Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite


Vakchen und Thyrsosträger.
R August Niomann ( oman vonGotha).

Das Recht der Übersetzung vorbe-
halten. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung )

aben Sie gesehen, Prinz, wie sie eben ihren Kopf drehte? fragte
der Freiherr von Lovendal Sie sieht hierher sie sieht nach uns
.,.
Ob diese Frau von Vlcmkendorff Wohl sehr teuer ist? sagte der
Prinz darauf. Wissen Sie es nicht, lieber Baron? Sie kennen ja
den Preis von allen Dingen, und ich bin hier ganz fremd geworden.

Ich glaube, entgegnete der Freiherr, verschmitzt lächelnd, Sie könnten das
am besten von ihrem Manne erfahren.

Sie sind, bei Gott, schlecht, sagte der Prinz. Sie sind noch schlechter als
ich glaubte, und ein höchst niederträchtiger, pcrniciöser Rouv, der mit der Zeit
das ganze tugendhafte Berlin ruiniren wird. -- Aber sagen Sie, wollen Sie
die Stute kaufen?

Der Freiherr senkte in einiger Verlegenheit den Kopf.

Ich muß sie erst noch einmal versuchen, ich glaube, sie hat Neigung zum
Durchgehen.

Pah! rief der Prinz, ein Säugling kaun sie mit einem seidenen Faden reiten,
und ich lasse sie Ihnen für fünfhundert Friedrichsd'or. Um aber wieder auf
besagten Hammel zu kommen -- diese Blankcndvrff gefällt mir nicht übel, und
ihr Mann hat eine eigentümliche Kopfbildung, just wie sie mir zusagt. Er
hat eine Stirn, die für Hörner prädcstinirt ist, eine ganz besondere Schädel¬
bildung, die mir hier bei vielen Ehemännern aufgefallen ist.

Sie denken noch in Paris zu fein, Prinz, entgegnete ihm der junge Frei¬
herr, der im Laufe des Sommers zu heiraten gedachte, aber wir sind in Berlin,
wo doch wohl ein etwas andrer Maßstab der Sittlichkeit angelegt werden muß.

Ja ja, sagte der Prinz, wir haben in Frankreich ein altes Sprichwort:
Wer seine Liebste im Arm hat, sieht auch eine schwarze Kuh in einem verbrannten
Walde gern. -- Ist das nicht Ihr Vetter, lieber Baron, der hübsche schwarz-




Vakchen und Thyrsosträger.
R August Niomann ( oman vonGotha).

Das Recht der Übersetzung vorbe-
halten. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung )

aben Sie gesehen, Prinz, wie sie eben ihren Kopf drehte? fragte
der Freiherr von Lovendal Sie sieht hierher sie sieht nach uns
.,.
Ob diese Frau von Vlcmkendorff Wohl sehr teuer ist? sagte der
Prinz darauf. Wissen Sie es nicht, lieber Baron? Sie kennen ja
den Preis von allen Dingen, und ich bin hier ganz fremd geworden.

Ich glaube, entgegnete der Freiherr, verschmitzt lächelnd, Sie könnten das
am besten von ihrem Manne erfahren.

Sie sind, bei Gott, schlecht, sagte der Prinz. Sie sind noch schlechter als
ich glaubte, und ein höchst niederträchtiger, pcrniciöser Rouv, der mit der Zeit
das ganze tugendhafte Berlin ruiniren wird. — Aber sagen Sie, wollen Sie
die Stute kaufen?

Der Freiherr senkte in einiger Verlegenheit den Kopf.

Ich muß sie erst noch einmal versuchen, ich glaube, sie hat Neigung zum
Durchgehen.

Pah! rief der Prinz, ein Säugling kaun sie mit einem seidenen Faden reiten,
und ich lasse sie Ihnen für fünfhundert Friedrichsd'or. Um aber wieder auf
besagten Hammel zu kommen — diese Blankcndvrff gefällt mir nicht übel, und
ihr Mann hat eine eigentümliche Kopfbildung, just wie sie mir zusagt. Er
hat eine Stirn, die für Hörner prädcstinirt ist, eine ganz besondere Schädel¬
bildung, die mir hier bei vielen Ehemännern aufgefallen ist.

Sie denken noch in Paris zu fein, Prinz, entgegnete ihm der junge Frei¬
herr, der im Laufe des Sommers zu heiraten gedachte, aber wir sind in Berlin,
wo doch wohl ein etwas andrer Maßstab der Sittlichkeit angelegt werden muß.

