Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.Balladen und Thyrsosträger, Wie überhaupt der immer wieder auftauchende Dienst des Bannt eben eine Reminis¬ Ich bitte dich, Ephraim, laß uns bei der Sache bleiben, sagte sein Schwager Für uns beide ist das aber doch nicht bedenklich, dem: siehst du, Balduin, Das heißt doch den Egoismus zum Prinzip erheben! warf der Abgeordnete Aber hast dn denn nicht viele Federn, die das viel geschickter machen würden Balladen und Thyrsosträger, Wie überhaupt der immer wieder auftauchende Dienst des Bannt eben eine Reminis¬ Ich bitte dich, Ephraim, laß uns bei der Sache bleiben, sagte sein Schwager Für uns beide ist das aber doch nicht bedenklich, dem: siehst du, Balduin, Das heißt doch den Egoismus zum Prinzip erheben! warf der Abgeordnete Aber hast dn denn nicht viele Federn, die das viel geschickter machen würden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86270"/> <fw type="header" place="top"> Balladen und Thyrsosträger,</fw><lb/> <p xml:id="ID_568" prev="#ID_567"> Wie überhaupt der immer wieder auftauchende Dienst des Bannt eben eine Reminis¬<lb/> cenz des ägyptischen Sonnenkultus zu sein, die sehr zik Aarons Lobe spricht, während<lb/> die Darstellung im Exodus tendenziös gefärbt ist, Salomo schmückte das Giebel¬<lb/> feld des Tempels zu Jerusalem mit dem Bilde des himmlischen Stiers, Jerobeam<lb/> stellte dasselbe Bild zu Don und zu Bethel als Hüter des Reiches auf und lies;<lb/> es von deu zehn Stämmen anbeten. Darüber ließe sich . . ,</p><lb/> <p xml:id="ID_569"> Ich bitte dich, Ephraim, laß uns bei der Sache bleiben, sagte sein Schwager<lb/> mit ungeduldigem Lachen, Paradoxe Behauptungen giebt es ja wohl schon genug.<lb/> So hat auch einmal jemand behauptet, Salomo müsse die Töchter von Mvab<lb/> geliebt haben, weil er das Hohelied unmöglich habe dichteu könne«, wenn er<lb/> nur die traurigen Jüdinnen vor Augen gehabt hätte. Nicht sehr schmeichelhaft<lb/> für meine Frau, die doch deine Schwester ist. Ich begreife nicht, wie du als<lb/> geborner Jsraeli: so kalt dabei bleiben kannst. Nein, es handelt sich hier um<lb/> ein für uns beide bedenkliches Ding. Man klagt mich in einer Weise an, die<lb/> mir für meine Gegner die Schamröte ius Gesicht treibt, indem man nämlich<lb/> unsre Verwandtschaft mit dem Welthansc Lovendal benutzt, um in die Welt zu<lb/> schreien, ich und meine Partei hätten die Gesetzgebung im Dienste der Juden<lb/> und der Börse misbraucht.</p><lb/> <p xml:id="ID_570"> Für uns beide ist das aber doch nicht bedenklich, dem: siehst du, Balduin,<lb/> ich bin so unbedeutend, daß man noch nicht daran gedacht hat, mich anzufeinden,<lb/> obwohl ich von jüdischer Abstammung bin, und wer mir mein durch Börsen-<lb/> Spekulationen erworbenes Bvrmögen vorwerfen wollte, der würde sich lächer¬<lb/> lich machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_571"> Das heißt doch den Egoismus zum Prinzip erheben! warf der Abgeordnete<lb/> el». Ich wundre mich, daß du weniger von der Sache angethan bist als ich,<lb/> der ich doch nur durch Heirat mit Juden zusammenhänge. Nein, zur Familie<lb/> und zur Partei muß man halten und lieber alles Unangenehme erdulden, als<lb/> seine Freunde verlassen. Wenn das nicht die Gerechtigkeit gehste, so würde es<lb/> schon die einfachste Klugheit gebieten. Wir müssen den Anklägern entgegentreten<lb/> und sie vor den Augen der Welt in der ganzen Blöße ihrer tendenziösen Lügen<lb/> hinstellen. Und gerade in Bezug hierauf möchte ich eine Bitte an dich richten.