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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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auch nicht einen Pfennig von Maria erhielt, um etwas für das Tauffest anzu¬
schaffen.

Nicht begründeter ist, was die vowetio von jenem achttägigen Aufenthalte
der Königin in den Schlössern von Drumond und Tultibardiue erzählt. Nach
dem offiziellen Bericht blieb Maria dort nur einen Tag, Bothwell scheint damals
überhaupt nicht in ihrem Gefolge gewesen zu sein. Hatte sich Darnleh unmittelbar
nach der Taufe nach Glasgow entfernt, so lag der Grund darin, daß die Königin
von ihren Lords, aber auch von Elisabeth und Cecil gedrängt, gerade damals
die Amnestie der Mörder Riecivs aussprach. Von diesen aber meinte der König
nichts Gutes erwarten zu dürfen. Hatte er sie doch, um ein besseres Verhältnis
zwischen sich und seiner Gattin anzubahnen, an Maria verraten.

Ans dem Wege nach Glasgow wurde Darnleh gefährlich trank. Es waren
die Blattern, welche Plötzlich bei ihm ausbrachen. Von einer Vergiftung kann
keine Rede sein. Alle Symptome, die uns genannt werden, deuten auf jene
Krankheit hin, welche damals in Glasgow wütete. Maria durfte natürlich ihres
Söhnchens wegen nicht wagen, den Gemahl zu besuchen. Aber sie sandte ihm
ihren eigenen Arzt. Später erschien Maria selbst am Krankenbette DarnleyS,
um ihn nach Edinburg bringen zu lassen. Der Grund hierfür lag allerdings
nicht in besondrer Zärtlichkeit für den Gatten. Biel Liebe fühlte die Königin
sicher nicht zu dem schwankenden, unentschlossenen Mann, der ihr nur Schwierig¬
keiten gemacht und damit alle Hoffnungen getäuscht hatte, welche sie auf ihn
setzte, als sie ihn zum Gemahl erkor. Aber der Beweis, daß Maria Darnleh
nach Edinburg gebracht habe, um ihn dort um so sicherer töten zu lasse", ist
nicht zu erbringen. Sicher ist nnr -- und auch dies weist Better nach --,
daß die Königin ihren Gatten aus Glasgow entfernte, um ihn dem gefährlichen
Einfluß seines Baders, des intriganten Grafen Lennvx, zu entziehe". Maria
gedachte Darnleh "ach dem Schlosse von Craigmillar zu bringen. Aber der
König hatte keine Lust hierzu. Daher wurde der Plau geändert, und es wurde
beschlossen, ihn nach Kirk of Field zu bringen, einem Hause, das an einem hohen
luftigen Punkte der südlichen Vorstadt Edinburgs lag. Damit muß jeder Ver¬
dacht, der gegen Maria erhoben wurde, daß nämlich absichtlich dieses etwas ab¬
gelegene Haus von ihr zur Mordthat auserwählt worden sei, verstummen. Der
König war es selbst, der hier zu wohnen verlangte.

In Kirk of Field vollzog sich jene That, die dem König von Schottland
das Leben kostete. Die Ankläger der Königin nehmen an, daß Bothwell den
Mord nnter Mitwissen und auf Befehl der Königin vollzog, die Verteidiger dagegen,
daß er lediglich der Bollstrecker des Mordes war und nur unter Mitwisser der
andern Lords handelte. Better führt dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit den
Nachweis, daß eine Verschwörung gegen Darnlehs Leben unter dem protestantischen
Adel bestand. Diese Verschwörung war zu Craigmillar von den Ministern der
Königin geschlossen worden, den Häuptern des protestantischen Adels, Mnrrah,


auch nicht einen Pfennig von Maria erhielt, um etwas für das Tauffest anzu¬
schaffen.

Nicht begründeter ist, was die vowetio von jenem achttägigen Aufenthalte
der Königin in den Schlössern von Drumond und Tultibardiue erzählt. Nach
dem offiziellen Bericht blieb Maria dort nur einen Tag, Bothwell scheint damals
überhaupt nicht in ihrem Gefolge gewesen zu sein. Hatte sich Darnleh unmittelbar
nach der Taufe nach Glasgow entfernt, so lag der Grund darin, daß die Königin
von ihren Lords, aber auch von Elisabeth und Cecil gedrängt, gerade damals
die Amnestie der Mörder Riecivs aussprach. Von diesen aber meinte der König
nichts Gutes erwarten zu dürfen. Hatte er sie doch, um ein besseres Verhältnis
zwischen sich und seiner Gattin anzubahnen, an Maria verraten.

