Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.Der jiingsteATag. gelassen in meiner -- hier hörte sie wieder für eine Weile zu atme" ans. In Doktor Ketchup war Grobschmicd gewesen, aber harte Arbeit paßte nicht Hallo! schrie Jonas in echt westlichem Stil, als er vor Doktor Ketchups Hause Dieser letzte Ausruf begrüßte das Erscheinen des Gesichtes des Doktors Sind Sie den" besoffen, Jonas Harrison? Machen Sie, daß Sie fort¬ Das wird Ihnen schwerer fallen als das Schustern für Gäule, mein ver¬ Der jiingsteATag. gelassen in meiner — hier hörte sie wieder für eine Weile zu atme» ans. In Doktor Ketchup war Grobschmicd gewesen, aber harte Arbeit paßte nicht Hallo! schrie Jonas in echt westlichem Stil, als er vor Doktor Ketchups Hause Dieser letzte Ausruf begrüßte das Erscheinen des Gesichtes des Doktors Sind Sie den» besoffen, Jonas Harrison? Machen Sie, daß Sie fort¬ Das wird Ihnen schwerer fallen als das Schustern für Gäule, mein ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0535" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193876"/> <fw type="header" place="top"> Der jiingsteATag.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1838" prev="#ID_1837"> gelassen in meiner — hier hörte sie wieder für eine Weile zu atme» ans. In<lb/> meiner letzten Stunde zu sterben ohne — ohne — o-v-ob! Ohne was Fran<lb/> Anderson sterben sollte, gab sie niemals an. Herr Anderson hatte Jonas ge¬<lb/> winkt, als er hereinkam, und dieser würdige Maun hatte sich in gemächlichen<lb/> Trott aufgemacht, um den „Dnmpfdoktor" zu holen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1839"> Doktor Ketchup war Grobschmicd gewesen, aber harte Arbeit paßte nicht<lb/> zu seiner Leibesbeschaffenheit. Er fühlte, daß er zu etwas besserem erschaffen<lb/> war als zum Beschlagen von Pferden. Dieser ehrgeizige Gedanke wurde ihm<lb/> zuerst durch die Zunahme seiner Körperfülle eingegeben, die, während sie ihm<lb/> das Bücken über einem Pferdehufe beschwerlich machte, bei ihm andrerseits den<lb/> Eindruck hervorrief, daß seine Aldermansgestalt einen der gelehrten Stände<lb/> schmücken würde. So kaufte er sich denn eines jener kleinen Handbücher, welche<lb/> der Gründer des Thomsonschen Systems spottbillig zu zwanzig Dollars das<lb/> Exemplar verkaufte, und welche Anweisung erteilten, wie man in jedem einzelnen<lb/> Falle die Patienten zu kuriren oder umzubringen habe. Die Besitzer dieser<lb/> wichtigen Schatzkammern voll köstlicher Belehrung waren verpflichtet, die darin<lb/> enthaltenen tiefen Geheimnisse, die unergründliche Weisheit, welche sie belehrte,<lb/> wie sie in jedem gegebenen Falle zu entscheiden hatten, ob Ginseng oder ein<lb/> Schwitzbad mit Mais die gehörige Medizin sei, gegen jedermann zu verschweigen.<lb/> Und die zwanzig Dollars, welche der schlaue Grvbschmied in der Sache ange¬<lb/> legt hatte, trugen ihm recht hübsche Zinsen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1840"> Hallo! schrie Jonas in echt westlichem Stil, als er vor Doktor Ketchups Hause<lb/> draußen vor dem Städtchen Brahville seine Pferde zum Stehen gebracht hatte.<lb/> .Hallo da drin! Aber der Doktor schlief bereits. Kostet höllisch lange Zeit,<lb/> so einen fetten Schlingel zu wecken, bemerkte Jonas mit sich selbst redend. Hat<lb/> sich so dran gewöhnt, sich schnarchen zu hören, daß er den Unterschied zwischen<lb/> Schnarchen und Donner nicht mehr herausfindet. Hallo! Hallo da drin! Ich<lb/> sage: Hallo Grobschmiedswerkstatt! Doktor Ketchnp, was stehen Sie denn<lb/> nicht auf? Hallo! Mais-Schwitzbäderund Kalmus! Hallo! Juchhe! Ein Hurrah<lb/> für Jackson und Doktor Ketchup! Hallo! Donnerwetter! Haltet den Dieb!<lb/> Feuer! Feuer! Feuer! Mvrdjo! Mordjo! Hilfe! Hilfe! — Hurrah, da Hütten<lb/> wir den Waschbär endlich ans dem Baume heraus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1841"> Dieser letzte Ausruf begrüßte das Erscheinen des Gesichtes des Doktors<lb/> Ketchup am Fenster.</p><lb/> <p xml:id="ID_1842"> Sind Sie den» besoffen, Jonas Harrison? Machen Sie, daß Sie fort¬<lb/> kommen mit Ihrem Hallvgebrüll, oder ich lasse Sie einstecken, sagte Ketchnp.</p><lb/> <p xml:id="ID_1843" next="#ID_1844"> Das wird Ihnen schwerer fallen als das Schustern für Gäule, mein ver¬<lb/> ehrter Freund und Mitbürger. Ich werde Sie einstecken lassen, weil Sie so<lb/> fest schlafen und so laut schnarchen, daß die ganze Schöpfung und Ihre übrigen<lb/> Nachbarn dadurch aufgestört werden. Ich habe Sie die ganze Zeit über gehört,<lb/> seit ich von Andersons Farm wegritt, und dachte, es wäre ein Dampfboot.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0535]
Der jiingsteATag.
