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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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Bismarck während des Krimkrieges.

konnten, beanspruchte jenes, mit seiner Meinung ebenfalls gehört zu werden,
und diesem gerechten Verlangen wurde entsprochen.

Wie Bismnrck über diese Dinge urteilte, ergiebt sich aus mehreren Stücken
unsrer Sammlung, von denen wir eine Stelle aus dem Privatbriefe auswählen,
den er am 7. Februar an den preußischen Gesandten in Paris, Graf Hatzfeld,
richtete. Es heißt da: "Es ist weder für den Vnnd noch für uns ein Unglück,
an den Konferenzen keinen Anteil zu nehmen; es würde daraus nichts weiter
folgen, als daß die Stipulationen, welche aus denselben hervorgehe,?, und welche
für die Nichtteilnehmer nnr von sekundären Interesse sein können, der Garantie
Preußens und des Bundes entbehren, und daß es während der Konferenzen
zweifelhaft bleibt, für welche der sich etwa erhebenden verschiedenen Auffassungen
das Gewicht Deutschlands in die Wagschale fallen würde. Durch letzteren Um¬
stand kann das Zustandekommen des Friedens erschwert werden; dies zu er¬
wägen, liegt aber mehr im Interesse der kriegführenden Mächte als in dem
unsrigen. Wir können es also sehr gut ertragen, außerhalb der Konferenzen zu
bleiben, dann aber muß auch unser Verhalten gegenüber der österreichischen Vor¬
lage am Bundes schon aus diese Eventualität zugeschnitten sein. Unpassend
wird unsre Lage erst dann, wenn wir hier am Bunde in unsern offiziellen Voden
und Erklärungen eine Haltung annehmen, welche offenbar anf unsre Zuziehung
zu den Konferenzen berechnet ist, und uns dann, nachdem wir unsre Konzessionen
von uns gegeben haben, die Thür geschlossen bleibt. . . Wenn wir beschließen
sollen, die Präliminarien anzunehmen und zu ihrer Aufrechthaltung mitzuwirken,
so müssen wir auch sicher sein, daß wir nicht von der Gelegenheit hierzu aus¬
geschlossen werden. Denn daß unser Beschluß deu Charakter eines effektlos zu
den Akten gehenden Gutachtens, einer unfruchtbaren Meinungsäußerung, welche
wir gewissermaßen on <ma,like Ä'iiMÄtlZur abgeben, behalten sollte, wäre eine Un¬
Würdigkeit, der wir uns nicht aussetze,: können. Unsre Entschlüsse aber für den
Fall eintretender Ereignisse zu fassen, wenn der Friede etwa nicht zustande
kommt, dazu ist später immer Zeit, und für ven Fall will sich keiner der
Bundesstaaten jetzt schon binden, auch Österreich uicht, welches sich niemals zur
Aktion ohne Preußen und den Bund entschließen wird. . . Nach der dermaligen
Lage der Instruktionen hält die Gesammtheit der Bundesstaaten sich faktisch für
ausreichend vertreten, wenn Preußen teilnimmt; durch Österreich allein aber
nicht, weil dieses privative, den, übrigen Deutschland nicht eigne Interessen und
Verbindlichkeiten bei der Sache hat. Ist daher Preußens Zuziehung bei der
Sache verbürgt, so wird sich hier sin Frankfurts ein Österreich zufriedenstellender



Dieselbe enthielt den Wunsch, Preußen und der deutsche Bund möchten sich im Sinne
des österreichischen Antrags erklären, der dahin ging, das; das gesammte Deutschland im
Verein mit Österreich die Grundlagen anzunehmen und aufrecht zu erhalten willens sei"
sollte, auf welchen durch die bevorstehenden Unterhandlungen der allgemeine Friede fest und
dauernd errichtet werden würde.
Bismarck während des Krimkrieges.

konnten, beanspruchte jenes, mit seiner Meinung ebenfalls gehört zu werden,
und diesem gerechten Verlangen wurde entsprochen.

Wie Bismnrck über diese Dinge urteilte, ergiebt sich aus mehreren Stücken
unsrer Sammlung, von denen wir eine Stelle aus dem Privatbriefe auswählen,
den er am 7. Februar an den preußischen Gesandten in Paris, Graf Hatzfeld,
richtete. Es heißt da: „Es ist weder für den Vnnd noch für uns ein Unglück,
an den Konferenzen keinen Anteil zu nehmen; es würde daraus nichts weiter
folgen, als daß die Stipulationen, welche aus denselben hervorgehe,?, und welche
für die Nichtteilnehmer nnr von sekundären Interesse sein können, der Garantie
Preußens und des Bundes entbehren, und daß es während der Konferenzen
zweifelhaft bleibt, für welche der sich etwa erhebenden verschiedenen Auffassungen
das Gewicht Deutschlands in die Wagschale fallen würde. Durch letzteren Um¬
stand kann das Zustandekommen des Friedens erschwert werden; dies zu er¬
wägen, liegt aber mehr im Interesse der kriegführenden Mächte als in dem
unsrigen. Wir können es also sehr gut ertragen, außerhalb der Konferenzen zu
bleiben, dann aber muß auch unser Verhalten gegenüber der österreichischen Vor¬
lage am Bundes schon aus diese Eventualität zugeschnitten sein. Unpassend
wird unsre Lage erst dann, wenn wir hier am Bunde in unsern offiziellen Voden
und Erklärungen eine Haltung annehmen, welche offenbar anf unsre Zuziehung
zu den Konferenzen berechnet ist, und uns dann, nachdem wir unsre Konzessionen
von uns gegeben haben, die Thür geschlossen bleibt. . . Wenn wir beschließen
sollen, die Präliminarien anzunehmen und zu ihrer Aufrechthaltung mitzuwirken,
so müssen wir auch sicher sein, daß wir nicht von der Gelegenheit hierzu aus¬
geschlossen werden. Denn daß unser Beschluß deu Charakter eines effektlos zu
den Akten gehenden Gutachtens, einer unfruchtbaren Meinungsäußerung, welche
wir gewissermaßen on <ma,like Ä'iiMÄtlZur abgeben, behalten sollte, wäre eine Un¬
Würdigkeit, der wir uns nicht aussetze,: können. Unsre Entschlüsse aber für den
Fall eintretender Ereignisse zu fassen, wenn der Friede etwa nicht zustande
kommt, dazu ist später immer Zeit, und für ven Fall will sich keiner der
Bundesstaaten jetzt schon binden, auch Österreich uicht, welches sich niemals zur
Aktion ohne Preußen und den Bund entschließen wird. . . Nach der dermaligen
Lage der Instruktionen hält die Gesammtheit der Bundesstaaten sich faktisch für
ausreichend vertreten, wenn Preußen teilnimmt; durch Österreich allein aber
nicht, weil dieses privative, den, übrigen Deutschland nicht eigne Interessen und
Verbindlichkeiten bei der Sache hat. Ist daher Preußens Zuziehung bei der
Sache verbürgt, so wird sich hier sin Frankfurts ein Österreich zufriedenstellender



Dieselbe enthielt den Wunsch, Preußen und der deutsche Bund möchten sich im Sinne
des österreichischen Antrags erklären, der dahin ging, das; das gesammte Deutschland im
Verein mit Österreich die Grundlagen anzunehmen und aufrecht zu erhalten willens sei»
sollte, auf welchen durch die bevorstehenden Unterhandlungen der allgemeine Friede fest und
dauernd errichtet werden würde.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/396>, abgerufen am 24.08.2024.