Ja ja, sagte der Prinz, wir haben in Frankreich ein altes Sprichwort:
Wer seine Liebste im Arm hat, sieht auch eine schwarze Kuh in einem verbrannten
Walde gern. — Ist das nicht Ihr Vetter, lieber Baron, der hübsche schwarz-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86221"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341835_89804/figures/grenzboten_341835_89804_86221_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vakchen und Thyrsosträger.<lb/>
R<note type="byline"> August Niomann (</note> oman vonGotha).<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Das Recht der Übersetzung vorbe-<lb/>
halten. Nachdruck verboten.<lb/>
(Fortsetzung ) </head><lb/>
          <p xml:id="ID_335"> aben Sie gesehen, Prinz, wie sie eben ihren Kopf drehte? fragte<lb/>
der Freiherr von Lovendal Sie sieht hierher sie sieht nach uns<lb/>
.,.<lb/>
Ob diese Frau von Vlcmkendorff Wohl sehr teuer ist? sagte der<lb/>
Prinz darauf. Wissen Sie es nicht, lieber Baron? Sie kennen ja<lb/>
den Preis von allen Dingen, und ich bin hier ganz fremd geworden. </p><lb/>
          <p xml:id="ID_336"> Ich glaube, entgegnete der Freiherr, verschmitzt lächelnd, Sie könnten das<lb/>
am besten von ihrem Manne erfahren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_337"> Sie sind, bei Gott, schlecht, sagte der Prinz. Sie sind noch schlechter als<lb/>
ich glaubte, und ein höchst niederträchtiger, pcrniciöser Rouv, der mit der Zeit<lb/>
das ganze tugendhafte Berlin ruiniren wird. &#x2014; Aber sagen Sie, wollen Sie<lb/>
die Stute kaufen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_338"> Der Freiherr senkte in einiger Verlegenheit den Kopf.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_339"> Ich muß sie erst noch einmal versuchen, ich glaube, sie hat Neigung zum<lb/>
Durchgehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_340"> Pah! rief der Prinz, ein Säugling kaun sie mit einem seidenen Faden reiten,<lb/>
und ich lasse sie Ihnen für fünfhundert Friedrichsd'or. Um aber wieder auf<lb/>
besagten Hammel zu kommen &#x2014; diese Blankcndvrff gefällt mir nicht übel, und<lb/>
ihr Mann hat eine eigentümliche Kopfbildung, just wie sie mir zusagt. Er<lb/>
hat eine Stirn, die für Hörner prädcstinirt ist, eine ganz besondere Schädel¬<lb/>
bildung, die mir hier bei vielen Ehemännern aufgefallen ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_341"> Sie denken noch in Paris zu fein, Prinz, entgegnete ihm der junge Frei¬<lb/>
herr, der im Laufe des Sommers zu heiraten gedachte, aber wir sind in Berlin,<lb/>
wo doch wohl ein etwas andrer Maßstab der Sittlichkeit angelegt werden muß.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_342" next="#ID_343"> Ja ja, sagte der Prinz, wir haben in Frankreich ein altes Sprichwort:<lb/>
Wer seine Liebste im Arm hat, sieht auch eine schwarze Kuh in einem verbrannten<lb/>
Walde gern. &#x2014; Ist das nicht Ihr Vetter, lieber Baron, der hübsche schwarz-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0100] [Abbildung] Vakchen und Thyrsosträger. R August Niomann ( oman vonGotha). Das Recht der Übersetzung vorbe- halten. Nachdruck verboten. (Fortsetzung ) aben Sie gesehen, Prinz, wie sie eben ihren Kopf drehte? fragte der Freiherr von Lovendal Sie sieht hierher sie sieht nach uns .,. Ob diese Frau von Vlcmkendorff Wohl sehr teuer ist? sagte der Prinz darauf. Wissen Sie es nicht, lieber Baron? Sie kennen ja den Preis von allen Dingen, und ich bin hier ganz fremd geworden. Ich glaube, entgegnete der Freiherr, verschmitzt lächelnd, Sie könnten das am besten von ihrem Manne erfahren. Sie sind, bei Gott, schlecht, sagte der Prinz. Sie sind noch schlechter als ich glaubte, und ein höchst niederträchtiger, pcrniciöser Rouv, der mit der Zeit das ganze tugendhafte Berlin ruiniren wird. — Aber sagen Sie, wollen Sie die Stute kaufen? Der Freiherr senkte in einiger Verlegenheit den Kopf. Ich muß sie erst noch einmal versuchen, ich glaube, sie hat Neigung zum Durchgehen. Pah! rief der Prinz, ein Säugling kaun sie mit einem seidenen Faden reiten, und ich lasse sie Ihnen für fünfhundert Friedrichsd'or. Um aber wieder auf besagten Hammel zu kommen — diese Blankcndvrff gefällt mir nicht übel, und ihr Mann hat eine eigentümliche Kopfbildung, just wie sie mir zusagt. Er hat eine Stirn, die für Hörner prädcstinirt ist, eine ganz besondere Schädel¬ bildung, die mir hier bei vielen Ehemännern aufgefallen ist. Sie denken noch in Paris zu fein, Prinz, entgegnete ihm der junge Frei¬ herr, der im Laufe des Sommers zu heiraten gedachte, aber wir sind in Berlin, wo doch wohl ein etwas andrer Maßstab der Sittlichkeit angelegt werden muß. Ja ja, sagte der Prinz, wir haben in Frankreich ein altes Sprichwort: Wer seine Liebste im Arm hat, sieht auch eine schwarze Kuh in einem verbrannten Walde gern. — Ist das nicht Ihr Vetter, lieber Baron, der hübsche schwarz-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/100
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/100>, abgerufen am 01.07.2024.