<lb/> Du hast gründliche Kenntnisse in der Volkswirtschaft und schreibst dazu in über¬<lb/> zeugender Weise. Würdest dir es wohl übernehmen, in einer Broschüre die Wirk¬<lb/> samkeit des Rcichsevnsvlidiruugsfonds darzustellen und dabei nachzuweisen, daß<lb/> derselbe durchaus zweckentsprechend verwaltet wurde? Du könntest dabei auch<lb/> auf die Schriften unsrer Gegner Bezug nehmen und darlegen, daß diese Angriffe<lb/> sich gegen die segensreichsten Schöpfungen der Neuzeit richten und zu gleicher<lb/> Zeit einen reactionären und einen sozialistischen Anstrich haben. Ich kann dir<lb/> das nötige Material vollauf zur Verfügung stellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_572"> Aber hast dn denn nicht viele Federn, die das viel geschickter machen würden<lb/> "is die meinige?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Balladen und Thyrsosträger,
Wie überhaupt der immer wieder auftauchende Dienst des Bannt eben eine Reminis¬
cenz des ägyptischen Sonnenkultus zu sein, die sehr zik Aarons Lobe spricht, während
die Darstellung im Exodus tendenziös gefärbt ist, Salomo schmückte das Giebel¬
feld des Tempels zu Jerusalem mit dem Bilde des himmlischen Stiers, Jerobeam
stellte dasselbe Bild zu Don und zu Bethel als Hüter des Reiches auf und lies;
es von deu zehn Stämmen anbeten. Darüber ließe sich . . ,
Ich bitte dich, Ephraim, laß uns bei der Sache bleiben, sagte sein Schwager
mit ungeduldigem Lachen, Paradoxe Behauptungen giebt es ja wohl schon genug.
So hat auch einmal jemand behauptet, Salomo müsse die Töchter von Mvab
geliebt haben, weil er das Hohelied unmöglich habe dichteu könne«, wenn er
nur die traurigen Jüdinnen vor Augen gehabt hätte. Nicht sehr schmeichelhaft
für meine Frau, die doch deine Schwester ist. Ich begreife nicht, wie du als
geborner Jsraeli: so kalt dabei bleiben kannst. Nein, es handelt sich hier um
ein für uns beide bedenkliches Ding. Man klagt mich in einer Weise an, die
mir für meine Gegner die Schamröte ius Gesicht treibt, indem man nämlich
unsre Verwandtschaft mit dem Welthansc Lovendal benutzt, um in die Welt zu
schreien, ich und meine Partei hätten die Gesetzgebung im Dienste der Juden
und der Börse misbraucht.
Für uns beide ist das aber doch nicht bedenklich, dem: siehst du, Balduin,
ich bin so unbedeutend, daß man noch nicht daran gedacht hat, mich anzufeinden,
obwohl ich von jüdischer Abstammung bin, und wer mir mein durch Börsen-
Spekulationen erworbenes Bvrmögen vorwerfen wollte, der würde sich lächer¬
lich machen.
Das heißt doch den Egoismus zum Prinzip erheben! warf der Abgeordnete
el». Ich wundre mich, daß du weniger von der Sache angethan bist als ich,
der ich doch nur durch Heirat mit Juden zusammenhänge. Nein, zur Familie
und zur Partei muß man halten und lieber alles Unangenehme erdulden, als
seine Freunde verlassen. Wenn das nicht die Gerechtigkeit gehste, so würde es
schon die einfachste Klugheit gebieten. Wir müssen den Anklägern entgegentreten
und sie vor den Augen der Welt in der ganzen Blöße ihrer tendenziösen Lügen
hinstellen. Und gerade in Bezug hierauf möchte ich eine Bitte an dich richten.
Du hast gründliche Kenntnisse in der Volkswirtschaft und schreibst dazu in über¬
zeugender Weise. Würdest dir es wohl übernehmen, in einer Broschüre die Wirk¬
samkeit des Rcichsevnsvlidiruugsfonds darzustellen und dabei nachzuweisen, daß
derselbe durchaus zweckentsprechend verwaltet wurde? Du könntest dabei auch
auf die Schriften unsrer Gegner Bezug nehmen und darlegen, daß diese Angriffe
sich gegen die segensreichsten Schöpfungen der Neuzeit richten und zu gleicher
Zeit einen reactionären und einen sozialistischen Anstrich haben. Ich kann dir
das nötige Material vollauf zur Verfügung stellen.
Aber hast dn denn nicht viele Federn, die das viel geschickter machen würden
"is die meinige?
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