchfaß unter die Nase gehalten, das
»ach seinem Selbstlobe duftete. Ans dieser Stufe konnte der Dünkel die Theorie
bis auf die Neige hinterschlucken, so widerlich auch deren Hefe war und so tötlich
sie auch auf die wirkte, welche den Ekel davor überwanden und das Gift in sich
hineintrankeu. Denn da es die Tugend war, so konnte man ihr nicht widerstehen,
ohne ein Verbrechen zu begehen. Die Theorie teilte die Franzosen in zwei Gruppen:
die Aristokraten, die Fanatiker, die Egoisten, die verderbten Menschen, kurz die
schlechten Bürger, und auf der andern Seite die Patrioten, die Philosophen, die
tugendhaften Menschen, d- h. die Mitglieder der Sekte. Kraft dieser Reduktion
war die unermeßliche moralische und soziale Welt, mit welcher sie zu thun hatte,
dnrch eine fertige Antithese definirt. Nichts klarer jetzt als der Zweck der Re¬
gierung: sie hatte die Bösen den Guten zu unterwerfen. Zu diesem Zwecke wendete
man reichlich Konfiskationen, Einkerkerungen, Verbannungen, Erkrankungen und
die Guillotine an. Gegen die Verräter war alles erlaubt und verdienstlich, der
Jakobiner hatte seine Mordthaten heilig gesprochen, man brachte die Leute aus
reiner Menschenfreundlichkeit ums Leben.

So vollendet sich dieser Charakter gleich dem eines Theologen, der Jnquisitions-
richter wird. Die außerordentlichsten Kontraste vereinigen sich, um ihn zu bilden: ein
Narr, der Logik hat, ein Ungeheuer, welches sich für gewissenhaft hält. Besessen von
einer Doktrin und seinem Dunkel, hat er zwei Mißgestaltungen ausgebildet, eine
seines Denkens und eine seines Empfindens, er hat seinen gesunden Menschenverstand
verloren und sein sittliches Gefühl auf den Kopf gestellt. Durch die Betrachtung
seiner abstrakten Formeln ist er endlich dahin gekommen, die wirklichen Menschen
nicht mehr zu sehen, und durch unaufhörliche Bewunderung seiner selbst hat er


Äreiizlwtcn I. 1882. 42
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[0337] Die Jakobiner im Lichte der Wahrheit. bereits deutlich aus, und wenn sie nicht schon drohen, ists nur, weil ihre Zeit noch nicht gekommen ist. So verhielt es sich auch mit dem Jakvüincrtnm. „Anfangs war sein Hochmut nur ein Keim, und in gewöhnlichen Zeiten würde er aus Maugel an Nahrung im Zustande der Schimmelwuchernug oder der mangelhaften Ent¬ wicklung (avortou äWLöeKö) verblieben sein. Aber das Herz keunt die seltsamen Samenkörner nicht, die es in sich trägt, sie sehen schwach und ungefährlich aus, brauchen aber nur Licht und Nahrung, um zu giftigen Auswüchsen zu werden und zu einer kolossalen Ausbreitung zu gelangen. . . . Nichts hochmütiger, nichts an¬ maßender als der Ton der Jakobiner. Von Anfang an schon bricht er in den Standreden der Klubs und in den Petitionen an die konstitnirende Versammlung durch. Lonstalot, Fröron, Danton, Marat, Robespierre, Saint-Just sprachen nie anders als in diesem gebieterischen Stile. . . . Jeder von ihnen ist ein Römer, ein Retter, ein Held, ein großer Mann. «Ich war an der Spitze der Fremden,» schreibt Anacharsis Clootz, «auf den Tribünen des Schlosses in der Eigenschaft eines Gesandten der Menschheit, und die Minister der Tyrannen betrachteten mich mit eifersüchtigen und zaghaften Blicken.» Bei der Eröffnung des Klubs in Troyes empfiehlt ein Schulmeister deu Frauen, «ihre Kinder vom ersten Lallen an zu be¬ lehren, daß sie Freigeborne und an Rechten den ersten Potentaten des Alls gleich sind.» Im Klub vou Lyon rief Chalier: »Wisset, daß ihr Könige und mehr als Könige seid. Fühlt ihr uicht die Souveriinetät, die dnrch eure Adern rinnt?» . . . In ihren Memoiren und selbst auf ihren Grabsteinen stellen sich Barbaroux, Buzot, Pötion und Herr und Madame Roland unaufhörlich Patente auf die Tugend aus, und wenn man ihnen glauben darf, sind sie plutarchische Persönlichkeiten. . . . Von Anfang bis zu Ende der Revolution ist Robespierre in den Angen Robes- pierres der einzige, der allein reine, unfehlbare, sündlvse; niemals hat sich ein Mensch so dicht und so unablässig das Weihrauchfaß unter die Nase gehalten, das »ach seinem Selbstlobe duftete. Ans dieser Stufe konnte der Dünkel die Theorie bis auf die Neige hinterschlucken, so widerlich auch deren Hefe war und so tötlich sie auch auf die wirkte, welche den Ekel davor überwanden und das Gift in sich hineintrankeu. Denn da es die Tugend war, so konnte man ihr nicht widerstehen, ohne ein Verbrechen zu begehen. Die Theorie teilte die Franzosen in zwei Gruppen: die Aristokraten, die Fanatiker, die Egoisten, die verderbten Menschen, kurz die schlechten Bürger, und auf der andern Seite die Patrioten, die Philosophen, die tugendhaften Menschen, d- h. die Mitglieder der Sekte. Kraft dieser Reduktion war die unermeßliche moralische und soziale Welt, mit welcher sie zu thun hatte, dnrch eine fertige Antithese definirt. Nichts klarer jetzt als der Zweck der Re¬ gierung: sie hatte die Bösen den Guten zu unterwerfen. Zu diesem Zwecke wendete man reichlich Konfiskationen, Einkerkerungen, Verbannungen, Erkrankungen und die Guillotine an. Gegen die Verräter war alles erlaubt und verdienstlich, der Jakobiner hatte seine Mordthaten heilig gesprochen, man brachte die Leute aus reiner Menschenfreundlichkeit ums Leben. So vollendet sich dieser Charakter gleich dem eines Theologen, der Jnquisitions- richter wird. Die außerordentlichsten Kontraste vereinigen sich, um ihn zu bilden: ein Narr, der Logik hat, ein Ungeheuer, welches sich für gewissenhaft hält. Besessen von einer Doktrin und seinem Dunkel, hat er zwei Mißgestaltungen ausgebildet, eine seines Denkens und eine seines Empfindens, er hat seinen gesunden Menschenverstand verloren und sein sittliches Gefühl auf den Kopf gestellt. Durch die Betrachtung seiner abstrakten Formeln ist er endlich dahin gekommen, die wirklichen Menschen nicht mehr zu sehen, und durch unaufhörliche Bewunderung seiner selbst hat er Äreiizlwtcn I. 1882. 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/337>, abgerufen am 29.06.2024.