Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.mehrseitiger Anregung bedarf, als dickleibige Lehrbücher geben könne". Nur be- Ursprung und Entwicklung der ägyptischen Krisis. l e ägyptische Frage nähert sich ihrer Lösung durch Waffengewalt. mehrseitiger Anregung bedarf, als dickleibige Lehrbücher geben könne». Nur be- Ursprung und Entwicklung der ägyptischen Krisis. l e ägyptische Frage nähert sich ihrer Lösung durch Waffengewalt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193713"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1216" prev="#ID_1215"> mehrseitiger Anregung bedarf, als dickleibige Lehrbücher geben könne». Nur be-<lb/> streiten wir, daß dies notwendig auf die unnatürlich vertunstelte Weife des<lb/> Feuilletons geschehen müsse, die den Reiz zur Überreizung steigert. Es ist<lb/> einmal ein durch die Fülle der Zeiten uns nachgebornen aufgebürdeter Übelstand,<lb/> daß ein Gebildeter unsrer Tage auf gewissen ihm fernliegenden Wissensge¬<lb/> bieten ein Halbwisseuder, Halbgebildeter sein muß. Das ist schlimm, aber es<lb/> ist so. Wir geben auch die Unentbehrlichkeit eines leichter Unterhaltung ge¬<lb/> widmeten Zweiges gern zu, aber wir behaupten, daß der leichtfertige Ton unsrer<lb/> Feuilletouhistö'reden weitab von den Wegen wandelt, ans denen wahre Bildung<lb/> und Unterhaltung sich treffen. Sittlicher Ernst, aufrichtig sich andeute Teil¬<lb/> nahme an dem darzustellenden Inhalte wird stets den achtungswerten Schrift¬<lb/> steller vom bloßen Feuilletonisten scheiden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Ursprung und Entwicklung der ägyptischen Krisis.</head><lb/> <p xml:id="ID_1217" next="#ID_1218"> l e ägyptische Frage nähert sich ihrer Lösung durch Waffengewalt.<lb/> In einigen Wochen wird sie entweder durch freiwillige Unter¬<lb/> werfung der Aufständischen oder durch deren Erdrückung bis auf<lb/> weiteres beseitigt sein. So ist ein Rückblick auf ihre Entwick¬<lb/> lung am Orte. Die Revolution Arabis nud der Nationalpartei<lb/> ist zum guten Teil eine Reaktion gegen die finanzielle Ausbeutung des ägyp¬<lb/> tischen Volkes durch die europäischen Bankiers nud Bankinstitute, von denen hier<lb/> nur der Pariser Rothschild, der Oreclit, t?on<zwr und die Lgnczuk ?rM<zö-ÜA^v-<lb/> ticmnc; namhaft gemacht werden sollen. Vor etwa fünfundzwanzig Jahren hatte<lb/> Ägypten bei achtzig Millionen Mark Einnahme und etwa fünf Millionen Ein¬<lb/> wohnern nur eine schwebende Schuld von ungefähr achtundzwanzig Millionen<lb/> Mark. Seitdem hat sich die Schuldenlast durch liederliche Wirtschaft, Ver¬<lb/> schwendung der Herrschenden und eine lauge Reihe von Anleihen, die zu hohen<lb/> Zinsen aufgenommen wurden, trotz aller Amortisation der einzelnen Posten ins<lb/> Ungeheuerliche vermehrt, sodaß sie im Jahre l87!Z nicht weniger als circa<lb/> 1820 Millionen Mark betrug, obwohl man die Einnahmen auf mehr als<lb/> 200 Millionen Mark gesteigert hatte, was bei einer Zunahme der Bevölkerung<lb/> um eine halbe Million eine unerträgliche Belastung der Steuerzahler erforder¬<lb/> lich machte. Die europäischen Kapitalisten zogen von ihrem Gelde sechs bis<lb/> neun Prozent Nomiunlzins, in Wirklichkeit aber, da die Anleihen zu niedrigen<lb/> Kursen emittirt wurden, acht bis zehn Prozent und überdies eine hohe Provision.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
mehrseitiger Anregung bedarf, als dickleibige Lehrbücher geben könne». Nur be-
streiten wir, daß dies notwendig auf die unnatürlich vertunstelte Weife des
Feuilletons geschehen müsse, die den Reiz zur Überreizung steigert. Es ist
einmal ein durch die Fülle der Zeiten uns nachgebornen aufgebürdeter Übelstand,
daß ein Gebildeter unsrer Tage auf gewissen ihm fernliegenden Wissensge¬
bieten ein Halbwisseuder, Halbgebildeter sein muß. Das ist schlimm, aber es
ist so. Wir geben auch die Unentbehrlichkeit eines leichter Unterhaltung ge¬
widmeten Zweiges gern zu, aber wir behaupten, daß der leichtfertige Ton unsrer
Feuilletouhistö'reden weitab von den Wegen wandelt, ans denen wahre Bildung
und Unterhaltung sich treffen. Sittlicher Ernst, aufrichtig sich andeute Teil¬
nahme an dem darzustellenden Inhalte wird stets den achtungswerten Schrift¬
steller vom bloßen Feuilletonisten scheiden.
Ursprung und Entwicklung der ägyptischen Krisis.
l e ägyptische Frage nähert sich ihrer Lösung durch Waffengewalt.
In einigen Wochen wird sie entweder durch freiwillige Unter¬
werfung der Aufständischen oder durch deren Erdrückung bis auf
weiteres beseitigt sein. So ist ein Rückblick auf ihre Entwick¬
lung am Orte. Die Revolution Arabis nud der Nationalpartei
ist zum guten Teil eine Reaktion gegen die finanzielle Ausbeutung des ägyp¬
tischen Volkes durch die europäischen Bankiers nud Bankinstitute, von denen hier
nur der Pariser Rothschild, der Oreclit, t?on<zwr und die Lgnczuk ?rM<zö-ÜA^v-
ticmnc; namhaft gemacht werden sollen. Vor etwa fünfundzwanzig Jahren hatte
Ägypten bei achtzig Millionen Mark Einnahme und etwa fünf Millionen Ein¬
wohnern nur eine schwebende Schuld von ungefähr achtundzwanzig Millionen
Mark. Seitdem hat sich die Schuldenlast durch liederliche Wirtschaft, Ver¬
schwendung der Herrschenden und eine lauge Reihe von Anleihen, die zu hohen
Zinsen aufgenommen wurden, trotz aller Amortisation der einzelnen Posten ins
Ungeheuerliche vermehrt, sodaß sie im Jahre l87!Z nicht weniger als circa
1820 Millionen Mark betrug, obwohl man die Einnahmen auf mehr als
200 Millionen Mark gesteigert hatte, was bei einer Zunahme der Bevölkerung
um eine halbe Million eine unerträgliche Belastung der Steuerzahler erforder¬
lich machte. Die europäischen Kapitalisten zogen von ihrem Gelde sechs bis
neun Prozent Nomiunlzins, in Wirklichkeit aber, da die Anleihen zu niedrigen
Kursen emittirt wurden, acht bis zehn Prozent und überdies eine hohe Provision.
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