Ans dem Wege nach Glasgow wurde Darnleh gefährlich trank. Es waren
die Blattern, welche Plötzlich bei ihm ausbrachen. Von einer Vergiftung kann
keine Rede sein. Alle Symptome, die uns genannt werden, deuten auf jene
Krankheit hin, welche damals in Glasgow wütete. Maria durfte natürlich ihres
Söhnchens wegen nicht wagen, den Gemahl zu besuchen. Aber sie sandte ihm
ihren eigenen Arzt. Später erschien Maria selbst am Krankenbette DarnleyS,
um ihn nach Edinburg bringen zu lassen. Der Grund hierfür lag allerdings
nicht in besondrer Zärtlichkeit für den Gatten. Biel Liebe fühlte die Königin
sicher nicht zu dem schwankenden, unentschlossenen Mann, der ihr nur Schwierig¬
keiten gemacht und damit alle Hoffnungen getäuscht hatte, welche sie auf ihn
setzte, als sie ihn zum Gemahl erkor. Aber der Beweis, daß Maria Darnleh
nach Edinburg gebracht habe, um ihn dort um so sicherer töten zu lasse», ist
nicht zu erbringen. Sicher ist nnr — und auch dies weist Better nach —,
daß die Königin ihren Gatten aus Glasgow entfernte, um ihn dem gefährlichen
Einfluß seines Baders, des intriganten Grafen Lennvx, zu entziehe». Maria
gedachte Darnleh »ach dem Schlosse von Craigmillar zu bringen. Aber der
König hatte keine Lust hierzu. Daher wurde der Plau geändert, und es wurde
beschlossen, ihn nach Kirk of Field zu bringen, einem Hause, das an einem hohen
luftigen Punkte der südlichen Vorstadt Edinburgs lag. Damit muß jeder Ver¬
dacht, der gegen Maria erhoben wurde, daß nämlich absichtlich dieses etwas ab¬
gelegene Haus von ihr zur Mordthat auserwählt worden sei, verstummen. Der
König war es selbst, der hier zu wohnen verlangte.

In Kirk of Field vollzog sich jene That, die dem König von Schottland
das Leben kostete. Die Ankläger der Königin nehmen an, daß Bothwell den
Mord nnter Mitwissen und auf Befehl der Königin vollzog, die Verteidiger dagegen,
daß er lediglich der Bollstrecker des Mordes war und nur unter Mitwisser der
andern Lords handelte. Better führt dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit den
Nachweis, daß eine Verschwörung gegen Darnlehs Leben unter dem protestantischen
Adel bestand. Diese Verschwörung war zu Craigmillar von den Ministern der
Königin geschlossen worden, den Häuptern des protestantischen Adels, Mnrrah,


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[0132] auch nicht einen Pfennig von Maria erhielt, um etwas für das Tauffest anzu¬ schaffen. Nicht begründeter ist, was die vowetio von jenem achttägigen Aufenthalte der Königin in den Schlössern von Drumond und Tultibardiue erzählt. Nach dem offiziellen Bericht blieb Maria dort nur einen Tag, Bothwell scheint damals überhaupt nicht in ihrem Gefolge gewesen zu sein. Hatte sich Darnleh unmittelbar nach der Taufe nach Glasgow entfernt, so lag der Grund darin, daß die Königin von ihren Lords, aber auch von Elisabeth und Cecil gedrängt, gerade damals die Amnestie der Mörder Riecivs aussprach. Von diesen aber meinte der König nichts Gutes erwarten zu dürfen. Hatte er sie doch, um ein besseres Verhältnis zwischen sich und seiner Gattin anzubahnen, an Maria verraten. Ans dem Wege nach Glasgow wurde Darnleh gefährlich trank. Es waren die Blattern, welche Plötzlich bei ihm ausbrachen. Von einer Vergiftung kann keine Rede sein. Alle Symptome, die uns genannt werden, deuten auf jene Krankheit hin, welche damals in Glasgow wütete. Maria durfte natürlich ihres Söhnchens wegen nicht wagen, den Gemahl zu besuchen. Aber sie sandte ihm ihren eigenen Arzt. Später erschien Maria selbst am Krankenbette DarnleyS, um ihn nach Edinburg bringen zu lassen. Der Grund hierfür lag allerdings nicht in besondrer Zärtlichkeit für den Gatten. Biel Liebe fühlte die Königin sicher nicht zu dem schwankenden, unentschlossenen Mann, der ihr nur Schwierig¬ keiten gemacht und damit alle Hoffnungen getäuscht hatte, welche sie auf ihn setzte, als sie ihn zum Gemahl erkor. Aber der Beweis, daß Maria Darnleh nach Edinburg gebracht habe, um ihn dort um so sicherer töten zu lasse», ist nicht zu erbringen. Sicher ist nnr — und auch dies weist Better nach —, daß die Königin ihren Gatten aus Glasgow entfernte, um ihn dem gefährlichen Einfluß seines Baders, des intriganten Grafen Lennvx, zu entziehe». Maria gedachte Darnleh »ach dem Schlosse von Craigmillar zu bringen. Aber der König hatte keine Lust hierzu. Daher wurde der Plau geändert, und es wurde beschlossen, ihn nach Kirk of Field zu bringen, einem Hause, das an einem hohen luftigen Punkte der südlichen Vorstadt Edinburgs lag. Damit muß jeder Ver¬ dacht, der gegen Maria erhoben wurde, daß nämlich absichtlich dieses etwas ab¬ gelegene Haus von ihr zur Mordthat auserwählt worden sei, verstummen. Der König war es selbst, der hier zu wohnen verlangte. In Kirk of Field vollzog sich jene That, die dem König von Schottland das Leben kostete. Die Ankläger der Königin nehmen an, daß Bothwell den Mord nnter Mitwissen und auf Befehl der Königin vollzog, die Verteidiger dagegen, daß er lediglich der Bollstrecker des Mordes war und nur unter Mitwisser der andern Lords handelte. Better führt dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit den Nachweis, daß eine Verschwörung gegen Darnlehs Leben unter dem protestantischen Adel bestand. Diese Verschwörung war zu Craigmillar von den Ministern der Königin geschlossen worden, den Häuptern des protestantischen Adels, Mnrrah,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/132>, abgerufen am 22.07.2024.