gelassen in meiner — hier hörte sie wieder für eine Weile zu atme» ans. In
meiner letzten Stunde zu sterben ohne — ohne — o-v-ob! Ohne was Fran
Anderson sterben sollte, gab sie niemals an. Herr Anderson hatte Jonas ge¬
winkt, als er hereinkam, und dieser würdige Maun hatte sich in gemächlichen
Trott aufgemacht, um den „Dnmpfdoktor" zu holen.
Doktor Ketchup war Grobschmicd gewesen, aber harte Arbeit paßte nicht
zu seiner Leibesbeschaffenheit. Er fühlte, daß er zu etwas besserem erschaffen
war als zum Beschlagen von Pferden. Dieser ehrgeizige Gedanke wurde ihm
zuerst durch die Zunahme seiner Körperfülle eingegeben, die, während sie ihm
das Bücken über einem Pferdehufe beschwerlich machte, bei ihm andrerseits den
Eindruck hervorrief, daß seine Aldermansgestalt einen der gelehrten Stände
schmücken würde. So kaufte er sich denn eines jener kleinen Handbücher, welche
der Gründer des Thomsonschen Systems spottbillig zu zwanzig Dollars das
Exemplar verkaufte, und welche Anweisung erteilten, wie man in jedem einzelnen
Falle die Patienten zu kuriren oder umzubringen habe. Die Besitzer dieser
wichtigen Schatzkammern voll köstlicher Belehrung waren verpflichtet, die darin
enthaltenen tiefen Geheimnisse, die unergründliche Weisheit, welche sie belehrte,
wie sie in jedem gegebenen Falle zu entscheiden hatten, ob Ginseng oder ein
Schwitzbad mit Mais die gehörige Medizin sei, gegen jedermann zu verschweigen.
Und die zwanzig Dollars, welche der schlaue Grvbschmied in der Sache ange¬
legt hatte, trugen ihm recht hübsche Zinsen.
Hallo! schrie Jonas in echt westlichem Stil, als er vor Doktor Ketchups Hause
draußen vor dem Städtchen Brahville seine Pferde zum Stehen gebracht hatte.
.Hallo da drin! Aber der Doktor schlief bereits. Kostet höllisch lange Zeit,
so einen fetten Schlingel zu wecken, bemerkte Jonas mit sich selbst redend. Hat
sich so dran gewöhnt, sich schnarchen zu hören, daß er den Unterschied zwischen
Schnarchen und Donner nicht mehr herausfindet. Hallo! Hallo da drin! Ich
sage: Hallo Grobschmiedswerkstatt! Doktor Ketchnp, was stehen Sie denn
nicht auf? Hallo! Mais-Schwitzbäderund Kalmus! Hallo! Juchhe! Ein Hurrah
für Jackson und Doktor Ketchup! Hallo! Donnerwetter! Haltet den Dieb!
Feuer! Feuer! Feuer! Mvrdjo! Mordjo! Hilfe! Hilfe! — Hurrah, da Hütten
wir den Waschbär endlich ans dem Baume heraus.
Dieser letzte Ausruf begrüßte das Erscheinen des Gesichtes des Doktors
Ketchup am Fenster.
Sind Sie den» besoffen, Jonas Harrison? Machen Sie, daß Sie fort¬
kommen mit Ihrem Hallvgebrüll, oder ich lasse Sie einstecken, sagte Ketchnp.
Das wird Ihnen schwerer fallen als das Schustern für Gäule, mein ver¬
ehrter Freund und Mitbürger. Ich werde Sie einstecken lassen, weil Sie so
fest schlafen und so laut schnarchen, daß die ganze Schöpfung und Ihre übrigen
Nachbarn dadurch aufgestört werden. Ich habe Sie die ganze Zeit über gehört,
seit ich von Andersons Farm wegritt, und dachte, es wäre ein Dampfboot.
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